- Gartenpflege
Obstbäume zielgerichtet pflegen
Reiche Ernte oder Kletterbaum – die passende Pflege
Foto: mauritius images/Johnér Obstbäume sind im Garten unersetzbar: Sie gliedern und strukturieren ihn, sie tragen Blüten und Früchte und somit Nahrung für Menschen und Tiere. Sie spenden Schatten und Kühlung, bezaubern die Sinne mit Düften und Farben, sind Lebensort für Pflanzen und Tiere und laden Menschen zum Klettern, Verweilen und Erinnern ein.
Warum eigentlich pflegen?
Obstbäume werden je nach Wuchsform verschieden alt. Damit ein Obstbaum ein optimales Alter erreichen kann, ist angemessene Pflege notwendig. Dabei stellt sich die Frage, was denn „angemessen“ ist und was nicht und welche Form der Pflege angewendet werden soll.
Das Schneiden des Obstbaumes ist eine häufige, aber bestimmt nicht die einzige Form der Pflege. Und vor jeder Pflege, egal welcher Art, muss festgestellt werden, was eigentlich getan werden soll und warum.
Genau an dieser Stelle liegt häufig das Problem. Die Pflege ist nicht spezifisch genug, und sie wirkt sich irgendwie anders auf den Obstbaum aus als gewünscht – das ist im Ergebnis oft frustrierend. Gute Pflege hingegen ist zielgerichtetes Handeln. So ist es möglich, den Wuchs des Obstbaumes angemessen zu steuern und seine Gesundheit langfristig zu erhalten.
Der bremische Ansatz
In Bremen lernen angehende Fachberaterinnen und Fachberater seit Jahren einen Ansatz, bei dem das Ziel einer Pflegemaßnahme mit Wahrnehmung und Entscheidung verknüpft ist. Im Zentrum einer solchen Obstbaumpflege stehen die Zufriedenheit der Gartenfreunde und eine lange Lebensdauer der Bäume. Dieser Ansatz besteht aus drei Schritten, die im Folgenden erläutert werden.
Schritt 1: Das Ziel
Foto: Die Grüne Kamera Jede Pflegemaßnahme eines Obstbaumes muss ein Ziel haben. Ohne Ziel gibt es keine sinnvolle Pflege. Ein Obstbaum kann in einem Garten sehr verschiedene Bedeutungen haben. Und genau dadurch wird das Pflegeziel wesentlich beeinflusst.
Ein Baum, der viele Früchte tragen soll, wird anders gepflegt als ein Baum, der viel Schatten spenden soll – oder wenig. Soll die Krone lichtdurchflutet sein oder möglichst klein? Soll viel Obst geerntet werden, oder dient der Obstbaum in erster Linie den Kindern zum Klettern?
Es gibt hier kein „Falsch“ oder „Richtig“. Es geht einfach darum, festzustellen, was gewünscht ist. Sie entscheiden, wie es sein soll. Welche Bedeutung hat der Obstbaum hier in Ihrem Garten? Schauen Sie sich Ihren Obstbaum an. Gibt es etwas, das Sie verändern möchten? Oder ist alles gut, so wie es ist? Wenn Sie an dem Baum nichts feststellen, was Sie verändern möchten, gibt es kein Ziel. Es ist keine Pflege notwendig. Genießen Sie den schönen Baum!
Vielleicht haben Sie doch ein Ziel und möchten an Ihrem Obstbaum etwas verändern. Dann schauen Sie sich als Nächstes den Zustand des Baumes an.
Schritt 2: Der Zustand
Foto: Friederike Take/botanikfoto Der Zustand eines Obstbaumes ist von der spezifischen Lebensphase und der Vitalität geprägt. Jeder (Obst-)Baum wächst von der Jungbaumphase zum erwachsenen und zum alten Baum. Dabei wird jede Lebensphase von verschiedenen Themen bestimmt.
Das ist beim jungen Baum das Wachsen. Durch die Photosynthese des Laubes entsteht Energieüberschuss, der in den Aufbau eines stabilen „Gerüstes“ gesteckt wird. An diesem Gerüst kann zukünftig die Last des schweren Obstes hängen. Der junge Baum sollte keine oder nur sehr wenige Früchte tragen.
Der erwachsene Obstbaum muss nicht mehr viel Energie in den Aufbau des Gerüstes stecken. Stattdessen wird die Energie für die Vermehrung genutzt. Es wachsen gesunde, schmackhafte Früchte.
Der alte Obstbaum zieht sich langsam zurück. Früchte und Triebe werden schwächer, und manchmal begleiten Probleme mit der Statik diese Lebensphase.
Lebensphase und Vitalität
Jede Lebensphase hat eine spezifische Vitalität, die sich zum Beispiel an der Trieblänge und dem Verzweigungsmuster zeigt. Trieblänge und Verzweigungsmuster eines vitalen jungen Obstbaumes sehen ganz anders aus als die eines alten. Besonders bei einem jungen Obstbaum muss die Vitalität hoch sein, damit aus dem jungen Baum ein erwachsener und dann ein alter Baum werden kann.
Ein junger Obstbaum, dessen Vitalität schwach ist, wächst wenig und wird vorzeitig (zu jung) mit Fruchtbildung anfangen. Da die Frucht dem Baum Energie nimmt, beginnt eine frühzeitige Vergreisung. Ein solcher Baum wird nicht alt werden, wahrscheinlich noch nicht einmal erwachsen.
Wichtig ist zu erkennen, in welcher Lebensphase sich der Baum befindet und ob die Vitalität zu dieser Lebensphase passt. Dabei kann zusätzlich zur Trieblänge und dem Verzweigungsmuster das Dickenwachstum am Stamm hilfreiche Informationen liefern.