- Gartenpflege
Obstbaum pflanzen – aber richtig!
Foto: Flora Press/Biosphoto
Sie träumen von saftigen Kirschen und knackigen Äpfeln und möchten einen Obstbaum pflanzen? Damit die Erntebringer von morgen beste Startbedingungen haben, sollten Sie ein paar Punkte im Blick haben.
Der Boden ist die Basis
Obstbäume lieben wasserdurchlässige, aber nicht zu trockene, fruchtbare Böden mit einem ausreichend hohen pH-Wert. Wenn der pH-Wert zu niedrig liegt (unter 4,5 bei Sand- und Moorböden beziehungsweise unter 5,5 bei Lehmböden), sollten Sie kalken. Bei sandigen Böden streuen Sie je nach Bedarf etwa 50–200 g/m² kohlensauren Kalk (Kalkmergel) oder bei schweren Lehmböden auch Branntkalk aus. Falls die Gefahr von Bodenverdichtungen besteht, müssen Sie den Boden unbedingt tiefgründig lockern, bevor Sie pflanzen.
Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche und Co. gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und können unter Kümmerwuchs leiden, wenn auf ihrem Standort schon vorher ein Rosengewächs gestanden hat. Die genaue Ursache für diese sog. Bodenmüdigkeit und ob der Einsatz von Kompost, Biokohle und anderen Hilfsstoffen eine ausreichende Wirkung dagegen hat, ist noch nicht geklärt.
Sie können den Boden also entweder mit viel Aufwand tiefgründig austauschen, oder Sie wählen für Ihren Baum einen „frischen“ Standplatz aus. Falls beides nicht möglich ist, sollten Sie ggf. Bäume auf stärker wachsenden Unterlagen bevorzugen, da Äpfel auf sehr schwach wachsenden Unterlagen wie M 9 besonders stark auf Bodenmüdigkeit reagieren. Apfel- und Steinobsthochstämme auf Sämlingsunterlagen sind in dieser Hinsicht weniger empfindlich, werden allerdings mit 4–6 m für den Kleingarten oft zu hoch.
Container oder wurzelnackt?
In Gartencentern werden Obstbäume meist in Töpfen (Containern) angeboten, was den Vorteil hat, dass Sie sie, außer bei strengem Frost, ganzjährig pflanzen können. Einige Baumschulen verkaufen aber auch wurzelnackte Bäume oder größere Hochstämme mit Erdballen. Für diese ist die beste Pflanzzeit November, Sie können sie aber auch noch bis Anfang Mai pflanzen.
Grundsätzlich gilt, dass Obstbäume bei der Herbstpflanzung die besten Startbedingungen haben. Der Boden ist meist ausreichend feucht, und sie haben vor dem Blattaustrieb genügend Zeit, neue Wurzeln zu bilden. Bei Pflanzung im Frühjahr oder Sommer müssen sie öfter bewässert werden, leiden eher unter Stress und bilden oft kürzere Neutriebe. Lediglich für frostempfindliche Arten wie Aprikose oder Pfirsich ist eine Frühjahrspflanzung vorteilhaft.
Bei wurzelnackten Pflanzen sollten Sie zu lange oder beschädigte Wurzeln zurückschneiden. Containerpflanzen haben häufig sog. Ringwurzeln gebildet, die kreisförmig an der Topfwand entlang gewachsen sind. Schneiden Sie die Wurzelballen mit einem scharfen Messer oder einer Gartenschere mehrfach ein, um das Einwurzeln in den Boden zu fördern.
Ab in die Erde
Die Pflanzgrube heben Sie mindestens ein Drittel tiefer und breiter aus, als der Wurzelballen des Obstbaumes ist. Bei der Pflanzung füllen Sie zunächst am Boden und dann am Rand lockere Erde ein. Humus (Kompost) sowie Pflanzenreste sollten Sie nicht ins Pflanzloch werfen, da die Gefahr besteht, dass sie bei Sauerstoffmangel dort faulen. Auch Dünger verabreichen Sie am besten erst nach der Pflanzung.
Die Pflanze darf nicht tiefer gepflanzt werden, als sie in der Baumschule gestanden hatte. Der meist deutlich sichtbare Wulst an der Veredelungsstelle bleibt also in der Regel 10–20 cm über dem Boden! Am besten pflanzen Sie das Gehölz zunächst etwas erhöht, denn beim Verdichten/Festtreten der Erde sinkt es meist etwas ein.
Foto: Die Grüne Kamera
Zum Schluss treten Sie die Erde um den Ballen herum fest und legen dabei einen kleinen Erdwall als Gießrand an, um die Bewässerung zu erleichtern. Damit die Erde an die Wurzeln herangeschwemmt wird, gießen Sie den Jungbaum nach der Pflanzung gründlich an.
Grafiken: Faltermayr
Krone richtig schneiden
Vor oder auch direkt nach der Pflanzung sollten Sie einen Pflanzschnitt durchführen. Bei Obstbäumen, die einen Stamm und eine Krone bilden, also Buschbäume, Halbstämme oder Hochstämme, sind Gerüstäste für den Kronenaufbau notwendig (siehe Grafik unten). Die Höhe des Stammes unterhalb der ersten Kronenäste sollte bei Hochstämmen 180–200 cm, bei Halbstämmen 120 cm und bei Buschbäumen 60 cm betragen.
Grafiken: Faltermayr Für Spindelbüsche oder Säulenobstbäume werden keine Kronenäste angezogen, hier entspringen die fruchttragenden Seitentriebe direkt dem Stamm. Spindelbüsche schneiden Sie wie in der Grafik unten. Bei Säulenobstbäumen lassen Sie nur ganz kurze Seitenzweige von etwa 20 cm zu und kürzen längere entsprechend ein. Bei Säulenäpfeln schneiden Sie die Stammverlängerung nicht, andere Säulenobstbäume wie Birnen oder Kirschen kürzen Sie leicht ein.
Foto: Flora Press/Edition Phönix
An den Pfahl binden
Damit sie gerade wachsen und bei Sturm nicht umkippen, brauchen hochstämmige Obstbäume für die Anwachsphase (etwa drei Jahre) einen Pfahl, der danach entfernt werden kann. Nur bei außergewöhnlich großen Hochstämmen sind zwei oder drei Pfähle sinnvoll, sonst reicht einer.
Buschbäume auf Unterlagen, die nicht standfest sind (z.B. M 9 beim Apfel) brauchen für ihre gesamte Lebenszeit einen Pfahl, da sie, v.a. wenn sie voller Früchte hängen, leicht kippen.
Am besten verwenden Sie 2,50 m lange Baumpfähle, die Sie mit einem Hammer oder einer Pfahlramme 50 cm tief in den Boden schlagen, sodass sie etwa 200 cm über den Boden herausragen. Befestigen Sie die Pflanzen mit einem Kokosstrick am Pfahl und kontrollieren Sie jährlich, ob der Strick noch reißfest ist und ob er den Stamm nicht einschnürt. Bei Bedarf lockern Sie den Strick oder tauschen ihn aus.
Für gutes Wachstum sorgen
In der Anwachsphase müssen Sie besonders darauf achten, dass den Obstbäumen ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Bei Bedarf sollten Sie gießen, besser etwas seltener und dafür ausgiebiger als oft mit wenig Wasser. Meist reichen einmal pro Woche etwa 20 l pro Baum, große Bäume brauchen mehr. Damit der Boden das Wasser auch aufnehmen kann, ist es nützlich, eine alte Gießkanne oder ein anderes Gefäß am Boden mit einem Loch zu versehen, durch das das Wasser langsam heraustropfen kann, und neben das neu gepflanzte Gehölz zu stellen.
Einmal jährlich im Frühjahr sollten Sie die Obstbäume düngen – am besten nach Empfehlungen, die aus einer Bodenanalyse hergeleitet werden. Als Faustzahl gilt, dass etwa 40–60 g/m² eines langsam wirkenden organischen Düngers empfehlenswert sind.
Heinrich Beltz
Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
Niedersächsische Gartenakademie
Buchtipps zum Thema
Beltz, Heinrich: „Spalierobst im Garten“.
BLV Verlag, München. ISBN 978-3-8354-0921-7.
Beltz, Heinrich: „Zwerg- und Säulenobst“.
Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-0855-8.