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„Naturverträglicher Frühjahrsputz“ im Garten
Hier fühlt sich die Natur wohl: eine Trockenmauer aus Feldsteinen, dahinter ein alter Baumstubben und im Hintergrund aufgeschichtetes Reisigmaterial. Auch wenn in Ihrem Garten nicht so viel Platz ist, für eine kleine „Wildecke“ reicht es vielleicht doch.
Im Frühjahr, wenn die Sonne schon an Kraft gewonnen hat, „juckt“ es vielen Gartenfreunden in den Fingern, so richtig aufzuräumen. Doch die Natur dankt es Ihnen, wenn Sie beim Frühjahrsputz nicht allzu ordentlich sind. Außerdem lassen sich viele (Natur-)Materialien für die Gestaltung kleiner „Nützlings-Biotope“ verwenden.
Unterschlupf für Kleinsäuger und Co.
Manch Gartenfreund hat im Herbst schon an eine Unterkunft für Igel, Kröten, Insekten, Spinnen oder andere Kleinlebewesen gedacht. Ein Laubhaufen ist schnell zusammengeharkt, ein Reisighaufen rasch aufgeschichtet. Unter einem Baum oder Strauch stört die „wilde Behausung“ nicht, und der Gartenfreund spart sich die Entsorgung des „Abfalls“. Zugleich sorgen die tierischen Bewohner während des Sommers oftmals für einen Reduzierung ungebetener „Schädlinge“ im Garten.
Foto: Werle
Ist ein Gewässer in der Nähe, finden sich in einigen Gärten gerne Erdkröten ein. Damit sich die gefräßigen Schädlingsvertilger wohl fühlen, muss ein Teil des Gartens eine gute Bodenbedeckung aus Gräsern, Stauden und Laub besitzen. Kompost- oder Reisighaufen dienen als Tagesverstecke oder als Winterquartier.
Müssen Laub- oder Reisighaufen jetzt im Frühjahr verlagert werden, denken Sie daran, dass sich immer noch Kleintiere darin verbergen können. Tragen Sie den Haufen behutsam ab, um Verletzungen möglicher Bewohner zu vermeiden. Und nutzen Sie beim Frühjahrsputz neu anfallendes Material für weitere – größere oder kleinere – Unterschlupfmöglichkeiten.
Haben Sie alte Gehwegplatten, Lese- oder Mauersteine übrig, können Sie auch daraus kleine „Naturinseln“ aufschichten. An einem sonnigen Standort siedeln sich dann z.B. Mauerpflanzen wie der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre), Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) oder Ruprechtskraut (Geranium robertianum) an. Und auch Insekten nutzen solche warmen Stein-Plätze gerne zum „Energietanken“.
Lebensraum Totholz
Auch größere Holzstücke müssen nicht verbrannt oder weggeschafft werden. Totholz im Garten dient vielen Insekten, wie z.B. Wildbienen, Holzwespen oder Käfern, als Brut- oder Lebensraum. Und im Laufe des Verrottungsprozesses siedeln sich auf einem Baumstumpf – durchaus dekorativ – Moose, Flechten und Pilze an.
Was diese beiden Kerlchen wohl bewogen hat, auf den abgestorbenen Stängel zu klettern? Kleinstrukturen und Unterschlupfmöglichkeiten sind auch für den nützlichen Marienkäfer wichtig - eine Larve vertilgt während ihrer Entwicklung bis zu 800 Blattläuse!
Wer Stängel von Stauden oder hohen Gräsern stehen gelassen hat, um Insekten oder deren Larven eine Überwinterungsmöglichkeit zu schaffen oder die Fruchtstände als Nahrungsquelle für samenfressende Vögel zu erhalten, kann sie jetzt im Frühjahr abschneiden. Auch dieses Pflanzenmaterial lässt sich über den Kompost recyceln und muss nicht in der Abfalltonne landen.
Ein Platz für Wildpflanzen
Nicht jede Wildpflanze verdient den Namen „Unkraut“ und sollte dem Frühjahrsputz zum Opfer fallen. Zu unseren heimischen Pflanzen zählen eine Menge Arten, die nicht nur ökologisch wertvoll sind, sondern durchaus auch ästhetischen Ansprüchen genügen. Im Frühjahr können wir uns z.B. über das Gewöhnliche Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), über Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) oder Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) freuen, und im Sommer bringen z.B. Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Wilde Karde (Dipsacus fullonum), Margeriten (Leucanthemum), der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgaris) oder Königskerzen (Verbascum) „natürliche“ Farbe in den Garten.
Christiane Breder