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Möhren
Mehr als nur orange
Foto: mauritius images/Tim Gainey/Alamy In deutschen Gärten findet man nach wie vor hauptsächlich die orangefarbene Variante der Möhre. Doch Möhren gibt es in allen möglichen Formen und Farben. Während in Zentralasien vor allem gelbe und violettfarbene Formen angebaut werden, bevorzugt man im östlichen Mittelmeerraum weiße und purpurrote Auslesen. Der Anbau ist in jedem Fall gleichermaßen leicht und bringt zudem farbliche Abwechslung auf den Teller.
Umfangreiches Sortenangebot
Aus der Fülle der angebotenen Sorten die richtige für sich auszuwählen, ist nicht immer einfach. Entscheidend sind vor allem Kriterien wie Wachstumsdauer bis zur Ernte, Lagereignung, Form und Farbe sowie Resistenzen. Einigen Sorten, z.B. ‘Flyaway’, sagt man eine erhöhte Widerstandskraft gegen einen Befall mit der Möhrenfliege nach.
Bei der Entwicklungsdauer werden frühe (zwölf bis 14 Wochen), mittelfrühe (15 bis 20 Wochen) und späte Sorten (über 20 Wochen) unterschieden. Schneller reifen frühe runde Karotten (z.B. ‘Pariser Markt’). Sie können bereits nach zehn bis zwölf Wochen geerntet werden.
Schnell wachsende Sorten haben gegenüber späten den Vorteil, dass die Beetfläche vergleichsweise früh geräumt werden kann und so eine zusätzliche Nachkultur möglich ist. Eine Auswahl geeigneter Sorten für den Anbau im eigenen Garten finden Sie in der Tabelle am Ende dieser Seite.
Foto: Jaksch
Fruchtfolge und Boden wichtig
In der Kulturfolge können Möhren als Vor-, Haupt- oder Nachfrucht stehen. Entscheidend für den Kulturerfolg ist eine ausreichend lange Anbaupause von mindestens vier Jahren – auch nach anderen Doldenblütlern. Sie müssen also in den Folgejahren Pflanzen einer anderen Pflanzenfamilie kultivieren. Ist eine Mischkultur geplant, sind Porree, Kohlrabi und Spinat geeignete Partner.
Möhren bevorzugen tiefgründige, humose Böden. Staunässe oder Verdichtungen sind problematisch. Je schwerer und steiniger das Erdreich, umso „beiniger“ die Wurzeln. Zu kalte Böden verzögern die Keimung und erhöhen somit das Ausfallrisiko. Windoffene Lagen sorgen für eine geringere Möhrenfliegenproblematik.
Foto: mauritius images/Garden World Images/GWI/ Jacqui Dracup
Vorsichtig düngen
Frühe Möhren werden in der Düngung wie Schwachzehrer (bis max. 50 g/m² Horndünger), späte Möhren wegen der deutlich längeren Wachstumszeit wie Mittelzehrer behandelt und erhalten somit 10–15 g/m² Stickstoff, also z.B. 70–100 g/m² Horndünger. Aufgrund der langsamen Anfangsentwicklung sollte die erste Stickstoffdüngung frühestens nach fünf Wochen erfolgen. In den meisten Gärten sind die Böden durch hohe Kompostgaben ausreichend mit Phosphat und Kali versorgt. Sie sollten daher von einer Düngung mit einem Volldünger absehen.
Anbau und Kulturarbeiten
Nach einer tiefgründigen Vorbereitung des Beetes im Herbst (Umgraben) erfolgt die Aussaat ab Anfang März in den gut abgetrockneten, feinkrümelig bearbeiteten Boden. Das Saatgut keimt zwar auch bereits bei verhältnismäßig niedrigen Temperaturen, hat dann aber insgesamt eine deutlich längere Keimzeit.
Bei einem Reihenabstand von 20–25 cm werden ca. 50 Korn pro laufenden Meter 2 cm tief abgelegt. Für eine gute Keimung ist eine gleichmäßige Feuchte, aber nicht Nässe, vorteilhaft. Nach Starkniederschlägen verkrustete Saatbeete können den Auflauferfolg deutlich schmälern. Eine Bedeckung mit Vlies bis zum Auflaufen verbessert die Keimrate.
Möhren neigen ähnlich wie Pastinaken und Sellerie dazu, bei kühlen Temperaturen (kühler Frühjahrswitterung) vorzeitig zu schossen. Bei empfindlichen Sorten kann dem ebenfalls durch eine Vliesbedeckung vorgebeugt werden.
Die Pflege beim Anbau von Möhren umfasst vor allem die Unkrautbeseitigung. Möhren keimen langsamer als Unkraut. Sie müssen daher möglicherweise bereits vor dem Auflaufen der Möhren das Erdreich mit der Hacke durchziehen. Einige schnell keimende Radieschensamen, unters Möhrensaatgut gemischt, erleichtern dabei die Orientierung. Bis das Möhrenlaub den Boden bedeckt, sollten Sie die Fläche möglichst unkrautfrei halten.
Foto: mauritius images/Garden World Images/GWI/Dave Bevan Haben Sie versehentlich zu dicht gesät, müssen Sie den Bestand nach dem Auflaufen ausdünnen (optimaler Pflanzenabstand ca. 2–3 cm). So stellen Sie sicher, dass sich gleichmäßig große und gut geformte Rüben entwickeln können.
Der Wasserbedarf von Möhren ist nicht allzu hoch, entscheidend ist jedoch die Gleichmäßigkeit. Übermäßige und ungleichmäßige Wassergaben fördern das Platzen der Rüben. Zudem wirkt sich zu viel Nässe negativ auf die Farbe und die Geschmacksintensität aus. Wird zu wenig gegossen, erhöht sich der Phenolgehalt, wodurch die Möhre bitterer schmeckt.
Pflanzenschutzmaßnahmen
Vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen sorgen für gesunde Rüben. Am wichtigsten ist es, dass Sie einen Madenbefall durch die Möhrenfliege verhindern. Neben dem Standort (windoffen ist günstig) helfen vor allem Schädlingsnetze. Sie verhindern die Eiablage durch den Schädling an den Pflanzen, vorausgesetzt sie sind rundherum komplett geschlossen aufgelegt. Weitere Hilfe leisten gelbe Leim-Fangtafeln, eine Mischkultur mit Porree und der Einsatz von resistenten Sorten (‘Resistafly’, ‘Flyaway’). Ein antizyklisch (außerhalb der Eiablagezeiten) gewählter Aussaattermin hat zudem den Vorteil, dass im empfindlichen Jugendstadium erst einmal keine Gefahr durch einen Befall besteht (z.B. bei Aussaat Ende Februar oder im Juni).
Foto: Fauna Press/FLPA Images of Nature
Foto: Die Grüne Kamera
Wenn Sie das Beet mit einem Netz abdecken, verhindern Sie auch die Ausbreitung von Blattlauskolonien. Vor allem Wurzelläuse können vereinzelt sehr lästig werden. Nematoden- und Pilzbefall (wie Septoria- oder Alternaria-Blattkrankheiten) können Sie durch einen regelmäßigen Fruchtwechsel vorbeugen.
Reiche Ernte
Frühe Möhren - späte Möhren
Bei gestaffelter Aussaat können Sie ab dem Sommer pausenlos eigene Möhren genießen. Im März gesäte Sorten ernten Sie ab Juli, im April gesäte ab August und im Juli gesäte schließlich im September. Für Möhren, die Sie im Herbst einlagern möchten, ist Anfang Juni der beste Aussaat-Zeitpunkt.
Frühe Möhren sollten Sie schnell ernten und verzehren, sobald sie ausreichend groß sind. Sie sind für eine längere Lagerung wenig geeignet, da sie schnell Aroma und Zartheit verlieren. Lagersorten sollten Sie dagegen erst spät im Herbst ernten, möglichst unter trockenen, kühlen Bedingungen. Das erhöht die Haltbarkeit im Lager. In jedem Fall dürfen nur unbeschädigte, gesunde Rüben eingelagert werden.
Temperaturen um 1 °C und eine hohe relative Luftfeuchtigkeit (97 %) sind optimal. Je nach Menge und Lagerdauer kann die Lagerung in Erdmieten, Sandkisten, Eimern oder Folienbeuteln erfolgen. Der Einfluss von Ethylen (von Bananen, Äpfeln, Tomaten) führt in der Küche zu schnellerem Verderb.
Foto: Jaksch
Bedeutung für die Ernährung
Möhren sind kalorienarm, vitaminreich und besitzen einen hohen Gehalt an Folsäure sowie den Mineralstoffen Kalium und Eisen. Hervorzuheben ist vor allem der hohe Gehalt an Carotin, aus dem im Körper das lebensnotwendige Vitamin A gebildet wird. Je intensiver die orange Färbung, umso höher ist der Carotingehalt der Sorte. Bereits 20 g Möhren decken den Tagesbedarf an Carotin. Dessen Aufnahme und Wirksamkeit im Körper wird übrigens durch Fette erhöht. Deshalb sollten Sie bei der Zubereitung stets etwas Butter oder Öl zugeben. In den alten, bunten Möhrensorten sind hauptsächlich die Farbstoffe Anthocyan (violettfarbene Sorten) oder Lycopin (rote Sorten) vorhanden.
Thomas Jaksch
Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Möhren auf dem Balkon
Foto: Jaksch Auch wenn Sie nicht täglich im Garten sind, brauchen Sie auf den Genuss frischer, zarter Möhrchen nicht zu verzichten. Diese können nämlich auch gut in einem Balkonkasten kultiviert werden. Dafür befüllen Sie einfach einen üblichen Balkonkasten (z.B. 80 cm lang, 10 cm breit) mit torfarmem oder torffreiem Pflanzsubstrat und drücken drei Saatreihen in das Erdreich. Je Reihe werden 80 bis 100 Saatkörner in den Rillen 1 cm tief ausgelegt. Anschließend wird Erde darübergesiebt und leicht angegossen. Nach dem Keimen stellen Sie den Kasten dann auf den Balkon oder die Terrasse und halten ihn gleichmäßig feucht.
Bei Verwendung von sehr frühen Sorten können Sie bereits nach zehn bis zwölf Wochen die ersten zarten Mini-Möhren genießen. Diese knicken zwar an der Wurzelspitze nach Erreichen des Bodens im 90°-Winkel ab, dem zarten Geschmack tut dies aber keinen Abbruch.
Empfehlenswerte Möhrensorten
Längliche Sorten |
Reife |
Entwicklungsdauer / Wochen |
---|---|---|
‘Almaro’ | früh | 12 bis 14 |
‘Adelaide’ (Fingermöhre) | früh | 12 bis 14 |
‘Laguna’ | früh | 12 bis 14 |
‘Sugarsnax’ (guter Geschmack) | früh | 12 bis 14 |
‘Romance’ (guter Geschmack) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Bolero’ | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Flyaway’ (tolerant gegen Möhrenfliege) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Resistafly’ (tolerant gegen Möhrenfliege) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Rotin’ | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Yellowstone’ (gelb) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Purple Haze’ (violett, Herz orange) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Purple Elite’ (violett, Herz orange) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Purple Sun’ (violett, Herz violett) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Red Samurai’ (rot, Lycopin) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
„Rainbow Mix“ (vier Farben) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
„Harlekin Mischung“ (vier Farben) | mittelfrüh | 15 bis 20 |
‘Ingot’ | spät | 20 bis 25 |
‘Krakow’ (hoher Zucker- und Carotingehalt) | spät | 20 bis 25 |
Runde Sorte | ||
‘Pariser Markt 5’ | sehr früh | 10 bis 12 |