- Kleingartenwesen
Kleingärten als Ort für Integration
Fotos: Verband der Gartenfreunde Hansestadt Rostock
Viele Menschen finden ihre Erfüllung in ihrem Kleingarten. Leider ist es aufgrund individueller Bedürfnisse nicht jedem Menschen möglich, aktiv in einem Kleingarten zu sein. Schon beim Zugang gibt es Barrieren. So ist etwa die Amtssprache in allen Dokumenten Deutsch, und nicht alle Wege und Beete sind für jeden Menschen frei zugänglich.
Im Verband der Gartenfreunde in Rostock sind rund 15.000 Parzellen organisiert. Über 40.000 Rostocker bewirtschaften und pflegen städtisches Grün. Als Kleingärtner verbinden sie Tradition mit aktuellen Entwicklungen und erleben in der Gemeinschaft noch mehr Gartenfreude. Kleingärten sollten für alle Menschen geöffnet sein und Barrieren in jeglicher Form abgebaut werden. So können die kleinen Gärten ein Ort der Begegnung, Erholung und Gesundheit für alle Menschen sein.
Inklusive Gärten schaffen
Gemeinsam mit unterschiedlichen Kooperationspartnern unterstützt der Stadtverband Rostock das Anlegen eines inklusiven Gartens und damit verbunden einen Ort der Begegnung. Das Vorhaben wendet sich an die Bürgerinnen und Bürger, die gesellschaftliche Isolation aufgrund einer Teilhabebeschränkung erfahren. Hierzu gehören neben Menschen mit jeder Art von Behinderung (körperlich, geistig, psychisch, sinnesbezogen oder mehrfach) auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit besonderen sozialen Schwierigkeiten.
Unsere Ziele sind:
• gesellschaftliche Isolation zu reduzieren,
• Sprachbarrieren abzubauen und die zwischenmenschliche Kommunikation zu fördern,
• generationen- und kulturübergreifende Gemeinschaften zu stiften,
• Menschen unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen, ökonomischen Herkunft miteinander zu verbinden und neue Beziehungen zu schaffen,
• Barrieren in jeglicher Form abzubauen,
• rechtliche Grundlagen zur Bewirtschaftung eines Gartens zu vermitteln,
• die Teilnehmenden zu qualifizieren, selbstverantwortlich einen eigenen Garten zu bewirtschaften,
• Natur und Kleingarten erlebbar zu machen,
• Berührungsängste abzubauen,
• den Garten als Ort der Begegnung zu etablieren.
Startschuss in Rostock
Das Modellprojekt „Aktivgarten“ startete in diesem Jahr auf dem Gelände des Stadtverbandes, inmitten der Innenstadt von Rostock. Es richtet sich speziell an Demenz-Erkrankte. Die Gartenarbeit hilft, die Mobilität und Feinmotorik zu erhalten. Der Modellgarten wurde vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern der Deutschen Alzheimer Gesellschaft mit zahlreichen lokalen Partnern, darunter auch dem Verband der Gartenfreunde in Rostock, initiiert.
Kathleen Schluricke ist die Koordinatorin der Alzheimer Gesellschaft. Sie weiß, dass es bislang kein Angebot für soziale Aktivitäten für Menschen in der Frühphase der Demenz gab. Sie ist fest überzeugt, dass die „grüne Oase“ genug Freiraum bietet, um sich zu treffen, auszutauschen und einer regelmäßigen Aufgabe nachzugehen. Es ist so wichtig, sich nicht in den eigenen vier Wänden zu verkriechen. Damit wird Hilfe zur Selbsthilfe angeboten.
Angehende Ergotherapeuten der Europäischen Fachhochschule Rostock absolvieren in dem „Aktivgarten“ ein Praktikum. So haben sie bereits einen Barfußpfad angelegt. Hier werden die Sinne angesprochen, und der Gleichgewichtssinn wird geschult.
Der Verband der Gartenfreunde in Rostock unterstützt dieses Projekt insbesondere bei der Gartenarbeit. Er vermittelt seit vielen Jahren Naturerlebnisse und Umweltwissen. Im kommenden Jahr wird der Verband der Gartenfreunde ein weiteres Projekt in Kooperation mit „Kommune Inklusiv“ und „Aktion Mensch“ starten. Dabei geht es um Menschen mit Teilhabebeschränkungen jeglicher Art. Wir wollen uns mit höchster Priorität auf die Schaffung von Barrierefreiheit im Kleingarten, unter Berücksichtigung einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung nach dem Bundeskleingartengesetz, konzentrieren.
Susann May
Geschäftsführerin des Verbandes
der Gartenfreunde Hansestadt Rostock