- Gartentechnik
Technik fürs Gießen
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Zwei Dürresommer, zwei Jahre vertrocknete Pflanzen, Wasser schleppen und jeden Abend gießen. Der Klimawandel macht sich in unseren Gärten bemerkbar. Zeit, sich um das Wassermanagement und die Bewässerungstechnik im Garten zu kümmern. Mit der richtigen Kombination verschiedener Hilfsmittel können Sie das Gießen Ihrer Pflanzen spürbar vereinfachen.
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Vom Regen in die Beete
Die Regentonne gehört zur Standard-Ausrüstung jeder Parzelle. Ihr Volumen liegt meist zwischen 200 und 650 l, allerdings erhalten Sie im Handel auch Regenfässer bis zu einem Volumen von 6000 l. Günstige Modelle gibt es mit Deckel und Hahn schon ab 30 Euro, meist fassen sie um die 300 l. Für kleinere Gärten sind sie völlig ausreichend, wenn auch nicht frostfest.
Wenn es der Platz zulässt, ist es sinnvoll, mehrere Regentonnen zu verbinden, sodass Sie mehr Wasser speichern können. Im Handel gibt es dafür extra Verbindungssets mit Schläuchen und Verbindungsstutzen. Es gibt auch komplette Sets aus mehreren Tanks mitsamt Verbindungsmaterial.
Alternativ können Sie auch auf relativ günstige IBC Container zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass vorher nur unbedenkliche Flüssigkeiten in den Behältern gelagert wurden.
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Wenn Ihnen die klassische grüne Regentonne zu langweilig ist, können Sie auf Tanks und Tonnen in zahlreichen modernen Formen und Farben zurückgreifen. Es gibt ebenfalls Modelle, die aussehen wie große Amphoren, Säulen, Steinmauern oder Holzkästen. Allerdings bestehen alle aus Plastik, wobei einige, auch günstigere Modelle wenigstens zu 100 % aus Recyclingmaterial sind. Es gibt aber auch Fässer im Handel, die mit Lärchenholz verkleidet und zudem frostfest sind.
Um das Wasser vom an die Dachrinne angeschlossenen Fallrohr in die Tonne zu leiten, können Sie sich mit einer Wasserklappe zufriedengeben, die aufgeklappt das Rohr blockiert und das Wasser ins Fass leitet. Sie hat aber den Nachteil, dass das Fass überläuft, sobald es voll ist. Wenn Sie nicht immer darauf lauern möchten, rechtzeitig die Klappe zu schließen, gibt es die Möglichkeit, einen Regensammler zu montieren, bei dem das Wasser über eine Schlauchverbindung in die Regentonne geleitet wird. Ist diese voll, läuft kein Wasser nach. Die Installation ist mit ein bisschen handwerklichem Geschick problemlos nachträglich möglich. Einige Wassersammler haben zudem den Vorteil, dass sie Laub und andere Fremdkörper ausfiltern können.
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Mit einem Regensammler können Sie Ihre Tonne auch geschlossen lassen. Das ist aus Sicherheitsgründen zu empfehlen und schützt vor lästigen Mücken, deren Larven sich im stehenden Wasser entwickeln. Generell sind geschlossene Systeme auch hygienischer.
Bei günstigeren Regentonnen muss der Deckel allerdings beschwert oder mit im Handel erhältlichen Klammern fixiert werden, damit er bei Sturm nicht wegweht. Bei hochwertigeren Modellen gibt es Deckel mit kindersicherem Bajonettverschluss.
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Um das Regenwasser aus der Tonne in den Gartenschlauch zu leiten, stellen Sie die Tonne am besten auf ein Podest (bitte sichern), sodass der Höhenunterschied für den Druck in der Leitung sorgt. Es gibt mittlerweile aber auch elektrische Regenfasspumpen, wahlweise mit Kabelanschluss oder Akku, auf dem Markt, mit denen Sie Ihr Regentonnenwasser nutzen können, ohne Gießkannen zu schleppen.
Tröpfchen für Tröpfchen
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Um Pflanzen effektiv zu bewässern, ist eine Tropfbewässerung die erste Wahl. Vor allem beim Gießen von Pflanzen im Hochbeet, bei Kübelkulturen und dem Gemüsebeet ist sie zu empfehlen. Haben Sie keine Angst vor der Installation: Die im Handel erhältlichen Systeme lassen sich leicht für die Anforderungen jeder Parzelle zusammenbauen. Oft reicht ein Messer, um Abzweigungen, Verlängerungen und Düsen beliebig zu kombinieren oder zu erweitern. Mit T- oder Y-Verbindungsstücken können Sie an einen Wasserhahn auch mehrere Schläuche anschließen. Grundsätzlich können Sie Tropfbewässerungssysteme aber nur mit sauberem Wasser betreiben.
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Bei der Tropfbewässerung unterscheidet man zwischen sprühenden „Mikrosprinklern“ und „On-Line“-Tropfern, die auf den Schläuchen montiert sind, sowie „In-Line“-Tropfern. Sie sind, vereinfacht gesagt, kleine, mit einer Membran versehene Öffnungen im Schlauch. Systeme damit eignen sich besonders für die Bewässerung von Hecken undlassen sich auch unterirdisch verlegen.
Alles wie von selbst
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Richtig sinnvoll wird eine Tropfbewässerung mit einer Bewässerungsuhr bzw. einem Bewässerungscomputer. Schon ab 35 Euro erhalten Sie im Handel leicht zu bedienende, batteriebetriebene Bewässerungscomputer, die Sie einfach zwischen Wasserhahn und Schlauch schrauben. Mit ihnen stellen Sie die Intervalle und die Dauer der Bewässerung ein.
Hochwertige Modelle können auch durch Sensoren ergänzt werden, die Temperatur, Regenmenge oder Bodenfeuchte messen. Im Ergebnis können Sie so ein mehr oder weniger selbststeuerndes Bewässerungssystem installieren, bei dem die Bewässerung z.B. ausgesetzt wird, wenn der Boden zu feucht ist. Viele der Computer lassen sich auch mithilfe von Apps steuern, was etwa die Kontrolle aus dem Urlaub ermöglicht. Für die Steuerung per App müssen die Computer allerdings in der Regel in ein WLAN-Netz eingebunden sein.
Das Problem: Um einen Bewässerungscomputer zu nutzen, brauchen Sie sauberes Wasser mit einem gleichmäßigen Druck. Regen- oder Brunnenwasser lassen sich so nur durch erhöhten technischen Aufwand nutzen, etwa durch den Einsatz von Filtern. Die Nutzung von Wasser aus Regentonnen ist aufgrund des niedrigen und schwankenden Drucks nicht zu empfehlen.
Wasser marsch
Achten Sie auch bei der Wahl des Gartenschlauches auf Qualität. Hochwertige Schläuche sind formstabil und UV-beständig, frei von Schwermetallen und Phthalat-Weichmachern sowie druckfest bis mindestens 10 bar. Sinnvoll ist es, auf Schläuche von Herstellern zurückzugreifen, die Garantien gewähren.
Fast alle Modelle bestehen aus PVC. Ausnahme sind Textilschläuche, die wenig Platz wegnehmen, gerade die dehnbaren Modelle sind aber in der Handhabung eher unpraktisch. Es gibt auch Schläuche aus Gummi, die ohne Weichmacher und Stabilisatoren auskommen, dafür aber deutlich teurer sind. Grundsätzlich sollten Sie Wasser, das über mehrere Stunden im Schlauch stand, aber auf keinen Fall als Trinkwasser verwenden.
Generell haben fast alle Schläuche für Hobbygärtner einen Durchmesser von ½ Zoll (1,27 cm), für größere Flächen werden mitunter auch solche mit ¾ Zoll Durchmesser angeboten. Die Systeme fast aller namhafter Anbieter (u.a. Gardena, Hozelock, Takagi, Fiskars) sind untereinander kompatibel. Schwierig ist aber mitunter der Anschluss an einen Wasserhahn. Hier müssen Sie ggf. Adapter verwenden, die aber in fast jedem Baumarkt erhältlich sind und nur wenige Euro kosten.
Von der Rolle
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Wenn Sie genug davon haben, dass Ihnen der Schlauchwagen beim Gießen umkippt, können Sie entweder Schlauchwagen mit zusätzlichen Stützen (Gardena) nutzen oder eine Schlauchbox an die Wand montieren – die edlere Version der Wandhalterung oder einer Autofelge. Die neuesten Modelle ziehen den Schlauch auch automatisch ein. Es gibt auch Boxen, die frei platziert werden können und teils auf Rollen montiert sind (Fiskars).
Wenn Sie weder Box noch Wagen im Garten rumstehen haben möchten, können Sie frostfeste unterirdische Schlauchleitungen verlegen, bei denen Sie den Gießschlauch mit einer im Boden eingelassenen Wassersteckdose anschließen.
Brausen und Sprenger
Bei der Wahl der Brause lohnt es sich, auf Modelle zu setzen, bei der Sie zwischen verschiedenen Öffnungen wählen und die Durchflussmenge stufenlos regulieren können. Besonders bei empfindlichen Pflanzen ist ein weicher Strahl wichtig. Gummiringe um den Brausenkopf erlauben eine robustere Handhabung. Je nach Kultur können Brausen mit Gießstäben sinnvoll sein, die das Gießen direkt am Wurzelhals oder in Ampeln vereinfachen.
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Bei der Wahl des Sprengers haben Sie die Wahl zwischen Kreisel- und Balkensprengern für verschiedene Gartengrößen. Balkensprenger können Sie mittlerweile nicht nur in der Länge, sondern auch in der Breite des Strahls und in der Intensität variieren. Sowohl für Balken- als auch für Kreiselregner bieten einige Hersteller auch versenkbare Versionen an, die nur zum Wässern aus dem Boden hochfahren. Hochwertige Brausen und Balkenregner sind inzwischen frostfest.
Sören Keller
Verlag W. Wächter
Für Hochbeet und Balkon
Foto: GardenaWer nur ein paar Pflanzen auf dem Balkon oder dem Hochbeet automatisch bewässern möchte, der kann darüber nachdenken, sich ein solarbetriebenes Bewässerungssystem zuzulegen, das weder den Anschluss an eine Strom- noch an eine Wasserleitung benötigt – lediglich einen Behälter mit Wasser müssen Sie dazustellen.
Der Bewässerungscomputer liefert das Wasser per Tropfbewässerung sparsam und effektiv an die Pflanze. Gerade für längere Abwesenheiten ist das eine sinnvolle Technik, allerdings sollten Sie nicht zu lange unterwegs sein, da sich der Wasserbehälter bei heißem Wetter und großem Wasserbedarf schnell leeren kann. Eine vollautomatische Bewässerung ohne Elektronik ist über das Tropfsystem von Blumat möglich, das mithilfe von Tonkegeln die Pflanzen bewässert.