- Gartengestaltung
- Naturnahes Gärtnern
Upcycling im Garten
Originelle Materialverwertung im Garten
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch
Beim „Recycling“ verwenden wir Gebrauchtes immer wieder für denselben Zweck: Aus altem Papier wird erneut Papier, alte Flaschen werden neu befüllt. Anders beim „Upcycling“: Ganz nach dem Motto „sinnvoll zweckentfremden“ verleihen wir vermeintlichem Müll ganz neue Funktionen. Dieses Konzept ist „in“ und hat schon manch originelle Idee hervorgebracht. Es reduziert den Neuverbrauch von Rohstoffen, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – und das auch im Garten.
Neu ist allerdings nur der Begriff – „Upcycling“ gab es schon zu meinen Kindertagen. Damals, Mitte der 60er Jahre, besuchte ich Freunde im Kleingarten ihrer Eltern und sah sie überall als Beetbegrenzung: Weinflaschen, mit dem „Hals“ in der Erde versenkt. Diese Form der Entsorgung hat mir schon als Kind nicht gefallen und hat auch jetzt nichts mit kreativer Gartengestaltung zu tun.
Heute wird Altglas zermahlen und als Mulchmaterial in Staudenpflanzungen verteilt – aber auch diese Nutzung von Leergut wünsche ich mir nicht in unseren Kleingärten, ebenso wie die Kartoffelkultur in ausgedienten Autoreifen. Richten wir unseren Blick nun aber auf Positivbeispiele des „Upcyclings“.
Nützliche Zweckentfremdung
Schwarz-weiß bedrucktes Zeitungspapier (keine Magazine) verwende ich z.B. beim Bau von Hoch- und Hügelbeeten. Wenn keine Rasensoden zur Hand sind, dient das Papier als Trennschicht zwischen Holzkern und Laubschicht. Auch als 1 cm dick ausgelegtes Mulchmaterial in einer verkrauteten Himbeerpflanzung macht es sich nützlich. Tipp: Decken Sie das Papier dort aus optischen Gründen mit Häckselgut ab.
Mit Stroh gefüllte Tontöpfe, umgedreht in unsere Apfelbäume gehängt, bieten Ohrenkneifern ein ideales Quartier. Manch Gartenfreund wird staunen, wie schnell unsere Verbündeten die Blattlauspopulation in einem Obstbaum reduzieren können.
Schicken Sie Ihre alten Wanderschuhe, die genug von der Welt gesehen haben, in den Ruhestand und bepflanzen Sie sie mit Walzen-Wolfsmilch, Fetthenne und Co.
Foto: fotofrank/Fotolia.com
Meine Favoriten für das „Upcycling“ im Garten sind gebrochene Gehwegplatten. Zur Trockenmauer aufgeschichtet, werden sie zum wertvollen Gestaltungselement, das neben attraktiven Pflanzen auch vielen Tieren einen Lebensraum bietet.
Alte Zinkwannen dienten früher uns Kindern als Badezuber im Garten. Werden sie dafür nicht mehr gebraucht, sind sie ein originelles Pflanzgefäß für einjährige Sommerblumen, Stauden, Zwiebel- oder Sumpfpflanzen. Ein toller Blickfang an der Terrasse!
In zwei Hälften gesägte Weinfässer werden zu dekorativen Wasserspeichern. Aufgestellt in der Nähe von Rabatten ersparen sie uns so manchen Weg. Im „FlorAtrium“, dem Lehr- und Erlebnisgarten der Bremer Gartenfreunde, platzieren wir in jedem Fass noch ein Brettchen, das hineingefallenen Kleintieren eine Ausstiegsmöglichkeit bietet und Wild- und Honigbienen zum Landen und Trinken einlädt.
Alte Zahnräder im Pflaster
Die oben genannten Beispiele sind dem einen oder anderen sicher bekannt, mit den folgenden möchte ich Sie überraschen! Schon oft berichtete unsere Verbandszeitschrift über den Bau von Wegen und Terrassen. Dabei richteten die Autoren unsere Blicke gerne auf Naturstein, nicht auf Industriematerialien.
Foto: Maik Rückert
Doch bei der Weggestaltung im Garten hat sich einiges geändert. So freue ich mich, dass die ehemals fast ausschließlich formal und schnurgerade angelegten Pfade heute gefällige Bögen oder Kreise beschreiben.
Wenn Ihnen das an Neuerung noch nicht genug ist und Sie vielleicht auch schon unterschiedliche Steinsorten verwenden, möchte ich Ihnen ein weiteres Material empfehlen: alte Zahnräder (z.B. vom Schrotthändler). Mit variierenden Größen und Oberflächen erzielen sie als Schmuckelement im Wegpflaster sensationelle Effekte!
Zum Prozedere: Bis auf das Einschlämmen der Steine sollte der Weg bereits fertig sein. Dann legen Sie die Zahnräder an den von Ihnen favorisierten Positionen aus. Variieren und prüfen Sie, wo das Räderwerk als Blickfang den höchsten Wirkungsgrad erzielt. Dann nehmen Sie das Pflaster an den ausgewählten Stellen auf und setzen die Zahnräder mit dem Pflasterhammer ein. Achten Sie dabei darauf, dass der Blickfang später nicht zur Stolperfalle wird! Zum Abschluss schlämmen Sie Füllsand in den ganzen Weg oder die Terrasse ein. Je nach Material und Zustand der Zahnräder kann sich Rost einstellen, der dem Ganzen Patina und rustikalen Charme verleiht.
Vom Blatt zur Vogeltränke
Was haben Rhabarber und Vogeltränken miteinander zu tun? Die Lösung: Das Rhabarberblatt – als „Nebenprodukt“ aus dem Gemüsebeet – ist eine wunderbare Matrize für die Herstellung von Vogeltränken, die in Form und Textur das attraktive Laub „kopieren“.
Und so geht’s: Ausgangsmaterialien sind Fertigzement (feine Körnung), Dichtungsmittel (Betonzusatzmittel), Maurerkübel und eine Sandkiste als Arbeitsfläche. Wählen Sie ein Blatt in der Größe, die die Tränke haben soll, und formen Sie einen kleinen Sandhügel in Blattgröße. Der dient als „Negativ“, dessen Wölbung die Mulde der entstehenden Tränke formt. Damit diese genug Wasser aufnehmen kann, darf die Wölbung nicht zu flach sein. Legen Sie das Blatt so auf den Sandhügel, dass seine Unterseite nach oben zeigt.
Der nächste Arbeitsschritt erfordert eine gut vorbereitete und zügige Ausführung: Vermengen Sie im Maurerkübel den Fertigbeton mit Wasser und Dichtungsmittel zu einer erdfeuchten Masse. Die Mischung darf nicht zu nass sein! Tragen Sie davon eine 3 cm starke Schicht auf das Blatt auf und glätten Sie den Beton mit Arbeitshandschuhen.
Nun lehnen Sie sich eine Woche lang entspannt zurück. Feuchten Sie das Gewerk in dieser Zeit mit der Gießkanne dreimal an, um eine langsame, gleichmäßige Aushärtung zu gewährleisten. Trocknet der Beton – z.B. an heißen Tagen – zu schnell, bilden sich Risse. Nach sieben Tagen wenden Sie die Form, ziehen das Blatt ab und säubern die neue Vogeltränke.
Fotos: Meike Kleeberg
Fazit
Wenn es darum geht, im Garten Neues auszuprobieren, können wir als passionierte und experimentierfreudige Gartenfreunde getrost auf die „Inspirationen“ der Hochglanzmagazine verzichten. Die Sinnlosigkeit vieler der dort vorgestellten Neuheiten – von der „Schneckenzange“ bis zum „Wühlmausschreck“ – lässt mich immer wieder schmunzeln. Vernachlässigen wir nicht das Prinzip „Aus Alt macht Neu“. Es bietet uns viele Spielräume und ist auch monetär die bessere Alternative. Das Material soll durch seine Wirkung überzeugen und die Schönheit unserer Gartenparadiese betonen.
Hartmut Clemen
Landesfachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen
Altes zweckentfremdet
Beim „Upcycling“ werden Wertstoffe nicht nur wiederverwertet, sondern auch zweckentfremdet, aufgewertet und zu neuem Leben erweckt. Welche Möglichkeiten es dabei für den Garten gibt, verrät Beate Walther in ihrem Buch „Upcycling im Garten“. Sie zeigt, wie die alte Konservendose oder das Küchensieb kostengünstig und praktisch bei der Gartenarbeit helfen können.
Passend zum Urban-Gardening-Trend stellt sie pfiffige Pflanzgefäße vom Joghurtbecher über die Suppenkelle bis zur Waschtrommel vor, fertigt Pflanzglocken aus PET-Flaschen oder Schilder aus alten Löffeln. Dazu gibt es Gartendeko aus Korb, Jeans und Co. Praxistipps rund um Aussaat und Pflanzung sowie Checklisten, was sich wo sammeln lässt und welche Hilfsmittel zum Werkeln gebraucht werden, ergänzen die vielen Anregungen.
Walther, Beate: „Upcycling im Garten. 40 nützliche Ideen zum Selbermachen“. 119 Seiten. 138 Farbfotos, mit Fotografien von Susanne Casper-Zielonka. Preis: 19,90 Euro. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-7630-4.