- Kleingartenwesen
Kleingartenvereine helfen
Spenden sammeln – Not lindern
Foto: Henry Düring-Bienemann Hunderttausende Menschen haben seit Ende Februar in ganz Deutschland gegen den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine demonstriert. Auch viele Gartenfreunde sind auf die Straße gegangen – und sie sind aktiv geworden, um den Betroffenen zu helfen. Sie sammeln Spenden für die Bevölkerung in den ukrainischen Kriegsgebieten. Neben vielen Vereinen und Verbänden in ganz Deutschland engagieren sich viele Kleingärtner speziell in Berlin, wo die meisten Flüchtlinge ankommen, für die Menschen.
Leid, Verzweiflung und Trauer
Die Folgen des Krieges sind sichtbar am Berliner Hauptbahnhof. Erschöpfte Kriegsflüchtlinge steigen aus den Zügen. Freiwillige in Warnwesten begleiten sie zur Essensausgabe und weisen ihnen den Weg zu ihrer weiteren Versorgung. In einem Zwischengeschoss steht Kleingärtnerin Carola Hodovic zwischen einem weißen Tresen und einem Absperrband. In Berlin ist sie als engagierte Wildtierschützerin bekannt. Am Hauptbahnhof hilft sie nun geflüchteten Menschen, die ihre Haustiere nicht im Kriegsgebiet zurücklassen wollten. Sie verschenkt Futterspenden und vermittelt Hilfe durch Tierärzte.
Über die Tiere bekommt sie einen engen Kontakt zu den Menschen. „Ich nehme unfassbares Leid, Verzweiflung und Trauer wahr“, sagt Carola Hodovic. „Ich bin froh, dass wir Helfer uns abwechseln können. Mehr als drei oder vier Einsätze pro Woche sind angesichts der vielen Schicksale nur schwer zu ertragen.“
Foto: Alexandra Immerz
Sammelaktionen der Verbände
Auf vielfältige Weise helfen die Gartenfreunde privat, um den Menschen in der Ukraine und aus der Ukraine zu helfen. Auch die Bezirksverbände und Kleingartenvereine in Berlin engagieren sich. Anfang März startete die KGA „Alte Baumschule“ in Pankow eine Spendenaktion. Allein am ersten Tag kamen 2500 Euro zusammen. Ähnlich erfolgreich verlief die Sammelaktion der Kolonie „Waldfrieden“ in Spandau.
Der Bezirksverband Marzahn beschloss spontan eine Spende von 500 Euro. 1000 Euro kamen vom Bezirksverband Spandau. Die vier geschäftsführenden Mitglieder des dortigen Vorstandes spendeten nochmals jeder 400 Euro. Der Landesverband Berlin spendete 7000 Euro. Der Bezirksverband Pankow hat einen Saal als Unterkunft für Familien mit Kindern angeboten.
Foto: Paulina Hildesheim Der Steglitzer KGV „Erbkaveln“ rief seine Mitglieder gezielt zu Sachspenden auf. Nach zwei Tagen konnten zwei Pkw-Ladungen mit Medikamenten, Hygieneartikeln, Taschenlampen, Powerbanks und anderem zu einer Berliner Sammelstelle gefahren werden. „Wir waren überwältigt von der Spendenbereitschaft“, bedankte sich der Vorstand bei den Gartenfreunden.
Mitglieder des Kleingartenvereins „Trockendorf“ in Reinickendorf wirkten gar bei der Organisation eines eigenen Hilfstransports mit. Der Vereinsvorsitzende verbreitete über sein WhatsApp-Netzwerk einen Spendenaufruf. „Die Resonanz war überwältigend, und schon am nächsten Tag wurden Unmengen an Sachspenden abgegeben“, berichtet er. Von Geldspenden wurden weitere Versorgungsgüter hinzugekauft. Über Nacht transportierten die Helfer dann die gesammelten Erträge ihrer Aktion in das Flüchtlingszentrum im polnischen Bytom.
„Wenn jeder 5 Euro spendet“
Der Bezirksverband Berlin-Süden hat die Neuköllner Kleingärtner im März zu einer Sonderaktion aufgerufen: „Wenn jeder von unseren 9000 Pächtern nur 5 Euro zur Verfügung stellt, könnten wir ein deutliches Zeichen setzen“, schreibt der Vorstand. Die Kolonie „Am Buschkrug“ ist dem Aufruf gefolgt und hat für ihre 420 Parzellen 2100 Euro überwiesen.
In den nächsten Monaten soll die Hilfe weitergehen – auch mit sozialer Betreuung in den Berliner Kleingartenvereinen. Der Präsident des Landesverbandes, Gert Schoppa, appelliert an alle Gartenfreunde: „Zeigen Sie sich solidarisch mit den Geflüchteten aus der Ukraine. Einladungen in die Kleingartenanlagen, Gespräche, Geld- und Sachspenden, Bereitstellung von Unterkünften und Zuneigung können helfen, das Trauma einer Flucht zu lindern.“
Alexandra Immerz
Redaktion „Gartenfreund“