- Natur des Jahres 2013
Die Große Kapuzinerkresse ist Arzneipflanze des Jahres
Foto: Thomas Weidner Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg hat die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gewählt, weil die darin enthaltenen Senföle die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen können und daher seit Jahrzehnten zur Behandlung von Infekten eingesetzt werden.
Glucosinolate sind an allem „Schuld“
Kapuzinerkresse enthält viel Vitamin C, für die medizinische Wirkung sind aber ihre Glucosinolate von noch größerer Bedeutung. Glucosinolate finden sich vor allem in Kreuzblütlern (Brassicaceen). Sie sind für den scharfen Geschmack verantwortlich.
Bei der Einnahme werden die Glucosinolate enzymatisch in Senföle umgewandelt, die die Vermehrung von verschiedenen Bakterien, Viren und Pilzen hemmen können und zudem einen durchblutungsfördernden Effekt aufweisen. Dies zeigten bereits Untersuchungen aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Wirksam und gut verträglich
Seit Jahrzehnten wird die Kapuzinerkresse nun bei der Therapie und in der Prophylaxe von Infekten der Atemwege und der Harnwege eingesetzt. Die positiven Erfahrungen konnten in den vergangenen Jahren durch viele Studien und experimentelle Daten zum antimikrobiellen Wirkspektrum der Senföle auch wissenschaftlich untermauert werden.
Groß angelegte Studien in den letzten Jahren kamen zu dem Ergebnis, dass Kapuzinerkressenkraut zusammen mit Meerrettichwurzel bei Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis und akuter Blasenentzündung wirksam und gut verträglich sind. Das eingesetzte Präparat erwies sich als gleichwertig gegenüber einer Standard-Therapie mit Antibiotika.
Seit 2010 durchgeführte Untersuchungen legen sogar eine hemmende Wirkung bei dem pandemischen Influenzavirus H1N1 nahe. Daneben besteht längerfristig die Hoffnung, dass die Senföle den in Deutschland immer noch ansteigenden Gebrauch von Antibiotika mit der zunehmenden Problematik der Resistenzen senken können.
Botanik und Historie
Die über Mauern kletternde oder am Boden kriechende Pflanze mit ihren leuchtend gelb-orangefarbenen bis roten Blütenblättern findet sich in vielen Gärten. Genießer zieren mit den essbaren Blüten ihren Salat und nutzen dazu auch die frischen, fast kreisrunden Blätter.
Die Kapuzinerkresse gehört zur Familie der Kapuzinerkressengewächse, die zur Gattung der Kreuzblüterartigen (Brassicales) gehört. Sie ist also kein Kreuzblütler. Der deutsche Name bezieht sich auf die Form der Blüten, die an die Kapuzen von Mönchskutten erinnert.
„Karriere“ als Wund-und Schmerzmittel
Es handelt sich um einen Neophyten, so werden Pflanzenarten bezeichnet, die erst nach den großen Entdeckungen nach 1500 nach Europa gekommen sind. Ihre ursprüngliche Heimat ist das Andengebiet Perus und Boliviens, sie wurde aber auch in den kühleren Regionen Mittel- und Südamerikas angebaut. Bereits die Inkas nutzten sie als Garten- und Heilpflanze, und zwar vor allem als Schmerz- und Wundheilmittel.
Mönche wie der Jesuit Bernabé Cobo (1582–1657) haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben. In der Volksmedizin der Indianer Südamerikas wird die Pflanze heute noch bei Hautkrankheiten, Skorbut, Vergiftungen, Kopfschmerzen, Husten und Bronchitis verwendet.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Kapuzinerkresse auch in Europa bekannt. Zunächst galt sie vorwiegend als Zierpflanze.Im 18. Jahrhundert wurde sie vor allem gegen Skorbut eingesetzt, was aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes durchaus sinn voll ist. Eine intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit der Kapuzinerkresse erfolgte im 20. Jahrhundert.