- Gut zu wissen
Spezialsubstrate
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Für Pflanzen mit Extrawünschen hält der Handel viele Spezialerden bereit. Das ist auch gut so, denken Sie nur an die unterschiedlichen Ansprüche von Seerosen, Rhododendron oder Orchideen. Aber braucht auch die Pelargonie ihr eigenes Erdsäckchen? Oder etwa die Kartoffel?
Auf Qualität achten
Ein Großteil unserer Pflanzen für den Outdoorbereich wächst und gedeiht prima in einer Universal-Blumenerde, so viel steht fest. Wichtig ist, seine Zöglinge nach ihren Bedürfnissen artgerecht zu bewässern und auch nachzudüngen, sei es im Hochbeet, im Pflanzkübel oder im kleinen Tontopf. Eine gute Qualität sollte die universelle Blumen- oder Pflanzerde haben, da sie schließlich in Anbetracht des geringen Volumens in Pflanzgefäßen und dem damit stark eingeschränkten Wurzelraum die entscheidende Grundlage für gutes Wachstum darstellt.
Sie erkennen Qualitätserden beispielsweise am RAL Gütezeichen, das von der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen vergeben wird. Gütesiegel geben ein hohes Maß an Sicherheit, denn die Erden sind „gesichert“ frei von Unkräutern und Krankheitserregern. In hochwertigen Universalerden wächst jede Pelargonie, jeder Lavendel oder auch die nährstoffbedürftige Tomate. Letztgenannte können Sie auch in eine einfache Bio-Gemüseerde setzen, es muss nicht die extrateure Tomatenerde aus dem Fachhandel sein. Diese ist zwar in der Regel gut aufgedüngt, das lässt sich aber durch eigene Düngergaben mit einem Tomatendünger oder Hornspänen zu Kulturbeginn leicht selbst bewerkstelligen.
Torffrei in die Zukunft
Ob Sie in Zukunft bei Spezialerden zugreifen oder nicht, das liegt bei Ihnen. Ziemlich sicher ist aber, dass diese aller Voraussicht nach torffrei sein werden. Denn sie rückt näher, die Zeit ohne Torf. Ein schrittweiser Übergang soll bis 2026 zu einem kompletten Torfausstieg im Freizeitgartenbau führen, um den Ausstoß von CO2 zu reduzieren. Diese Zielstellung erscheint ambitioniert, und es bleibt abzuwarten, wie sich der Substratmarkt in Zukunft weiterentwickelt. Denn Spezialerden benötigen auch spezielle Rezepturen, die sich beim Substrathersteller nur mit einer lückenlosen Rohstoffverfügbarkeit von geeigneten Torfersatzstoffen gewährleisten lassen.
Ähnlich verhält es sich, wenn Sie Speise- oder Süßkartoffeln in Gefäßen anbauen möchten. Ist hierfür der Kauf einer speziellen Bio-Kartoffelerde wirklich notwendig? Vermutlich nicht, eine Bioerde mit Kompost und extra organischer Aufdüngung (beispielsweise 2–3 g Hornspäne pro Liter Substrat) führt auch zu einer reichen Ernte.
Wenn Sie Kübelpflanzen umtopfen, können Sie ebenfalls eine herkömmliche Blumenerde verwenden, der Sie dann aber strukturgebende gröbere Elemente, wie beispielsweise Blähton oder Bims, beimischen sollten. Denn Kübelpflanzen sind anspruchsvolle Balkonbewohner, die eine Erde mit langfristig stabiler Struktur und somit eine optimale Luft- und Wasserführung bevorzugen.
Wenn Sie also die Ansprüche Ihrer Pflanzen kennen, können Sie ein universelles Ausgangssubstrat mit dem ein oder anderen Kniff in Form von Zuschlagstoffen oder Düngerbeigaben so verändern, dass es für Ihre Lieblinge auf Balkon und Terrasse bestens geeignet ist.
Für Extrawünsche
Nichtsdestotrotz haben auch Spezialerden ihre Berechtigung. Ihr Einsatz lohnt sich vor allem dann, wenn die zu topfenden Pflanzen hohe Ansprüche in Bezug auf den pH-Wert haben oder die Substratstruktur eine ganz besondere sein sollte. Denken Sie an den niedrigen pH-Wert von Rhododendron und anderen Moorbeetpflanzen wie der Heidelbeere, deren Anbau im heimischen Garten immer beliebter wird. Oder an die besonders feine Struktur einer Aussaaterde, die für das Gelingen einer eigenen Anzucht ausschlaggebend ist. Ein Orchideensubstrat steht dem konträr gegenüber, denn Orchideen benötigen grobe Pinienrinde, die ihnen als Aufsitzerpflanzen Halt gibt.
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Wer sich für eine Spezialerde entscheidet, hat den Vorteil, dass die wichtigen Parameter wie Nährstoffgehalt, Struktur und pH-Wert schon optimal auf die jeweilige Pflanzengruppe abgestimmt sind. Im Gartencenter befinden sich Spezialsubstrate übrigens oftmals direkt bei den dazugehörigen Pflanzen.
Sinnvolle Spezialerden für ausgewählte Pflanzengruppen und Anwendungen sind z.B. folgende:
- Für das Wohlbefinden von Rhododendren, Kamelien oder anderen Moorbeetpflanzen ist eine Spezialerde zu empfehlen, denn sie bevorzugen ein saures Milieu mit niedrigem pH-Wert. In Spezialerden für blaue Hortensien wird neben einem niedrigen pH-Wert zur Blaufärbung der Blüten ein Aluminiumdünger eingesetzt.
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- Bei Erden für Kübel- und Zitruspflanzen wird auf Strukturstabiliät geachtet und eine ausreichende Eisenversorgung gewährleistet, da Zitrone, Orange und Co. empfindlich auf Eisenmangel reagieren.
- Auch Anzuchterde ist sinnvoll, weil sie sehr fein ist und einen geringen Nährstoff- und Salzgehalt aufweist. Das regt die frisch gekeimten Pflänzchen zur Wurzelbildung an.
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- Teicherde ist auch besonders nährstoffarm, damit keine Nährstoffe ins Wasser gelangen, die dann anschließend zu einer verstärkten Algenbildung führen könnten. In der Spezialerde zur Bepflanzung von Uferzonen und Teichböden sorgen zudem Tonmineralien für eine feste Substanz, die sich im Teichwasser nicht löst und somit ein Aufschwimmen verhindert wird.
- Orchideenerde besteht meist aus grober Pinienrinde, die den Aufsitzerpflanzen Halt bietet und deren feinere Bestandteile Feuchtigkeit speichern. In einer normalen Blumenerde würden die Wurzeln von Orchideen schnell faulen.
- Als Spezialerde für alle Sukkulenten eignet sich Kakteenerde mit hohem Sandanteil. Sie ist sehr durchlässig, da Kakteen besonders anfällig auf Staunässe reagieren.
Was steht auf der Verpackung?
Wenn Sie wissen möchten, was sich hinter dem Spezialsubstrat verbirgt, sollten Sie den Erdsack umdrehen. Auf der Rückseite finden Sie in der Regel Angaben zu den Ausgangsstoffen und substratspezifische Anwendungshinweise. Ebenfalls von Bedeutung sind der pH-Wert sowie der Salzgehalt. Der N-P-K-Wert (N = Stickstoff, P = Phosphat, K = Kalium) gibt den Nährstoffgehalt und das Verhältnis zwischen den Nährstoffen wieder, welches bei Universalerden in Bezug auf Stickstoff und Kalium ausgewogen sein sollte. Bei Gemüseerden liegt aufgrund der Kompostanteile oftmals eine kalibetonte Nährstoffverteilung vor. Wenn diese Erden als Bio deklariert sind, werden ausschließlich organische Bevorratungsdünger verwendet.
Robert Koch
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau (LVG) Heidelberg