- Kleingartenwesen
Ausgezeichnet familienfreundlich
Foto: mauritius images/Westend61/Rainer Holz
Raus aus den vier Wänden, rein ins Grüne! – Jetzt, wo die Corona-Pandemie zu erheblichen Einschränkungen führt, zeigt der Kleingarten seine besonderen Vorteile. Er ist ein Zufluchtsort,
an dem man gemeinsam abschalten kann – ein Ort für die ganze Familie und des sozialen Miteinanders von verschiedensten Pächtern und ihren Angehörigen. Je nach Alter, Herkunft oder besonderen Interessen haben sie ganz individuelle Bedürfnisse und Erwartungen.
Junge Eltern möchten für ihre „Kleinen“ einen Platz, an dem sie in gesunder, naturnaher Umgebung aufwachsen. Sie freuen sich über Angebote des Vereins, wie einen Spielplatz, Veranstaltungen für Kinder, eine organisierte Kinderbetreuung und -unterhaltung. Sie sind aber auch angewiesen auf flexible Ruhezeiten und individuelle Möglichkeiten, die Gemeinschaftsarbeit auszuüben – je nach familiären und beruflichen Verhältnissen. Ältere Gartenfreunde haben wieder andere Ansprüche und Erwartungen an ihren Garten und ihren Verein.
Häufig treffen sich alle Generationen auf der Parzelle zum gemeinsamen Gärtnern und zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. Wer dann mit dem Kinderwagen unterwegs ist oder auf Gehhilfen oder den Rollstuhl angewiesen ist, der benötigt die barrierefreie Kleingartenanlage mit gut nutzbaren Wegen und uneingeschränkten Zugängen, z.B. zum Vereinshaus.
Leistungen öffentlich machen
Vereine tun viel, um ihre Kleingartenanlagen für Mitglieder, Interessenten und Besucher attraktiv zu gestalten. Mehrgenerationengärten, Seniorengärten und Kinderspielplätze werden angelegt, Vereinsfeste durchgeführt: das Sommerfest, der Skatabend oder das Kinderfest. Nur, zu oft bleiben diese Aktivitäten über die Grenzen des Vereins hinaus unbekannt.
Um das zu ändern, wird auf Anregung der Schreberjugend Niedersachsen im Gebiet des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde das Projekt „Familienfreundliche Kleingartenanlage“ durchgeführt. „Wir wollen herausarbeiten, wodurch sich eine ‚Familienfreundliche Kleingartenanlage‘ auszeichnet und wie Vereine ihre Familienfreundlichkeit nach außen zeigen können“, sagt Nils König, Vorsitzender der Schreberjugend in Niedersachsen. „Vereine, die sich besondere Mühe geben, sollen dafür in Zukunft mit einer sichtbaren Auszeichnung, z.B. mit einem Siegel, werben können.“
Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Verbänden und Vereinen im Landesverband Niedersachsen begleitet das Projekt. Sie diskutieren die unterschiedlichen Vorstellungen darüber, was genau familienfreundlich für den Einzelnen bedeutet und welche Kriterien erfüllt werden müssen, um damit nach außen werben zu können.
Foto: Flora Press/flora production
Die Schreberjugend führt Interviews durch. Die ersten Ergebnisse zeigen deutlich, dass den befragten Gartenfreunden der Prozess wichtiger ist als die Auszeichnung an sich. Für die Vereine wünschen sie sich eine mehrjährige Begleitung durch die Koordinatoren des Projektes, um die Attraktivität der Anlagen für Familien weiterzuentwickeln und um möglichst viele Vereine für eine Auszeichnung zu qualifizieren.
Fit für das Siegel
In den kommenden Monaten werden die Gespräche fortgesetzt. Dafür ist geplant, Workshops zu organisieren, in denen gezielt Maßnahmen diskutiert werden können. Die Schreberjugend wird etwa über die Qualifikation von Vereinsmitgliedern für die Jugendleiter-Card Juleica informieren. Außerdem werden Schulen, Kindertagesstätten, Seniorenverbände, aber auch Sozialverbände und Behindertenvertretungen eingebunden.
Im Regionalteil des Landesverbandes vom „Gartenfreund“ wird eine Leserbefragung erfolgen. Es ist die beste Möglichkeit, die Meinung vieler Gartenfreunde einzuholen und zu berücksichtigen. Im Frühjahr 2021 wird es dann das Siegel „Familienfreundliche Kleingartenanlage“ geben – eine gute Werbung für den Verein und für das Kleingartenwesen.
Joachim Roemer
Präsident des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde