• Kleingartenwesen

Konfliktschlichtung mithilfe des Vereins

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  • Vereinsregeln
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  • Streitigkeiten

Hallo, wir hätten da gern Ihr Problem!


Konflikte lösenFoto: Victorpr/Shutterstock Eine gute Gesprächskultur ist das oberste Gebot, wenn es darum geht, Konflikte zu lösen.

Hmm? Was? Wie bitte? Da bettelt jemand nach einem Problem? Das klingt schon komisch – das sollte es aber nicht sein. Denn Streit kann es auch im Kleingarten geben – und sei es nur aufgrund des Rasenmähens während der Mittagsruhe oder eines voll aufgedrehten Radios. Der „Deckel“ Verein, unter dem wir uns bewegen, der uns Schutz gibt und das Miteinander regeln soll, hilft auch bei Streitigkeiten unter Gartenfreunden – sei es mithilfe einer Schlichtungsstelle bei Streit um die Gartenordnung oder durch die Unterstützung eines engagierten Vereinsmitgliedes.

Mit diesem Beitrag möchte ich zeigen, welche Möglichkeiten der Streitschlichtung viele Vereine und Verbände bieten. Schließlich ist nichts schlimmer, als nicht miteinander zu reden und immer das Gefühl zu haben, dass da etwas im Argen ist. Es ist wichtig, dass es ein gutes Miteinander im Verein gibt, ein gutes, gemeinschaftliches Klima ist für den Verein die beste Werbung.


Grundlegende Regeln

Ein guter Verein sollte zuerst für seine Mitglieder, besonders für die Neuen, einen Leitfaden zur Verfügung stellen. Dieser sollte – kurz und knackig – die wichtigsten Spielregeln benennen. Passend zur Satzung und Gartenordnung wird hier das Wesentliche beschrieben: Wer ist mein Ansprechpartner, wer ist im Verein für wen oder was zuständig? Wann darf ich welche Dinge im Garten tun, wozu gibt es den Vorstand und was passiert alles auf einer Jah­res­mit­glie­der­ver­samm­lung? Zeigen Sie als Vorstand dem neuen Pächter, dass der Verein nicht Wächter und Regelhüter ist, sondern vor allem Partner und Dienstleister.

Konfliktschlichtung mithilfe des VereinsFoto: Agence DER/Fotolia.com Die meisten Gartenfreunde hatten schon einmal Anlass, sich über den anderen zu ärgern – sei es auch nur wegen des Rasenmähens während der Mittagsruhe. Kommt es dennoch zu Miss­ver­ständ­nis­sen oder Un­ei­nig­kei­ten, sind gewisse Regeln der Kon­flikt­be­wäl­ti­gung einzuhalten. Eine gute Gesprächskultur, das heißt, eine angemessen sanfte Ansprache seines Gegenübers, ist das oberste Gebot. Dass mein Ge­gen­über ausreden darf und seine Argumente anbringen darf, ist selbst­verständlich. „Du Klaus, dass du während der Mittagsruhe den Rasen mähst, finde ich nicht gut. Bei dem Lärm konnte ich mein Mit­tags­kon­zert im Radio nicht gut hören.“ Das ist der beste Weg, einem Konflikt zu begegnen. Sprechen Sie mit­ein­an­der, und zwar zeitnah, versuchen Sie, gemeinsam einen Weg zu finden. Sehr oft klappt das, und mög­li­cher­wei­se entsteht aus einem kleinen Konflikt so eine lang anhaltende Freundschaft.

Leider ist das nicht immer der Fall: So manches Mal schaukelt sich die eigentlich kleine Ursache zu einem großen Problem auf. Schlimmer wird es, wenn man nicht mit-, sondern übereinander redet. „Du Heiner, der Klaus mäht immer in der Mittagsruhe seinen Rasen …“

Sollte sich der Streit verhärten, bedarf es oft der Hilfe von anderen. Bei reinen zwi­schen­mensch­li­chen Kon­flik­ten bietet es sich an, ein neutrales Vereinsmitglied, vielleicht aus dem Vorstand, um Hilfe zu bitten. Diese Person sollte dann versuchen zu vermitteln – vor allem dadurch, dass sie zwischen dem, was die Konfliktparteien sagen bzw. sich gegenseitig vorwerfen, und dem, was sie wirklich wollen, unterscheiden – das ist die Basis jeder Mediation.


Neutrale Schiedsstellen

Viele Konflikte in einem Kleingärtnerverein stehen aber auch im Zusammenhang mit der je­wei­li­gen Gartenordnung. Hier grei­fen in vielen Vereinen Schieds- oder Schlichtungsstellen. Von neutraler Stelle werden die Parteien angehört und versucht, Lösungen zu finden. „Die Schiedsstelle entscheidet nicht direkt über persönliche Streitigkeiten, es ist ihre Aufgabe zu entscheiden, ob etwas tatsächlich durch die Satzung gedeckt ist – vor allem bei Anweisungen durch den Vorstand. Jeder Verein sollte eine Schiedsstelle haben! Auf der Basis von Satzung und Gesetz entscheiden hier die Ver­eins­mit­glie­der über Streitfälle. Die sind nämlich nicht nur mit der Sache, also den rechtlichen Bestimmungen, vertraut, sondern sie kennen auch den Verein und dessen Gegebenheiten“, so Jens Carstens, stellver­tretender Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde.

Über die Schlichtungsstellen lassen sich so oft auch persönliche Streitigkeiten lösen – nicht nur bei Auseinandersetzungen mit dem Vorstand. „Fühlt sich eine Seite nicht verstanden oder auch ungerecht behandelt, so wird die Schiedsstelle angerufen. Sie hört die Parteien getrennt von­ein­an­der an, berät sich anschließend und fällt dann ihr Urteil, das sie schriftlich begründet und den Parteien abschließend mitteilt. Die Parteien haben nun etwas, an dem sie sich orientieren können und das für sie Gültigkeit hat – so zumindest der Idealfall“, erläutert Carstens.

Viele Regional-, Stadt- oder Kreisverbände haben – zumindest im Landesverband Schleswig-Holstein – eine Schlichtungsstelle. Letztendlich kann aber auch hier nur eine Lösung herbeigeführt werden, wenn sie von den Parteien gewünscht wird. Es geht also darum, die Bereitschaft zu erzeugen, einen Kompromiss eingehen zu wollen. „Ein wesentlicher Teil der Streitigkeiten sind ja oft nur Unklarheiten und Missverständnisse, die geregelt werden können, sodass alle damit zufrie­den sind und es keine Sieger und Verlierer gibt. Trotzdem kann aber ein Schiedsspruch nicht anerkannt werden. Dann sollte die nächst höhere Instanz, also meist der Kreisverband, sich der Sache annehmen“, so Carstens.


Probleme ansprechen

So können die meisten Streitigkeiten innerhalb unserer Organisation ge­klärt werden. Der Verein ist eben nicht der Deckel, unter dem der ei­ne lacht und der andere weint. Der Verein schafft den Rahmen, in dem sich die Konfliktparteien einigen können – sei es mithilfe anderer Mitglieder oder notfalls durch eine Schiedsstelle – wenn diese vorhanden ist.

Mit diesem Beitrag möchte ich nicht dazu auffordern, mehr zu strei­ten, sondern dazu, Probleme direkt anzusprechen, fair miteinander umzugehen und den Mut zu haben, auch einmal nach­zu­ge­ben. Denn von zwei Narren hält stets der größere den kleineren für den größeren …

Thomas Kleinworth
Geschäftsführer und Fachberater des Landesverbandes
Schleswig-Holstein der Gartenfreunde

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