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Kohle und Briketts im Vergleich
Perfekter Grillgenuss mit dem passenden „Brennstoff“
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Ein milder Abend im Mai: Im Apfelbaum flötet eine Amsel, und über die Hecke weht der köstliche Duft von Steaks, Grillwürsten und mariniertem Gemüse herüber. Ehe man sich versieht, sitzt man mit den Gartennachbarn gemütlich am Tisch, vor sich einen Teller mit bunten Köstlichkeiten ...
Foto: proFagus Bei der Zubereitung von Gemüse und Fleisch auf dem Grill überlassen Gartenfreunde nichts dem Zufall und bereiten ihr Grillgut mit aller Sorgfalt zu. Über die Grillkohle macht sich hingegen kaum jemand Gedanken. Gerne wird im Vorbeigehen der nächste Sack Kohle oder Briketts aus dem Baumarkt oder von der Tankstelle mitgebracht. Dabei ist die Qualität des „Brennstoffs“ mitentscheidend für den Grillgenuss.
Holzkohle? Briketts? Oder beides?
Der Klassiker fürs Grillvergnügen ist die Holzkohle. Sie wird durch Erhitzen von trockenem Holz unter stark reduzierter Luftzufuhr hergestellt. Dabei verbrennen die leicht flüchtigen Bestandteile des Holzes. Der große Vorteil von Holzkohle ist nicht zu übersehen: Schon 20 bis 30 Minuten nach dem Anzünden ist reichlich Glut vorhanden, die von einer dünnen, weißen Ascheschicht überzogen ist. Die ersten Würstchen können auf den Grill. Die sind dann auch ziemlich schnell fertig zum Verzehr, denn die Glut produziert eine Hitze von etwa 700 °C.
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Auch Steaks und anderes größeres Grillgut werden kaum zur Geduldsprobe. Holzkohle ist damit ein Erfolgs-Garant fürs schnelle Grillvergnügen in der kleinen Runde. Nur: Nach rund einer Stunde ist es mit der großen Hitze meist auch vorbei. Für die zweite Grillrunde muss also nachgelegt und gewartet werden, bis die neue Kohle durchgeglüht ist.
Foto: proFagus Für den langen gemütlichen Abend mit vielen hungrigen Gästen oder auch für Gerichte mit längerer Garzeit sind die meist etwas teureren Briketts besser geeignet. Holzkohlebriketts werden unter hohem Druck aus zermahlener Holzkohle gepresst und meist mit Stärke gebunden. Sie lassen sich schwerer entzünden und benötigen mit rund 50 Minuten wesentlich mehr Zeit zum Anglühen als Holzkohle. Doch die Geduld lohnt sich. Dank ihrer hohen Dichte halten Briketts die Glut je nach Qualität und Menge bis zu fünf Stunden. Dabei entsteht eine gleichmäßig verteilte, etwas geringere Hitze als bei Holzkohle.
Am besten, Sie mischen Holzkohle und Briketts. So verkürzen Sie zwar nicht die Wartezeit, sichern sich jedoch eine ausdauernde Glut und das typische „Kohlenaroma“.
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Auch die „inneren Werte“ zählen
Foto: www.weber.comSowohl bei Holzkohle als auch bei Holzkohlebriketts gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede. Hochwertige Holzkohle ist feinporig, staubt nicht so stark und besteht aus möglichst vielen gleich großen Kohlestücken, sodass sie ruhiger und gleichmäßiger abbrennt. Wirft man sie fest gegen einen harten Gegenstand, zerbricht sie in viele Stücke. Ein heller Klang ist ein Hinweis darauf, dass die Kohlenstücke weitgehend frei von Säuren und Teeren sind. Der Haken ist jedoch: Beim Kauf sind Kohle und Briketts normalerweise in geschlossenen Säcken verpackt. Auf Herz und Nieren prüfen kann der Gartenfreund seinen Brennstoff also erst dann, wenn es eigentlich zu spät ist.
Umso wichtiger ist es, beim Kauf auf eine DIN-Kennzeichnung zu achten. Bei Produkten, die nach DIN EN 1860-2 geprüft wurden, ist sichergestellt, dass sie frei von Schadstoffen sind und in ihrer Zusammensetzung Mindestanforderungen erfüllen.
Auf die Herkunft achten
Knapp 300.000 Tonnen Kohle verglühen die Deutschen jährlich beim Grillen. Der Löwenanteil davon wird importiert — 2012 waren es 243.000 Tonnen, so die bislang aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Hauptlieferant war Polen mit 59.000 Tonnen (24 %), gefolgt von Paraguay mit 44.000 Tonnen (18 %) und Litauen mit 31.000 Tonnen (13 %). Weitere wichtige Lieferländer sind Argentinien, Nigeria, Indonesien und Namibia.
Im Klartext heißt das: Ein Teil der hier verwendeten Grillkohle stammt aus den häufig übernutzten tropischen oder subtropischen Wäldern. Dort werden täglich tausende Hektar Wald mit Bulldozern platt gemacht, damit die Flächen vor allem für den Soja-Anbau und die Viehzucht frei werden. Die Grillkohle ist dabei letztlich nur ein Nebenprodukt.
In den meisten Fällen kann der Gartenfreund beim Kauf leider nicht erkennen, woher seine Kohle stammt und unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen sie produziert wurde. Darüber kann auch die Aufschrift „Made in Germany“ oder eine deutsche Herstelleradresse nicht hinwegtäuschen. sie besagen nämlich nur, dass das Brennmaterial in Deutschland abgefüllt wurde. Auch das FSC-Siegel (FSC: Forest Stewardship Council) als zertifizierter Nachweis für eine nachhaltige Forstwirtschaft ist nur eine Orientierungshilfe, nicht jedoch eine Garantie. Mehrfach haben Journalisten in den vergangenen Jahren über Missbräuche des Siegels berichtet.
Wer auf Nummer sicher gehen und mit ruhigem Gewissen grillen will, kauft Grillkohle oder Briketts aus heimischen Hölzern oder achtet auf die PEFC-Zertifizierung: Rund 70 % der deutschen Wälder sind danach zertifiziert. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Kohle aus Deutschland mit seinen hohen Bewirtschaftungsstandards stammt.
Das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Holzart bestimmt sowohl den Preis als auch das Brennverhalten. Die preisgünstigere Nadelholzkohle ist beispielsweise anfällig für den unerwünschten Funkenflug. Qualitativ hochwertig ist Grillkohle aus Laubholz, wie dem heimischen Buchenholz. Das ist sehr dicht und hat damit einen hohen Heizwert. Es brennt relativ lange, erzeugt dabei viel Wärme und lässt sich gut zu Grillkohle verarbeiten. Damit relativiert sich der Preis: Mit der gleichen Menge Buchenholzkohle kann man deutlich mehr Grillgut zubereiten als mit Kohle aus Nadelholz. So steht einem langen, genussvollen Grillabend mit Ihren Gartenfreunden nichts mehr im Wege.
Eva Neumann
Wie Sie Grillasche richtig entsorgen, erfahren Sie hier.
Voll im Trend: Aromatisieren mit Räucherholz
Wer seinem Grillgut eine ganz besondere Note verleihen will, braucht nicht unbedingt einen Räucherofen. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Räucherholz. Angeboten werden feinere Räucherspäne („Wood Chips“) oder einige Zentimeter große Holzstücke („Wood Chunks“).
Nachdem Sie das Räucherholz 30 bis 60 Minuten gewässert haben, legen Sie eine Handvoll direkt in die heiße Glut, wo sich der aromatische Rauch schnell entfaltet. Einige Hersteller empfehlen auch, die Holzstückchen zuvor in Alufolie zu wickeln und die Enden der Folie dabei offen zu lassen.
Der Rauch, der beim Verbrennen des Räucherholzes entsteht, dringt nach und nach in das Grillgut auf dem Rost ein. Dabei entfaltet sich der Rauch der Chips innerhalb von zehn Minuten, während die Verglimmung bei den Chunks länger anhält. Somit sind Chunks auch für längere Garprozesse, wie bei Spareribs oder Fisch geeignet. Gemüse nimmt das Raucharoma übrigens schwerer auf als Fleisch.
Der Geschmack wird von der Holzart bestimmt. Birke und Buche sind dank ihrer milden Würze ideal für helles Fleisch wie Geflügel und Schwein. Das intensive Aroma der Eiche macht sich gut mit rotem Fleisch oder Fisch. Fruchthölzer sorgen für Süße und Walnuss- oder Hickory-Späne für das typische Barbecue-Flair. Feinschmecker setzen auf Räucherholz aus alten Barolo- oder Whisky-Fässern.
Im Handel gibt es Räucherholz in der Regel in Packungen von 1 bis 3 kg. Holz aus dem eigenen Garten ist nur bedingt geeignet: Es muss trocken und unbehandelt sein und darf kein Harz enthalten, sonst entstehen beim Verbrennen krebserregende Stoffe.