- Gartengestaltung
Bunte Rinde
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Ein gut strukturierter Garten hat auch in der grauen Winterzeit eine ganze Menge zu bieten. Wenn die leuchtenden Farben des Sommers entschwunden sind, sorgen bei guter Ganzjahresplanung grazile Samenstände von Stauden oder farbenfrohe Beeren an Gehölzen für kleine, aber willkommene Highlights.
Auch die dekorative Rinde bzw. Borke von Obstgehölzen und Ziersträuchern ist nach der opulenten Blütenzeit und der stimmungsvollen Herbstfärbung ein weiterer Höhepunkt im Gartenjahr. Zu keiner Jahreszeit ist das Auge detailverliebter und dankbarer für kleine, abwechslungsreiche Akzente, die im bunten Blütensommer, wo ein Paukenschlag dem nächsten folgt, schnell untergehen. Gehölze mit auffälliger Rindenfärbung und markanter Rindenstruktur können subtil und charmant fast jeden Garten bereichern.
Foto: Flora Press/Derek St. Romaine
Es leuchtet im Obstgarten
Gerade im Obstbau wurden in den letzten Jahren viele neue Sorten gezüchtet bzw. bisher wenig bekannte Arten auf den Markt gebracht. Erfreulicherweise sind einige interessante Kulturen hinzugekommen, die nicht nur wunderbar schmecken, sondern auch im Winter den ruhenden Obstgarten optisch aufwerten.
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Hierzu gehört z.B. die Japanische Weinbeere (Rubus phoenicolasius). Sie liefert nicht nur im August köstliche orangerote Beeren, sondern hat auch im Winter einiges zu bieten. Die langen, brombeerähnlichen Ruten leuchten rot und sind zudem überreich mit kleinen, dekorativen Stacheln besetzt. Sind sie mit Tau, Regentropfen, Reif oder Schnee bedeckt, liefern sie bei genauem Hinsehen ein echtes Spektakel. Auch im Gegenlicht der tief stehenden Wintersonne haben sie etwas ganz Besonderes.
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Die Schwarze Himbeere ‘Black Jewel’ (Rubus occidentalis) ist nicht nur wegen ihrer schwarzen Beeren ein Novum. Die weiß bereiften, schlanken Ruten leuchten auch an trüben Nebel- oder Regentagen aus dem Bestand – sie wirken fast ein wenig gespenstisch. Am besten entfernen Sie die abgeernteten Tragruten, also die zweijährigen Ruten, der Japanischen Weinbeere und der Schwarzen Himbeere ‘Black Jewel’ nach der Ernte oder im Frühjahr. Bei den jungen Trieben ist die Farbwirkung besonders intensiv.
Winterliches Feuerwerk
Zahlreiche Hartriegelarten und -sorten (Cornus) sorgen im Gehölzbestand für ein winterliches Feuerwerk. Dunkelrot, knallrot, leuchtend gelb, fast schwarz …, hier gibt es eine ganze Palette leuchtender Farben. Diese besonders intensive Färbung entsteht allerdings nur an den jungen Trieben. Schon nach etwa drei Jahren lässt die Strahlkraft deutlich nach und geht in einen eher verwaschenen, blassen Farbton über.
Daher sollten Sie alle Hartriegelarten und -sorten regelmäßig zurückschneiden. Am besten geht das, indem Sie einmal jährlich alle Äste, die drei Jahre oder älter sind, direkt über dem Boden abschneiden. Das können Sie entweder im Februar oder im Herbst erledigen. Da einige Hartriegelarten auch dazu neigen, sich über bewurzelte Triebe auszubreiten, können Sie gleichzeitig unerwünschten Neuzuwachs mit entfernen.
Der Hartriegel ‘Sibirica’ (Cornus alba) fällt mit seinen leuchtend roten Trieben sofort ins Auge. Ebenso intensiv, allerdings in Gelb, strahlt der Hartriegel ‘Flaviramea’ (Cornus sericea). Eine ungewöhnliche, fast schon schwarze Rindenfarbe besitzt der straff aufrecht wachsende Hartriegel ‘Kesselringii’ (Cornus alba). Etwas dezenter ist der rötliche Farbton der Sorte ‘Winter Beauty’, die auch als ‘Winter Flame’ im Handel ist. Eine ansprechende Farbnuance findet man im warmen Orangeton der Sorte ‘Anny’s Winter Orange’ (alle: Cornus sanguinea).
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Selten in den Gärten sieht man die Tangutische Himbeere (Rubus cockburnianus). Das aus Nordchina stammende Wildgehölz liefert – in Gruppen angepflanzt – eine wirkungsvolle Halmlandschaft leicht purpurfarbener, weiß bereifter Triebe. Sie wirken im laublosen Zustand farnwedelartig. Die Sorte ‘Goldenvale’ hat neben ihrer weißen Winterfärbung durch ihre gelben Blätter eine gute Sommerwirkung.
Intensiv grün leuchtet in der kahlen Jahreszeit auch der bekannte Ranunkelstrauch (Kerria japonica). Schon in kurzer Zeit bildet er über Ausläufer ein regelrechtes Dickicht. Hält man ihn mit Rhizomsperren, wie man sie vom Bambus kennt, in Schach, lässt auch er sich in „gezügelter“ Form gut als leuchtendes Wintergehölz einsetzen.
Extravagante Rindentextur
Winterdekorative Ziergehölze sind nicht nur wegen ihrer Farbnote interessant. Es gibt zahlreiche Gehölze, die auch ohne farbliche „Schminke“ wirken. Wie bei den Menschen wird das Gesicht der Rinde bei vielen Arten erst im Alter so recht markant und unverkennbar. Es verlangt ein offenes Auge, um die dezenten Schönheiten zu erkennen. „Du gehst niemals zweimal in den gleichen Garten“, so hat schon der große Staudenzüchter und Gartenphilosoph Karl Foerster die feine, fließende Dynamik im Garten beschrieben.
Braunrot zieren z.B. die jeweils vier breiten korkigen Leisten die Äste des Flügel-Spindelstrauchs (Euonymus alatus). Ihre exotische Wirkung wird durch die breit ausladenden Seitenäste noch verstärkt. Während die Art im Laufe der Jahre über 2 m hoch und breit werden kann, bleibt die Sorte ‘Compactus’ deutlich kleiner. Beide zeichnen sich zudem durch ihre leuchtend karminrote Herbstfärbung aus.
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Anders, aber ebenfalls intensiv über ihre aschbraune bis kastanienbraune Rinde, die oft in großen Streifen von den Trieben hängt, wirken ältere Exemplare der Kletterhortensie (Hydrangea anomala ssp. anomala). Auch die Kastanienrose (Rosa roxburghii) macht erst nach einigen Jahren, aber dann umso deutlicher auf sich aufmerksam. Wie ein in Streifen geschnittener Mantel hängen dann oft Teile der Rinde „hippieartig“ nach unten.
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Ähnliche dekorativ abblätternde Rindenstreifen findet man bei älteren Exemplaren der Blasenspiere (Physocarpus opulifolius). Auch hier gibt es einige Sorten wie die Zwerg-Blasenspiere ‘Nanus’ oder ‘Little Devil’, die langsamer und kompakter wachsen als die Wildart.
Wenn Sie nun an einem trüben Wintertag durch die Gartenanlage spazieren, dann gehen Sie doch mal auf Rinden-Entdeckungsreise …
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg