- Gartenpflege
Ziergehölze richtig schneiden
So bleiben Ihre Ziergehölze dauerhaft schön
Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos/Steffen Hauser/botanikfoto
„Das wichtigste Werkzeug des Gärtners ist die Schere“, sagte einst der preußische Gartengestalter Peter Joseph Lenné vor fast 200 Jahren. Das sollten Sie nicht so verstehen, dass Sie jeden Zierstrauch und jeden Baum jährlich rigoros zurückschneiden müssen. Damit Pflanzen, ob auf der Parzelle oder im Gemeinschaftsgrün, dauerhaft gut in Form bleiben, reich blühen und nicht vergreisen, sind gleichwohl einige gezielte Schnittmaßnahmen im Laufe eines Pflanzenlebens sinnvoll.
Pflanzschnitt
Grafiken: Faltermayr Wenn Sie Ziergehölze neu pflanzen, kann ein Pflanzschnitt nötig sein. Das Hauptziel dabei ist, den Verlust von Wurzeln auszugleichen, den die Pflanze beim Roden in der Baumschule erlitten hat. Je mehr Wurzelmasse dabei verloren gegangen ist, desto wichtiger ist der Pflanzschnitt. Vor allem bei Pflanzen, die wurzelnackt gepflanzt werden, hat er eine Bedeutung, in etwas geringerem Maße auch bei Pflanzen mit Ballen. Containerpflanzen (aus Töpfen) brauchen nicht unbedingt geschnitten zu werden.
Je nach Pflanze kürzen Sie dabei die Zweige auf ein bis zwei Drittel ihrer Länge ein, die schwachen mehr als die starken. Achten Sie vor allem bei Bäumen dabei auch auf einen harmonischen Pflanzenaufbau: Die Stammverlängerung bleibt deutlich länger als die Seitenzweige.
Bei wurzelnackten Gehölzen oder Exemplaren mit Ballen sollten auch die Wurzeln geschnitten werden, wenn sie zu lang oder beschädigt sind. Bei Containerpflanzen durchtrennen Sie außen sichtbare, sehr dichte oder ringförmig wachsende Wurzeln mit einem Messer oder einer Gartenschere, damit die Pflanzen schnell in den Boden einwurzeln können und später standfest sind. Das Ballentuch bzw. den Drahtkorb sollten Sie bei der Pflanzung nicht entfernen, sondern nur am Wurzelhals lockern – sie verrotten später im Boden.
Erziehungsschnitt
Damit größere Pflanzen eine gute Form bekommen, führen Sie in den ersten Jahren einen sogenannten Erziehungsschnitt durch. Bei einstämmigen Bäumen leiten Sie dazu die Stammverlängerung gerade weiter. Die Seitenzweige kürzen Sie bis zur gewünschten Stammhöhe (je nach Pflanze und Standort etwa 2–4,50 m Höhe) ein und entfernen Sie nach ein bis zwei Jahren komplett. Die Seitenäste der Krone, die sich bildet, sollten gleichmäßig verteilt sein, keine Konkurrenz zur Stammverlängerung bilden und sich nicht gegenseitig kreuzen.
Rückschnitt
Bei manchen Blütengehölzen, die im Sommer blühen wie Sommerflieder, Sommerheide oder Beetrosen, ist ein regelmäßiger jährlicher Rückschnitt em-pfehlenswert, um die Pflanzen zum Wachstum und zur Blütenbildung anzuregen. Nach den letzten starken Frösten, im März/April, kürzen Sie die Pflanzen auf etwa ein Drittel ihrer Länge ein.
Manchmal kann es sinnvoll sein, auch im Frühjahr/Frühsommer blühende Sträucher wie Forsythien, Blutjohannisbeeren und Weigelien zurückzuschneiden, wenn sie vergreisen, sodass sie nur noch kurze Triebe und wenig Blüten bilden. Das wird dann Verjüngungsschnitt genannt. Dabei werden alle Triebe bis auf etwa 20–100 cm auf unterschiedliche Längen eingekürzt. Ein als „Hausmeisterrundschnitt“ geschmähtes jährliches Einkürzen mit der Heckenschere auf 1–2 m Höhe ist bei Ziersträuchern nicht empfehlenswert.
Kopfschnitt
Eine lange Tradition besitzt der Kopfschnitt von Weiden und Eschen, der angewandt wurde, um junge Triebe für Bindezwecke oder als Viehfutter zu gewinnen. Dabei werden die besenartig ausgetriebenen Zweige jährlich oder in nicht ganz so kurzen Zeitabständen bis auf den Grund zurückgeschnitten.
Dass die Pflanzen dadurch sehr litten, faulten und nach wenigen Jahrzehnten abstarben, spielte dabei keine Rolle. Leider hat sich dieser Schnitt auch in vielen Gärten an Ziergehölzen eingebürgert. Das ist sehr schade, da dadurch je nach Pflanzenart die Gesundheit sehr leiden kann und vor allem der Wuchscharakter zerstört wird.
Kappung
Eine ähnliche Tradition hat die Kappung von Linden, Rosskastanien und anderen Bäumen, bei der in größeren Zeitabständen die dicken Äste der Kronen mit der Säge eingekürzt werden. Dabei entstehen große Wunden, in die Fäulniserreger eindringen, sodass die Bäume mit der Zeit innen morsch werden und ihre Standfestigkeit verlieren.
Der Kopfschnitt und die Kappung werden aus ästhetischen Gründen und bei Bäumen auch wegen der Standsicherheit in der Regel abgelehnt. In einzelnen Fällen kann es allerdings auch durchaus nötig sein, die Kronenäste von Bäumen ähnlich stark wie bei der Kappung einzukürzen.
Formschnitt
Wenn Pflanzen zu Kugeln oder anderen geometrischen Formen geschnitten werden, ist je nach Wuchsstärke ein- bis zweimal pro Jahr ein Schnitt nötig, durch den die Form erhalten wird. Solange die Pflanze größer werden soll, können einige Zentimeter Zuwachs geduldet werden, aber wenn sie die gewünschte Größe erreicht hat, wird der Zuwachs möglichst ganz weggeschnitten. Besonders gut eignen sich für diesen Formschnitt Buchsbaum und Eiben, größere Formen lassen sich aber auch aus Hainbuchen oder Liguster schneiden.
Genauso werden geometrische Hecken geschnitten, die meist als Grundstückseinfassung oder in sehr niedriger Form als Beeteinfassung verwendet werden.
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Foto: Die grüne Kamera
Auslichten
Bei Pflanzen, die einen malerischen Wuchs und vielleicht auch eine attraktive Rinde besitzen, ist es manchmal nötig, diesen durch Auslichten sichtbarer zu machen. Dabei werden Zweige entfernt, die sich kreuzen oder zu dicht stehen. Besonders bei mehrstämmig oder strauchartig wachsenden Ahornen oder Zieräpfeln kann das sinnvoll sein.
Früh blühende Blütensträucher wie Blutjohannisbeeren, Forsythien, Deutzien, Kolkwitzien und Weigelien werden ebenfalls regelmäßig ausgelichtet, um den Blütenansatz zu fördern. Die alten Zweige werden dafür entfernt und die jüngeren bleiben stehen. Ein Rückschnitt der ganzen Pflanze würde die Blüten stark reduzieren und ist nur bei vergreisten Sträuchern ratsam.
Der richtige Zeitpunkt
Grundsätzlich können leichte Schnittmaßnahmen das ganze Jahr hindurch erfolgen, und es gibt keinen Zeitpunkt, an dem Pflanzen nicht geschnitten werden dürfen. Lediglich wenn die Äste hart gefroren sind, ist vom Schnitt abzuraten. Im Sommer ist die Wundverheilung bei den meisten Pflanzen besser als im Winter.
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Starke Schnittmaßnahmen sollten genau wie Baumfällungen aus Gründen des Vogelschutzes im Winter bis Ende Februar erfolgen, bevor die Tiere mit ihrem Nestbau beginnen. Solche Maßnahmen dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz ab dem 1. Oktober durchgeführt werden, dann befindet sich aber in vielen Fällen noch viel Laub an den Pflanzen. Die Arbeit kann einfacher erledigt werden, wenn es abgefallen ist.
Leichtere Schnittarbeiten wie der Auslichtungsschnitt bei Ziersträuchern, Formschnitt bei Hecken etc. stören die Tierwelt so wenig, dass sie auch im Frühjahr und Sommer durchgeführt werden können. Ein günstiger Zeitraum ist nach den letzten starken Frösten und vor dem Austrieb im März oder April. Einzelne kranke oder störende Zweige können Sie jederzeit entfernen.
„Bluten“
Manche Pflanzen (Birke, Hainbuche, Walnuss und andere) „bluten“ stark, wenn sie im Februar oder März geschnitten werden. Das schadet den Pflanzen nicht, da lediglich Wasser von den Wurzeln in die Äste gepumpt wird und aus den Wunden läuft, es sieht aber unschön aus. Wen es stört, der sollte diese Pflanzen im Spätherbst oder frühen Winter schneiden.
Schönheit ohne Schnitt
Bei vielen Gehölzen sollten Sie möglichst ganz auf Schnitt verzichten. Einzelne störende Äste können Sie selbstverständlich entfernen, aber ein Rückschnitt zerstört den Wuchscharakter und sollte daher unterbleiben. Deswegen ist es bei diesen Pflanzen besonders wichtig, für sie schon bei der Pflanzung genügend Standraum einzuplanen, da Rückschnitt aus Platznot ihnen ihre Schönheit nimmt. Dazu gehören z.B. Zaubernuss, Magnolien, Japanische Ahorne, Blumen-Hartriegel und Zierkirschen.
Wer blüht wie?
Je nachdem, wann Ziergehölze ihre Blüten bilden, unterscheiden wir zwei Hauptgruppen:
Foto: Animaflora PicsStock/Adobe StockBlüten am diesjährigen Holz
Die Blüten von Rispenhortensien, Besenheide, Bartblume, öfter blühenden Rosen, Sommerflieder ... werden im Frühsommer angelegt und erscheinen noch im Laufe des Sommers. Ein Rückschnitt im Frühjahr fördert die Bildung junger Triebe und damit den Blütenreichtum.
Blüten am vorjährigen Holz
Die Blüten von Bauernhortensien, Winterheide, Forsythie, Rhododendron, Zieräpfeln, Flieder, Ginster, Zierkirschen, Mandelbäumchen, Zierpflaumen ... werden im Hoch- und Spätsommer angelegt und erscheinen erst im Folgejahr im Frühjahr oder Frühsommer. Durch starken Rückschnitt im Winter oder Frühjahr gehen viele Blütenknospen verloren, daher werden viele dieser Pflanzen möglichst wenig geschnitten und ein Auslichtungsschnitt im März/April bevor-zugt. Sehr früh blühende Gehölze wie Winterheide oder Mandelbäumchen schneiden Sie am besten direkt nach der Blüte.
Heinrich Beltz
Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
Niedersächsische Gartenakademie
Buchtipp
Beltz, Heinrich; Grossmann, Gerd; Hübscher, Heiko; Pirc, Helmut: „Bäume, Sträucher und Rosen schneiden“. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 3. Auflage 2022.