- Gartengenuss
Wie Sie Rettich richtig anbauen
Scharfe Sache
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Der Bierrettich und seine Brüder
Rettich (Raphanus sativus) gilt als eine derältesten Kulturpflanzen. Schon beim Bau der Pyramiden im altenÄgypten soll er als gesunde Stärkung für die eingesetzten Sklaven gedient haben.Über die Römer gelangte das Wurzelgemüse schließlich auch in unsere Breiten und findet seit dem 16. Jh. in vielen Kräuterbüchern Erwähnung. Kulinarisch wie medizinisch wird hauptsächlich die Rettichwurzel genutzt.
Gesunde Schärfe
Foto: mauritius images/Pitopia/jochen Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verzehr von 250 g pro Jahr ist der Konsum bei uns traditionell sehr bescheiden. In Korea liegt er mitüber 25 kg um das Hundertfache höher. Dort wird Rettich nicht nur als Rohkost, sondern auch gekocht oder sauer vergoren gegessen.
Sein scharfer, würziger Geschmack beruht auf dem Gehalt anätherischen Senfölen. Sie wirken appetitanregend, verdauungsfördernd und keimtötend und beugen Blasen-, Magen- und Darmproblemen vor. Bei Atemwegserkrankungen wirken die Senföle krampf- und schleimlösend und erhöhen die Abwehrkräfte. Gesundheitlich wertvoll ist auch der hohe Gehalt an Vitamin C, Folsäure und Kalium.
Bunte Sortenvielfalt
Foto: mauritius images/Pitopia/Misses Jones In Deutschland werdenüberwiegend traditionelle samenfeste Rettich-Sorten angebaut. Sie sind in der Regel relativ scharf und werden als Rohkost zubereitet. Dazu gehören weiße, längliche Sorten, die sog. Bierrettiche, wie‘Neckarruhm weiß’,‘Münchner Bier’ oder‘Zürcher Markt’. Es gibt jedoch auch bunteÜberraschungen im Sortiment mit roter, violetter oder schwarzer Schale. So sind z.B. die Rüben von‘Blauer Herbst und Winter’ außen violett und innen weiß gefärbt.
Schwarze Winterrettiche wie‘Runder Schwarzer Winter’ und‘Langer Schwarzer Winter’ sind aufgrund ihrer besonderen Schärfe auch für medizinische Zwecke verwendbar, zudem sind sie sehr lange lagerfähig.
Foto: felinda/Adobe Stock Rettiche aus asiatischen Herkünften sind meist F1-Hybridzüchtungen, lassen sich also nicht durch eigenes Saatgut vermehren. Sie stammen aus Japan und China, schmecken vergleichsweise mild und sind oft widerstandsfähig gegen die Pilzkrankheiten Rettichschwärze und Fusarium-Welke. Achten Sie darauf, für welche Aussaatzeit sich die Sorten eignen. Eine zu frühe Aussaat, bei noch unpassender Tageslänge und zu kühler Temperatur, bringt die Pflanzen möglicherweise zum Schossen, also zur vorzeitigen Blüten- und Samenbildung. Empfehlenswerte weiße, längliche bis walzenförmige asiatische Rettiche sind z.B.‘April Cross’ F1,‘Neptun’ F1 und‘Minowase Summercross’ F1 mit bis zu 80 cm langen Rüben.
Die kleinen rundlichen, außen weiß-grünen Wassermelonenretticheüberraschen mit einem auffällig roten Innenleben und sind eine Besonderheit im asiatischen Sortiment. Die Färbung bleibt beim Kochen erhalten. Der Geschmack ist süßlich bis leicht bitter und wenig scharf. Im Sortenregal finden sich z.B.‘Matanghong’ F1,‘Red Meat’ F1 oder‘Misato Rose Flesh’ F1.
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Sowohl innen als auch außen rosa bzw. bläulich sind die neuen kegelförmigen F1-Züchtungen‘Redmoon’ und‘Bluemoon’. Sie schmecken mild und können von März bis August angebaut werden.
Der richtige Platz
Rettiche gedeihen am besten in voller Sonne, aber auch Halbschatten ist möglich. Für eine sortentypische Rübenbildung sind tiefgründig lockere, leicht humose, sandige Böden günstig. Je höher der Humusgehalt, umso höher die Gefahr von Madenbefall durch die Rettichfliege. Beachten Sie auch, dass bei einem pH-Wertüber 7, also bei kalkhaltigen Böden, das Risiko für das Auftreten der pilzlichen Rettichschwärze steigt. Dabei bekommt die Rübe eine gürtelartige blauschwarze Verfärbung, wird rissig und unbrauchbar. Die im Boden gebildeten Dauersporen sind sehr langlebig.
Vorbeugend sollten Sie regelmäßig die Anbaufläche wechseln und erst nach einer Pause von mindestens vier Jahren auf der ersten Fläche wieder Rettich anbauen. Da Rettich zur Familie der Kohlgewächse gehört, müssen Sie dabei auch die gesamte Kohlgemüsepalette berücksichtigen.
Säen, pflegen, ernten
Ab Anfang März fällt im Kleingewächshaus oder Frühbeet der Startschuss für Rettiche. Zum möglichst frühen Ernten können Sie vorgezogene Sämlinge oder getopfte Jungpflanzen vomörtlichen Gärtner nutzen. Als frühe Sätze kommen z.B.‘Ostergruß’ (rosa),‘Hilds Neckarruhm’ (weiß) oder‘Rex’ (weiß) infrage.
Um laufend zu ernten, können Sie Rettich in Sätzen im Abstand von zwei bis drei Wochen von März bis Ende August aussäen. Beachten Sie aber, dass nicht alle Sorten für jeden Zeitraum geeignet sind. So gibt es Ganzjahressorten wie‘Rex’,‘Laurin’ oder‘Ostergruß’, die Sie von März bis August aussäen können. Sie sind nicht lange lagerfähig und sollten möglichst frisch verzehrt werden.
Foto: Alexander/Adobe Stock Möchten Sie Rettiche für den Winter einlagern, sollten Sie sog. Winterrettiche wie‘Runder Schwarzer Winter’ aussäen. Sie benötigen zur Reife etwas länger, sind aber mehrere Monate lagerfähig. Genaue Angaben, für welchen Zeitraum die Sorten geeignet sind, finden Sie auf den Packungen.
Legen Sie zur Aussaat je zwei Samenkörner pro Saatstelle etwa 1–2 cm tief ab. Bevorzugen Sie großkörniges Saatgut, da es besser und sicherer keimt. Nach dem Auflaufen entfernen Sie den schwächeren der beiden Sämlinge. Je nach Sorte bzw. Rübengröße sollte der Reihenabstand bei 25–30 cm und der Abstand in der Reihe bei 15–25 cm liegen.
Rettich ist als Mittelstarkzehrer dankbar für eine unterstützende Stickstoffdüngung. Arbeiten Sie daher zu Kulturbeginn und nach drei bis vier Wochen je 40 g/m² Horndünger oberflächlich in die Erde ein. Alternativ können Sie zu Kulturbeginn im Frühjahr 1–3 l/m² Kompost einarbeiten.
Sofort nach der Aussaat sollten Sie ein engmaschiges Schädlingsschutznetz auflegen. Damit fördern Sie eine schnellere Keimung und verringern die Befallsgefahr mit Maden der Rettichfliege sowie Fraßschäden durch Erdflöhe. Für Pflegearbeiten sollten Sie die Bedeckung nur kurz abnehmen. Der beste Zeitpunkt dafür ist während der noch kühlen Morgenstunden, da die Fliegen dann noch nicht so aktiv sind. Zwei bis drei Wochen vor Erntebeginn können Sie das Netz dauerhaft entfernen.
Foto: mauritius images/Valery Voennyy/AlamyÜbermäßige Trockenheit fördert das Schossen sowie die Gefahr von Pelzigkeit und unerwünschter Schärfe. Achten Sie daher auf eine gleichmäßige Bodenfeuchte, aber ohne Staunässe zu produzieren. Gießen Sie am besten vormittags.
Bis zur Erntereife vergehen meist sieben bis neun Wochen, bei Winterrettichen noch einige Wochen mehr. Fassen Sie die Rübe zum Ernten möglichst an der Rübenschulter und drehen Sie anschließend das Laub ab. Gesunde Rüben von Herbst- und Wintersorten können Sie ohne Laub im kühlen, trockenen Keller, z.B. in Sand eingeschlagen, längere Zeit lagern, alle anderen Sorten sollten Sie möglichst frisch genießen.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf