- Pflanzenporträts
Die etwas anderen Brombeeren
Kletterkünstler mit Ertrag
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch
Brombeer-Alternativen für den Kleingarten
Vollreife Brombeeren, frisch vom Strauch gepflückt, sind eine Delikatesse. Sie schmecken nicht nur köstlich, sondern zählen dank ihrer wertvollen Inhaltsstoffe zum„Superfood“ aus dem Obstgarten. Experimentierfreudige Gartenfreunde suchen gemäß dem Motto„öfter mal was Neues“ aber auch nach schmackhaften und gesunden Alternativen zum bekannten Klassiker. Die Suche führt in fremde Länder und in die Experimentierstuben der Obstzüchter. Sie liefert ein erlesenes Quartett, mit dem sich Zäune, Spaliere, Pergolen oder auch Laubenwände fruchtend und optisch reizvoll beranken lassen.
Schnitt und Kultur
Alle vier Arten fruchten wie die Brombeeren am vorjährigen Holz und werden auch wie Brombeeren geschnitten. Am besten entfernen Sie die abgeernteten Ruten schon im Sommer direktüber dem Boden. Das schafft Platz für die jungen Triebe, die Sie z.B. fächerförmig an einem Drahtspalier befestigen.
Fotos: Neder
In rauen Lagen sollten Sie sie besser erst im Frühling zurückschneiden. So dienen die alten Ruten noch als Winterschutz für die neuen. Achten Sie auf bedornte Ausschläge aus dem Wurzelstock. Sie treten bei der Boysenbeere, genau wie bei Brombeeren,öfter auf. Diese Austriebe sollten Sie, sobald sie erscheinen, möglichst tief und konsequent entfernen. Zudem entfernen Sieüberzählige, schwache und kranke Ruten.
Foto: Neder Japanische Weinbeeren,‘Dorman Red’ und Taybeeren bilden beim Kontakt der langen Ruten mit dem Boden schnell Wurzeln. Auch diese Triebe sollten Sie regelmäßig aus dem Bestand nehmen, da sonst schnell ein Dickicht entsteht. Die bewurzelten jungen Pflänzchen können Sie verschenken.
Wird das Quartett am Drahtspalier gezogen, orientiert sich die Erziehung an der Kultur der Sommerhimbeeren. Die Drähte können z.B. in 80, 120 und in 160 cm Höhe gespannt werden, der Pflanzabstand liegt bei 2–3 m. Um sich die Bindearbeit zu erleichtern, können Sie zusätzlich Bambus- oder Metallstäbe fächerförmig am Drahtgerüst befestigen.
Im Wurzelbereich sollten Sie möglichst nicht hacken oder graben, da sonst die flach wachsenden Wurzeln verletzt werden. Mit einer dünnen Mulchschicht etwa aus Stroh, Grasschnitt, Laub oder Rindenmulch fördern Sie eine gleichmäßige Bodenfeuchte.
Klein, aber oho!
Foto: NederDie Japanische Weinbeere (Rubus phoenicolasius), auch Rotborstige Weinbeere genannt, ist in China, Korea und Japan beheimatet. Sie wurde 1876 nach Europa eingeführt.
Frucht: Aus den hellrosa, in dichten filzigen Trauben sitzenden Blüten entwickeln sich orangerote, säuerlich süße Früchte. Sie sind klein, aber sehr aromatisch – ideale Naschfrüchte. Die Reifezeit liegt zwischen Mitte Juli und Anfang August.
Wuchs: Die Japanische Weinbeere wächst brombeerähnlich mit 2–4 m langen, schlanken Trieben. Sie hängen bogenförmigüber und bewurzeln bei Bodenkontakt sehr leicht. Die auffälligen dunkelroten Triebe sind mit vielen Borsten und wenigen feinen Stacheln besetzt.
Kultur: Als Pflanzabstand sollten Sie ca. 3 m einplanen. Die Art ist selbstfruchtend, eine Insektenbestäubung fördert jedoch den Fruchtansatz. Sonnige und warme Standorte auf kalkreichen humosen Böden sind ideal, doch sind auch halbschattige Lagen möglich.
Leuchtend rote Versuchung
Foto: NederBei der Sorte ‘Dorman Red’ handelt es sich um eine Kreuzung der Amerikanischen Sand-Brombeere (Rubus parviflorus) und der Himbeersorte‘Dorsett’. Sie ist erst seit einigen Jahren im Handel.
Frucht: Die saftigen, hellroten Früchte stehen in Dolden und entwickeln zur Reifezeit Mitte Juli bis Mitte August eine angenehme süßsaure Geschmacksnote. Die Pflanzen fruchten regelmäßig und reichlich. Genießen Sie die himbeerähnlichen Früchte als frisches Naschobst oder als Kuchenbelag, Rote Grütze oder Marmelade.
Foto: Neder Wuchs: Die Pflanze wächstähnlich stark wie eine Brombeere. Ihre langen Ruten sind nur leicht bedornt. Das brombeerähnliche Laub färbt sich im Herbst leuchtend gelborange. Die Pflanzen bilden keine Ausläufer und sind daher gut unter Kontrolle zu halten.
Kultur: Als Standort eignen sich sowohl vollsonnige als auch halbschattige Plätze. Die Frosthärte ist sehr hoch. Wegen des starken Wuchses sind Pflanzabstände von 3–4 m sinnvoll.
Robuste Riesenfrüchte
Foto: M. Schuppich/Adobe StockDie Taybeere (Rubus fruticosus x idaeus), auch Tayberry genannt, entstand in den 1960er Jahren in Schottland aus einer Kreuzung der Brombeersorte‘Aurora’ und einer Himbeersorte.
Frucht: Ihre Frucht ist walzenförmig, 3–4 cm groß und färbt sich vollreif dunkelrot. Im Geschmack ist sie himbeerartig, und – reif geerntet – sehr aromatisch. Auffällig ist der lange Zapfen in der Frucht, der sich abziehen lässt. Taybeeren können Sie ab Anfang Juli etwa drei Wochen lang ernten. Der Ertrag ist hoch.
Wuchs: Der kräftige und ausladende Wuchsähnelt dem einer Brombeere. Die langen Ruten sind mit feinen Stacheln besetzt, was manchmal als störend empfunden wird. Die Stacheln sind jedoch wenig„gefährlich“ beim Ernten, Formieren und Schneiden. Wer sie dennoch vermeiden möchte, kann auf die stachellose Sorte‘Buckingham’ zurückgreifen.
Kultur: In der Kulturführung ist die Taybeere anspruchslos und frosthart. Sie kann wunderbar am Zaun als Abgrenzung und in der bestachelten Form als wehrhafte„Einzäunung“ verwendet werden.
Kalifornische Kreuzung
Foto: mauritius images/Maggie Sully/AlamyBei der Boysenbeere (Rubus ursinus x idaeus), auch Boysenberry genannt, handelt es sich nicht um eine neue Pflanze, sondern um eine Wiederentdeckung. Sie wurde bereits um 1920 vom Kalifornischen Parkwächter Rudolph Boysen gezüchtet. Er kreuzte dafür eine Brombeere mit der Loganbeere (einer Kreuzung aus Himbeere und Brombeere).
Frucht: Die etwa 2–3 cm großen, tiefroten bis schwarzen Früchte erscheinen als Traube mit ca. drei bis fünf Früchten. Die Boysenbeere reift ab Anfang Juli, ihr Geschmack ist mild süß mit einer säuerlichen Abrundung.
Wuchs: Vom Wuchs herähnelt die Boysenbeere einer mittelstark wachsenden Brombeere. Die Ruten hängenüber und sind nur etwa halb so dick wie bei den Brombeeren. Interessant ist eine komplett dornenlose Form, die‘Thornless Boysenberry’.
Kultur: Die Boysenbeere gedeiht an sonnigen und halbschattigen Gartenplätzen. In rauen Lagen sollten Sie die Pflanzenbasis mit Laub und die Ruten mit Tannenreisig oder Jutesäcken vor starkem Frost schützen.
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg
Bezugsquellen
Baumschule Horstmann
Tel. 04892/899 34 00
www.baumschule-horstmann.de
Garten Schlüter
Tel. 04123/903 80
www.garten-schlueter.de
Baumschule Eggert (Japanische Weinbeere, Taybeere)
Tel. 04827/93 26 27
www.eggert-baumschulen.de