- Gartengestaltung
Ein Garten für Wildbienen
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Um im eigenen Garten Lebensräume für Wildbienen zu schaffen, ist es bei der Gartengestaltung mit dem Aufstellen eines „Insektenhotels“ nicht getan. Es ist wichtig, dass Sie die Bedürfnisse der unterschiedlichen Arten kennen. So leben Sandbienen etwa im Erdreich, Mauerbienen suchen bevorzugt Unterschlupf in Hohlräumen, Blattschneiderbienen bauen ihre Nester aus gesammelten Pflanzenblattstückchen, und Schneckenhaus-Mauerbienen suchen sich gerne leere Schneckenhäuser zur Eiablage aus.
Blütenvielfalt statt Rasen
Wildbienen legen keine großen Entfernungen zurück, daher benötigen sie in einem Umkreis von oftmals nur wenigen 100 Metern das Nebeneinander von drei wichtigen Dingen, um gut und sicher leben zu können: Nahrung, Nistplätze und Baumaterial.
Wenn Sie Wildbienen Nahrung bieten wollen, können Sie einen Teil Ihres Rasens oder eine kleine Ecke im Garten in eine Wildblumenwiese verwandeln. Leider enthalten viele im Handel angebotene Mischungen jedoch „Exoten“ und Zuchtformen, die zwar schön bunt blühen, der Insektenwelt aber kaum Nahrung bieten. Außerdem können in diesen Mischungen auch Pflanzenarten enthalten sein, die sich in der heimischen Pflanzenwelt übermäßig ausbreiten. Eine gute Blumenmischung erkennen Sie deshalb daran, dass sie heimische Wildarten enthält und mit einem Zertifikat „regionales Saatgut“ gekennzeichnet ist. Diese Mischungen bieten das qualitativ beste und höchste Nektar- und Pollenangebot für die heimische Insektenwelt. Dabei ist weniger entscheidend, ob eine Mischung fünf oder 50 Arten enthält. Viel wichtiger ist, dass die einzelnen Arten so aufeinander abgestimmt sind, dass sie möglichst wenig untereinander konkurrieren – dass die ganze Saison etwas blüht und dass die Artenzusammensetzung für den jeweiligen Standort geeignet ist.
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Denn auch wenn es „Wildblumen-wiese“ heißt, sollten Sie die Wiese nicht sich selbst überlassen, sonst würde sie schnell wieder mit konkurrenzstarken Arten aus der Umgebung oder sogar Gehölzen zuwachsen. Ideal wäre, wenn Sie nur einmal im Jahr, etwa im September, mähen. Wenn Sie häufiger mähen wollen, sollten Sie mit der ersten Mahd bis Juni warten, sodass einige Pflanzen die Gelegenheit zum Blühen und Aussamen bekommen.
Wenn Sie keinen Platz für eine Wildblumenwiese haben, können Sie auch Ihren vorhandenen Rasen parzellenweise mähen. Das bedeutet, dass Sie immer nur Teilflächen mähen, während andere Bereiche länger wachsen dürfen. Später im Jahr können Sie dann diese Bereiche mähen und die zuvor bereits gemähten Flächen wachsen lassen. So schaffen Sie einen Kompromiss aus Pflege und Natürlichkeit.
Ein Platz für Tiefbauexperten
Die beste Gestaltung mit Futterpflanzen nützt natürlich nur wenig, wenn nicht auch der passende Lebensraum im Garten zur Verfügung steht. Und hier haben die Wildbienenarten recht unterschiedliche Anforderungen.
Der mit Abstand größte Teil der Wildbienenarten legt seine Nistplätze im Boden an. Oftmals bevorzugt werden dafür trockene und nur wenig bewachsene Flächen in eher sandigem Substrat, die gut besonnt sind. Es gibt jedoch auch Arten, die in stärker verdichteten Böden ihre Nester anlegen. Die Vorlieben der einzelnen Arten variieren dabei zwischen ebenen Böden, Flächen mit leichter Neigung bis hin zu Steilkanten. Mit relativ einfachen Mitteln können Sie etwas für Sand-, Seiden- oder Furchenbienen tun:
- Legen Sie einen kleinen Sandhügel an einem sonnigen Standort an, der zur Befestigung locker mit Pflanzen für magere und trockene Standorte bewachsen ist, die gleichzeitig als Nahrung dienen.
- Alternativ können Sie einen Sandhaufen auch mit Kieselsteinen stabilisieren.
- Ein lückig bepflanzter Steingarten, der mit bienenfreundlichen Pflanzen bestückt ist, bietet gleichzeitig Nistplätze und Nahrung.
- Funktionieren Sie ungenutzte Sandkisten zum Wildbienenquartier um, indem Sie regelmäßig den Pflanzenaufwuchs entfernen.
- Entfernen Sie auf einem Teilstück Ihres Gartens regelmäßig die Pflanzen, um vegetationsfreie Flächen von mind. 1 m² Größe anzulegen.
- Schaffen oder bewahren Sie offene Sand- und Lehmflächen, die vor Regen geschützt sind, z.B. unter Dachvorsprüngen.
- Achten Sie bei gepflasterten Wegen und Terrassen auf breite Fugen, die mit Sand gefüllt sind.
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Totholz aufleben lassen
Begeben wir uns eine Etage höher: Hier gibt es Wildbienen, die als Platz für ihre Nester totes oder morsches Holz bevorzugen. Dafür nutzen sie entweder vorhandene Fraßgänge anderer Insekten oder sie nagen sich ihre Gänge selbst. Gerade Kleingärten mit Altbaumbeständen können hier wichtige Nistmöglichkeiten bieten. Mit ein paar Handgriffen können Sie aber auf jeder Parzelle einen Lebensraum für Totholzbewohner schaffen:
- Falls es einmal notwendig ist, einen Baum stark zurückzuschneiden, lohnt es sich, das Holz aufzubewahren und an einer geschützten, sonnigen Stelle zu platzieren.
- Stellen Sie 1–2 m lange, morsche Stammstücke vertikal auf.
- Müssen Sie einen Baum fällen, sollten Sie zumindest einen Teil des Stammes stehen lassen.
- Schichten Sie Stammholz und starke Äste zu einem Holzstapel auf.
- Insgesamt gilt: Alt- und Totholz bieten vielen Insektenarten einen wichtigen Raum zum Leben und sollten nach Möglichkeit bewahrt werden.
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Biss ins Mark
Einige Wildbienenarten bauen ihre Nester vorzugsweise in markhaltigen Stängeln, etwa von Königskerzen, Brombeeren oder Holunder. Über Bruchstellen gelangen die Tiere an das weiche Pflanzenmark und legen darin ihre Nistzellen an.
Es bietet sich deshalb an, dass Sie die Stängel bestimmter Stauden im Herbst stehen lassen. Im Frühjahr, wenn die Stängel abgestorben sind, können Sie sie abschneiden und an einer sonnigen Stelle am Gartenzaun – am besten einzeln – befestigen. So bieten Sie Wildbienen einen Nistplatz. Wichtig ist, dass Sie die Pflanzenstängel aufrecht positionieren, denn waagerecht ausgerichtete Stängel werden meist nicht besiedelt.
Wenn Sie auf ein paar Blüten oder Früchte verzichten können, können Sie auch Brombeer- und Himbeerranken sowie die Triebe von Distel, Königskerze oder Holunder abschneiden bzw. abbrechen, um den Wildbienen eine Nistmöglichkeit in den stehen gelassenen Stängeln zu öffnen.
Kleine Höhlenbewohner
Viele Wildbienen-Arten nisten in schon vorhandenen Hohlräumen, da sie selbst keine Gänge graben oder nagen können. Das kann ein hohler Pflanzenstängel sein, ein Loch im Baumstamm, ein altes Bohrloch, eine Spalte zwischen Steinen, ein verlassenes Schneckenhaus, ein zuvor bewohnter markhaltiger Stängel, dessen Hohlraum nun frei geworden ist, oder auch einfach ein Belüftungsloch im Fensterrahmen.
Foto: picture alliance/blickwinkel
Für Arten, die diese Nistmöglichkeiten nutzen, lohnt sich der Aufbau einer künstlichen Nisthilfe. Diese können Sie mit kleinen Bambusstängeln und gebohrten Hölzern bestücken.
Mini-Steilwände
Natürliche Steilwände aus Sand, Löss oder Lehm kommen in Deutschland nur noch sehr selten vor. Dabei eignen sich diese Plätze besonders gut als Lebensräume verschiedener Wildbienenarten. Durch ihre vertikale Ausrichtung sind die Wände meist stark von der Sonne beschienen und bieten so einen trockenen und vegetationsarmen Boden, in dem sich die Wildbienen gut einrichten können.
Wenn Sie in Ihrem Garten entsprechend gefestigtes Bodenmaterial mit einem gewissen Lehmanteil haben, können Sie Mini-Steilwände und Abbruchkanten einfach mit einem Spaten schaffen. Wenn das nicht möglich ist, können Sie das Material auch in Blumenkästen oder -töpfe füllen, andrücken und diese senkrecht trocken und sonnenexponiert aufstellen.
Schon mit kleinen Maßnahmen können Sie so mit relativ wenig Aufwand in Ihrem Kleingarten viel für Wildbienen tun. Auf Ihren Nutzgarten müssen Sie auf jeden Fall nicht verzichten. In der Praxis hat sich eine Kombination aus natürlich geprägten Bereichen und Nutzbereichen bewährt: An die Bedürfnisse des Gartennutzers angepasste Flächen und naturnahe, „wilde“ Ecken müssen kein Widerspruch sein!
Luisa Stemmler
Geobotanikerin, Vorsitzende
des Netzwerks Wildbienenschutz
Foto: kozorog/Adobe Stock
Wasserstellen
Grundlage allen Lebens ist Wasser – das gilt auch für Wild- und Honigbienen (Foto). Daher können Sie den kleinen Gartenbesuchern auch eine Tränke anbieten, etwa eine kleine Wasserstelle oder auch nur eine Wasserschale. Damit die Tiere nicht ertrinken, ist eine Ausstiegshilfe nötig. Dafür bieten sich z.B. Zweige, Steine oder auch kleine Moospolster an, die die Tiere als Kletterhilfe oder sicheren Landeplatz nutzen können.