- Kleingartenwesen
Guter Tausch!
So führen Sie eine Saatgut-Tauschbörse durch
Foto: euthymia/Adobe Stock In den letzten Jahren veranstalteten Gartenfreunde während der Winterzeit immer öfter Saatgut-Börsen, die einen großen Besucherzuspruch hatten – in Zeiten vor der Corona-Pandemie. Doch warum interessieren sich so viele Menschen für selbst gezogene, regionale Samen? Es wäre doch viel einfacher, in den nächsten Supermarkt, ins Gartencenter oder den Baumarkt zu gehen und sich dort zu bedienen. Was treibt sie also an?
Ein Blick auf die Tauschtische der Börsen erklärt einiges – Tomatensorten wie ‘Old German’ oder ‘Großherzogin Toskana’ lassen sich hier mit etwas Glück noch entdecken. Im stationären Einzelhandel finden wir von den weltweit tausenden Tomatensorten nur eine kleine Auswahl – bestimmt durch die Saatgutindustrie. Je weniger Sorten allerdings angebaut werden, desto größer ist die Gefahr des Verlustes an genetischer Vielfalt. Regional vermehrtes Saatgut hat außerdem noch den Vorteil, dass es robust und an die Standortverhältnisse angepasst ist.
Foto: Helmut Schellhammer
Rechtliches
Das Saatgut darf nicht verkauft werden, da häufig ein Sortenschutz besteht. Die unentgeltliche Weitergabe zum persönlichen Gebrauch ist jedoch gestattet. Weisen Sie darauf hin, dass mögliche Spenden nur für den Verein sind und keinesfalls für das Saatgut.
Fangen wir also wieder an, unsere Lieblingssorten selbst zu vermehren und mit unseren Nachbarn wie früher über den Gartenzaun zu tauschen. Tauschbörsen sind die Erweiterung dieses bewährten Modells und eine hervorragende Möglichkeit, das Vereinsleben auch während der kalten Jahreszeit lebendig zu gestalten.
So geht Saatgut-Börse
Wenn Sie das erste Mal eine Saatgut-Tauschbörse organisieren, sollten Sie sich vorab einige Gedanken machen. Es geht nicht nur um das Tauschen von Samen, sondern auch um den nötigen Wissenstransfer. Bei der Saatgutvermehrung gilt es schließlich, etliche Regeln zu beachten, und die wenigsten Gartenfreunde sind darin geübt.
Foto: FlorAtrium
Holen Sie sich einen „Spezialisten“, etwa einen Züchter aus einem kleinen, regionalen Bio-Betrieb oder ein Mitglied einer Erhaltungsinitiative, für einen kurzen Vortrag oder Workshop ins Haus. Weisen Sie bereits bei der Einladung darauf hin, dass nur samenfestes, also nachbaufähiges Saatgut getauscht werden darf. Keinesfalls sollte Hybrid-Saatgut oder die Nachzuchten daraus weitergeben werden. Damit es nicht zu großen Überraschungen kommt, sollte das mitgebrachte Gut sorgfältig beschriftet sein. Dies gilt vor allem aufgrund der Verwechslungsgefahr, wenn Sie nach Pflanzenfamilien sortierte Körbe mit kleinen Tütchen haben.
Carsten Siemering
Freier Fachautor
Checkliste zum Organisieren
- Wann? Am besten vor Beginn der Gartensaison!
- Wie soll die Veranstaltung beworben werden? (Aushänge, soziale Medien, „Gartenfreund“)
- Wie viele Besucher werden kommen? (Raumgröße, Tische, Stühle, ggf. Hygienemaßnahmen)
- Soll Kulinarisches angeboten werden? (Spendeneinnahmen)
- Sind Vorträge, Workshops oder Filme geplant?
- Workshop für das Basteln von Samentütchen planen?
- Hinweisschilder vorbereiten
- Tische für das Abfüllen von Samen und das Auslegen von Infomaterial vorsehen
- Frühzeitig einen Vorrat an Saatgut anlegen, damit das Tauschen in Schwung kommt (ggf. bei Saatgut-Züchter oder Erhaltungsinitiative anfragen)
- Begleitprogramm für Kinder anbieten