- Gartengestaltung
- Naturnahes Gärtnern
Lebensraum Trockenmauer
Tipps und Tricks für den Bau und die Bepflanzung
Foto: Steffen Hauser/Botanikfoto Naturnahes Gärtnern wird heute großgeschrieben. Es schafft Lebensräume für Tiere und Pflanzen und bietet zugleich attraktive Gestaltungsmöglichkeiten. Sie haben schon ein kleines Feuchtbiotop oder eine Blumenwiese angelegt? Nehmen Sie doch einmal einen ganz anderen Lebensraum „in Angriff“: die Trockenmauer. Neben Fuß und Krone können Sie auch die Mauerseiten bepflanzen. Lücken im Mauerwerk bieten Insekten Unterschlupf, in größeren Hohlräumen finden sich Erdkröte und Eidechse ein. So ist eine Trockenmauer nicht nur optisch, sondern auch ökologisch eine Bereicherung für jeden Garten.
Trockenmauern werden ohne Mörtel meist aus Natursteinen errichtet – ein Prinzip, das früher häufig beim Brunnenbau, bei der Anlage von Feldmauern und im landwirtschaftlichen Terrassenbau (z.B. Weinbau) genutzt wurde. Wenn Ihr Garten sich nicht für die Anlage einer stützenden Trockenmauer anbietet, konstruieren Sie – wie im Folgenden beschrieben – eine frei stehende Variante.
Das Material wählen
Wählen Sie zuerst das Material aus – am besten eignen sich unbearbeitete Natursteine (Kalk- oder Sandstein, gemischte Feldsteine). Gute Quellen sind Steinbrüche, dort können Sie als Selbstabholer auch kleine Mengen günstig erhalten.
Eine preiswerte Alternative sind alte Gehwegplatten. Sie werden über eine Kante gelegt und mit einem Hammer gebrochen. Die Bruchkanten zeigen im Mauerwerk nach außen und wirken dann wie Naturstein.
Untergrund vorbereiten
Wichtig ist die Ausrichtung der Mauer. Meine verläuft von Norden nach Süden, um über Mittag einen Wärmestau an ihrem Fuß zu verhindern – viele Pflanzen vertragen die extreme Hitze an der Südseite von Mauern nicht.
Stecken Sie zunächst den Mauerverlauf ab. Dann schachten Sie den Boden dort rund 40 cm tief aus (mit dem Aushub füllen Sie später das Innere der Mauer) und bringen eine Schotterschicht (30 cm) in den Graben ein. Nach dem Verdichten der Steine den Graben mit Mauersand (10 cm) auffüllen und die Oberfläche ebenerdig glatt harken.
Foto: Heger
Stein auf Stein
Bevor Sie die Steine aufschichten, sortieren Sie sie nach Größe. So findet sich beim Aufschichten schnell das jeweils passende Exemplar. Verwenden Sie für die unterste Lage die breitesten Steine. Ist die erste Schicht verlegt, füllen Sie sie innen mit der ausgehobenen Erde auf. Legen Sie die Steine so aufeinander, dass die Mauerseiten eine Neigung von 10–15 % erhalten. Das verleiht ihnen Stabilität und sorgt dafür, dass die innen eingefüllte Erde die Steine nicht nach außen drückt.
Erste Lücken und Hohlräume können Sie bereits ebenerdig in die Trockenmauer einbauen – hier finden größere Tiere Unterschlupf, ohne klettern zu müssen. Legen Sie jetzt die nächsten Steine Schicht für Schicht auf und füllen Sie das Innere der Mauer schrittweise mit Erde auf.
Nischen für Pflanzen
Ab einer Höhe von 20 cm konstruieren Sie erste Mauerlücken in Topfballengröße (ca. 9 x 9 cm), um Pflanzen darin einzusetzen. In dieser Höhe empfehle ich Arten, die nicht höher als 5 cm werden – dafür eigen sich sog. „Trittpflanzen“ (s.u.). Polsterstauden kommen erst ab einer Höhe von 30 cm über dem Boden in die Nischen.
Setzen Sie die Wurzelballen aus dem Topf am besten schon während des Mauerbaus ein, dann sitzen sie perfekt und wurzeln gut in die Erdfüllung der Mauer ein. Tipp: Töpfe vorher ins Wasser stellen, dann saugen sich die Ballen voll, und die Pflanzen müssen nicht angegossen werden. Wenn Sie sie erst nachträglich in die fertige Mauer setzen, bleibt die Erde oft nicht in der Mauerlücke, auch das Angießen ist schwierig. Später werden die Pflanzen über das Gießen der Mauerkrone bewässert.
Foto: Flora Press/Tomek Ciesielski
Für die Krone nur die „Harten“
Für die Bepflanzung der Krone eignen sich grundsätzlich nur Arten, die mit extremer Trockenheit und Hitze zurechtkommen. Das sind alle Hauswurz-Arten (Sempervivum) und niedrig wachsende Fetthennen, z.B. Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre), Weiße Fetthenne (Sedum album), Teppich-Fettblatt (Sedum spurium) oder das Spatelblättrige Fettblatt (Sedum spathulifolium), auch Colorado-Fetthenne genannt.
Die meisten dieser Pflanzen sind immergrün und so auch im Winter von Austrocknung bedroht, denn die Mauerkrone ist ein recht windiger Standort. Eingestecktes Reisig bremst den Luftzug und reduziert den Wasserverlust über die Blätter. Rollt im Winter der Rhododendron sein Laub ein, denken Sie auch an Ihre Trockenmauer und wässern Sie sie bei frostfreiem Wetter gleich mit.
„Trittfestes“ im Untergeschoss
An die Mauerseite geschmiegt gedeihen sogenannte „Trittpflanzen“. Sie können betreten werden und bleiben in der Regel sehr niedrig (unter 5 cm). Dazu gehören Mazedonische Gänsekresse (Arabis ferdinandi-coburgii), Blaugrünes Stachelnüsschen (Acaena caesiiglauca), Englische Rasenkamille (Chamaemelum nobile), Zwerg-Fiederpolster (Cotula dioica), Braunes Fiederpolster (Cotula squalida), Frühblühender Thymian (Thymus praecox), Wolliger Thymian (Thymus praecox ssp. pseudolanuginosus) und Sand-Thymian (Thymus serpyllum). All diese Pflanzen vertragen Trockenheit sehr gut.
Etwas höher: Polsterstauden
Foto: Richard Griffin/Fotolia.com Mehr Feuchtigkeit und Platz benötigen Polsterstauden, z.B. Gewöhnliches Berg-Steinkraut (Alyssum montanum), Silberraute (Artemisia schmidtiana), Blaukissen (Aubrieta x cultorum), Filziges Hornkraut (Cerastium tomentosum), Gewöhnliche Grasnelke (Armeria maritima), Kleines Seifenkraut (Saponaria ocymoides), Garten-Silberwurz (Dryas x suendermannii), Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus), Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens), Polster-Phlox (Phlox subulata) und Liegender Ehrenpreis (Veronica prostrata). Diese Pflanzen wirken am schönsten im oberen Bereich der Mauer, denn sie bilden große Polster. In tiefere Etagen gepflanzt würden sie auf der Erde aufliegen – ihre Wirkung wäre geschmälert.
Das Gießen der Polsterstauden im oberen Wandbereich erfolgt über die Mauerkrone. Beim langsamen Gießen sickert das Wasser in die unteren Schichten. Wenn Sie die gesamte Mauer mit der Gartenbrause wässern, geht viel Feuchtigkeit verloren. Für die Wasserversorgung meiner Mauer nutze ich eine bequeme Tropfbewässerung.
Foto: Heger
Unerwünschtes entfernen
Nach und nach siedeln sich auf der Mauer auch unerwünschte Pflanzen an, die entfernt werden müssen. Viele davon stehen in den engsten Mauerritzen. Beseitigen Sie sie am besten mit einem dünnen Schälmesser. Wenn Sie größere Pflanzen entfernen, achten Sie darauf, nicht das Mauerwerk auseinanderzuziehen. In solchen Fällen schneiden Sie die Pflanze besser nur so weit wie möglich unten ab.
Blickfang und Lebensraum
Soll die Trockenmauer als Gestaltungselement ihre volle Wirkung entfalten, wählen Sie nur niedrige Arten für die Fußbepflanzung . Hohe Stauden sind hier fehl am Platz, denn sie würden das Bauwerk verdecken.
Gartenfreunde, die ihre Trockenmauer sorgfältig planen und umsetzen, werden über viele Jahre Freude daran haben und tragen dazu bei, dass in unseren Kleingärten immer mehr Oasen für Pflanzen und Tiere entstehen!
Claudia Heger
Landesfachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde
Vorgaben beachten
Vorgaben für den Bau von Trockenmauern im Kleingarten finden Sie oft in der Gartenordnung oder im Pachtvertrag. Die Stadt Braunschweig definiert die Maße für Trockenmauern z.B. in ihrem Pachtvertrag so: „Zulässig ist auch eine Trockensteinmauer je Parzelle bis 1 m Höhe, 3 m Länge und 80 cm Tiefe.“ Insbesondere bei stützenden Trockenmauern ist die Standsicherheit zu gewährleisten. Ggf. hat eine bautechnische Abnahme zu erfolgen.
» Unsere Artikel zu "Naturnahes Gärtnern im Fokus"