- Pflanzenporträts
Clematis ohne Allüren
Robuste und naturnahe Sorten für den Garten
Foto: Flora Press/GWI
Ähnlich wie bei Rosen wird der Gartenfreund von der Fülle der angebotenen Waldreben-Sorten (botanisch: Clematis) fast erschlagen. Es gibt weit über 4000 Züchtungen in allen erdenklichen Blütenfarben und -formen. Im Handel werden überwiegend die spektakulären großblumigen Hybriden angeboten, von denen manche aber recht anspruchsvoll und anfällig für die Clematiswelke sind. Diese wird durch zwei verschiedene Pilzarten (Coniothyrium clematidis-rectae bzw. Phoma clematidina) verursacht, die sich in den Leitungsbahnen ausbreiten und zum Absterben von einzelnen Trieben bis zur kompletten Pflanze führen können.
In diesem Beitrag legen wir den Fokus auf die kleinblumigen und besonders vitalen Clematis-Arten und -Sorten, die sehr widerstandsfähig gegen die Welkepilze sind. Mit ihrem üppigen Wuchs, den hübschen Blüten und den seidigen Samenständen sind sie ideal für naturnahe Gärten, wo sie mit ihren langen Ranken Bäume, Lauben, Zäune und Spaliere verzaubern.
Faustregeln für alle Clematis
Die Standortansprüche der Waldreben sind überschaubar: Halbschatten ist für fast alle Arten und Sorten die richtige Wahl. Die meisten fühlen sich auch in sonnigen Lagen wohl, wobei einige keine pralle Mittagssonne mögen. Alle Waldreben bevorzugen einen durchlässigen, gleichmäßig feuchten Gartenboden. Magere, sandige Böden sollten Sie vor der Pflanzung mit Kompost oder Humus verbessern. Beim Dünger haben Clematis keine speziellen Ansprüche: Verwenden Sie einfach im Frühjahr und Sommer einen organischen Volldünger oder einen Langzeitdünger in normaler Zierpflanzen-Dosierung.
Waldreben gehören zu den „Blattstiel-Rankern“, die einen Teil ihrer Blattstiele zu Kletterorganen umwandeln. Mit ihren dünnen Trieben brauchen sie ein Gerüst, an dem sie emporklettern können. Wenn die Ranken eine Kletterhilfe berühren, umwickeln sie diese und halten sich daran fest. Daher dürfen die Rankhilfen für Waldreben nicht zu dick sein. Da die Pflanzen kein so hohes Gewicht wie beispielweise Kletterrosen haben, genügt es oft, Drähte oder Seile als Kletterhilfe zu spannen, was an Laubenwänden oder Mauern einfach zu bewerkstelligen ist.
Das Blühverhalten der einzelnen Gruppen entscheidet auch über die Schnittmaßnahmen. Sorten, die an den alten (vorjährigen) Trieben blühen, werden möglichst wenig geschnitten. Mit einem starken Rückschnitt im Frühjahr würden Sie ja das Blütenholz entfernen. Waldreben, die an den jungen (diesjährigen) Trieben blühen, sollten Sie hingegen im Februar oder spätestens im März rigoros zurückschneiden und somit die Bildung kräftiger Triebe mit vielen Blütenknospen fördern.
Üppige Italienische Waldreben
Foto: Steffen Hauser/Botanikfoto Mit ihrem Blütenreichtum, der langen Blütezeit von Juni bis September und dem kräftigen, gesunden Wuchs (Höhe 2–3,5 m) sind Italienische Waldreben (Clematis viticella) unbedingt empfehlenswert. Da die Blüten am jungen Holz erscheinen, sollten Sie die komplette Pflanze jährlich im Februar auf 20–50 cm über dem Erdboden zurückschneiden. Soll die Clematis höher wachsen, beispielweise an einer großen Mauer, kann der Rückschnitt auch weniger stark erfolgen. Falls die Waldrebe nach einigen Jahren nur noch spärlich austreibt und blüht, können Sie sie einfach wieder rigoros herunterschneiden.
Clematis-viticella-Sorten lieben sonnige Standorte und können auch gerne an der Südseite gepflanzt werden. Das macht sie zu guten Rosenpartnern. Doch auch im Halbschatten kommen die vitalen Viticellas gut zurecht. Wunderschön wirkt es, sie in natürlicher Weise in kleine Bäume oder Sträucher hineinwachsen zu lassen. So verhelfen sie frühblühenden Gehölzen quasi zu einer zweiten Blüte im Sommer und Spätsommer.
Foto: Flora Press/Christine Ann Föll
Aufstrebende Berg-Waldreben
Die Sorten von Clematis montana wachsen stark und können nach einigen Jahren durchaus eine Trieblänge um 10 m erreichen. Im Mai und Juni bilden sie spektakuläre rosa oder weiße Blütenwolken aus Hunderten, bei alten Pflanzen auch Tausenden von Blüten, die bei vielen Sorten wundervoll duften.
Mit ihrer Wuchskraft sind sie ideal, um in Bäume hineinzuklettern. Da ihr Wuchs nicht breitbuschig ist, fügen Sie den Bäumen dabei keinen Schaden zu. Um Ihrer Baum-Clematis den richtigen Weg zu weisen, binden Sie am besten einen langen Kokosstrick in die Krone, an dessen unterem Ende Sie die Triebe der Waldrebe befestigen. Doch auch in die Waagerechte geleitet, z.B. an Mauern, Zäunen oder Pergolen, können die vitalen Montanas ihre ganze Schönheit entfalten.
Entscheidend ist, dass alle Berg-Waldreben am alten Holz blühen, sodass ein starker Rückschnitt im Frühjahr zum Verlust des Blütenholzes führen würde. Lassen Sie diese Sortengruppe also einfach wachsen und planen Sie von Anfang an genug Freiraum für sie ein. Sollte dennoch einmal ein Rückschnitt notwendig sein, führen Sie diesen am besten im Juni, unmittelbar nach der Blüte, durch.
Zierliche Frühlings-Waldreben
Foto (Blüte): Clematis WestphalZu den Frühlings-Waldreben gehören verschiedene Arten wie die Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) und die Großblumige Waldrebe (Clematis macropetala) mit ihren Sorten. Sie öffnen ihre hübschen, nickenden Blüten bereits im April und Mai. Der große Vorteil dieser Sortengruppe ist, dass sie auch in sehr trockenen und schattigen Lagen gedeiht, beispielsweise unter Bäumen oder unter einem Dachüberstand.
Foto: Steffen Hauser/BotanikfotoMit einer Wuchshöhe von 2–3 m werden Frühlings-Waldreben nicht riesig und finden überall ein Plätzchen. Da sie die Blüten am alten Holz bilden, sollten Sie sie einfach wachsen lassen. Falls die Pflanze nach einigen Jahren verkahlt und nur noch wenige Blüten bildet, schneiden Sie sie am besten im Mai, direkt nach der Blüte kräftig zurück.
Leuchtend gelbe Waldreben
Zu der Gruppe der gelb blühenden Waldreben gehören die Orientalische Waldrebe (Clematis orientalis), die Koreanische Waldrebe (Clematis serratifolia) und die Mongolei-Waldrebe (Clematis tangutica). Sie alle zeichnen sich durch ihre auffälligen, gelben Blüten aus, die von Juni bis September erscheinen und eine gute Fernwirkung haben. Sehr dekorativ sind auch ihre Samenstände, die bis in den Winter hinein an der Pflanze haften.
Gelb blühende Waldreben gedeihen in sonnigen und halbschattigen Lagen und sind trockenheitsverträglich. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 2–4 m. Da die Blüten an den jungen Trieben gebildet werden, sollten Sie jedes Jahr im Februar alle Triebe auf 20–50 cm einkürzen.
Fotos: Hans-Roland Müller/Botanikfoto, Margrit Hirsch/Fotolia
Wenn Sie nun dem Charme der naturnahen Waldreben erlegen sind, umso besser: August und September sind die besten Pflanzmonate! Denn jetzt können Sie die Vitalität der Pflanzen an ihrem gesunden Laub erkennen, und der noch warme Boden begünstigt die Wurzelbildung.
grr
Clematis-Empfehlungen für den Garten
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Blütenfarbe |
Besonderheit |
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Clematis-viticella-Sorten | ||
‘Alba Luxurians’ | weiß mit grünen Spitzen | edle Farbkombination |
‘Betty Corning’ | lavendelblau bis hellrosa | Jasminduft |
‘Blue Angel’ | pastellblau | gewellter Blütenrand |
‘Emilia Plater’ | lavendelblau | reichblütig, sehr vital |
‘Etoile Violette’ | tiefviolett | extrem reichblütig |
‘Mme Julia Correvon’ | weinrot bis purpurrot | gute Fernwirkung |
‘Prince Charles’ | hellblau | sehr reichblütig |
‘Rubra’ | leuchtend rot bis dunkelrot | gute Fernwirkung |
Clematis-montana-Sorten | ||
‘Mayleen’ | reinrosa | starker Vanilleduft |
‘Rubens’ | zartrosa | Vanilleduft |
‘Tetrarose’ | kräftig rosa | Vanilleduft, rötliches Laub |
‘Wilsonii’ | reinweiß | Schokoladenduft |
Frühlings-Clematis | ||
Clematis alpina ‘Frances Rivis’ | kräftig blau, weiße Mitte | zweifarbige Blüte |
Clematis macropetala ‘Maidwell Hall’ | mittelblau bis lavendelblau | halbgefüllte Blüte |
Clematis macropetala ‘Markham`s Pink’ | leuchtend rosa | halbgefüllte Blüte |
Gelb blühende Clematis | ||
Clematis orientalis ‘Orange Peel’ | gelb, rotbraune Staubgefäße | dickwandige Blütenblätter |
Clematis serratifolia ‘Golden Tiara®’ | gelb, rotbraune Staubgefäße | seidige Samenstände |
Clematis tangutica ‘Lambton Park’ | leuchtend gelb | Duft, Samenstände |