- Gartengenuss
Radicchio und Co.
Bitterstoff fürs Gemüsebeet
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Sie sind unverwechselbar durch ihren typischen bitteren Geschmack – die Salatzichoriengewächse. So unterschiedlich sie auch sind, sie stammen alle von der Gewöhnlichen Wegwarte (Cichorium intybus) ab. Während diese aber vorwiegend als Heilpflanze oder Zierpflanze mit ihren hübschen blauen Blüten zu überzeugen weiß, genießen ihre Abkömmlinge besonders in der mediterranen Küche eine hohe Wertschätzung. Das spiegelt sich auch in vielen Sortennamen wie ‘Palla Rossa’ oder ‘Variegato di Castellfranco’ wider. Einige davon können Sie beim „Stöbern“ auf dem Wochenmarkt wiederfinden, oder besser: Sie bauen die Pflanzen einfach selbst in Ihrem Garten an.
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Für Farbe auf dem Teller
Jetzt ist die ideale Zeit, um Radicchio vorzuziehen. Allerdings reagiert er während der Keimung empfindlich auf zu kühle Temperaturen und neigt dann zu späterem Schossen. Achten Sie deshalb bei der Aussaat auf eine gleichmäßige Temperatur von über 20 °C, z.B. durch Vorkultur auf der Fensterbank. So ist eine frühe Pflanzung auch schon ab Ende April mit Vliesbedeckung möglich.
Bei der weiteren Kultur ist eine mäßige, aber gleichmäßige Bodenfeuchte wichtig. Bei der Düngung sollten Sie eher zurückhaltend sein, da zu viel Stickstoff das Auftreten von Innenfäule begünstigt. Dabei werden insbesondere die Pflanzenzellen der jungen Herzblätter nicht mehr optimal mit Calcium versorgt, wodurch sie weich werden und schließlich zusammenfallen. Bei Bedarf reichen daher jeweils 35 g/m² Horndünger zur Pflanzung sowie ca. fünf Wochen später aus.
Foto: Scisetti Alfio/Shutterstock Die Kulturdauer beträgt bei Radicchio etwa neun Wochen. Die oftmals noch grünen Umblätter werden nach der Ernte bis zum intensiv rot gefärbten Kopfinneren entfernt. Die Sorte ‘Rossa di Chioggia’ zeichnet sich durch meist dunkelrote, rundliche Blätter mit weißer Blattrippe und einem festen, runden oder flachrunden Kopf aus. Optisch ähnlich sind die Sorten ‘Indigo’ oder ‘Palla Rossa’.
Ähnlich in der Form, aber abweichend in der Blattfärbung ist die Sorte ‘Variegata di Castelfranco’. Die Innenblätter sind hier nicht rot, sondern weiß, gelb und rosa gescheckt, weshalb sie oft auch als „Orchideensalat“ bezeichnet wird.
Foto: Elena Schweitzer/Shutterstock Sorten vom Typ Rossa di Treviso unterscheiden sich nicht nur durch eine drei bis vier Wochen längere Kulturdauer, sondern auch optisch von anderen Radicchosorten. So bildet die Sorte ‘Precoce’ einen länglichen, zapfenähnlichen, weniger festen Kopf aus roten Blättern. Optisch ähnlich ist die Sorte ‘Tardiva’. Die Blätter sind jedoch schlanker und besitzen eine sehr breite weiße Mittelrippe.
Die Sorte ‘Grumolo Verde’ bildet eher salatähnliche, lockere, dunkelgrüne Köpfe. Sie wird im Sommer ausgesät, überwintert auf dem Beet und kann bereits im zeitigen Frühjahr geerntet werden, sobald die Blattrosetten einen Durchmesser von ca. 10 cm haben. Bei späterer Ernte werden sie sehr bitter.
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Blass und mild
Chicoréewurzeln werden unter Lichtentzug und kontrollierten Bedingungen angetrieben, um die bekannten weißgelben Sprosse ernten zu können. Das ist auch im eigenen Garten möglich. Allerdings ist der Anbau aufwändig, da Sie zunächst über den Sommer die Wurzeln als Grundlage für die spätere Treiberei gewinnen müssen. Die gängigste Sorte für den Hobbyanbau ist ‘Zoom’ F1.
Chicorée ist im Jugendstadium ähnlich schossgefährdet wie Radicchio. Ein Vorziehen ist hier allerdings nicht möglich, da sich nur bei Direktsaat die kräftigen, rübenförmigen Wurzeln bilden. Säen Sie daher erst in der zweiten Maihälfte in etwa 1–2 cm tiefe Reihen von 35 cm Abstand aus. Schützen Sie die Saat bei kühlen Bedingungen zusätzlich mit Vlies. Vereinzeln Sie nach dem Auflaufen, falls nötig, auf einen Abstand von 6–8 cm in der Reihe. Maximal sollten 35 Wurzeln je m² stehen.
Die Düngung erfolgt ausschließlich bei der Beetvorbereitung mit 50 g/m² Horndünger. Bei humusreichen Böden können Sie sogar ganz auf eine Düngung verzichten, da die Wurzeln sonst zu groß werden und sich ihre Ausreife im Herbst verzögert.
Die Ernte erfolgt gegen Ende Oktober, vor den ersten Frösten. Heben Sie die Wurzeln vorsichtig mit einer Grabegabel aus dem Boden, entfernen Sie anhaftende Erde und schneiden Sie das Laub etwa 2 cm über der Rübenschulter (bezeichnet das obere Ende der Wurzel) ab. Lagern Sie die Wurzeln anschließend kühl, aber frostfrei und dunkel in einer Kiste ein.
Zum Treiben verwenden Sie am besten zwei gleich große, lichtundurchlässige Gefäße (z.B. Kübel), das eine Gefäß mit Wasserabzugslöchern, das andere ohne. Ersteres befüllen Sie mit Erde oder Sand, sodass der Boden gerade bedeckt ist. Stellen Sie dann die Wurzeln dicht an dicht in das Gefäß und füllen Sie die Zwischenräume bis zur Rübenschulter mit Erde auf. Gießen Sie anfangs kräftig, damit die Wurzeln engen Erdkontakt bekommen. Das zweite Gefäß stülpen Sie anschließend darüber. Dies sorgt für den nötigen Lichtentzug. Damit sich möglichst feste Sprosse bilden, sollte der Stellplatz nicht zu warm (12–15 °C) sein. Nach ca. drei bis fünf Wochen können Sie ernten.
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Löwenzahn XXL
Catalogna ist sehr bitterstoffreich und erinnert mit den gezahnten, dicken Blättern optisch an einen überdimensionierten Löwenzahn. Sie können ihn ähnlich wie Schnittsalat (Reihenabstand 15 cm) oder als Einzelpflanze wie Salat (30 x 30 cm) anbauen.
Die Aussaat erfolgt in beiden Fällen von April bis Mitte Juli direkt ins Beet. Sie können jedoch auch ab Anfang März Jungpflanzen auf der Fensterbank vorziehen und nach vier Wochen ins Freie setzen. Die Ansprüche an Boden und Düngung sind dabei gering. Einmalig 35 g/m² Horndünger als Grunddüngung reichen völlig aus.
Foto: Picture Partners/Shutterstock Der Anbau als Schnittsalat ermöglicht eine schnelle Ernte nach sieben bis acht Wochen bei einer Wuchshöhe von 10–15 cm. Einzelpflanzen erreichen dagegen eine Wuchshöhe von 50–60 cm, bei einer Kulturdauer von zehn bis zwölf Wochen. Für Salat eignen sich dann vorwiegend die milderen Herzblätter. Die äußeren Blätter können Sie kurz kochen und dann in Streifen geschnitten in heißem Öl dünsten oder gratinieren.
Eine Besonderheit stellt die Sorte ‘Puntarelle di Brindisi’ dar. Bei ihr bilden sich im Herzen der Pflanze kurze, miteinander verwachsene und hohle Blütentriebe, die roh im Salat oder gebraten als Gemüsebeilage Verwendung finden. Sie ähneln optisch den Spitzen von grünem Spargel, weshalb die Pflanze häufig auch als „Vulkanspargel“ bezeichnet wird.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf