- Gartentechnik
- Bewässerung
Moderne Bewässerungssysteme
Foto: Flora Press/gartenfoto.at
Im Hochsommer stellen sich viele Gartenfreunde jedes Jahr aufs Neue die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, die Bewässerung im eigenen Garten zu automatisieren. Spätestens wenn es in den Urlaub geht, möchte man seine Pflanzen gut versorgt wissen – ohne die Nachbarn zu sehr in Anspruch zu nehmen. Manch einer träumt gar davon, die Bewässerung im Urlaub vom Smartphone aus zu kontrollieren. Science-Fiction oder Wirklichkeit? In Zukunft werden solche Möglichkeiten, ähnlich wie bereits in Smart-Home-Anwendungen, auch im Garten möglich sein.
In diesem Artikel soll ein kleiner Überblick über ausgewählte aktuell auf dem Markt verfügbare Systeme zur Bewässerungssteuerung und damit kombinierbare Wasserverteilsysteme gegeben werden.
Systeme zur Bewässerungssteuerung
Das technologisch wohl am weitesten entwickelte Produkt ist das „Smart Sensor Control Set“ der Firma Gardena. Das Unternehmen setzt dabei auf das Prinzip der üblichen Smart-Home-Technologien. Ein zentrales Gateway wird mit einem Router verbunden. Gleichzeitig wird per Funk die Verbindung zu den Gartengeräten hergestellt. Über eine kostenlose App können die Geräte nun per Smartphone gesteuert werden.
Neben dem Bewässerungscomputer können so Sensoren oder Wasserpumpen überwacht werden. Ein Bodenfeuchtesensor kann etwa erkennen, dass der Boden einen vorab festgelegten Feuchtegrad erreicht hat, und dann den nächsten Bewässerungszeitpunkt aussetzen.
Foto: Kärcher Der Kärcher „SensoTimer ST6“ ist ein Bewässerungscomputer mit Bodenfeuchtesensor. Am Bewässerungscomputer werden Bewässerungszeiten und Schwellenwerte für die Bodenfeuchte eingegeben. Die Bewässerung startet erst, wenn der Schwellenwert unterschritten wird, d.h. der Boden zu trocken ist. Die Version „Duo“ des ST6 verfügt über zwei Ausgänge am Bewässerungscomputer und zwei Feuchtesensoren, sodass jeder Ausgang über einen eigenen Feuchtesensor gesteuert werden kann. Das ist z.B. hilfreich, wenn unterschiedliche Kulturen mit unterschiedlichem Wasserbedarf bewässert werden sollen. Die Verbindung zwischen Bewässerungscomputer und Sensor wird per Funk hergestellt.
Die Bewässerungscomputer „BA 291/ 292“ der Firma Regenmeister unterscheiden sich vom Prinzip her nur wenig vom Kärcher SensoTimer ST6. Auch hier gibt es eine Version mit einem Ausgang und eine Version mit zwei Ausgängen (292). Den Bodenfeuchtesensor müssen Sie hier separat dazukaufen, und es kann pro Bewässerungscomputer nur ein Sensor pro Kabel angeschlossen werden.
Auch der israelische Hersteller Galcon bietet verschiedene Lösungen für den Hobbygärtner an. Der Bewässerungsautomat „9001 BT“ bietet einen Bewässerungsausgang, über den automatisch nach Zeit bewässert werden kann. Die Programmierung erfolgt entweder am Gerät selbst oder bequem per Smartphone-App über eine Bluetooth-Verbindung (Reichweite bis 30 m).
Zu beachten ist bei diesen Systemen, dass für einen ordnungsgemäßen Betrieb ein permanenter Wasserdruck vorhanden sein muss. Sind die Systeme an das Leitungssystem angeschlossen, ist dieser Druck i.d.R. gegeben. Bei der Verwendung von Regen- oder Brunnenwasser sind kleine sog. Hauswasserwerke, die den Wasserdruck ständig aufrechterhalten, einzusetzen. Eine Alternative wäre hier ein Hochbehälter, in dem der Wasserdruck über die Schwerkraft hergestellt wird. Allerdings muss so etwas selbst eingerichtet werden, da es in diesem Bereich noch keine bekannten vermarktungsfähigen Produkte gibt.
Gerade für Familien, in denen beide Partner berufstätig sind und daher wenig Zeit für den Garten bleibt, können solche Systeme eine interessante Lösung sein.
Tropfer oder Sprinkler – die Wasserverteilung
Die optimale Technik zur Wasserverteilung hängt stark vom jeweiligen Einsatzgebiet ab. Auf dem Rasen macht i.d.R. ein Regner/Sprinkler am meisten Sinn, während unter der Hecke oder im Gemüsebeet der Einsatz eines Tropfschlauches sinnvoll ist. Grundsätzlich ist zu empfehlen, die Komponenten für die Wasserverteilung vom selben Hersteller zu beziehen, von dem auch das Steuerungssystem stammt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Komponenten alle kompatibel sind und sich einfach verbinden lassen.
Foto: Gardena
Bei den Regnersystemen unterscheidet man zwischen Oberflächenregnern, die eine flexibles Aufstellen und einen Anschluss an einen normalen Gartenschlauch ermöglichen, und den Versenkregnern zur festen Installation im Garten mit unterirdischer Zuleitung, die langfristig bequemer als Oberflächenregner sind.
Foto: LWG
Foto: LWG
Foto: LWG
Bei den Systemen zur Tropfbewässerung werden Mikrosprinkler, On-Line-Tropfer und In-Line-Tropfer unterschieden (siehe Bilder). Bei On-Line-Tropfern werden die Tropfstellen beliebig am Schlauch angebracht, so können auch unterschiedliche Tropferarten montiert werden. In-Line-Tropfer sind in festem Abstand (i.d.R. alle 30 cm) im Schlauch integriert. Mikrosprinkler sind vergleichbar mit On-Line-Tropfern, nur dass anstatt Tropfern kleine Sprinkler am Schlauch angebracht sind.
Kübel und Töpfe mit geringem Volumen
Pflanzen in kleinen Kübeln und Töpfen benötigen eine besonders intensive Betreuung hinsichtlich der Bewässerung. Aufgrund des geringen Substratvolumens kann nur wenig Wasser gespeichert werden, und es müssen entsprechend viele kleine Wassergaben verabreicht werden. Eine automatische Bewässerungssteuerung ist hier nahezu unumgänglich und bietet zudem die Möglichkeit, in Verbindung mit einer automatischen Pumpensteuerung das Wasser in einem Kreislauf zirkulieren zu lassen.
Foto: Gardena
Foto: Kärcher
Geräte zur Bodenfeuchtemessung
Neben dem Steuergerät selbst kann – wie oben beschrieben – ein Bodenfeuchtesensor bzw. auch ein Regensensor weiter zur Optimierung der Bewässerung beitragen. In Verbindung mit einem Regensensor oder auch Bodenfeuchtesensor kann das eingestellte Bewässerungsprogramm nach einem Starkniederschlag bzw. durch den Bodenfeuchtesensor bei ausreichender Bodenfeuchte unterdrückt werden. Bei der Installation ist allerdings darauf zu achten, dass z.B. durch Dachüberstände geschützte Bereiche davon nicht beeinflusst werden bzw. hier ein separater Bewässerungskreis installiert wird.
Aber wann ist der Einsatz eines Bodenfeuchtesensors wirklich notwendig bzw. sinnvoll? Dauerkulturen, wie Hecken, Sträucher oder ältere Obstgehölze, reagieren nicht so schnell auf Trockenheit wie einjährige Kulturen. Eine Überwachung der Bodenfeuchte ist hier nur bedingt notwendig. In Gemüsebeeten, Kleingewächshäusern oder bei Balkonpflanzen können die Überwachung der Bodenfeuchte über einen Sensor und eine daran angepasste Bewässerung die Pflanzengesundheit und die Erträge durchaus positiv beeinflussen.
Vertrauen ist gut …
Bei aller Begeisterung für die Technik und die Möglichkeit, das System aus der Ferne zu überwachen, bedarf es gerade in der Anfangszeit einigen Aufwands, das System richtig einzustellen. Auch können unerwartete Störungen, wie z.B. verstopfte Tropfleitungen, Fraßschäden durch Nagetiere oder aufgegangene Verbindungsstücke usw. auftreten, sodass regelmäßige Kontrollgänge trotzdem sinnvoll und notwendig sind.
Dr. Michael Beck, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Georg Baumgartner, Bayerische Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau
Einfache Bewässerungsautomaten
Die ersten Geräte zur automatischen Bewässerungssteuerung waren einfache Bewässerungsuhren. Es handelt sich dabei um Ventile, an denen sich über einen Drehmechanismus die gewünschte Bewässerungsdauer einstellen lässt. Die Bewässerung endet dann automatisch nach der eingestellten Dauer. Daraus hervorgegangen sind die ersten Automaten, die i.d.R. mehrere Bewässerungszyklen pro Tag mit unterschiedlicher Bewässerungsdauer zulassen. Die Bedienung erfolgt direkt über den Bildschirm auf dem Bewässerungsautomaten. Diese Geräte werden von den meisten Herstellern nach wie vor relativ günstig angeboten und bieten einen guten Kompromiss für Gärtner mit geringerem Budget.
Wer’s ohne Elektronik will …
Foto: Bambach TensioTechnikEine vollautomatische Bewässerung ist für Balkonpflanzen, kleinere Beete, Kleingewächshäuser, Ampel- und Kübelpflanzen auch ganz ohne Elektronik z.B. über das Tropfblumatsystem möglich. Das System besteht aus einem Druckminderer, einem 8-mm-Verteilschlauch und den sog. Blumatkegeln. Jeder Blumatkegel reagiert für sich als eigenständiger Feuchtesensor und kann eine Fläche von ca. 20–30 cm im Durchmesser abdecken. Haben die Pflanzen unterschiedlichen Wasserbedarf, reagiert jede Tropfstelle individuell.
Bewässerungssteuerungssysteme Tabelle.pdf
Weitere Informationen
Gardena
Tel. 0731/490-123
www.gardena.com
Kärcher
Tel. 07195/903-0
www.kaercher.com
Marley
Tel. 05031/53-0
www.marley.de
Regenmeister
Tel. 06151/391 37 47
www.regenmeister.de