• Kleingartenwesen

Ein Platz für Käfer, Hummel und Co.

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Es summte und brummte, wo man nur hinhörte: Unzählige Bienen, Hummeln und Schwebfliegen tummelten sich auf den üppig blühenden Versuchsflächen des Pflanzenzuchtzentrums am Kaldenhof bei Münster – passend zum Thema des diesjährigen Expertenforums „Der insektenfreundliche Kleingarten“.



150 Gartenfreunde waren der Einladung des Verlags W. Wächter sowie der Firmen Bruno Nebelung (Kiepenkerl, Sperli) und Volmary gefolgt, um in Vorträgen und Führungen über das Versuchsfeld zu erfahren, wie sie Käfer, Hummel und Co. einen Lebensraum auf der eigenen Parzelle bieten können.



Auch die Firma Schacht war wieder mit von der Partie und stellte ihre Produkte zum naturnahen Gärtnern vor.


Larven, Puppen, Käfer

Den Auftakt machte Tommy Brumm, Vizepräsident des Landesverbandes Sachsen der Kleingärtner und Vorsitzender der Schreberjugend Sachsen. In seinem Vortrag wies er auf die unzähligen Käferarten im Kleingarten hin, wo sie eine Vielfalt an Minibiotopen finden, z.B. den Kompost, in dem sich die Larven des Nashornkäfers entwickeln.


VortragFoto: Verlag W. Wächter

Vortrag von Tommy BrummFoto: Verlag W. Wächter


Besonders beeindruckend waren die von ihm mitgebrachten Larven, Puppen und Käfer, die die Teilnehmer in den Pausen aus der Nähe betrachten konnten.



Pollen, Nektar, Wasser

Miriam München (Bruno Nebelung) kam in ihrem Vortrag „Anlage von Nützlingsoasen im Kleingarten“ auf die vielfältigen Rollen von Insekten im Garten zu sprechen, z.B. als Bestäuber von Blüten oder Nahrung für Vögel und Säugetiere. Sie regte an, flache Wasserschalen zusätzlich mit Steinchen oder Moos zu bestücken, damit die Insekten gefahrlos trinken können.


Miriam MünchenFoto: Verlag W. Wächter


Zudem gab sie viele Tipps zur Aussaat insektenfreundlicher Blumenwiesen. Mit speziellen Mischungen von Kiepenkerl und Sperli können Gartenfreunde laut München bestimmte Insektengruppen auf die Parzelle locken. So gibt es z.B. die Mischung „Schmetterlingswiese“ mit Pflanzenarten für die Raupen plus Nektarpflanzen für die Schmetterlinge. Wertvolle Lebensräume für Insekten sind auch die Blumenwiesen „Lüneburger Blütenträume“ und das „Münsterländer Blütenmeer“.



Sogar wenn Sie keinen Garten haben, können Sie etwas für Insekten tun. Viele Blütenmischungen gedeihen auch in Blumenkästen, Töpfen und Kübeln auf dem Balkon. Besonders leicht gelingt auch hier die Aussaat mithilfe von Saatteppichen.



Doch nicht nur Blumenwiesen werden gerne von Biene, Hummel und Co. angeflogen, auch Zwiebelblumen bieten Insekten reichlich Pollen und Nektar. Vorteilhaft ist außerdem, dass einige Zwiebelblumen wie Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge bereits ab Ende Februar ihre Blüten öffnen. Im April erscheinen dann z.B. die Blüten der Wildtulpen und Traubenhyazinthen, die bei Insekten ebenfalls sehr beliebt sind.

Ein wahrer Insektenmagnet ist auch der im Mai blühende Kugellauch (Allium spaerocephalon). Seine dunkelroten, eiförmigen Blütenköpfe stehen auf langen Stielen und werden von Bienen und Hummeln regelrecht umlagert. Für alle Insektenfreunde bietet Nebelung unter der Marke Sperli auch Blumenzwiebel-Mischungen, wie z.B. „Nützlingsparadies“ mit verschiedenen Wildtulpen und Traubenhyazinthen oder „Schmetterlingsmischung“ mit Anemonen, Kugellauch, Prärielilien und Bulgarischem Honiglauch, an.

 

Foto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl
Foto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl
 


Wie wichtig es ist, den Insekten von Februar bis Oktober kontinuierlich Pollen und Nektar anzubieten, betonte anschließend Raimund Schnecking (Volmary) in seinem Vortrag „Obst, Gemüse und Kräuter – vielfältige insektenfreundliche Kleingärten“.


Raimund SchneckingFoto: Verlag W. Wächter


So bieten Fruchtgemüse Nahrung für Menschen und Pollen und Nektar für Insekten. Schnecking wies auf die neue Tomatensorten ‘Tomberry Red’ und ‘Tomberry Yellow’ hin. Sie bilden beerengroße, aromatische Früchte, die in großer Zahl an dicht verzweigten Rispen sitzen.



Auch Zucchini-Blüten werden von Bienen und Hummeln bestäubt. Die neue Bio-Kletter-Zucchini ‘Alando’ bildet bis zu 5 m lange Ranken und trägt sehr reich.

 

Kletterzucchini ‘Alando’Foto: Volmary GmbH Kletterzucchini ‘Alando’
Kletterzucchini ‘Alando’Foto: Volmary GmbH Kletterzucchini ‘Alando’
 


Doch die wahren Insektenfreunde sind laut Schnecking die Kräuter – auf dem Kaldenhof ist z.B. das Strauchbasilikum ‘Magic Blue’ der absolute Star bei den Bienen. Auch andere Kräuter wie Thymian oder Pfefferminze werden regelmäßig von Insekten besucht, sobald sie im Sommer ihre Blüten öffnen. Der intensiv nach Knoblauch schmeckende Bärlauch (Allium ursinum) öffnet seine Blüten im April/Mai und stellt so eine wertvolle frühe Insektennahrung dar. Volmary hat die wüchsige Sorte ‘Gismo’ im Programm.


Strauchbasilikum ‘Magic Blue’Foto: Volmary GmbH Strauchbasilikum ‘Magic Blue’

Bärlauch ‘Gismo’Foto: Volmary GmbH Bärlauch ‘Gismo’


Für naturnahe Gärten mit viel Platz hatte Schnecking noch zwei besondere Tipps dabei: Die neue Topinambur-Sorte ‘Papas’ (Helianthus tuberosus) bildet mannshohe Stauden und im Sommer große, leuchtend gelbe Blüten. Im Herbst können Sie die leckeren Knollen ernten, die im Geschmack an Artischocke erinnern. Ebenfalls ein Knollengemüse ist die noch nicht so bekannte Yakon (Smallanthus sonchifolius). Ihre Knollen schmecken frisch, fruchtig und birnenähnlich – sie lassen sich sowohl roh als auch gekocht oder gebraten verwenden. Die Yakon benötigt noch etwas mehr Platz als Topinambur, da die Stauden bis zu 3 m hoch werden und ausladend wachsen. Beide Arten bilden leuchtend gelbe Korbblüten und werden gerne von Biene und Co. angeflogen. Sie sind sehr wüchsig und pflegeleicht.


Topinambur ‘Papas’Foto: Volmary GmbH Topinambur ‘Papas’

Yakon ‘Inka’Foto: Volmary GmbH Yakon ‘Inka’


Blumen, Stauden, Gründünger

Cordula Thies (Bruno Nebelung) stellte in ihrem Referat „Neue Sorten für den insektenfreundlichen Kleingarten“ eine bunte Auswahl an Stauden und einjährigen Blumen vor, die Insekten Nahrung bieten.


Cordula ThiesFoto: Verlag W. Wächter


Am Anfang ihres Vortrags ging sie auf die Kritik an der Züchtung pollenarmer Sonnenblumen ein. Diese werden vor allem als Schnittblumen genutzt – da hier die Pollenarmut z.B. für saubere Tischtücher sorgt. Da viele pollenarme Sonnenblumen, wie z.B. die ‘Pro Cut’-Serie, aber sehr viel Nektar produzieren, sind sie für die Ernährung von Insekten dennoch wertvoll, sollten also keinesfalls „verteufelt“ werden. Zudem sind sie in vielen Farben erhältlich, und die Blüten halten sehr lange.


SonnenblumenFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Was wäre ein Garten ohne Sonnenblumen?

NektarFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Pollenarme Sorten bieten oft viel Nektar.


PhazelienFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Insekten (hier eine Ackerhummel) lieben Phazelien. Mit speziellen Blumenmischungen können Insekten­freunde ein vielseitiges Buffet schaffen. Auch Grün­dünger wie Phazelie, Rotklee oder Lupine sind für Insekten wertvoll. Hier bietet Nebelung einige Sorten und Mischungen auch als Bio-Saatgut an.

 


ZuckertraubeFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl


Auch beim Gemüse bietet Nebelung ein breites Sor­ti­ment in Bio-Qualität. Als Neuheit empfahl Cordula Thies die Tomate ‘Zucker­traube’, die eine Viel­zahl kleiner, süßer Früchte trägt. Auch die Spitz­paprika ‘Kyra’ und die Zucker­erbse ‘Sweet Horizon’ sind als Bio-Saatgut neu auf dem Markt.

 
Bio-Paprika ‘Kyra’Foto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Bio-Paprika ‘Kyra’.
Bio-Zuckererbse ‘Sweet Horizon’Foto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Bio-Zuckererbse ‘Sweet Horizon’.
 


Schließlich wies Thies noch auf ein interessantes Projekt der Universität Göttingen hin: die Tomatensorte ‘Sunviva’ als sog. Open Source Seeds. Das bedeutet, dass das Saatgut von ‘Sunviva’ der „Open-Source-Saatgut-Lizenz“ unterliegt und bei der Nutzung und Weiterentwicklung nicht durch Sortenschutz- oder Patentrechte eingeschränkt wird.

Die Sorte wurde im ökologischen Freiland-Tomatenprojekt der Universität Göttingen entwickelt, ist also bestens an Bedingungen im Haus- oder Kleingarten angepasst Die Freilandtomate mit den kleinen, gelben Früchten ist zudem sehr widerstandsfähig gegen Kraut- und Braunfäule. Mehr Informationen und weitere Sorten gibt es auf www.opensourceseeds.org

 

Tomate SunvivaFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl
Tomate SunvivaFoto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl
 


Manuela Manegold (Volmary) empfahl schließlich in ihrem Vortrag „Bienenfreundliche Blumen für den Kleingarten – ein pollen- und nektarreiches Buffet für Bienen und Hummeln“ viele Beet- und Balkonpflanzen als Futterquelle für Insekten.


Manuela ManegoldFoto: Verlag W. Wächter


Sie erläuterte, dass die meisten gefüllten Blüten für Insekten wertlos seien, da die Staubblätter zu Blütenblättern umgebildet wurden und diese Blüten zudem oft auch keinen Nektar liefern. Wer also etwas für Insekten tun möchte, sollte lieber einfach blühende Arten und Sorten oder solche mit maximal halbgefüllten Blüten pflanzen.

Damit die Kunden auf einen Blick erkennen können, ob es sich um insektenfreundliche Pflanzen handelt, werden diese bei Volmary mit dem Logo „Bee Tractive“ gekennzeichnet.



So blüht z.B. der Zweizahn ‘Bidopsis’ (Bidens ferulifolia) den ganzen Sommer lang und versorgt Bienen mit Pollen. Die Vanilleblume ‘Nautilus Blue’ (Heliotropium arborescens) besticht mit ihrem intensiven Duft und zieht Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. Auch der Duftsteinrich ‘Lucia’ (Lobularia maritima) ist eine wertvolle Futterquelle für Insekten und passt mit seinem niedrigen Wuchs in jeden Garten, Topf oder Blumenkasten.

 

 

Zweizahn ‘Bidopsis’Foto: Volmary GmbH Zweizahn ‘Bidopsis’
Vanilleblume ‘Nautilus Blue’Foto: Volmary GmbH Vanilleblume ‘Nautilus Blue’
 


Als pflegeleichter Dauerblüher mit einer Blütezeit von Mai bis in den Oktober hinein und Insektenmagnet erweist sich auch der Mehlsalbei (Salvia farinacea). Die Sorten der ‘Farina’-Serie gibt es in vielen Schattierungen von Violettblau über Hellblau bis Reinweiß.



Wandelröschen (Lantana camara) sind attraktive, mehrjährige Kübelpflanzen, die vor allem durch die sich verändernde Färbung ihrer Blüten auffallen. So gibt es z.B. Sorten, die sich von Gelb zu Hellrot und solche die sich von Cremegelb zu Pink verfärben. Sie blühen den ganzen Sommer hindurch und sind bei Hummeln und Schmetterlingen sehr beliebt.



Aber auch spät blühende Stauden wie die Herbst-Anemone (Anemone hupehensis) sorgen für Insektennahrung bis in den Oktober hinein. Die Sorten der ‘Fantasy’-Serie blühen sehr reich und zeigen Farbschattierungen von Rosé bis Purpurrosa. Vor allen bei Bienen und Hummeln sind die Blüten sehr beliebt.



Schließlich wies Manuela Manegold noch auf Stauden mit besonders langer Blütezeit hin – hier gibt es für die Insekten vom Frühsommer bis zum Frost etwas zu holen. Ein attraktiver Vertreter dieser Gruppe ist das Mädchenauge ‘Bengal Tiger’ (Coreopsis verticillata) mit kontrastreichen Blüten in Goldgelb und Tiefrot.


Mädchenauge ‘Bengal Tiger’Foto: Volmary GmbH Mädchenauge ‘Bengal Tiger’


Sehen, riechen, schmecken

wischen den Vorträgen blieb den Teilnehmern genug Zeit, die in allen Farben blühenden Freiflächen zu erkunden. Besonders beeindruckend waren die von unzähligen Insekten umschwirrten Blumenwiesen-Mischungen.



Auch das riesige Sortiment an Kräutern fand großes Interesse. Zum einen lassen sich Kräuter vielseitig in der Küche verwenden, zum anderen sind die Blüten von Thymian, Minze, Basilikum und Co. auch ergiebige Insektenweiden.


Strauchbasilikum ‘Magic Blue’Foto: Volmary GmbH Strauchbasilikum ‘Magic Blue’


Im Gewächshaus konnten die Besucher üppig tragende Tomaten und Paprika in allen Formen und Farben bestaunen und am Probierstand auch gleich verkosten.


Tomate ‘Tomberry’Foto: Verlag W. Wächter Besonders begeistert waren die Teilnehmer von der Tomate ‘Tomberry’ – hier zeigt Raimund Schnecking, wie reich diese Sorte blüht.

TomatensortenFoto: Verlag W. Wächter Super, wenn man so viele Tomatensorten einfach mal probieren kann ...


Jens Hahn und Ralf Rohde von Schacht beantworteten – unterstützt von Buchautor und „Pflanzenarzt“ René Wadas – unzählige Fragen zu Pflanzenstärkungsmitteln, Wundverschluss und integriertem Pflanzenschutz. René Wadas hatte sein neues Buch im Gepäck, und die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, die erworbenen Exemplare gleich vom Autor signieren zu lassen.


RaupenleimFoto: Verlag W. Wächter Jens Hahn (Schacht) zeigt, wie das mit dem Raupenleim geht.

Pflanzenarzt René Wadas signierte sein BuchFoto: Verlag W. Wächter Pflanzenarzt René Wadas signierte sein Buch.


Imkerin Ruth Cramer hatte gleich ihr ganzes Volk mitgebracht und gab praktische Einblicke in die Haltung von Honigbienen.


Imkerin Ruth Kramer ...Foto: Verlag W. Wächter Imkerin Ruth Kramer ...

BienenhaltungFoto: Verlag W. Wächter ... gab viele Infos zur Bienenhaltung.


Für neue Geschmackserlebnisse sorgte Conny Austermann u.a. mit einer Ringelblumen-Quiche.


Conny AustermannFoto: Verlag W. Wächter Der Stand von Conny Austermann ...

Stand von Conny AustermannFoto: Verlag W. Wächter ... war stets umlagert.


Am Ende der Veranstaltung stand die Verlosung von Kräuter-Sortimenten von Volmary und Blumenzwiebelpaketen von Bruno Nebelung auf dem Programm. Zudem hatte René Wadas drei Exemplare seines neuen Buches in den Lostopf geworfen. So konnten die glücklichen Gewinner gleich neue Insektennahrung mit nach Hause nehmen – in Form von Kräuterblüten oder Zwiebelblumen für die Blüte im nächsten Frühjahr – oder neue Lektüre.


Kräuter-Sortimente von VolmaryFoto: Verlag W. Wächter Glückliche Gewinnerin eines der Kräuter-Sortimente von Volmary.

Blumenzwiebel-Pakete von Bruno NebelungFoto: Verlag W. Wächter Die Blumenzwiebel-Pakete von Bruno Nebelung lösten große Freude aus.


Am späten Nachmittag endete das Expertenforum, und die Teilnehmer gingen mit neuen Eindrücken und Ideen nach Hause – oder gleich in den Garten.

grr