- Gut zu wissen
Gärtner-Mythen auf dem Prüfstand
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Jeder kennt die Redewendung: Das war schon immer so! Auch viele Tipps fürs Gärtnern werden gerne so hingenommen, ohne sie genauer zu hinterfragen. Dabei könnte der ein oder andere Ratschlag längst widerlegt sein. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen.
• Der Boden sollte umgegraben werden
Bei tiefem Umgraben wird die von Bodenorganismen gut durchsetzte obere Bodenschicht nach unten gekehrt. Das Bodenleben wird hierdurch abgetötet! Auch der Humus wird nach unten gebracht. Besser ist es, den Boden mit einer Grabegabel oder einem „Sauzahn“ zu lockern und aufzureißen. Nur bei sehr schweren, tonhaltigen Böden kann ein Umgraben im Herbst zur Nutzung der sog. Frostgare sinnvoll sein. Dabei dringt das Wasser in tiefere Erdschichten ein und durch Gefrieren und Tauen entstehen aus groben Klumpen feinere Erdkrümel.
Foto: fefufoto/Adobe Stock• Starker Rückschnitt bei Neupflanzungen
Gilt nicht allgemein, weil die Ausgangssituation der Pflanzen verschieden ist. Gehölze ohne Ballen (wurzelnackt) kürzen Sie um etwa 30–50 % ein. Pflanzen mit Ballen oder Containerpflanzen benötigen keinen oder nur einen leichten Rückschnitt. Wenn die Wurzel stärker in Mitleidenschaft gezogen ist, reduzieren Sie auch die Krone entsprechend, damit die restlichen Wurzeln die Pflanze ernähren können. Das Verhältnis von Wurzeln und Krone sollte immer ausgeglichen sein.
• Die Pflanze so tief einpflanzen, wie sie in der Baumschule gestanden hat
Lieber die Gehölze im Garten etwas höher pflanzen, weil sich die lockere Erde noch setzt und das Gehölz noch ein wenig tiefer sinkt. Bei zu tiefer Pflanzung besteht die Gefahr von Sauerstoffmangel, sodass die Wurzeln faulen und absterben.
• „Viel hilft viel“ beim Düngen
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Diese alte Weisheit ist zum Glück schon längst überholt. Ein Zuviel an Dünger schadet den Pflanzen und belastet zusätzlich unsere Umwelt. Schauen Sie genau auf die Dosierungsempfehlung des Herstellers und überprüfen Sie alle vier bis fünf Jahre den Nährstoffgehalt des Bodens durch eine Bodenanalyse.
• Schattenrasen gedeiht im tiefen Schatten
Alle Rasengräser benötigen Sonne, um sich zu entwickeln. Es gibt verschiedene Rasenmischungen für den Garten, die für unterschiedliche Ansprüche entwickelt wurden. Nur eins haben alle gemeinsam: Sie mögen grundsätzlich Sonne. Auf absolut schattigen Flächen, an denen weniger als sechs Stunden Sonne pro Tag auf die Erde gelangt, ist mit jeder Rasenmischung Schluss. Hier sind z.B. schattenverträgliche Stauden eine gute Alternative.
Foto: udomsook/Adobe Stock• Obstbäume werden im Winter geschnitten
Diese „Weisheit“ ist längst überholt. So wird der Sommerschnitt immer populärer und ist oft sinnvoller. Die entstehenden Wunden werden durch den Saftfluss der Pflanze viel schneller verschlossen. Der Nachteil im Sommer ist, dass man durch die dichte Belaubung die Struktur des Baumes nicht so gut erkennen kann. Der Winterschnitt sollte, wenn möglich, spät im Februar/März erfolgen. Dann kommt die Wundheilung schneller in Gang, und die ersten aufsteigenden Wuchsstoffe werden gleich mit weggeschnitten, sodass nicht zu viele Wasserschosser entstehen.
• Rosen im Herbst tief zurückschneiden
Ein starker Rückschnitt im Herbst erhöht die Gefahr von Frostschäden. Daher sollten Rosen im Herbst nicht oder nur leicht an den Triebspitzen zurückgeschnitten werden. Der eigentliche Rückschnitt erfolgt erst im März/Anfang April zum Zeitpunkt der Forsythienblüte.
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• Im Frühjahr muss der Rasen vertikutiert werden
Der Rasen steht im Frühjahr oft im Fokus und wird vielfach vertikutiert. Wenn Sie den Vertikutierer zu früh und zu oft ansetzen, ist das Stress für Ihren Rasen. Die neuen Wurzeln werden verletzt, und es entstehen Lücken, auf denen Unkraut Fuß fassen kann. Wenn Sie die Rasenfläche vertikutieren möchten, machen Sie es besser in der späteren Vegetationszeit, in der sich der Rasen gut entwickelt. Stellen Sie den Vertikutierer nicht zu tief ein, sodass die Gräserwurzeln nicht zu stark verletzt werden. Anschließend sollte der Rasen nachgesät, gedüngt und gewässert werden.
• Den Rasen kalken, wenn er zu viel Moos hat
Moos ist eine Zeigerpflanze für einen falschen Standort für unsere Rasenpflanzen. Der Standort ist möglicherweise zu schattig, zu feucht, zu stark verdichtet, nährstoffarm, oder die Bodensäure (pH-Wert) stimmt nicht für unsere Rasengräser. Kalk kann nur die Bodensäure anheben. Versuchen Sie, die Ursache von Moos in Ihrem Rasen zu finden und dem Rasen eine angepasste Lösung zu bieten.
Fotos: Racle Fotodesign; Dreadlock/beide Adobe Stock• Alles im Garten muss im Herbst aufgeräumt werden
Nein, lassen Sie alte Blütenstängel und Gräser im Winter stehen und schneiden Sie sie erst im späten Frühjahr zurück. Sie sind wichtig als Winterschutz der Pflanzen und als Unterschlupf bzw. Nahrungsquelle für Insekten und Vögel. Lassen Sie auf den Beeten auch das Laub liegen. Es schützt den Boden und dient Regenwurm und Co. als Nahrung.
• Jede Wunde muss mit einem Wundverschlussmittel verstrichen werden
Früher wurde jede noch so kleine Wunde mit einem Wundmittel behandelt. Heute weiß man, dass Bakterien und Pilze auch sehr gut unter den Wundmitteln gedeihen können. Das Wundmittel wirkt wie eine Schutzschicht für die Schadorganismen. Möchten Sie eine Wundbehandlung ausführen, versorgen Sie nur Wunden, die durch eine Säge entstanden sind. Die Wundbehandlung sollte dann unmittelbar nach dem Schnitt erfolgen und möglichst mit einem fungizidhaltigen Mittel.
• Beim Pflanzen sollte man Pflanzerde und Kompost einbringen
Neue Erkenntnisse sagen, dass stark humushaltige Bodenverbesserer faulen können, wenn sie in tiefere Bodenschichten gelangen, und so die Wurzeln der neuen Pflanzen schädigen. Zusätzlich können zu viele Nährstoffe an den jungen Wurzeln Verbrennungen verursachen. Kompost bringen Sie also besser oberflächlich aus und geben ihn nicht ins Pflanzloch.
• Beim Pflanzen wird der Ballen fest angetreten
Gut gemeint, aber falsch. Durch das Festtreten verdichten wir den Boden sehr stark und schädigen so die Wurzeln des jungen Baumes. Drücken Sie die Erde nur leicht mit den Händen oder Füßen an und gießen Sie die Pflanze mithilfe eines Gießrandes gründlich an. So wird die Erde in die Hohlräume geschwemmt, und es kommt zu einem guten Bodenschluss.
Foto: Xavier/Adobe Stock• Rosenkohl und Grünkohl brauchen vor der Ernte Frost
Niedrige Temperaturen (unter 6 °C) verbessern den Geschmack der beiden Kohlarten. Sie werden dann süßer und haben weniger Bitterstoffe. Frost
ist für die Geschmacksverbesserung aber nicht notwendig.
Sven Wachtmann
Vorstandsmitglied für Fachberatung
im Landesverband Berlin der Gartenfreunde