• Gartengenuss

Köstliche Erdbeeren

Süße Sommerfrüchte aus dem Garten

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Erdbeeren
  • Walderdbeeren
  • Remontieren
  • Bodendecker
  • Sortenvielfalt

ErdbeerenFoto: Kingcraft/Shutterstock Was wäre ein Sommer ohne Erdbeeren?


Ob Rarität oder altbekannter Verkaufsschlager – im Erdbeersortiment findet jeder etwas nach seinem Geschmack. Die aromatische Frucht wird gerne als die „Königin der Beeren“ bezeichnet und ist für viele Naschkatzen ein Muss im eigenen Garten.

Bereits in der Antike wurden Pflanzen der heimischen Walderdbeere, Fragaria vesca, in Kultur genommen. Jedoch erst im 18. Jahrhundert entstand die klassische einmaltragende Gartenerdbeere Fragaria x ananassa aus einer Zufallskreuzung zweier amerikanischer Wildarten. Weltweit gibt es 22 Wildarten, sie sind Ausdruck der Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit dieser vergleichsweise jungen Kulturpflanze.


Sommerlanger Genuss

Züchter auf der ganzen Welt arbeiten mit diesen Wildarten, um die Erdbeer-Vielfalt weiter zu vergrößern. Daher können Sie immer wieder neue Besonderheiten im Sortiment finden. So stammt z.B. die Fähigkeit zum Remontieren (Blüten und Früchte werden über die ganze Vegetationsperiode gebildet) aus der Einkreuzung einer Wildart. Ähnlich verhält es sich mit sogenannten Kletter­erd­beeren oder Hängeerdbeeren (siehe Kasten), die ebenfalls remontieren und auf eine solche Einkreuzung zurückgehen.

 

Können Erdbeeren klettern?Foto: Baldur-Garten

Können Erdbeeren klettern?

Bei Kletter­erd­beeren oder Hängeerdbeeren handelt es sich um remontierende Erdbeersorten. Diese bilden über den ganzen Sommer Blü­ten und setzen ständig im hohen Maße Ausläufer an. Die Ausläufer sind über eine Ranke mit der Mutterpflanze ver­bunden und erhalten da­rüber Wasser und Nähr­stoffe. Da die Ranke lau­fend weiter wächst, bilden sich immer wieder neue Jungpflanzen. Diese sind ähnlich einer Perlenkette hintereinander gereiht.

Nach einer Jugendphase von einigen Wochen kön­­nen die Jungpflanzen selbst Blüten ansetzen. Allerdings ist dieser Blütenansatz oft nur sehr ge­ring und vereinzelt. Die Ausläuferranken kön­nen bei optimaler Düngung und Bewässerung über 1 m lang werden. Dabei besteht die Möglichkeit, die Ranken einfach nach unten hängen zu lassen oder sie von Hand an ein Gerüst anzu­binden und somit „Kletter­erd­beeren“ zu erhalten.

Sie dürfen allerdings nicht erwarten, dass die Pflanzen von sich aus 1 m in die Höhe ranken. Au­ßerdem sollten Sie beachten, dass der Pflege­aufwand – insbesondere für gute Erträge – sehr hoch ist.

 


Aromatischer Bodendecker

Eine äußerst interessante Kreuzung ist Fragaria x vescana ‘Florika®’, auch als Erdbeerwiese ‘Florika®’ im Handel. Sie trägt zwar nicht das ganze Jahr über Früchte, allerdings bildet sie sehr viele Ausläufer und eignet sich deshalb hervorragend als Bodendecker. Zusätzlich dazu trägt sie zwar kleine, aber sehr aromatische Früchte, die an Walderdbeeren erinnern. Ein weiterer Vorteil ist die ausgesprochene Ro­bustheit der Pflanzen auch gegenüber Krankheiten, die über den Boden übertragen werden, wie z.B. die Rote Wurzelfäule (Phytophthora fraga­riae).


Bodendecker ErdbeerwieseFoto: Staudengärtnerei Gaißmayer Der robuste Bodendecker Erdbeerwiese ‘Florika®’ punktet zusätzlich mit vielen aromatischen Früchtchen.



Rot ist kein Muss

Optisch interessant sind weißfrüchtigeSorten wie die „Ananas-Erdbeere“ oder ‘Snow White®’. Was den Geschmack angeht, können diese Züchtungen sicherlich nicht aus dem Sortiment her­vor­stechen. Die eher säuerliche Prägung ist nicht jedermanns Geschmack, aber in Kombination mit klassischen roten Sorten sind die weißen Früchte durchaus ein Augenschmaus.


Ananas-ErdbeereFoto: Andre Bonn/Adobe Stock Ananas-Erdbeere



Praktische Kühlmethode

Keine besondere Züchtung stellen Frigo-Erdbeeren dar. Hierbei handelt es sich lediglich um spezielles Pflanz­gut, das für eine schnelle Ernte sorgt. Die Jungpflanzen-Produzenten machen sich hierbei die Bio­logie der Erd­beer­pflan­­ze zunutze, und zwar, dass bei herkömmlichen einmal­tragen­den Erdbeeren bereits im Herbst die Blüten für das Folgejahr an­gelegt werden.


Frigo-ErdbeerenFoto: Erdbeerprofi Frigo-Erdbeeren


Somit lassen sie die Jungpflanzen bis zum Winter in den Vermehrungsbeeten stehen, roden sie dann erst und entfernen das Laub bis auf die Herzblätter. Diese Jungpflanzen enthalten nun in ihrem Rhizom (Wurzelstock) bereits die Blütenanlage für das nächste Jahr. Anschließend werden die Jungpflanzen von Boden­resten befreit und in Kühlhäusern bei ca. –1 °C eingelagert.

Nun kann man die Pflanzen zum gewünschten Pflanzzeitpunkt wieder auftauen und auspflanzen. Da es sich bei Erdbeeren um Stauden handelt, treiben diese wieder aus und beginnen bald mit der Blüte. Je nach Witterung sind zehn bis zwölf Wochen nach der Pflanzung die ersten Früchte reif.

Bei den sogenannten Express-Erdbeeren handelt es sich um kräftige Frigo-Pflanzen, die in großen Töpfen angeboten werden und schon nach wenigen Wochen Früchte bringen. Mit Frigo-Erdbeeren ist es möglich, durch verschiedene Pflanzzeitpunkte auch mit einmaltragenden Sorten über die ganze Vegetationsperiode schmackhafte Früchte zu erhalten.


Große Früchte, reiche Ernte

Im Gegensatz zu den remontierenden Sorten, die bis zum Herbst blühen und tragen, haben einmaltragende Erdbeeren nur ein relativ kurzes Erntefenster im Früh­sommer. Die Früchte reifen folgernd, sodass sich die Erntezeit der einzelnen Sorte über drei bis vier Wochen erstreckt. Bezüglich Ertrag und Fruchtgröße sind die einmaltragenden den remontierenden Sorten überlegen. Es gibt ein großes Sortenspektrum mit unterschiedlichen Reifezeiträumen:

Zu den frühen Sorten, die je nach Region und Witterungs­verlauf bereits ab Anfang Juni reifen, zählen ‘Daroyal®’ und ‘Rumba’. Sie verfügen über eine gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Fruchtfäulen und punkten mit hohen Erträgen. Die Aromaausprägung kann je nach Jahr und Standort schwanken. Als zusätzlichen Pluspunkt verfügt ‘Daroyal®’ über ein intensiv rot gefärbtes Fruchtfleisch. Bei vielen Sorten ist das Fruchtfleisch eher weißlich gefärbt. Gerade für die Marmeladenherstellung bevorzugen jedoch viele Gartenfreunde ein intensives Rot, dass nicht zu schnell verbräunt.


‘Daroyal®’Fotos: Volgenandt ‘Daroyal®’


Im kurz darauffolgenden Reifesegment sind mit ‘Darselect’ und ‘Korona’ zwei geschmacklich sehr gute Sorten zu finden. ‘Korona’ weist dabei die bessere Pflanzengesundheit auf, wobei jedoch die Früchte deutlich weicher sind und auch nicht so lange haltbar wie bei ‘Darselect’.


‘Darselect’Fotos: Volgenandt ‘Darselect’


Mit einer sehr guten Robustheit gegenüber den typischen Schaderregern können ‘Elianny’ und ‘Polka’ im mittleren Reife­bereich punkten. Hinzu kommen hohe Erträge und ein geschmacklich ansprechendes Aromaprofil insbesondere bei ‘Polka’.

Viel Züchtungsarbeit wurde in den letzten Jahren auch mit der bekannten Sorte ‘Mieze Schindler’ betrieben. Das ausgesprochen vielseitige Aromaprofil motivierte die Züchter, an der Selbst­frucht­bar­keit zu ar­beiten. Mittlerweile sind zwei selbstfruchtbare Kreuzungen aus ‘Mieze Schindler’ auf dem Markt. Zum einen ist dies ‘Mie­ze Nova®’ und zum anderen ‘Hummi® Neue Mieze’. Beide Sorten können geschmacklich überzeugen und benötigen als großen Pluspunkt im Vergleich zur El­ternsorte keine zusätzliche Befruch­tersorte. Leider nicht ganz so geschmacksintensiv präsentiert sich ‘Florence’ im späten Erntebereich. Allerdings besitzt sie genau wie ‘Polka’ ein intensiv rot gefärbtes Frucht­fleisch. Auch können Ertrag, Fruchtgröße und Pflanzengesundheit überzeugen.


‘Hummi® Neue Mieze’ und ‘Mie­ze Nova®’Fotos: N.L. Christensen ‘Hummi® Neue Mieze’ und ‘Mie­ze Nova®’


Den Abschluss in Sachen Reife macht ‘Malwina’. Auch diese Sorte weist ein rot durchgefärbtes Fruchtfleisch auf und weiß mit ihrem Geschmack zu überzeugen. Achten Sie bei dieser späten Reife und auch bei remontierenden Sorten auf Schäden durch den Erdbeerblütenstecher (Anthonomus rubi). Dieser 2–4 mm große Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer legt seine Eier in die ge­schlossene Knospe ab und nagt anschließend den Stängel an, worauf die Knospe eintrocknet. Käfer und abgeknickte bzw. abgefallene Knospen sollten Sie aufsammeln und aus dem Garten entfernen.

Wenn Sie nun Ihre Erdbeerbeete erwei­tern wollen, können Sie die Sortenübersicht als Ent­scheidungs­hilfe nut­zen. Darin sind die einmaltragenden Sor­ten in Reifezeiten eingeteilt, sodass einem sommerlangen Erdbeergenuss nichts im Wege steht.

Stefan Volgenandt
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg

 

Empfehlenswerte Sorten

Sorte
Reifezeit
Ertragspotenzial
Fruchtgröße
Pflanzengesundheit
Geschmack
‘Daroyal®’ früh hoch mittel sehr gut gut
‘Rumba’ früh hoch groß sehr gut gut
‘Darselect’ früh/mittel mittel/hoch mittel/groß mittel sehr gut
‘Korona’ früh/mittel hoch mittel gut sehr gut
‘Mieze Nova®’ früh/mittel mittel klein/mittel sehr gut sehr gut
‘Elianny’ mittel sehr hoch mittel/groß sehr gut gut
‘Hummi® Neue Mieze’ mittel gering/mittel klein/mittel gut sehr gut
‘Polka’ mittel hoch mittel sehr gut sehr gut
‘Snow White®’ mittel gering klein mittel/gut mittel
‘Florence’ spät sehr hoch groß sehr gut mittel
‘Malwina’ sehr spät mittel mittel gut gut
Erdbeerwiese ‘Florika®’ Juni/Juli gering sehr klein sehr gut sehr gut

 

ErnteFoto: alicja neumiler/Shutterstock

Bezugsquellen

Baldur-Garten
Tel. 06251/10 33 66
www.baldur-garten.de

Beerenobstkulturen Klaus Möse
Tel. 03583/68 57 81
www.beerenobst-erdbeerpflanzen.de

Erdbeerprofi
Tel. 034604/79 08 52
www.erdbeerprofi.de

Hummi Beerenpflanzen
Tel. 0711/86 00 83 11
www.hummibeeren.de

N.L. Chrestensen
Tel. 0361/510 15
www.gartenversandhaus.de

Staudengärtnerei Gaißmayer
(Erdbeerwiese ‘Florika®’)

Tel. 07303/72 58
www.gaissmayer.de

 

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