- Gartenpflege
Wann braucht mein Boden Kalk?
Foto: Flora Press/Nadja Buchczik Viel hilft viel, eine früher oft verwendete Floskel, gilt nicht immer und schon gar nicht, wenn es ums Kalken Ihrer Böden geht. Bevor Sie also mit dem Kalkeimer losziehen, ist es gut, erst einmal zu prüfen, ob Sie wirklich Kalk im Garten brauchen.
Ist-Zustand ermitteln
Ob ein Boden Kalk benötigt oder nicht, hängt entscheidend vom pH-Wert ab. Denn die Zugabe von Kalk dient vor allem dazu, einer Versauerung des Bodens entgegenzuwirken und den pH-Wert stabil in einem schwach sauren bis neutralen Bereich zu halten. Zeigerpflanzen wie verschiedene Moosarten oder der Acker-Schachtelhalm können auf einen geringen Kalkgehalt hindeuten. Eine wesentlich genauere Auskunft erhalten Sie jedoch durch eine Bodenprobe. Bodenlabore analysieren Ihre Proben auf Bodenart, Nährstoff- und Humusgehalt sowie pH-Wert und empfehlen Ihnen die notwendige Kalkstufe (A–E, wobei die Kalkstufe C optimale Bedingungen für Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit darstellt). In den Stufen A und B ist eine Kalkung dringend erforderlich, in D und E aufgrund eines hohen Kalkgehaltes im Boden dagegen nicht.
Außer für die Regulierung des pH-Wertes ist Kalk auch für die Calcium-Versorgung der Pflanzen wichtig. Fehlt dieser Hauptnährstoff als Baustein der Zellwände oder gibt es Probleme beim Calcium-Transport in der Pflanze, führt dies oftmals zu Wachstumsstörungen, etwa zu Blütenendfäule bei Tomaten oder Stippe bei Äpfeln.
Kalkgaben richtig einsetzen
Je nach Bodenart ist ein pH-Wert zwischen 5,5 (Sandboden) und 7 (Lehmboden) optimal. In diesem Bereich werden Nährstoffe von den Pflanzen gut aufgenommen, und ein intensives Bodenleben ist vorhanden. Folglich behält der Boden seine Fruchtbarkeit und krümelige Struktur. Liegt der pH-Wert Ihres Bodens in diesem Bereich, ist lediglich eine Erhaltungskalkung notwendig, um einer natürlichen Versauerung entgegenzuwirken. Wenn Sie etwa alle drei Jahre 150 g/m² kohlensauren Kalk ausstreuen, bleibt der Kalkgehalt und damit der pH-Wert des Bodens stabil.
Foto: richsouthwales/Adobe Stock
Bei zu niedrigen pH-Werten unter 5,5 ist dagegen eine Aufkalkung mit höheren Kalkmengen notwendig. Erfahrungsgemäß gibt es derartige Gartenböden aber aufgrund intensiver Pflege kaum noch. Stattdessen befinden sich viele Böden in einem alkalischen Bereich mit pH-Werten über 7, eine Kalkung wäre hier widersinnig. Sie würde zu einem noch schnelleren Humusabbau führen, durch den kurzfristig zwar viele Nährstoffe freigesetzt werden, mittel- und langfristig der Boden aber bei fehlender Grunddüngung ausgelaugt wird. Daher kommt der Spruch „Kalk macht reiche Väter und arme Söhne“, der sicher dem ein oder anderen noch bekannt ist.
Kalk ist nicht gleich Kalk
Im Fachhandel gibt es eine Vielzahl von Kalk-Formen:
• Gartenkalk ist ein gemahlenes, schwer lösliches Kalkgestein aus kohlensaurem Kalk. Da er seine Wirkung langsam und schonend entfaltet, sollten Sie ihn im Herbst oder Winter ausbringen.
• Kohlensaurer Kalk mit hohem Magnesiumanteil ist auch als „Dolomitkalk“ erhältlich. Er eignet sich für Pflanzen mit hohem Magnesiumbedarf.
• Gesteinsmehle enthalten viel kohlensauren Kalk, Magnesium, Kalium und verschiedene Spurenelemente. Mikroorganismen machen sie pflanzenverfügbar, die Wirkung entfaltet sich recht langsam.
• Branntkalk entsteht durch starkes Erhitzen von kohlensaurem Kalk. Er wirkt sehr schnell, ist aber aufgrund seiner stark ätzenden Wirkung nicht empfehlenswert.
• Bei Algenkalk handelt es sich meist um Korallenablagerungen aus Rot-Algen. Er besteht zu 80 % aus kohlensaurem Kalk und hat einen relativ hohen Magnesium- und Spurenelementanteil.
Robert Koch
Dipl.-Ing. (FH) für Gartenbau