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Land unter im Garten:
Was tun nach dem Hochwasser?
Foto: Scheu-Helgert, Bayerische Gartenakademie Wochenlang beherrschten die extremen Hochwasser und ihre Auswirkungen an Elbe und Saale, Donau und Weißen Elster die Medien. Wenn Haus und Besitz in Mitleidenschaft gezogen wurden, bringt dies für viele Menschen existenzielle Probleme. Ein überfluteter Garten scheint da das geringere Übel, doch für viele Freizeitgärtner ist der Garten ihr Lebensinhalt.
Viele Gartenbesitzer in der Nähe von Flüssen haben schon mehrmals erlebt, dass ihre Anlagen überflutet wurden. In vielen Kulturen galten Überschwemmungen früher sogar als segensreich, weil das Wasser fruchtbare Erde mitbrachte. In heutiger Zeit bedeutet eine Überschwemmung jedoch ein unkalkulierbares Risiko, das viele Fragen aufwirft.
Erste Maßnahmen nach dem Abzug des Wassers
Betreten Sie den durchnässten Boden nur, wenn es unbedingt nötig ist. Ein zu frühes Betreten bzw. Befahren führt zu Schäden in der Bodenstruktur und verdichtet die Erde extrem. Sorgen Sie dafür, dass das Wasser gut und möglichst schnell abfließen kann.
Wenn das Wasser wieder abgeflossen ist, spülen Sie als erstes die schlammbedeckten Pflanzen mit klarem Wasser ab, am besten so früh wie möglich, bevor der Schlamm auf den Blättern richtig festgetrocknet ist.
Sobald die Erde etwas abgetrocknet ist, sollte angeschwemmtes Treibgut wie Müll, Holz und Steine abgesammelt werden. Hacken Sie dann die verkrustete und verschlämmte Erde auf. Lockern Sie den Boden zwei bis dreimal und lassen Sie ihn dazwischen immer wieder abtrocknen.
Durch die Bodenbearbeitung trocknet die Erde schneller ab, sodass wieder Luft an die Pflanzenwurzeln gelangen kann. In vernässten Böden sterben die Wurzeln und mit ihnen die Pflanzen. Auch nach Stark- und Dauerregen pflegen Sie Ihren Boden auf diese Weise.
Wasser hat Kraft und trägt – je nach Strömung – Erde ab und lagert sie an anderer Stelle an. Die Sedimente bzw. Ablagerungen bestehen meist aus sehr feinem Material. Sobald es trocknet, wird es fest und erstickt die Pflanzen. Feinsedimente von 2–3 cm Höhe bedürfen keiner besonderen Behandlung. Sie werden einfach so schnell wie möglich in den Boden eingearbeitet und die Pflanzen dabei freigelegt. Sedimente aus Sand ab 5–10 cm Stärke sollten Sie zumindest teilweise entfernen oder verteilen.
Foto: Scheu-Helgert, Bayerische Gartenakademie
Schadstoffe durch Hochwasser?
Zuerst sollte bewertet werden, ob im Oberlauf – also vondort, von wo das Wasser ankommt – ein Siedlungs- oder Industriegebiet überflutet wurde. Ist dies der Fall, kann nicht ausgeschlossen werden, dass schädliche Stoffe wie Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) im Wasser mitgeführt wurden.
Bei Ölverschmutzungen oder Verdacht auf Schadstoffeintrag sollten Sie sich an die ortsansässigen Wasserwirtschaftsämter und Naturschutzbehörden wenden. Dort können Sie sich Rat holen und erfahren, ob mit Umweltschäden zu rechnen ist. Sie können aber auch selbst aktiv werden und Ihren Boden in Bodenlaboren auf Umweltbelastungen untersuchen lassen. Allerdings sind verlässliche Analysen auf Schwermetalle, organische Öle und Paks (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) kostspielig.
Adressen von Bodenlabors finden Sie hier
Die Erfahrung aus vergangenen Hochwasserereignissen hat gezeigt, dass nur in seltenen Fällen mit Beeinträchtigungen durch Schadstoffe zu rechnen ist. Bedenklich scheint ein Ölfilm auf der Erde, doch Naturschutzbehörden weisen darauf hin, dass sich in diesem Fall der Boden durch Bodenbakterien selbst regenerieren kann. Der MKW-Gehalt (Mineralöl) kann im Laufe von wenigen Wochen deutlich zurückgehen, wenn die oberste Erdschicht intensiv durchmischt und durchlüftet wird. Dabei sollte der Boden nicht austrocknen, denn die Bakterien arbeiten nur im feuchten Milieu. Bei größeren Ölverschmutzungen ist ein Bodenaustausch nötig.
Brigitte Goss
Bayerische Gartenakademie