- Gartengenuss
Kürbisse anbauen
Foto: photolars/Adobe Stock
Kaum eine Gemüseart hat sich in den letzten 20 Jahren so stark in den Gärten breitgemacht gemacht wie der Kürbis. Kein Wunder, schätzen ihn doch viele Gartenfreunde wegen seiner Formenvielfalt, der guten Lagerfähigkeit und nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten.
Unerschöpfliche Sortenvielfalt
Den Überblick über die große Vielfalt in den Saatgutkatalogen zu behalten, ist nicht ganz einfach. Nehmen Sie sich trotzdem die Zeit, die geeignete Sorte für Ihren gewünschten Verwendungszweck zu finden.
Sehr stark vereinfacht unterscheidet man Kürbisse in Sommer- und Winterkürbisse. Erstere sind weichschaliger, werden unreif gegessen und sind nur kurz haltbar, dazu zählen z.B. Zucchini, Patisson und Rondini (Cucurbita pepo). Letztere dagegen werden reif geerntet, sind hartschalig und können längere Zeit gelagert werden. Die Gruppe der Winterkürbisse setzt sich dabei aus drei Arten zusammen: den Gemüse-Kürbissen (C. pepo), zu denen u.a. Zierkürbisse sowie die essbaren Spaghettikürbisse gehören, den Moschus-Kürbissen (C. moschata) mit den bekannten Muskat- und Butternutkürbissen sowie den Riesen-Kürbissen (C. maxima), zu denen etwa die beliebten Hokkaido zählen. Beachten Sie an dieser Stelle bitte, dass Zierkürbisse wegen ihres hohen Bitterstoffgehaltes (Cucurbitacin) nicht essbar, sondern ausschließlich für Dekozwecke nutzbar sind.
Sonnig soll es sein
Für einen garantierten Ernteerfolg bietet ein sonniger und windgeschützter Standort beste Voraussetzungen. Der Boden sollte humusreich, locker und leicht erwärmbar sein. Staunässe gilt es unbedingt zu vermeiden. Häufig werden Kürbisse deshalb auch ins Hochbeet oder auf den Kompost gepflanzt.
Achten Sie bei der Kultur auf ausreichende Anbaupausen von mindestens vier Jahren für sämtliche Kürbisgewächse wie Zucchini, Gurken und Melonen. Damit beugen Sie bodenbürtigen Pilzinfektionen wie Fusarium und Phytophthora vor.
Nicht rankende Kürbisse eignen sich für eine Mischkultur mit hochwachsenden Stangenbohnen oder Zuckermais. Damit können Sie den Ertrag Ihres Gemüsebeetes deutlich steigern. Auch Zwischenpflanzungen mit heimischen Sommerblühern sind günstig. Die damit verbundene Lockwirkung für Nutzinsekten kann den Befruchtungserfolg verbessern.
Vorkultur oder Direktsaat
Wenn Sie eigene Kürbissamen aus der Ernte des Vorjahres nutzen möchten, achten Sie darauf, dass sie von gesunden Pflanzen ohne Virusinfektion stammen. Zudem sollten Sie sicher sein, dass sich keine Zierkürbisse eingekreuzt haben. Dies kann nämlich dazu führen, dass die Nachzuchten giftig sind. Im Übrigen kann eine Einkreuzung von Zierkürbissen die Speisekürbisse bereits im Jahr der Bestäubung leicht bitter werden lassen.
Foto: M.Dörr & M.Frommherz/Adobe Stock
Starten Sie den Anbau durch eine Direktsaat ins Beet oder mit angezogenen Setzlingen. Eigene Jungpflanzen ziehen Sie am besten ab Anfang Mai in kleinen Töpfen bei ca. 18–20 °C vor und pflanzen diese nach etwa zwei Wochen aus. Bevorzugen Sie kompakte Setzlinge, zu groß und überständig wachsen sie meist schlecht an.
Eine Direktsaat ist, abhängig von der Bodenwärme, meist erst ab Mitte Mai empfehlenswert. Legen Sie dabei zwei Samenkörner je Pflanzstelle ca. 2 cm tief ab. Nach dem Auflaufen entfernen Sie den schwächeren Keimling. Je nach Wüchsigkeit der Sorte empfiehlt sich ein Pflanzabstand von 150 x 50 oder 150 x 100 cm. Eine biologisch abbaubare schwarze Mulchfolie fördert die Erwärmung des Bodens, aktiviert die Mikroorganismentätigkeit, hilft beim Wassersparen und verhindert übermäßigen Unkrautwuchs. Alternativ können Sie auch mit organischem Material wie Rasenschnitt mulchen. Bei kühler Witterung (< 10 °C) kann eine Vliesbedeckung in den ersten drei Wochen förderlich sein.
Düngen und gießen
Für eine optimale Ausreifung der Früchte ist es wichtig, dass Sie auf eine ausreichende Kaliversorgung der Pflanzen achten. Streben Sie daher mindestens die Versorgungsstufe C an, was 15–20 mg K₂O (wasserlösliches Kaliumoxid) je 100 g Boden entspricht. Liegt die durch eine Bodenuntersuchung festgestellte Versorgungsstufe darunter, können Sie bei Bedarf vor der Pflanzung oder Saat eine Ergänzung mit Patentkali vornehmen. Der Stickstoffbedarf (N) ist in der Zeit des Fruchtwachstums am höchsten. Verteilen Sie den gesamten Bedarf von 100 bis 120 g/m2 Horndünger zeitlich auf insgesamt drei Gaben und arbeiten Sie den Dünger flach ein.
Kürbisse haben aufgrund ihrer großen Blattfläche einen hohen Wasserbedarf. Bei anhaltend trockener Witterung ist ab Juli eine zusätzliche Bewässerung förderlich. Achten Sie aber beim Gießen darauf, das Laubwerk möglichst wenig zu befeuchten.
Pflegearbeiten
Foto: nutt/Adobe Stock Vermeiden Sie eine Überlastung der Pflanzen durch zu starken Fruchtbehang. Wenn Sie große Früchte erzielen möchten, müssen Sie die Anzahl der vorhandenen Fruchtansätze an der Pflanze verringern. Bei einem Kürbiswettbewerb, bei dem möglichst schwere Früchte gefragt sind, belässt man z.B. an Riesenkürbissorten meist nur eine einzige Frucht.
Langtriebig wachsende Sorten eignen sich auch für eine Aufleitung an Rankgerüsten. Dadurch können Sie den Platzbedarf der Pflanzen verringern.
Ansonsten ist bei Kürbissen wenig zu tun. Lediglich im Jungpflanzenstadium können Schnecken Probleme bereiten, und bei sehr trockener Witterung kann der Echte Mehltau schädigen. Hier kann es schon helfen, wenn Sie die am stärksten befallenen Blätter laufend entfernen.
Lagerfähigkeit verbessern
Die Kulturdauer bis zur Ernte schwankt je nach Sorte zwischen 90 und 130 Tagen. Ernten Sie die Früchte möglichst immer im besten Reifestadium. Anders als z.B. bei Tomaten wird die Reife jedoch nicht durch eine deutlich erkennbare Farbänderung angezeigt. Wichtige Erntekriterien sind daher die sortengerechte Größe sowie das Eintrocknen und Verkorken des Fruchtstiels. Zudem sollte bei Fingernageldruck kein Loch in der Schale entstehen.
Schneiden Sie die Früchte mit einem scharfen Messer oder einer Gartenschere von der Pflanze. Der Stiel sollte dabei an der Frucht verbleiben, da dies die Haltbarkeit verbessert, wenn Sie die Früchte länger lagern möchten. Nutzen Sie möglichst trockenes Wetter für die Ernte und waschen Sie die Früchte erst kurz vor der Verwendung.
Foto: Ralf/Adobe Stock
Eine zweiwöchige warme „Vorlagerung“ der Früchte (bei ca. 25 °C) verbessert neben der Lagerhaltbarkeit auch den Zuckergehalt der Früchte. Nach der Vorlagerung können die Früchte meist mehrere Monate unbeschadet bei 10–13 °C, z.B. im Keller oder der Laube, aufbewahrt werden.
Kürbissorten für den Kleingarten
Gartenkürbis (Cucurbita pepo)
Zu dieser Gruppe gehören verschiedene Speise- sowie die Zierkürbisse
Sortenbezeichnung | Gewicht (kg) | Farbe | Form | Verwendung/Eigenschaften |
‘Baby Bear’ | 0,5–1,2 | orange | flachrund | Speisekürbis, kleinfrüchtig |
‘Jack Be Little’ | 0,3–0,5 | orange | flachrund, gerippt | kleiner Speise- und Halloweenkürbis |
‘Sweet Dumpling’ | 0,5–1,0 | creme, dunkelgrüne Streifen | flachrund, gerippt | sehr dekorativer, kleiner Speisekürbis |
‘Tom Fox ’ | 5–8 | orange | rund, leicht gerippt | Halloweenkürbis, Speisewert gering |
‘Vegetable Spaghetti’ | 1,5–2,5 | hellgelb | länglich-oval | Speisekürbis mit spaghettiähnlichem Fleisch |
‘Pyza’ | 1–2 | hellgelb | länglich-oval | Speisekürbis mit spaghettiähnlichem Fleisch |
‘Gleisdorfer’ | 2–4 | gelb-grün | rund | Ölkürbis für Kürbiskernölgewinnung |
‘Herakles’ | 2–4 | gelb-grün | rund | Ölkürbis für Kürbiskernölgewinnung |
‘Rondini’ | 0,4–0,8 | grün | rund | für Speisezwecke, wie Zucchini, zarte Schale |
„Maya Mix“ | 0,1–0,2 | bunt | diverse | Zierkürbis |
„Warzenmischung“ | 0,1–0,2 | bunt | diverse | Zierkürbis |
„Stars and Stripes“ | 0,1–0,2 | bunt | diverse | Zierkürbis |
Moschuskürbis (Cucurbita moschata)
Hervorragende Speisekürbisse
Sortenbezeichnung | Gewicht (kg) | Farbe | Form | Verwendung/Eigenschaften |
‘Muscat de Provence’ | 3–8 | grün bis gelb | flachrund, gekerbt | hoher Speisewert, Fleisch orange |
‘Early Butternut’ F1 | 1–4 | beige | glockenförmig | Speisekürbis, Fleisch orange, sehr gute Lagereignung |
‘Avalon’ F1 | 1–4 | beige | glockenförmig | Butternuss, Fleisch orange, sehr gute Lagereignung |
‘Orange Nut’ F1 | 1–2 | beige | glockenförmig | Butternuss, Fleisch orange, sehr gute Lagereignung |
‘Honey Nut’ | 0,3–0,6 | beige | glockenförmig | sehr guter Butternuss, Fleisch orange, mehltautolerant |
‘Tiana’ F1 | 1–2 | beige | glockenförmig | Butternuss, Fruchtfleisch orange, mehltautolerant |
‘Barbara’ F1 | 1,5–2 | grün-gelb marm. | glockenförmig | Butternuss, Fruchtfleisch gelb |
‘Langer von Neapel’ | 5–20 | grün-grau-orange | lang | exzellenter Speisekürbis, Fleisch orange, gut lagerbar |
Riesenkürbis (Cucurbita maxima)
Größte Sortengruppe
Sortenbezeichnung | Gewicht (kg) | Farbe | Form | Verwendung/Eigenschaften |
‘Atlantic Giant’ | 20–50/500 | orange | flachrund | sehr große Früchte, Speisewert eher mäßig |
‘Prizewinner’ | 30–50 | grau | rund-flachrund | sehr große Früchte, Speisewert eher mäßig |
‘Blue Ballett’ | 3–4 | graublau | zwiebelig | Speisekürbis, Fruchtfleisch orange |
‘Crown Prince’ F1 | 4–6 | grau | flachrund, gerippt | guter Speisekürbis, Fruchtfleisch orange |
‘Gelber Zentner’ | 10–30 | gelb | flachrund | Speisekürbis mit hohem Fleischanteil |
‘Rouge Vif d`Etampes’ (‘Roter Zentner’) | 4–10 | rot | flachrund | sehr guter Speisekürbis |
‘Sweet Mama’ | 5–10 | dunkelgrün | flachrund | sehr guter Speisekürbis, tiefgelbes Fruchtfleisch |
‘Jarrahdale’ | 5–7 | blau-grau | flachrund, gerippt | Speise- und Dekokürbis, Fruchtfleisch orange |
‘Uchiki Kuri’ | 1–2 | rot | rund-zwiebelig | Standardsorte Speisekürbis |
‘Turks Turban’ | 2–4 | Rot-orange-grün-weiß | flachrund | dekorativer, schmackhafter Speisekürbis |
‘Amoro’ F1 | 0,8–1,3 | orange | kreiselförmig | guter Hokkaido-Speisekürbis |
‘Orange Summer’ F1 | 1,5–2 | orange | flachrund, gekerbt | guter Hokkaido-Speisekürbis |
‘Solor’ | 1,5–2 | orange | zwiebelig | guter Hokkaido-Speisekürbis |
‘Pink Jumbo Banana’ | 5–12 | rosa | langoval | guter Deko- und Speisewert |
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH), ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf