- Natur des Jahres 2014
Der Grünspecht ist der „Vogel des Jahres“
Foto: NABU/R. Martin
Immer öfter findet man den Grünspecht in Parks und Gärten.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den farbenprächtigen Grünspecht (Picus viridis) zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. Auf den „Meckervogel“ 2013, die Bekassine, folgt damit der „Lachvogel“: Wegen seines markanten Rufs, der wie ein gellendes Lachen klingt, erhielt er diesen Beinamen.
„Im Gegensatz zur vom Aussterben bedrohten Bekassine hat sich der Bestand des Grünspechts in Deutschland erholt: Er liegt derzeit bei über 42.000 Brutpaaren und damit mehr als doppelt so hoch wie vor 20 Jahren“, sagt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Diese Entwicklung sei unter Deutschlands häufigen Vogelarten einmalig.
Städte als Zufluchtsort
Seine Bestandserholung verdankt der Grünspecht einer Reihe von milden Wintern und einer zunehmenden Einwanderung in städtische Grünflächen.
„Die letzten drei kalten Winter haben jedoch gezeigt, dass es auch für ihn schnell wieder abwärts gehen kann. Der Verlust von extensiv genutztem Grünland, beispielsweise durch Umbruch in neue Maisanbauflächen, verschlechtert die vorhandenen Lebensräume, sodass Bestandserholungen wie in den vergangenen Jahrzehnten in Zukunft immer schwieriger werden“, so Opitz weiter.
Foto: NABU/P. Kühn
Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske haben dem Grünspecht den liebevollen Spitznamen „Zorro“ beschert.
Besonders geeignete Bedingungen findet der Grünspecht unter anderem auf Streuobstwiesen. Die Fläche dieses Lebensraums ist jedoch in ganz Deutschland dramatisch zurückgegangen.
„Um den Lebensraum des Grünspechts besser zu schützen, sollte konsequent auf Pestizide in Hausgärten, auf Streuobstwiesen und städtischen Grünanlagen verzichtet werden“, betont Opitz. Da Streuobstwiesen für den Grünspecht immer seltener zu finden seien, habe die Vogelart stattdessen den Siedlungsraum für sich entdeckt – hier nähmen ihre Bestände zu. Im städtischen Bereich böten besonders alte Parks, Industriebrachen, Ortsränder und Gegenden mit altem Baumbestand ideale Bedingungen für den Grünspecht.
Heimat: Europa
Übrigens ist der Grünspecht ein echter Europäer: Mehr als 90 % seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent, mit Ausnahme Irlands, Teilen Skandinaviens und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands.
Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf insgesamt rund 860.000 Brutpaare geschätzt.
Alte Bäume zum Nisten
Trotz seines auffälligen Lachens und farbenfrohen Gefieders ist der Grünspecht nicht leicht zu entdecken. Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske bescherten ihm schon den liebevollen Spitznamen „Zorro“.
Er findet überall ein Zuhause, wo es alte Bäume zum Bau von Nisthöhlen und Grünland mit ausreichend Ameisen als Futter gibt. Mit seinem Schnabel und der bis zu zehn Zentimeter langen klebrigen Zunge kann er seine Leibspeise aus dem Boden oder aus den Bäumen herausholen.
Zentrale Merkmale des Grünspechts sind sein freudiger Gesang und sein dynamischer, meist mehrsilbiger Ruf, der einem gellenden Lachen gleicht: „kjückkjückkjück“. Dieser ist zu jeder Jahreszeit zu hören. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen Gesangsstrophe aus.
Er ist nach dem Buntspecht und vor dem Schwarzspecht die zweithäufigste Spechtart Deutschlands. Aufmerksame Beobachter können ihn in halboffenen Waldlandschaften, Gärten und Parks oder auf Streuobstwiesen und Brachen finden – überall dort, wo Grünland mit alten Bäumen vorkommt.
Damit sich der Bestand des Grünspechtes weiterhin positiv entwickeln kann, müssen extensives Grünland zur Nahrungssuche und dicke Bäume zur Höhlenanlage erhalten werden, und zwar sowohl in Wald und Flur als auch in Gärten und Parks.
Quelle: Nabu