- Gartenpflege
Rasen für trockene Zeiten
Foto: Beenis/Adobe Stock
Für immer mehr Gartenfreunde wird der Rasen zum Problemfall, auch weil er gerade in den Sommermonaten enorme Mengen Wasser benötigt. Immer mehr ist daher vom „Trockenrasen“ die Rede, dessen Gräser bedeutend weniger empfindlich für Hitze und Trockenheit sein sollen. Aber was steckt dahinter? Wie kommt der Rasen gut durch die heißen und trockenen Tage? Und: Darf er nicht auch mal gelb werden?
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Rasenflächen sind in Gärten wichtige Gestaltungselemente und bieten einen Raum für Spiel und Erholung. Außerdem üben sie einen bedeutenden Einfluss auf das kleinräumige Klima aus. Vor allem in den Sommermonaten schätzen die Menschen den kühlenden Effekt von Rasenflächen. Ebenso binden die Rasenflächen CO₂ sowie Staub und liefern gleichzeitig Sauerstoff.
Diese vielfältigen Aufgaben können sie jedoch nur erfüllen, wenn die Rasengräser vital sind, d.h. die Stoffwechselprozesse ohne Störung ablaufen. Hierfür benötigen die Gräser jedoch, genau wie alle Lebewesen, eine ausreichende Versorgung mit Wasser. Rasen vertrocknen zu lassen, kann somit nicht die Lösung sein.
Die Sommermonate mit zunehmend extremer Hitze und langen Trockenperioden haben die üblicherweise verwendeten Gebrauchsrasenmischungen aus Deutschem Weidelgras (Lolium perenne), Wiesenrispe (Poa pratensis) und Rotschwingel (Festuca rubra ssp.), in Schattenlagen auch mit Lägerrispe (Poa supina), an ihre Leistungsgrenzen gebracht.
Grafiken: Verlag W. Wächter/nach Vorlage Nonn
Vor allem die über mehrere Wochen andauernde Trockenheit und die teilweise regional ausgesprochenen Bewässerungsverbote von Grünflächen haben die Nachfrage nach geeigneten Mischungen für Trockenrasen sprunghaft ansteigen lassen. Und für die weitere Entwicklung des Klimas in Deutschland bis 2050 prognostiziert der Regionale Klimaatlas eine weitere Zunahme der durchschnittlichen Lufttemperaturen und somit auch höheren Verdunstungsraten.
Die Mischung macht’s
In den wärmeren und trockeneren Zonen der Erde haben sich die Gräserarten an die klimatischen Bedingungen angepasst und benötigen weniger zusätzliches Wasser in Trockenzeiten. Einige dieser Arten, auch als C4-Gräser oder „warm season grasses“ bezeichnet, werden für Rasen genutzt. Die Verwendung dieser wassersparenden Gräser, wie Bermudagrass (Cynodon dactylon) oder Zoysia grass (Zoysia japonica), scheidet aufgrund der niedrigen Wintertemperaturen in Mitteleuropa und der hiermit verbundenen ausgeprägten Ruhephase bei Temperaturen unterhalb von 10 °C aus.
Doch welche Gräserarten unserer Breiten in welcher Kombination sind für trockene und heiße Sommer wirklich geeignet? Wie schnell erholen sich die Mischungen nach einem Trockenschaden?
In einem Versuch an der Universität Bonn wurden sieben verschiedene Mischungen aus Wiesenrispe (Poa pratensis) mit verschiedenen Schwingel-Arten (Festuca) im Hinblick auf Trockentoleranz sowie Regeneration und Wiederergrünen nach einer Trockenphase getestet. Die etablierten Mischungen wurden einem 35-tägigen Trockenstress ausgesetzt und anschließend wieder bewässert.
Foto: mauritius images/Wlodzimierz Dondzik/Alamy
Das Ergebnis: Mischungen mit einem hohen Anteil an Raublättrigem Schafschwingel (Festuca trachyphylla) oder Rohrschwingel (Festuca arundinacea) bleiben auch bei Trockenheit am längsten grün und regenerieren sich bei Wiederbewässerung am schnellsten.
Für den Rasenbesitzer ist beruhigend zu wissen: Das Vergilben/Vertrocknen der Gräserarten während einer Trockenphase ist nicht immer gleichbedeutend mit dem Totalausfall und einer Neueinsaat. Die Gräser können sich meist wieder regenerieren, bei Schafschwingel und Rohrschwingel schneller als bei den anderen getesteten Arten (siehe Kasten rechts).
Beide Grasarten sind jedoch schwierige Mischungspartner, und Rohrschwingel erfordert eine angepasste Nährstoffversorgung im Spätherbst sowie einen tief durchwurzelbaren Boden.
Trockenrasen-Mischungen mit diesen Gräserarten bietet der Fachhandel in Form von „Regel-Saatgut-Mischungen“ (z.B. RSM 2.2.2) an. Regel-Saatgut-Mischungen bieten die Gewähr für eine erfolgreiche und dauerhafte Rasenanlage.
Fachgerechtes Bewässern
Für alle Rasenflächen, egal welche Gräserarten sie enthalten, gelten dieselben Regeln beim Bewässern/Beregnen. Die Devise lautet: Lieber selten mit ausreichenden Wassergaben als oft mit geringen Mengen. Die Häufigkeit hängt von der Bodenart und dem Pflanzenbestand ab. Bei sandigen Böden und bei flach wurzelnden Gräsern muss in kürzeren Abständen beregnet werden als bei lehmigen Böden und tiefer Durchwurzelung. Anstatt wertvolles Trinkwasser einzusetzen, wäre es auf jeden Fall am besten, Regenwasser oder wenigstens Brunnenwasser einzusetzen.
Foto: Gardena
Wichtig ist, dass die Wassermenge zur wurzeltiefen Befeuchtung ausreicht. Nur dann bleiben die Wurzeln in tieferen Bodenschichten, und die Gräser können sich länger mit Wasser versorgen. Bei Beregnung mit zu wenig Wasser verflacht das Wurzelwerk.
Diese Zusammenhänge sollen an folgendem Beispiel verdeutlicht werden: Ein Lehmboden speichert in 10 cm Tiefe ca. 25 l Wasser. Nimmt man die Durchwurzelungstiefe ebenfalls mit 10 cm an, so sind für eine bedarfsgerechte, wurzeltiefe Beregnung 25 l pro m² erforderlich. Bei einem Rasen von 200 m² ergibt dies einen Wasserbedarf von 5 m³ pro Beregnungsgang. Aufgrund der eingeschränkten Ausbringmengen von handelsüblichen Regnern ist eine Beregnungsdauer von drei bis vier Stunden erforderlich. Danach ist aber der Rasen je nach Temperatur und Wasserverbrauch wieder für ein bis zwei Wochen versorgt.
Foto: Flora Press/Christine Ann Föll Eine einfache, aber effektive Kontrolle der richtigen Wassermenge erfolgt durch die Spatenprobe. Mit ihr wird die Eindringtiefe des Wassers festgestellt. Außerdem kann der Wasserverbrauch mit einer Wasseruhr erfasst werden.
Den richtigen Zeitpunkt zur Bewässerung kann man den Gräsern einfach ansehen: Die Blätter werden schlaff und richten sich nach dem Betreten nicht wieder auf, die Farbe wechselt in Richtung eines matten Blaugrüns. Das Gelbwerden der Blätter ist bereits ein Anzeichen von Trockenschäden und sollte zur Erhaltung der Funktionen des Rasens vermieden werden.
Eine zusätzliche Kaliumdüngung vor dem Sommer lässt die Gräser sparsamer mit Wasser umgehen, und das Anheben der Schnitthöhe im Sommer auf etwa 5 cm spart ebenfalls Wasser.
Ein sauberer Schnitt mit scharfen Messern erleichtert den Gräsern den Umgang mit Hitze und Trockenheit. Je geringer die Verletzung des Blattes ist, desto schneller verheilt die Wunde und umso weniger Wasser verdunstet an der Schnittstelle.
Mit Berücksichtigung dieser Tipps übersteht nicht nur der Trockenrasen den Sommerstress besser, die Tipps gelten auch für jede andere Rasenmischung.
Erste Hilfe bei vertrocknetem Rasen
Die Rasenflächen sind vertrocknet, das satte Grün ist einem Gelbbraun gewichen. Was ist jetzt zu tun? Ist der Rasen noch vital oder nicht mehr zu retten?
Der Vitalitätstest:
- Entnehmen Sie mit dem Spaten ein vertrocknetes Rasenstück von etwa 10 x 10 x 5 cm.
- Legen Sie das Rasenstück so lange in einen Eimer mit Wasser, bis es komplett mit Wasser vollgesogen ist.
- Schütten Sie das überschüssige Wasser aus dem Eimer. Das Rasenstück verbleibt im Eimer.
- Wenn Sie nach zwei bis drei Tagen weiße Wurzeln an der Unterseite des Bodens sehen, ist der Rasen noch vital. Bei regelmäßiger Wasserversorgung wird sich der Rasen erholen. Sind die Wurzeln braun, ist eine Nachsaat erforderlich.
Vertrocknete Rasenflächen sanieren:
Ihr Rasen ist total vertrocknet und zeigt auch bei regelmäßiger Wasserversorgung keine Anzeichen einer selbstständigen Regeneration? Dann ist eine Nachsaat erforderlich.
- Vertrocknete Gräser mit Vertikutierer oder Rechen lösen und aufnehmen.
- Nachsaat mit Streuwagen oder per Hand. Kleine oder große Lücken: Lage und Nutzung entscheiden über die Mischung.
- Start-Düngung der gesamten Fläche mit P-betontem Rasenlangzeitdünger.
- Folgedüngung mit K-betontem Rasenlangzeitdünger.
Dr. agr. Harald Nonn
Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft,
www.rasengesellschaft.de