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Blühfreudigkeit bei Ziersträuchern durch richtigen Schnitt erhalten
Foto: Ollig Blühende Ziergehölze sind bei jedem Gartenfreund beliebt, weil die Vielfalt dieser großen Pflanzengruppe für einen langen Blühzeitraum sorgt. In den ersten Jahren nach der Pflanzung ist die Freude an den Pflanzen groß, an einen Schnitt denkt jetzt noch niemand. Doch mit der Zeit werden diese Pflanzen höher und breiter, und plötzlich reicht der Platz nicht mehr aus – sie stehen zu nahe an der Grundstücksgrenze oder überragen sie sogar, oder sie stören, weil sie die Sicht versperren.
Wachstumsbedingt ändern die Sträucher ihr Erscheinungsbild (Habitus), denn die Zone des Blühens und Fruchtens wandert mit den Jahren immer weiter nach oben und nach außen. Im Inneren vergreisen und verkahlen die Sträucher.
Zudem findet man an der Basis immer mehr dicke Triebe und Stämme, die das Erscheinungsbild stören. Kurzum, bei vielen Gartenfreunden reift dann schnell der Entschluss, dass die Sträucher endlich einmal geschnitten werden müssten.
Aus gärtnerischer Sicht wäre es jetzt wichtig, durch angepasste Schnittmaßnahmen wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Triebwachstum und Blühverhalten sowie ein pflanzentypisches Erscheinungsbild herzustellen. Bei einem solchen Verjüngungsschnitt lassen sich auch gleichzeitig die „aus den Fugen geratenen" Größenverhältnisse korrigieren.
Foto: Ollig Bevor Sie jedoch zu Säge und Schere greifen, sollten Sie einige Grundregeln des Ziergehölzschnittes beachten. Sie lassen sich aus dem Wuchscharakter und dem Blühzeitpunkt ableiten. Daneben ist von Bedeutung, ob die Pflanzen am diesjährigen oder am mehrjährigen Holz blühen.
Sträucher mit unterschiedlichem Wuchscharakter
Bei Gehölzen und damit auch bei Sträuchern ist eine große Vielfalt an unterschiedlichen Wuchsformen bekannt. Sträucher lassen sich dennoch in zwei Gruppen einteilen, nämlich in basitone Sträucher, bei denen der Basisbereich gefördert wird, und in mesotone Sträucher, bei denen der mittlere Bereich der Pflanze gefördert wird.
1. Basitone Sträucher
Bei basitonen Sträuchern findet der stärkste Neutrieb an der Basis statt. Das bedeutet, dass alle neuen, jungen Triebe aus dem Boden austreiben und dann neben den älteren Trieben wachsen. Auch für den ungeübten Gartenfreund lassen sich junge und alte Triebe sehr gut unterscheiden: Die jungen Triebe haben eine geringere Triebstärke und sind meist heller als die älteren Triebe.
Foto: Ollig Basisbetonte Sträucher sind von ihrer Wuchsform eher schlanker, nach oben wachsend und weniger ausladend. Diese Art des Wachstums und der Triebneubildung ist für den Schnitt von großer Bedeutung. Typische Vertreter dieser Gruppe sind die Haselnuss (Corylus) und die Zierjohannisbeere (Ribes sanguineum).
2. Mesotone Sträucher
Bei mesotonen Sträuchern ergibt sich die besondere Wuchsform durch eine bevorzugte Neutriebbildung im mittleren Bereich des Strauches. In diesem Bereich wird Verzweigung gefördert, während sie in den darüber und den darunter liegenden Seitenachsen gehemmt ist.
Deshalb wachsen mesotone Sträucher breiter ausladend als die oben beschriebenen basitonen Sträucher, denn die Knospen an der Bogenoberseite treiben bevorzugt aus und nicht die an den Triebspitzen. Sie sollten daher bei der Neupflanzung berücksichtigen, dass solche Pflanzen entsprechend Platz benötigen. Ein typischer Vertreter ist der Sommerflieder (Buddleja davidii).
Fließende Übergänge zwischen diesen beiden Gruppen sind bei vielen Sträuchern möglich. Zu erwähnen wären hier noch einige Sträucher, die in der Regel nicht geschnitten werden, z.B. strauchförmig wachsende Ahorn-Arten wie der Fächer-Ahorn (Acer palmatum), die Blut-Pflaume (Prunus cerasifera) und die Felsenbirne (Amelanchier).
Das gleiche gilt für immer- und wintergrüne Sträucher wie die Alpenrose (Rhododendron), einige andere Moorbeetpflanzen und den Kirschlorbeer (Prunuse laurocerasus). Schnittmaßnahmen beschränken sich hier auf das Entfernen kranker und abgestorbener Triebe.
Eine Ausnahme stellen Hecken und besonders geformte Sträucher dar, bei denen ein regelmäßiger Schnitt notwendig ist. Immergrüne Koniferen wie Blau-Fichte (Picea pungens), Eibe (Taxus baccata), Wacholder (Juniperus communis), Lebensbaum (Thuja occidentalis) oder Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana) vertragen einen jährlichen Schnitt.
Unterschiedliche Blühzeitpunkte beachten
Foto: Ollig Blütengehölze erfreuen uns über einen langen Zeitraum mit ihrer Blütenpracht. Man teilt sie in Frühjahrsblüher und Sommerblüher ein. Eine alte Gärtnerregel besagt: „Schneide die Frühjahrsblüher nach der Blüte und die Sommerblüher in der Vegetationsruhe." Diese Regel hat auch heute noch ihre Gültigkeit.
Wo blühen die Gehölze?
Ebenfalls von Bedeutung für einen angepassten Schnitt ist die Kenntnis darüber, an welchen Triebteilen die einzelnen Gehölze bevorzugt blühen. Wer das nicht weiß, läuft Gefahr, zu viele Blüten mit dem Schnitt zu entfernen. Auch hier hilft wieder eine Einteilung in zwei Gruppen weiter: Sträucher, die am diesjährigen Holz blühen, und Sträucher, die am mehrjährigen Holz blühen.
1. Sträucher, die am diesjährigen Holz blühen
Bei Sträuchern, die am diesjährigen Holz blühen, erfolgt Blühen und Fruchten an den Trieben, die in diesem Jahr gewachsen sind. Der Schnitt muss also darauf abzielen, jedes Jahr möglichst viele kräftige Triebe und eine gute Verzweigung zu erhalten, die dann eine reiche Blüte garantieren.
Das bedingt einen regelmäßigen, starken Schnitt, wie wir ihn z.B. bei Sauerkirschen und Pfirsichen kennen. Werden solche Gehölze nur alle „Jubeljahre" geschnitten, werden die diesjährigen Triebe immer kürzer und schwächer und damit auch der Blütenflor.
Solche Sträucher können auch stärker zurückgenommen werden. Um ein Zurückfrieren der geschnittenen Triebe zu verhindern, ist der beste Schnittzeitpunkt Ausgang des Winters.
2. Sträucher, die am mehrjährigen Holz blühen
Die Mehrzahl der Sträucher in unseren Gärten blüht am mehrjährigen Holz. Hier ist es sinnvoll, deutlich weniger und vor allen Dingen schwächer zu schneiden. Das ältere, mehrjährige (Blüten-)Holz sollte dabei weitgehend geschont werden.
Solche Gehölze können durchaus in einem mehrjährigen Intervall geschnitten werden. Dabei können dann im Rahmen eines Verjüngungsschnitts auch ältere, abgetragene Partien bis zum Boden herausgenommen werden.
Verschiedene Schnittarten
Bei der Kultur von Gehölzen unterscheidet man verschiedene Schnittarten, z.B. den Pflanzschnitt, den Erziehungsschnitt, den Erhaltungsschnitt und den Verjüngungsschnitt. Es empfiehlt sich, beim Kauf den Pflanzschnitt direkt in der Baumschule vom Fachmann durchführen zu lassen. Diese Leistung ist im Kaufpreis enthalten und garantiert Ihnen die besten Startbedingungen im Garten.
Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt werden in der Regel nur von versierten Gartenfreunden regelmäßig fachgerecht durchgeführt. Welche Punkte dabei zu beachten sind, sind im Folgenden zusammengestellt.
Sträucher (und hier vor allem die basitonen) bilden an der Basis ständig neue Triebe. Diese Jungtriebe sind heller als die älteren Triebe und spielen für den Aufbau eine entscheidende Rolle.
Ziel der Schnittmaßnahme ist es, für einen lockeren Aufbau des Strauches ein ausgewogenes Verhältnis von altem und jungem Holz zu bekommen. Entfernen Sie deshalb rechtzeitig einen Teil der Altäste direkt über dem Boden (Abb. 2).
Nicht benötigte Neutriebe sollten ebenfalls über dem Boden abgeschnitten werden. Bei Sträuchern der mesotonen Gruppe können auch ältere Triebe in Kniehöhe abgeschnitten werden.
Ein Verjüngungsschnitt ist immer dann von Interesse, wenn die Gehölze zu groß werden, von unten verkahlen, zu viel altes Holz vorhanden ist und der Blütenreichtum nachlässt. Alte Äste neigen mit zunehmendem Alter zum Absterben bzw. Vermorschen.
Bei solchen Sträuchern schneidet man die ältesten, dicken Äste komplett bis zum Boden heraus. Nur dann bekommt man genügend Licht und Platz für die Verjüngung (Regeneration) aus den neuen Basistrieben.
Werner Ollig und Harald Hofer
Keine Angst vor dem Gehölzschnitt, aber Fehler vermeiden
Wer über längere Zeit Freude an seinen Sträuchern haben will, der sollte folgende Punkte berücksichtigen:
- Lassen Sie den Pflanzschnitt vom Fachmann beim Kauf erledigen.
- Beginnen Sie frühzeitig mit dem Erhaltungsschnitt, bevor der Strauch zu groß und überaltert ist.
- Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie ein Strauch zu schneiden ist, beobachten Sie das Blüh- und Wuchsverhalten genau, und richten Sie sich beim Schnitt danach (siehe Tabellen). Wenn Ihr Strauch zu dicht wird, sollten Sie ganze Äste komplett bis zum Boden herausnehmen.
- Achten Sie auf ausreichende Pflanzabstände, andernfalls kommt es zu einem untypischen, starken Wachstum nach oben.
- Sträucher benötigen viel Licht und sollten nicht unter beschattenden Bäumen stehen.
- Beim Schnitt gilt: besser wenige, große Schnitte als viele kleine.
- Arbeiten Sie sauber und mit gutem Werkzeug: Schneiden Sie Triebe, die komplett entfernt werden sollen, immer bis zum Boden ab, lassen Sie keine „Stutzen" stehen. Sie müssen beim Rückschnitt immer auf Astring schneiden, d.h. dass auch keine „Zapfen" stehen bleiben sollen (bessere Wundverheilung, weniger Eintrittspforten für Krankheiten). Bei Schnittstellen, die größer als das altbekannte 5-Mark-Stück sind, empfiehlt es sich, Wundverschlussmittel oder künstliche Rinde aufzutragen.
Art und Zeitpunkt des Schnitts bei basitonen und mesotonen Gehölzen
Basitone Gehölze
- Regelmäßiger Schnitt (alle ein bis zwei Jahre) nötig.
- Bester Schnittzeitpunkt für Frühjahrsblüher: nach der Blütedie verblühten Triebe einkürzen. Bei älteren, verkahlten Sträuchern können einzelne Äste über dem Boden abgeschnitten werden (Verjüngungsschnitt).
Mesotone Gehölze
- Hier ist ein jährlicher, starker Rückschnitt der einjährigen Triebe sinnvoll.
- Bester Schnittzeitpunkt: in der vegetationslosen Zeit. Bei Bedarf ist auch hier ein Verjüngungsschnitt bis ins ältere Holz möglich.
Foto: Schierenbeck
Foto: Schierenbeck
Sommer- und Frühjahrsblüher (Auswahl)
Sommerblüher: Schnitt in vegetationsloser Zeit |
Frühjahrsblüher: Schnitt nach der Blüte |
Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii) | Kornelkirsche (Cornus mas) |
Breitblättriger Spierstrauch (Spiraea latifolia) | Forsythie (Forsythia x intermedia) |
Färber-Ginster (Genista tinctoria) | Flieder (Syringa vulgaris) |
Mönchspfeffer (Vitex) | Wüchsige Alpenrosen (Rhododendron) |
Kolkwitzie (Kolkwitzia) | Mandelbäumchen (Prunus triloba) |
Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius) | Kätzchen-Weide (Salix caprea) |
Deutzie (Deutzia) | Ginster (Genista) |
Weigelie (Weigela) | |
Schneeball (Viburnum) |
Blütengehölze mit Blüte an unterschiedlichen Orten (Auswahl)
Blühen bevorzugt am |
Pflanze |
Schnitt |
diesjährigen Holz | Schmetterlingsstrauch (Buddleia davidii) Bartblume (Caryopteris) Säckelblume (Ceanothus x pallidus) Hibiscus (Hibiscus syriacus) Hortensie (Hydrangea paniculata) Fünffingerstrauch (Potentilla) Mandelbäumchen (Prunus triloba) Rosen (Rosa) Johanniskraut (Hypericum) Sommerblühender Spierstrauch (Spiraea) |
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mehrjährigen Holz | Forsythie (Forsythia x intermedia) Blutjohannisbeere (Ribes sanguineum) Pfeifenstrauch (Philadelphus) Flieder (Syringa) Kolkwitzie (Kolkwitzia) Schneeball in Arten (Viburnum) Weigelie (Weigela) |
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