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Bundeskongress der Kleingärtner

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Kleingärten sind Teil der Stadtnatur

Unter dem Motto „stadt.grün.kleingärten“ kamen am 18. und 19. Mai rund 250 Kleingärtnerinnen und Kleingärtner auf dem 4. Bundeskleingärtnerkongress des Bundesverbandes Deutscher Gar­ten­freun­de (BDG) in Berlin zu­sam­men, um über die Zukunft des Kleingartenwesens zu diskutieren. Ein Kernthema war die Rolle von Kleingärten in wachsenden Städten.


Bundeskongress der KleingärtnerFoto: © Enter Studio Rund 250 Kleingärtner und Gäste waren der Einladung des BDG zu seinem 4. Bundeskleingärtnerkongress, der im Herzen Berlins stattfand, gefolgt.


Madelaine Wehle, beliebte Moderatorin der Sendung zibb des rbb, führte char­mant durch das arbeitsintensive Kongress-Programm.

„Eine nachhaltige Stadtplanung muss die Kleingärtner einbeziehen“, erklärte BDG-Präsident Peter Paschke in seiner Eröffnungsrede. „Es kann nicht sein, dass einerseits ein Weißbuch mit dem klaren Bekenntnis zu mehr grüner Infrastruktur herausgegeben wird und andererseits Kleingartenanlagen zugebaut werden.“


BDG-Präsident Peter PaschkeFoto: © Enter Studio BDG-Präsident Peter Paschke machte deutlich, dass eine nachhaltige Stadtplanung die Kleingärtner einbeziehen muss.


Genau dieses Weißbuch „Stadtgrün“ und die daraus abzuleitenden Strategien stellte Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, unter anderem vor. Das Weißbuch enthält Hand­lungsempfehlungen und Maßnahmen, wie der Bund die Kommunen bei der Stärkung ihrer grünen Infrastruktur unter­stützen kann.

Grünflächen, Parks, Kleingärten und Gemeinschaftsgärten fördern die Begegnung und den sozialen Zusammenhalt, sie dienen der Gesundheit und der Erholung. Stadtgrün fördert aber auch den Klima- und Umweltschutz, bietet wichtige Lebensräume für Flora und Fauna und stärkt die Ar­ten­viel­falt.

„Grüne Städte sind lebenswerte Städte“, so Gunther Adler. „Damit das auch in Zukunft so bleibt, wird der Bund Rahmenbedingungen schaffen, um insbesondere die Kommunen, aber auch alle anderen, die Stadtgrün planen, entwickeln und pflegen, dabei zu unterstützen, das städtische Grün qualitativ aufzuwerten und zu stärken. Die Verantwortung für grüne Infrastruktur und damit auch für Kleingärten liegt letztlich aber in den Rathäusern der Kommunen.“ Über Kleingärten im Span­nungs­feld gegenläufiger demogra­fischer Entwicklungstendenzen referierte anschließend Prof. Hartmut Balder, Beuth Hochschule für Technik Berlin.


Staatssekretär Gunther AdlerFoto: © Enter Studio „Grüne Städte sind lebenswerte Städte“, brachte es Staatssekretär Gunther Adler auf den Punkt.


Arbeit in Foren zu Risiken und Chancen

In Arbeitsgruppen diskutierten die Kongressteilnehmer anschließend drei Themen, die für die Sicherung des Kleingarten­wesens von grundsätzlicher Bedeutung sind. „Finanzierbarkeit sichern – durch An­passung an rückläufige Bevölke­rungszahlen“ war das Thema in Forum 1, das unter der Moderation von Oliver Wäch­ter (Geschäftsführer Verlag W. Wächter GmbH) diskutiert wurde.

Im Forum 2 wur­de unter der Leitung von Hermann-Micha­el Kießling (mk publishing GmbH) über das Thema „Bestand sichern – durch Lösungen für Flächenkonkurrenz in prosperierenden Bal­lungs­zen­tren“ gesprochen. Frau Prof. Dr. Gerlinde Krause (FH Erfurt) moderierte im Forum 3 das Thema „Nachhaltige Nutzung sichern – durch Anerkennung von Kleingärten als ökologische Aus­gleichs­flächen“.

Leitfragen für alle drei Foren waren die Frage nach Risiken und Chancen für die Kleingärtner, die Frage nach den von der Politik zu beeinflussenden Rahmenbedin­gungen sowie der Beitrag, den die Akteure vor Ort, also die Kleingärtner, zu leisten haben. Zum Start des zweiten Tages wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen mit konkreten Forderungen an die Politik, aber auch an die Klein­gar­ten-Com­mu­ni­ty selbst, dem Plenum vorgestellt.


Diskussion in Talkrunde, Ergebnisse im Plenum

Die Umwandlung von Kleingärten in Bauland ist für den BDG keine Lösung für ei­ne nachhaltige Stadtentwicklung. Erst am 8. Mai stellte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks das Weißbuch „Stadtgrün“ vor – ein klares Bekenntnis zu mehr Grünflächen in den Städten.


Bundeskongress der Kleingärtner 2017Foto: © Enter Studio Talk am Turm: Oliver Wächter (Mitte) im Gespräch mit Michael Groß, Caren Lay, Christian Kühn und Gitta Connemann (von links)


Kleingärten vor diesem Hintergrund aus den Ballungs­zentren zu verdrängen, erscheint absurd. Oliver Wächter sprach in einer Diskussions­runde deshalb mit Vertretern aus den Frak­tionen des Bundestags über die aus den Foren abgeleiteten bundespolitischen Forderungen. Mit dabei waren MdB Gitta Connemann (CDU/CSU), MdB Caren Lay (Die Linke), MdB Michael Groß (SPD) sowie MdB Christian Kühn (Bündnis 90/Die Grünen). Sie alle waren sich darin einig, dass Kleingärten als Teil grüner Infrastruktur zu einer lebenswerten Stadt ge­hören. Deshalb bekannten sich auch alle Frak­tions­ver­tre­ter zur bedarfsgerechten Entwicklung von Kleingärten als grüner Infrastruktur. Un­ter­schied­li­che Auffassun­gen gab es lediglich darüber, wie Kleingärten als Teil grüner Stadtnatur gesichert und entwickelt werden sollen.

Die Ergebnisse aus den Kongressforen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Kleingärten und Wohnungsbau stehen nicht in Konkurrenz
    Zunehmend werden Kleingärten von der Politik gegen den Wohnungsbau ausgespielt. Doch Kleingärten oder Wohnungsbau kann nicht die Frage sein. Woh­nun­gen sind wichtig, aber ausreichend Grünflächen machen ein Wohngebiet erst lebenswert. Sie verbessern Luft­qua­li­tät und Stadtklima, mindern Lärm und sind Hotspots für urbane Biodiversität. Klein­gär­ten stehen für den BDG daher nicht in Konkurrenz zum Wohnungsbau – viel mehr kann eine ökologische und soziale Stadtentwicklung nur gemeinsam stattfinden.
     
  • Kleingärten als Ausgleichsflächen an­er­kennen
    Eine Lösung für eine gemeinsame Entwicklung sehen die Kleingärtner darin, ökologisch bewirtschaftete Kleingärten als Ausgleichsflächen anzuerkennen. Davon würden Natur, Stadtplanung und Kleingärtner profitieren.
    Ausgleichsflächen müssen ausgewiesen werden, wenn zum Beispiel durch Bebauung Flä­chen versiegelt werden. Der BDG setzt sich seit Jahren intensiv dafür ein, dass Kleingärten generell ökologisch bewirtschaftet werden. Eine Studie der Bundesanstalt für Land­wirt­schaft und Ernährung von 2016 bescheinigt Kleingärtnern hier einen deutlichen Vorsprung vor anderen Hobbygärtnern.
     
  • Kleingärten sorgen für Umweltgerechtig­keit
    Was heute unter dem Begriff „Urban Gardening“ als Avantgarde gefeiert wird, ist nichts anderes als Idee und Geschichte der Kleingärten: Gemeinsam freie Flächen in der Stadt aneignen, begrünen und beleben. Kleingärten sind daher schon aufgrund ihrer sozialen Funktion erhaltenswert. Als Teil der Stadtnatur sind sie Orte des Austausches in der Nachbarschaft, fördern die Identifikation mit dem eigenen Viertel und tragen zu mehr Umweltgerechtigkeit bei.
    Moderne Kleingartenparks wirken dabei weit über die Gartenpforte hinaus, sind Spielplatz, Treffpunkt und Erholungsraum für Anwohner und Spaziergänger. Auch in diesem Sinne machen sie insbesondere dicht bebaute Städte lebenswert.

Unterstützung durch Kommunen

Roland Schäfer, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), fasste in seiner anschließenden Rede die Sicht der Kommunen auf eine notwendige politische Unterstützung von Kleingärten als grüner Infrastruktur zusammen. „Kleingärten sind für eine lebenswerte Stadt von morgen wichtig. Sie können in vielfältiger Form einen Beitrag zur biologischen Vielfalt, zu einem attraktiv gestalteten Wohnumfeld und als weicher Standortfaktor zum Image einer Stadt leisten. Um dies zu erreichen, ist eine zielorientierte Zusammenarbeit aller Entscheidungsträger im Klein­gar­ten­we­sen notwendig.“


Roland SchäferFoto: © Enter Studio Roland Schäfer, Präsident des DStGB, betonte, dass eine zielorientierte Zusammenarbeit aller Entscheidungsträger im Kleingartenwesen notwendig sei.


Nach Auffassung des DStGB muss hierzu das Bundeskleingartengesetz nicht reformiert werden, sondern sollte in seinen Gestaltungsmöglichkeiten genutzt und durch lokale Aktivitäten gestützt und ergänzt werden. „Es ist schön zu sehen, dass diese Möglichkeiten in den meisten Fällen vor Ort bereits praktiziert werden. Positiv ist zudem, dass mittlerweile alle Städtebauförderprogramme des Bundes – also nicht nur das neue Förderprogramm ‚Zukunft Stadtgrün‘, das mit jährlich 50 Millionen Euro ausgestattet ist, sondern auch Programme wie ‚Soziale Stadt‘ oder ‚Stadtumbau‘ – die Anpassung und Neugestaltung von Grün- und Freiräumen als förderfähige Maßnahmen anerkennen“, so Schäfer weiter. „Somit können auch öffentlich zugängliche Klein­gartenanlagen hinsichtlich ihrer Modernisierung und Umgestaltung, die auch einen Rückbau umfassen kann, grundsätzlich von der Städtebauförderung pro­fitieren.“


Diskussion im ReichstagFoto: © Enter Studio

Diskussion im Reichstag, Ausklang auf der Spree

Die Teilnehmer des Kongresses wurden anschließend von den Fraktionen in den Reichstag ein­ge­la­den, wo sich Fraktionsvertreter von der CDU/CSU, der SPD, von den Linken sowie von Bündnis 90/Die Grünen in Dis­kus­sions­run­den den Fragen der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner stellten. Die Besichtigung der Reichs­tags­kup­pel gehörte dabei selbst­ver­ständ­lich zum Pro­gramm.

Gegen Abend übernahm der Berliner Landesverband der Gartenfreunde den Staffelstab und lud zu einer Schiffsfahrt in entspannter Atmosphäre auf der Spree ein. Berlin zeigte sich von seiner schöns­ten Seite – nämlich bei herrlichem Wetter mit einem prächtigen Sonnenuntergang.

Am Samstag löste gleich ein zweiter grüner Höhe­punkt den Kongress ab: Der Landesverband Berlin lud zusammen mit dem Bundesverband zum Auftakt des „Tags des Gartens“, der – selbst­ver­ständ­lich – auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau 2017 in Berlin Marzahn-Hellersdorf stattfand, ein. Mehr dazu erfahren Sie in der kommenden Ausgabe vom „Gartenfreund“.

Thomas Wagner
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde

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