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Pflanzenanzucht: Mit „Know-how“ erfolgreich aussäen
Foto: Stein
Auch wenn es draußen noch knackig kalt ist, so juckt es doch im grünen Daumen, und die bunten Saatgutkataloge locken zum Start ins neue Gartenjahr. Doch was kann man bereits aussäen?
Nutzen Sie die Heizungswärme und starten Sie mit der Anzucht von Sommerblumen, die eine lange Anzuchtzeit benötigen, wie z.B. Pelargonien (Pelargonium), auch Geranien genannt, Petunien (Petunia), Fleißige Lieschen (Impatiens) und andere Beetpflanzen, die im Mai blühend gepflanzt werden. Zwar benötigen die Pflanzen ein lange Vorkultur, doch gärtnern macht Spaß, und das Samenangebot von guten Züchtungen ist vielfältig. Der Vorteil bei der eigenen Aussaat ist, dass man die Spitzenzüchtungen aussuchen kann. Das gelingt später beim Kauf von Jungpflanzen oft nicht, da die Sortennamen nur selten ausgeschildert sind.
Es werde Licht
Erfolg oder Misserfolg der Pflanzenanzucht hängt ganz wesentlich vom Gelingen der Aussaat ab. Daher gibt es einige Dinge zu bedenken.
Säen Sie nicht zu früh. Viele Probleme hängen damit zusammen, dass den Pflanzen nicht genug Licht zur Verfügung steht – wie meistens im Winter. Allerdings kann man mithilfe von Pflanzenleuchten für besseres Wachstum sorgen.
Zusätzliche Belichtung hilft allen Jungpflanzen in der dunklen Jahreszeit erheblich, sich schneller und gesünder zu entwickeln. Außerdem kommt es zu weniger Pilzkrankheiten. Hierfür gibt es spezielle Pflanzenleuchten in Röhrenform, Energiesparlampen, Aquarienleuchten oder – für größere Gewächshäuser und Wintergärten – effektive Natriumdampf-Hochdruckleuchten.
Besser ist es jedoch, von dem ganz natürlich steigenden Lichtangebot zu profitieren – einige Tage Rückstand holen die Pflanzen dann schnell auf.
Zur richtigen Zeit aussäen
Auberginen und Paprika benötigen als Tropengemüse eine lange Anzuchtzeit und sollten daher schon im Februar ausgesät werden, ebenso das Frühgemüse mit speziellen Sorten für Gewächshaus, Frühbeet, Vlies und Folie.
Für Tomaten ist der Februar noch zu früh, die Pflanzen vergeilen sehr schnell, bleiben dünn und überständig. Warten Sie besser bis Anfang März, das reicht, um bis Mitte Mai noch gedrungene, kräftige Pflanzen mit einer blühenden Traube zu erhalten. Gurken, Melonen und Kürbisgewächse sät man erst Anfang April aus.
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Auf genügend Wärme achten
Die richtige Aussaattemperatur trägt entscheidend zum Erfolg bei. Fensterbänke sind oft viel zu kalt, daher sollten Sie mit einem Thermometer kontrollieren, welche Temperaturen dort tatsächlich herrschen. Notfalls wechseln Sie den Platz, z.B. in die Nähe eines Heizkörpers, oder Sie schieben unter die Keimschalen eine isolierende Kork-, Styropor- oder Holzplatte.
Weniger als eine Zimmertemperatur von 18–20 °C benötigen nur Salat (8–15 °C) und Monatserdbeeren (14–16°C). 18–20 °C eignen sich für Tomaten, Kohlarten, Fenchel, Kräuter, Zucchini.
Wärmebedürftiger sind Paprika und Auberginen (20–22 °C) sowie Gurken, bei denen ständig wenigstens 20 °C, besser 24–25 °C erreicht werden sollten. Im Gewächshaus werden diese Temperaturen nachts oft wesentlich unterschritten, das kann den Keimerfolg stark beeinträchtigen.
Qualität hat ihren Preis
Wählen Sie immer die bestmögliche Sorte. Ein wenig mehr Geld für eine bessere Züchtung sichert zugleich ein deutliches Plus an Krankheitsresistenz, Ertrag und innerer Qualität der Früchte.
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Aussaaterde oder steriler Kompost
Locker, luftig, von guter krümeliger Struktur und vergießfest, so sollen Aussaaterden sein. Außerdem dürfen sie keine oder nur sehr wenig salzhaltige Dünger enthalten, durch die die zarten Keime „verbrennen“ könnten. Normale Blumenerde enthält oft zu viel davon. Gute (auch torffreie) Aussaaterden gibt es im Fachhandel.
Weniger bekannt ist, dass sich auch der Reife-Kompost aus dem eigenen Garten eignet. Allerdings muss man ihn unbedingt sterilisieren, sonst finden sich schnell durch Pilzsporen hervorgerufene „Umfallkrankheiten“ ein. Der eigene Backofen (anheizen auf 150 °C, Dauer 1/2 Stunde) eignet sich bestens dazu. Auch in der Mikrowelle funktioniert das Dämpfen von Erde (15 Minuten bei 500 Watt).
Die Erde wird in hitzbeständige Plastikfolie oder in Bratfolie gefüllt, ein absolut sauberes Verfahren. Nach dem Abkühlen der Erde sollten Sie sie sofort für die Aussaat verwenden. Frisch sterilisierte Erde duftet recht angenehm. Ganz ohne Konkurrenz durch aggressive Pilze und Kleintiere, die im Kompost sonst reichlich enthalten sind, keimen und wachsen die Pflanzenjünglinge sehr freudig.
Nicht geeignet sind „Düngetorf“ (enthält viel zu wenig Kalk) und Blumen- und Balkonkastenerde (führt wegen zu starken Düngergehaltes zu Verbrennungen).
Gegen Austrocknung vorbeugen
Austrocknen während der Keimung kann alles gefährden. Nachdem Sie ausgesät und mit einer feinen Brause angegossen haben, ist die Saatschale daher am besten in einem „Zimmergewächshaus“ unter der Abdeckhaube untergebracht.
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Schalen, Topfplatten, Eierpappen oder Quelltöpfe
Am gebräuchlichsten ist das Aussäen in Schalen. Hierfür füllt man Aussaaterde in die Schalen und zieht Reihen in gleichmäßigem Abstand hinein. Dann freut man sich, wenn die ersten Keimlinge spitzen. Doch bald nach dem Aufgang brauchen die Sämlinge mehr Platz und müssen pikiert, also vereinzelt, werden. Somit werden kleine Töpfe benötigt, die aus Plastik oder verrottbaren Naturprodukten bestehen. Diese bekommen Sie in unterschiedlichen Größen, rund oder eckig, auch als zusammenhängende Topfplatte (was sehr platzsparend ist).
Sät man gleich in diese Topfplatten, kann man das Pikieren umgehen. Mini- oder „Zimmergewächshäuser“ für die Anzucht auf der Fensterbank haben einen Auffangkasten für überschüssiges Gießwasser, in den eine Topfplatte eingelegt wird, die mit Aussaaterde befüllt und besät wird. Eine praktische Haube sorgt nach dem Angießen für optimales Kleinklima. Hier können die Pflanzen so lange bleiben, bis sie einen fertigen Wurzelballen gebildet haben.
Foto: Stein Der Vorteil: Wie beim Gärtner, der die Samen gleich richtig ausbringt, wachsen die Pflänzchen ohne Störung und damit auch schneller heran. Nachteil: Man braucht anfangs mehr Platz für Topfplatten. In jedes Töpfchen werden zwei bis drei Samen gegeben. Das gewährleistet den vollen Aufgang und erlaubt es, später nur die beste Pflanze zu belassen. Alles andere wird entfernt.
Praktisch und preiswert sind die guten alten Eierpappen, die gern als Aussaatschalen benutzt werden. Hier bilden die Sämlinge ebenfalls einen kleinen Ballen und werden, wenn sie groß genug sind, ausgepflanzt.
Eine beliebte Alternative zu Topfplatten sind Quelltöpfe aus Torf (Jiffy 7) oder Kokos, die später samt Netz, das sie umgibt, ausgepflanzt werden. Sie bestehen aus stark quellfähiger Zellulose, die schon den notwendigen Dünger enthält. Man kann dabei zusehen, wie die anfangs flachen und festen Scheiben aufquellen – am schnellsten in handwarmem Wasser. Anschließend wird in die kleine Aushöhlung gesät oder auch pikiert.
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Anzuchtsubstrat soll luftig und locker sein. Zu viel Nässe lässt die Wurzeln faulen. Wichtig ist die Temperatur – da heißt es aufpassen. Ungünstig ist es, in einer Aussaatschale Pflanzenarten mit unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen auszusäen.
Tomatensämlinge benötigen z. B. viel Licht, aber keine direkte Sonnenbestrahlung. Bei zu früher Aussaat oder zu dunklem Standort werden sie leicht „hochstämmig“. Das lässt sich beim Pikieren in gewisser Weise korrigieren, indem man die Sämlinge tiefer setzt, denn Tomaten (nicht jedoch andere Gemüsearten) schlagen am gesamten Stiel Wurzeln und nehmen Pikierfehler nicht übel.
Kohlrabi und Salat vertragen dagegen ein zu tiefes Pikieren nicht und faulen schnell.
Foto: SteinSo wird gesät
Die Schalen oder die Töpfe mit feuchter Erde füllen, leicht andrücken und die Samen darauf gleichmäßig und mit einigem Abstand verteilen. Mit einem Brett oder der Hand andrücken und danach in der zwei- bis dreifachen Samendicke mit Erde bedecken. Die Samen von Lichtkeimern sollten allerdings mit nur ganz wenig Erde bedeckt werden (beachten Sie die Hinweise auf den Samentüten). Danach das Angießen nicht vergessen.
Jungpflanzen pflegen und abhärten
An einem hellen, aber nicht vollsonnigen Platz (notfalls mit Zeitungspapier etwas schattieren) am Fensterbrett oder im Frühbeet wachsen die Jungpflanzen heran. Weder dürfen sie austrocknen noch in stauender Nässe untergehen.
Die Erde enthält Nährstoffe für drei bis vier Wochen. Dann nach Vorschrift flüssig nachdüngen. Besonders wichtig ist eine Startdüngung, kurz bevor die Pflanzen nach draußen aufs Beet gelangen. So steht ihnen gleich ein gewisses Nährstoffdepot zur Verfügung, und die Pflanzen wachsen ohne Störung weiter.
Achten Sie auch darauf, dass die Ballen vor dem Auspflanzen gut durchfeuchtet sind. Das spart später viel Arbeit und verhilft den Pflanzen von Anfang an zu einem flotten Gedeihen ohne allzu viel Stress.
Vom warmen Gewächshaus in die raue
Wirklichkeit des Freilandes mit Kälte, Wind und Regen – das bekommt den zarten Jungpflanzen nicht. Hier erleiden sie, von den idealen Bedingungen verwöhnt, einen Wachstumsschock, der sie oft weit zurückwirft. Beugen sie dagegen vor und tragen Sie die Anzuchtkisten bei Frühlingssonne ins Freie oder öffnen Sie die Fenster und Türen vom Gewächshaus weit. Besonders empfindlich reagieren Blumen, Tomaten oder auch Sellerie.
Brigitte Stein