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Mehrjähriges Gemüse
Einmal pflanzen, jahrelang ernten!
Fotos: Günter Menzl/Adobe Stock
Das kennen Sie ja: Jedes Frühjahr bestücken Sie Ihr Gemüsebeet mit den neuen Kulturen – schließlich sind die meisten Gemüsearten nur einjährig. Während gerade diese Arbeit vielen Gartenfreunden Freude bereitet, sind Gartenneulinge mit der Planung damit evtl. überfordert. Eine echte Alternative ist da die Gestaltung eines Gemüsegartens mit mehrjährigen Gemüsearten, wobei man sie korrekterweise eigentlich als essbare Stauden bezeichnen müsste. Denn einmal gepflanzt, können sie jahrelang am gleichen Standort bleiben und beerntet werden. Und auch die Pflege hält sich in Grenzen, regelmäßig gießen und den Wurzelbereich mit Mulch bedecken, schon ist die Arbeit getan.
Fotos: Marielena Schleichel, LV Bremen; Dušan Zidar/Adobe Stock
Grünspargel (Asparagus officinalis)
Grünspargel ist die Alternative zum Bleichspargel, denn er kann schon im zweiten Jahr geerntet werden und ist vom Kulturverfahren her weniger aufwändig.
Pflanzung: Im März und April kann gepflanzt werden, traditionell in einem Reihenabstand von 150 cm, innerhalb der Reihe 30 cm. Dazu wird jeweils ein Pflanzgraben mit einer Tiefe von 20 cm und einer Breite von 50 cm angelegt. Anschließend den Graben zu einem Drittel mit abgelagertem Kompost auffüllen. Dann die Wurzeln mittig und fächerförmig auslegen und den Graben wieder auffüllen. Sehr wichtig: Die Knospe muss 15 cm unter dem natürlichen Bodenniveau liegen. Als Sortenempfehlung möchte ich ‘Primaverde’ und ‘Schneewittchen’ nennen.
Ernte: Beginnend im zweiten Standjahr mit zwei Stangen pro Pflanze, in den Folgejahren sechs und mehr. Maximal kann der Grünspargel bis ca. Johanni (24. Juni) geschnitten werden. Als Dauerkultur hatten wir den mehrjährigen Grünspargel acht Jahre im Bestand, danach war der Ertrag nicht mehr ergiebig genug.
Verwendung: Als Gemüsebeilage zu Fisch und Fleisch. Auch angebraten zu Nudelgerichten oder angerichtet als Spargel-Erdbeer-Salat.
Foto: K Photography/Adobe Stock
Wilde Artischocke (Cynara scolymus)
Ursprünglich fand sie ihren Weg von Äthiopien aus nach Südeuropa. Hat sie sich in einer Staudenpflanzung etabliert, fällt sie dort als Korbblütengewächs mit ihrer imposanten violettfarbenen Blüte auf. Sie kann fünf Jahre am selben Standort bleiben.
Pflanzung: Die Aussaat erfolgt ab April in 10-cm-Töpfe im warmen Frühbeetkasten oder auf der Fensterbank. Abgehärtet und ausgepflanzt wird nach den Eisheiligen. Wollen Sie mehrere Exemplare pflanzen, empfiehlt sich ein Abstand von 80 cm.
Ernte: Ab dem zweiten Jahr. Die Blütenknospen werden geerntet, wenn sie noch geschlossen sind und beginnen, an den Blütenspitzen braun zu werden (August/September). Um sich an der Blüte zu erfreuen, sollten Sie nicht alle Knospen ernten. Damit Sie die Pflanze mehrjährig nutzen können, muss sie im Winter mit trockenem Laub abgedeckt werden.
Verwendung: Roh und gekocht. Eingelegt in Öl und Essig ergeben sie die perfekten Antipasti. Auch als Belag von Pizza und Quiche geeignet. Für die schnelle Küche im Sommer, mit Olivenöl, Knoblauch und Bandnudeln zubereitet, sehr lecker.
Fotos: Cora Müller/Adobe Stock; designelements/Adobe Stock
Neuseeländer Spinat (Tetragonia tetragoinoides)
Wächst in der Natur an den Rändern von Salzmarschen in Neuseeland. Dort habe ich ihn auch als mehrjährige Staude kennengelernt. Bei uns wächst die Pflanze in der Regel nur einjährig, erhält sich aber durch Selbstaussaat.
Pflanzung: Vor der Aussaat direkt ins Beet oder in Töpfe die Samenkörner über Nacht in lauwarmem Wasser einweichen, das unterstützt die Keimfähigkeit. Aussaat im April zu je vier bis fünf Körner oder Pflanzung Anfang Mai in einem Abstand von bis zu 75 cm.
Ernte: Die Blätter können den ganzen Sommer über gepflückt werden. Je regelmäßiger geerntet wird, desto üppiger ist der Wuchs.
Verwendung: Entweder gegart wie Spinat oder die zarten, rohen Blätter als Beigabe in Salaten. Persönlich mag ich ihn auch als Gemüseauflage bei einer Quiche.
Foto: Flora Press/Otmar Diez
Hirschhornwegerich (Plantago coronopus)
Wächst wild in Mitteleuropa auf Salzwiesen in Meeresnähe und mag daher auch im Garten einen feuchten Standort. Hirschhornwegerich ist frosthart und äußerst robust.
Pflanzung: Von April bis August können Sie direkt ins Freiland aussäen. Es ist aber auch eine Vorkultur in Töpfen möglich. Möchten Sie mehr als eine Pflanze für den Eigenbedarf ins Gemüsebeet pflanzen, werden die Setzlinge im Abstand von 30 x 30 cm gepflanzt.
Ernte: Ganzjährig möglich. Nach Bedarf einfach einzelne Blätter abknipsen oder die Rosette knapp über dem Herz abschneiden, bald wird sie neu durchtreiben.
Verwendung: Die jungen Blätter haben eine leicht salzige, nussige Note und eignen sich als Beigabe in gemischten Salaten oder für die Zubereitung von Smoothies. Ältere Blätter können Sie blanchiert als Gemüsebeilage nutzen.
Foto: Kalle Kolodziej/Adobe Stock
Bärlauch (Allium ursinum)
Für mich ist der Bärlauch, auch Wilder Knoblauch genannt, der Frühlingsbote überhaupt. Natürlicherweise kommt er wild in Laubwäldern vor. Sammeln Sie ihn dort, ist darauf zu achten, dass Sie ihn nicht mit dem Maiglöckchen verwechseln, jenes ist giftig. Der eindeutige Geruch macht den Bärlauch jedoch unverkennbar.
Pflanzung: Die Brutzwiebeln werden im Oktober wie andere Zwiebeln gesetzt. Jungpflanzen aus der Gärtnerei können auch im Frühjahr gepflanzt werden. Der Boden sollte locker, humos und feucht sein.
Ernte: Ich empfehle, mit der ersten Ernte bis zum zweiten Jahr zu warten, dann sind die Mutterpflanzen vitaler. Je nach Witterung können Sie die Blätter zwischen März und April ernten. Lassen Sie aber unbedingt noch einige stehen, das garantiert das Weiterwachsen der „Hexenzwiebel“, wie sie auch genannt wird.
Verwendung: Frisch als Gewürz für vielerlei Gerichte und Kräuterbutter oder als mein Favorit: Pesto.
Fotos: mauritius images/Zoonar GmbH/Alam; juliedeshaies/Adobe Stock
Knollenziest (Stachys affinis)
Ursprünglich aus Nordwest-China stammend. Verwendet werden die vielen kleinen, weißen Rhizome.
Pflanzung: Zwischen März und April vier bis sechs Rhizome pro Pflanzloch in einer Tiefe von 10 cm und einem Abstand von 40 cm. Wenn Sie es einfacher haben möchten, können Sie auch fertige Pflanzen in der Gärtnerei besorgen.
Ernte: Bei Eintritt der Blattwelke im Herbst, im Winter bei frostfreiem Boden. Geerntet wird ausschließlich nach Bedarf, eine Lagerung ist nicht möglich.
Verwendung: Die Rhizome eignen sich zum Rohverzehr, aber auch zum Garen, Dünsten und Braten. Sie schmecken nach einer Mischung aus Blumenkohl, Schwarzwurzel und Artischocke.
Foto: kolesnikovserg/Adobe Stock; Kateryna/Adobe Stock
Meerrettich (Armoracia rusticana)
Wild wächst er als ausdauernde Pflanze an Bächen in Europa und Asien. Durch gezielte Auslese wurde ein süßlicher und würziger Rettich gezüchtet.
Pflanzung: Eine Aussaat ist nicht möglich, die Vermehrung erfolgt durch Wurzelteilung. Ideale Pflanzzeit ist der Herbst. Pflanzen gibt es im gut sortierten Handel.
Ernte: Die erste Ernte sollte erst im zweiten Jahr erfolgen und beginnt im November, wenn die Blätter welken. Bis März kann geerntet werden, allerdings darauf achten, nur einzelne Wurzeln zu entnehmen, damit sich die Mutterpflanze wieder regenerieren kann. Für kräftige Wurzeln können die Blütenstände entfernt werden.
Verwendung: Als Rohkost verwendet muss man ihn mögen, denn dann hat er einen deutlichen stechend scharfen Geschmack. Zusammen mit geriebenen Möhren oder Roter Bete ist er gefälliger. Gekocht ist er deutlich milder, so auch als Soße zu Fisch.
Foto: Evgeny/Adobe Stock; Picture Partners/Adobe Stock
Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum)
Diese heimische winterharte Pflanze ist eigentlich zweijährig, erhält sich über Selbstaussaat jedoch jahrelang am selben Standort.
Pflanzung: Die Aussaat erfolgt zwischen Oktober und November direkt vor Ort oder in Töpfe. Bei direkter Aussaat sollten Sie das Saatgut im Abstand von 10 cm ausbringen. Das erste Grün zeigt sich im zeitigen Frühjahr. Die Kerbelrübe benötigt zur Entwicklung ihrer Knollen einen lockeren und gut durchgearbeiteten Boden.
Ernte: Ab Oktober nach Bedarf. Um immer weitere Nachkommen zu haben, einzelne Pflanzen blühen und aussamen lassen.
Verwendung: Ihr Geschmack lässt sich als süßlich maronenartig definieren. Gekocht und verzehrt wie Kartoffeln sind sie so eine Bereicherung für viele Menüs. Garen Sie sie aber nicht zu lange, sonst werden sie mehlig. Auch gekocht und dann in Bierteig gebacken sind sie eine Gaumenfreude.
Weitere mehrjährige Gemüsearten
Acker-Knoblauch (Allium ampeloprasum): Vorfahre vom Porree. Erinnert daher oberirdisch auch an Porree, unterirdisch aber an Knoblauch. Sie können Zwiebeln und Blätter verwenden.
Berg-Lauch (Allium senescens ssp. montanum): Erinnert optisch an Schnittlauch, allerdings mit viel kräftigeren Blättern, die das ganze Jahr über geerntet werden können.
Elefanten-Knoblauch (Allium ampeloprasum var. ampeloprasum): Bildet deutlich größere, aber auch mildere Zehen als gewöhnlicher Knoblauch.
Etagenzwiebel (Allium cepa var. viviparum): Hier werden nicht die unterirdischen Zwiebeln, sondern die vielen kleinen, an den Stängelspitzen sitzenden Zwiebeln geerntet.
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus): Robuste und ausdauernde Staude, deren Blätter in Salaten oder wie Spinat genossen werden können.
Stauden-Kohl (Brassica oleracea var. ramosa): Erinnert rein optisch an junge Rapspflanzen. Wächst sehr buschig und soll der Vorfahre des Brokkoli sein.
Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum): Das kräftige Laub ähnelt dem von Frühlingszwiebeln und kann nach milden Wintern bereits ab März geerntet werden.
Zucker-Merk (Sium sisarum): Es können sowohl die süßlichen Wurzeln als auch die geschmacklich an Sellerie erinnernden Austriebe verwendet werden.
Hartmut Clemen
Leiter des Lehr- und Erlebnisgartens
FlorAtrium beim Landesverband der Gartenfreunde Bremen