- Gartenpflege
Beerenobst richtig schneiden
Foto: lithiumphoto/Adobe Stock
Beerenobstpflanzen müssen Sie regelmäßig schneiden, damit sie gesund bleiben, sich leicht beernten lassen und Früchte guter Qualität liefern. Grob lassen sich die wichtigsten Beerenobstarten in zwei Gruppen aufteilen: Brom- und Himbeeren bilden Ruten, die höchstens zwei Jahre alt werden und dann absterben. Johannisbeeren, Stachelbeeren sowie Heidelbeeren bilden hingegen ein Gerüst aus älter werdenden Tragästen, die mit der Zeit vergreisen und dann ausgelichtet werden müssen.
Johannis- und Stachelbeeren: Stämmchen
Foto: Björn Wylezich/Adobe StockJohannis- und Stachelbeeren werden oft als Stämmchen erzogen. Stachelbeeren werden meist auf die mit ihnen verwandte Goldjohannisbeere (Ribes aureum) veredelt, die schöne, gerade Ruten bildet. Johannisbeeren werden entweder ebenfalls auf die Goldjohannisbeere veredelt oder auch stammecht gezogen, das heißt aus einem langen Johannisbeertrieb, der nicht umveredelt wird. Stämmchen sind besonders bei Stachelbeeren beliebt, da die Verletzungsgefahr beim Pflücken geringer ist und sie sich erheblich leichter beernten lassen als Büsche. Leider sind Veredelungen nicht sehr langlebig, bei Stachelbeeren sterben sie nicht selten nach acht bis zwölf Jahren Standzeit ab.
Der Schnitt der Kronen ist vergleichbar mit dem der Büsche: Es werden etwa fünf Tragäste erzogen, an denen Sie die Seitenzweige einkürzen. Wenn die Tragäste vergreisen, werden sie durch jüngere Triebe ersetzt. Achten Sie darauf, die Triebe aus dem Boden und aus dem Stamm regelmäßig und möglichst schnell zu entfernen. Binden Sie die Krone (nicht den Stamm!) an einem Pfahl an und kontrollieren Sie die Bindestelle mindestens einmal im Jahr auf Einschnürungen.
Grafiken (5): Faltermayr (nach Vorlage Beltz)
Schnittzeitpunkt
Die meisten Sorten von Stachel- und Johannisbeeren beginnen sehr früh mit dem Austrieb. Um ihre Kräfte zu schonen, ist es günstig, den Schnitt von Stämmchen oder Busch möglichst früh durchzuführen, am besten noch im Februar, sofern das Wetter mild ist. Schnitt im März und April ist natürlich auch noch möglich, aber je weiter die Pflanzen im Austrieb sind, desto mehr werden sie durch den Schnitt geschwächt.
Kranke Zweige sollten Sie natürlich sofort entfernen. Oft ist die Erkrankung am Welken des betroffenen Triebs erkennbar.
Johannis- und Stachelbeeren: Büsche
Foto: unpict/Adobe StockDie traditionelle Anzuchtform von Johannisbeeren (einschließlich Jostabeeren) und Stachelbeeren ist der Busch. Nach der Pflanzung entfernen Sie alle Triebe bis auf etwa fünf. Diese werden innerhalb der nächsten fünf Jahre zu einem Traggerüst aufgebaut. Von hier aus bilden sich Fruchtzweige. Aus der Basis des Busches entspringen jährlich weitere Triebe, von denen Sie einen Teil entfernen, aber auch einige nutzen können, um neue Tragäste aufzubauen.
Solange die Tragäste vital sind, kürzen Sie die seitlich entspringenden frischen Triebe nur stark ein, um genügend Raum für die Pflückarbeiten im Sommer zu haben. Wenn die Triebe nach etwa vier Jahren anfangen zu vergreisen – also überreich blühen, nur kleine Früchte und wenig Blätter bilden – sollten Sie sie oberhalb eines an der Basis entspringenden jungen Triebes (siehe Zeichnung) zurückschneiden, der den alten Trieb dann ersetzt.
Heidelbeeren
Foto: Vilor/Adobe StockBei den Heidelbeeren, die in den Garten gepflanzt werden, handelt es sich meist um stark wachsende Sorten, die aus der Amerikanischen Heidelbeere (Vaccinium corymbosum) gezüchtet wurden. Auf geeigneten Standorten können sie 2–3 m hoch werden. Da sie sehr saure Böden und gleichmäßige Feuchtigkeit (aber keine Staunässe!) lieben, werden sie in den meisten Gärten allerdings nur etwa 1–2 m hoch.
Der Schnittbedarf ist bei Blaubeeren deutlich geringer als bei den meisten übrigen Obstarten. In den ersten Jahren kann man sie einfach wachsen lassen und schneidet sie nicht. Auch sie bilden Gerüstäste, aber nicht so ausgeprägt wie die Johannis- oder Stachelbeeren.
Wenn sie nach etwa fünf bis zehn Jahren zu vergreisen beginnen, entfernen Sie die ältesten Äste, sodass junge Triebe aus der Pflanzenbasis sie ersetzen können. Ein starker Rückschnitt der Pflanzen ist möglich, aber meist nicht empfehlenswert, da er zu sehr dichtem Wachstum führt.
Manche Heidelbeersorten wachsen relativ dicht. Um sie problemlos beernten zu können, sollten Sie sie so weit auslichten, dass Sie die Früchte leicht erreichen können. Nur wenn die Früchte nicht mehr groß genug werden und wenig Aroma besitzen, sollten Sie einen stärkeren Schnitt in Erwägung ziehen. Häufig liegt die Ursache geringer Beerengröße allerdings an Trockenheit, sodass eine bessere Wasserversorgung in Trockenperioden mehr nützt als ein stärkerer Schnitt.
Der beste Schnittzeitpunkt für Heidelbeeren ist der Spätwinter oder das frühe Frühjahr, also Februar/März, bevor die Pflanzen austreiben. Kranke oder gebrochene Triebe können Sie natürlich jederzeit entfernen.
Himbeeren: Sommersorten
Himbeeren bilden jedes Jahr neue Triebe aus dem Boden, die üblicherweise im Folgejahr blühen und Beeren tragen. In Himbeerpflanzungen hat man also normalerweise zwei Jahrgänge, die jungen (einjährigen) Triebe ohne Blüten und die vorjährigen (zweijährigen), die blühen und fruchten. Im Erwerbsanbau werden sie „Floricane“ genannt. Die Ruten stark wachsender Sorten können auf günstigen Standorten etwa 2–3 m lang werden, in Gärten bleiben sie aber meist kleiner.
Beim Schnitt werden die alten Ruten aus dem vergangenen Jahr, die Früchte getragen haben, kurz über dem Boden abgeschnitten. Das kann direkt nach der Ernte geschehen oder auch im Herbst oder Frühjahr danach. Meist sterben die alten Ruten im Winter, nachdem sie getragen haben, von sich aus ab.
Damit die übrig gebliebenen, jungen Ruten nicht zu dicht stehen, lassen Sie nur etwa acht bis zehn Ruten pro laufendem Meter Beetlänge stehen und befestigen sie an einem Spalier. Die übrigen schneiden Sie wie die abgetragenen Ruten knapp über der Bodenoberfläche ab. Wenn die stehen gebliebenen Ruten sehr lang geworden sind, können Sie sie auf etwa 2 m Länge zurückschneiden.
Himbeeren: Herbstsorten
Foto: alter_photo/Adobe StockIn der Natur blühen in seltenen Fällen Himbeerruten schon im Jahr ihrer Entstehung, daraus wurden die sogenannten Herbstsorten oder zweimal tragenden Sorten gezüchtet. Denn nach den Blüten, die sich noch im Jahr der Entstehung der Ruten bilden und fruchten, können sich im Folgejahr weiter Blüten und Früchte bilden. Die Blüte und Reife im ersten Jahr ist relativ spät, die im zweiten Jahr relativ früh.
Diese Herbsthimbeeren (im Erwerbsobstbau als „Primocanes“ bezeichnet) haben den Vorteil, dass sie erst nach dem Auftreten des Himbeerkäfers blühen, sie also vor seinen „Maden“ einigermaßen sicher sind. Dafür werden sie wegen ihrer späten Reife stärker von der Kirschessigfliege befallen als die Sommersorten.
Meist ist eine möglichst hohe Ernte an den jungen Ruten im ersten Jahr gewünscht, daher schneidet man die Ruten alle im Winter nach der Ernte bodennah ab. Günstig dafür ist der Februar/März, bevor die neuen Bodentriebe entstehen. Ein Rückschnitt direkt nach der Ernte ist anders als bei den Sommersorten nicht zu empfehlen, da er die Pflanzen zu sehr schwächen würde.
Brombeeren und Co.
Foto: grey/Adobe StockHimbeeren (Rubus idaeus) und Brombeeren (Rubus fruticosus) gehören zu derselben Gattung, die außerdem eine Vielzahl weiterer Arten mit interessanten Früchten umfasst. Ihre Neigung, Arthybriden zu bilden, wurde dazu genutzt, Hybridsorten zu züchten, von denen einige eine recht große Bedeutung gewonnen haben. Die bekanntesten sind wohl die Tayberry (Rubus fruticosus x idaeus) und die Sorte ‘Glen Coe’ (Rubus idaeus x neglectus), es gibt aber weitere wie die Boysenberry (Rubus ursinus x idaeus) und die Loganberry (Rubus x loganobaccus). Vom Wuchs her verhalten sich diese Sorten wie Brombeeren und werden daher genauso geschnitten.
Brombeeren und die genannten Hybriden fruchten wie die Sommerhimbeeren an den zweijährigen Ruten. Üblicherweise werden die abgetragenen Ruten im Winter über dem Boden abgeschnitten. Da Brombeeren aber etwas frostempfindlicher sind und daher ihr Wachstum im Herbst nicht angeregt werden soll, werden die abgetragenen Ruten nicht nach der Ernte abgeschnitten, sondern erst, wenn die stärkeren Fröste im folgenden Frühjahr vorbei sind, also eher im März/April als im Februar.
Kürzen Sie die bis zu 6 m langen Ruten im Frühjahr auf etwa 2–4 m Länge ein. Vier bis sechs Ruten pro Pflanze lassen Sie stehen, die restlichen entfernen Sie bodennah. Brombeeren neigen dazu, an den jungen Ruten Seitentriebe (Geiztriebe) zu bilden, die Sie noch im Sommer oder spätestens im folgenden Winter auf ein bis zwei Knospen einkürzen.
Buchtipp zum Thema
Beltz, Heinrich; Großmann, Gerd; Hübscher, Heiko; Pirc, Helmut: „Handbuch Pflanzenschnitt: Bäume, Rosen und Sträucher schneiden“, Verlag Eugen Ulmer, ISBN 978-3-8186-1434-8
Heinrich Beltz
Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
Niedersächsische Gartenakademie