- Gartengenuss
Stachelbeeren zur Spindel erziehen
So erziehen Sie Stachelbeeren eintriebig
Foto: Neder
Stachelbeeren sind ein ideales Naschobst, für das sich selbst im kleinsten Garten noch ein Plätzchen findet. Nur die Dornen und das Bücken bei der Ernte sind manchmal etwas lästig ...
Wenn Sie Alternativen zu den Klassikern Busch und Stämmchen suchen, können Sie Ihre Stachelbeeren als eintriebige sog. schlanke Spindel oder als Hochstammpyramide erziehen. Bei diesen um 2 m hohen Wuchsformen sind die Kronen eintriebig aufgebaut, erhalten dadurch viel Licht und sind leicht zugänglich. Sie tragen große, gut ausgereifte Früchte – und das mühsame Bücken hat sich auch erledigt.
Spindel aus Busch erziehen
Im Handel sind Stachelbeeren meist nur als Busch oder Stämmchen erhältlich. Zur Erziehung einer schlanken Spindel kaufen Sie einen Busch und wählen aus der Vielzahl junger Triebe nur den stärksten aus – alle anderen Bodentriebe entfernen Sie.
Foto: Neder
Besser als zu schneiden ist es, sie mit einem kräftigen Ruck an der Basis abzureißen. Der belassene Trieb wird an einem Stab fixiert und in die Höhe geleitet. Innerhalb von ca. drei Jahren können wüchsige Sorten wie ‘Redeva’ eine Höhe von mehr als 2 m erreichen.
Zur Förderung des Leittriebes sollten Sie Konkurrenztriebe, die sich unterhalb der Endknospe bilden, entfernen. Alle Triebe, die an der Pflanzenbasis neu entstehen, und alle Seitentriebe bis in eine Pflanzenhöhe von ca. 30–40 cm beseitigen Sie ebenfalls.
Nach dem Ernten sollten Sie dann einen Sommerschnitt durchführen, indem Sie alle Seitentriebe auf eine Länge von 20–30 cm einkürzen, am besten oberhalb der Stelle, wo ein neuer kleiner Seitenast entsteht. Mit Wäscheklammern oder im Fachhandel erhältlichen Astklammern, die Sie am Mitteltrieb direkt über den jungen Seitentrieben befestigen, fördern Sie einen waagerechten Wuchs der seitlichen Triebe und sorgen für Ordnung im Aufbau.
Vom Steckling zur Spindel
Schlanke Stachelbeer-Spindeln lassen sich aber auch recht einfach über Grünstecklinge gewinnen. Ende Mai, Anfang Juni, wenn die Neutriebe weder zu weich noch zu verholzt sind, ist eine gute Zeit für die Stecklingsvermehrung.
Schneiden Sie die etwa 10 cm langen Stecklinge von den Neutrieben am besten dicht unterhalb eines Blattknotens, da sich dort besonders leicht Wurzeln bilden. Entfernen Sie anschließend die unteren Blätter bis etwa zur Hälfte des Stecklings. Zusätzlich können Sie die Stängelbasis vor dem Stecken in ein Bewurzelungspuder tauchen.
Als Substrat eignet sich eine fertige, nährstoffarme Aussaaterde, die Sie in Anzuchtschalen mit Deckel füllen. Damit sich die Stecklinge schnell bewurzeln, stellen Sie die Schalen halbschattig auf und sorgen Sie für hohe Luftfeuchtigkeit.
Befestigen Sie die Stecklinge, sobald sie bewurzelt sind, an Stäben und gießen und düngen Sie sie regelmäßig. Triebe, die sich aus der Basis bilden, sollten Sie konsequent entfernen, Konkurrenztriebe zum Leittrieb und ebenso die Seitentriebe etwas einkürzen und somit das Höhenwachstum fördern. Je nach Wüchsigkeit der Sorte dauert es zwei bis drei Jahre, bis der Steckling die Höhe von 1,5–2 m erreicht hat.
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Hochstammpyramide formen
Wenn Sie ein normales Hochstämmchen im Garten haben, kann es lohnenswert sein, es als sog. Hochstammpyramide weiterzuentwickeln. Das Gelingen hängt von der Sorte und dem Alter des Stämmchens ab. Bei mir hat es z.B. bei ‘Redeva’ und ‘Mucurines’ gut funktioniert.
Hierzu können Sie einen kräftigen Mitteltrieb eintriebig weiter hochleiten. Die anderen Seitentriebe schneiden Sie mit Fingerspitzengefühl pyramidal, um das Höhenwachstum der Mitte zu fördern. Mit etwas Glück können Sie hier ebenfalls eine Wuchshöhe von 1,5–2 m erreichen. Der für Stämmchen typische Nachteil des schnellen Alterns oberhalb der Veredlungsstelle bleibt dann allerdings – anders als bei der Erziehung zur Spindel – erhalten.
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg