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Gefährliche Schönheit: der Riesen-Bärenklau
Foto: Augustin
Kaum zu verwechseln
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkuleskraut genannt, gehört wie die Möhre, Petersilie oder sein kleinerer Verwandter, der Wiesen-Bärenklau, zu den Doldenblütlern. Er wird bis drei Meter hoch und bildet Blütendolden von etwa einem halben Meter Durchmesser.
Aufgrund seiner imposanten Größe ist er kaum zu verwechseln. Lediglich die relativ seltene Echte Engelwurz (Angelica archangelica) und die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) erreichen ähnliche Dimensionen und bilden einen vergleichbaren Blütenstand aus. Ein Blick auf die Blattform genügt jedoch, um beide Arten sicher zu unterscheiden: Während das Herkuleskraut ein tief eingeschnittenes Blatt ausbildet, besitzt die Engelwurz ein aus Fiederblättern zusammengesetztes Blatt.
Das Herkuleskraut ist noch nicht lange in unserer einheimischen Flora zu finden. Vor etwa 100 Jahren wurde es erstmals von Botanikern als außergewöhnliche Zierpflanze aus seiner Heimat, dem Kaukasus, nach Westeuropa gebracht. In dieser vergleichsweise kurzen Zeit hat es sich rasant bei uns ausgebreitet.
Dekorativer Blütenstand
Der große, schirmartige Blütenstand setzt sich aus zahlreichen kleinen, weißen Einzelblüten zusammen, die reichlich Nektar produzieren. Aus diesem Grunde werden sie gerne von Bienen und anderen Insekten besucht (Bienenweide).
Nach der Blüte werden die Samen ausgebildet, und der Blütenstand stirbt ab, bleibt aber noch eine ganze Weile als imposanter „Schirm“ erhalten. Um derartige dekorative Trockenpflanzen zu erhalten, wurde die Herkulesstaude in der Vergangenheit teilweise kommerziell in Gärtnereien angebaut und ist auch heute noch in manchem Hausgarten anzutreffen.
Eine Gefahr – vor allem für den Menschen
Der Riesenbärenklau ist natürlich nicht die einzige Pflanzenart, die eingeschleppt wurde und sich bei uns ausbreiten konnte. Verschiedene Goldruten-Arten (Solidago), Pfeilkresse (Cardaria draba) oder Persischer Ehrenpreis (Veronica persica) sind weitere Beispiele. Im Gegensatz zur Herkulesstaude bergen sie aber keine Gesundheitsrisiken.
Der Pflanzensaft der Herkulesstaude hingegen verursacht bei Hautkontakt in Verbindung mit Sonnenlicht eine heftige Allergie. Die Symptome gleichen schweren Verbrennungen und müssen in der Regel ärztlich behandelt werden.
Besonders gefährdet sind Kinder, denn die hohlen Pflanzenstängel und die riesigen Blätter laden geradezu zum Spielen ein. Besonders tückisch ist die Tatsache, dass die Allergien bei bedecktem Wetter auch noch drei Tage nach dem Hautkontakt auftreten können, wenn die betroffenen Hautpartien dem Sonnenlicht ausgesetzt werden!
Von Natur aus bevorteilt
Folgende Konkurrenzvorteile haben die schnelle Ausbreitung ermöglicht:
- Es werden zahlreiche Samen ausgebildet.
- Die schwimmfähigen Samen verteilen sich schnell entlang von Gewässern.
- Es fehlen natürliche Gegenspieler.
- Die große Anpassungsfähigkeit erlaubt auch in Mittelgebirgslagen, abseits von Gewässern, ein ungebremstes Wachstum.
- Die riesigen Blätter beschatten den Boden derart stark, dass andere Pflanzen weitgehend zurückgedrängt werden.
Flora und Fauna bedroht
Mit fortschreitender Verbreitung des Neubürgers treten weitere Probleme auf:
- Einheimische, teils schützenswerte Flora und die damit verbundene Fauna, insbesondere an Gewässern, werden massiv verdrängt.
- Da die Herkulesstaude im Winter oberirdisch abstirbt, entstehen Kahlstellen, die verstärkt erosionsgefährdet sind.
Ausbreitung eindämmen
Es gilt daher, eine weitere Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus soweit wie möglich zu verhindern. Aufgrund seines ansprechenden Aussehens wurde das Herkuleskraut in der Vergangenheit häufiger in Ziergärten gepflanzt. Wegen der gesundheitlichen Risiken sollte darauf verzichtet werden.
Für Trockengestecke eignen sich zahlreiche „harmlosere“ Pflanzenarten ohne das Risiko der Verschleppung einer sich rasch ausbreitenden, nicht einheimischen Art. Beispielhaft seien hier Kugeldistel (Echinops) oder Vertreter der Familie der Kardengewächse (Dipsacus) genannt.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen kann sich der Riesen-Bärenklau normalerweise nicht dauerhaft etablieren. In der freien Landschaft muss gegen sich entwickelnde Pflanzenbestände vorgegangen werden.
Dies erfordert nicht nur entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, sondern auch einen langen Atem. Im Grunde genommen kann der Riesen-Bärenklau als zweijährige Pflanze angesehen werden. Wächst die Pflanze ungestört heran, stirbt sie meist nach der Blüte vollständig (wurzeltief) ab.
Erst durch Schnittmaßnahmen werden so genannte ruhende Knospen im oberen Teil der Wurzel zum Austrieb angeregt (siehe Zeichnung). Die Pflanze treibt wieder aus und kann so mehrere Jahre überleben. Diese Tatsache sollte man bei der Beseitigung von Altpflanzen berücksichtigen:
- Ein Abmähen oder Abschlagen der Blütentriebe hilft wenig. Die Pflanzen werden eher kräftiger und langlebiger.
- Es ist wesentlich effektiver, etablierte Pflanzen mit dem Spaten tief im Boden abzustechen. Dabei muss der Wurzelkopf mit den ruhenden Knospen abgetrennt werden, dann kann die Pflanze nicht mehr austreiben.
Die Herkulesstaude überdauert nicht mit Hilfe des Wurzelstockes. Es sind die zahlreichen neuen Keimpflanzen, die Jahr für Jahr aus den Samen gebildet werden, die das Überleben und die weitere Ausbreitung der Art sichern.
Im Gegensatz zu den Altpflanzen besitzen die Keimpflanzen rundliche, ganzrandige Blätter. Die kleinen Pflanzen sollten möglichst frühzeitig entfernt werden, bevor sie eine stärkere Wurzel gebildet haben.
Welche Gegenmaßnahmen darüber hinaus noch in Frage kommen, hängt unter anderem vom Standort der Pflanzen ab. Erkundigen Sie sich über angemessene Möglichkeiten bei Ihrer Kreisverwaltung (Untere Landespflegebehörde). Auskünfte erteilen auch Naturschutzverbände wie der Bund für Umwelt und Naturschutz (Telefon: 0711/620306-0, www.bund.net) oder die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (Telefon: 06131/671480, www.GNOR.de) sowie Dienststellen der Landwirtschafts- und Umweltministerien.
Dr. Bernd Augustin
Der kleine Unterschied
Von Juni bis Oktober blüht in unseren Breiten der heimische Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium). Der Name kommt von der Form seiner Blätter, die Bärentatzen ähneln. Er wird 50 bis 150 cm hoch.
Foto: Breder Der Stängel ist kantig, gefurcht, meist borstig behaart und 2 cm dick. Die Blätter sind gelappt bis fiederteilig und ebenfalls borstig behaart.
Die Blüten sind weiß und wachsen in flachen, zusammengesetzten Dolden, die einen Durchmesser bis zu 15 cm erreichen.
Die Blattscheiden sind auffällig groß. Sie dienen anfangs den Knospen der Blüten und Seitentrieben als Schutz.
Der Wiesen-Bärenklau ist an Ufern, in Gebüschen und in Auwäldern, vor allem aber auf überdüngten Wiesen anzutreffen. Die Blüten werden gern von Schwebfliegen, den bedeutendsten Nützlingen in Garten und Landschaft, besucht. Weil ihr Rüssel nur kurz ist, sind die leicht zugänglichen Blüten der Doldenblütler für sie als Nahrungsquelle besonders geeignet. Bei gutem Wetter können Sie daher auf den Büten des Wiesen-Bärenklaus die verschiedensten Arten der Schwebfliege beobachten.
Bitte beachten Sie, dass auch der heimische Wiesen-Bärenklau giftig ist und bei Hautkontakt Bläschenbildung möglich ist.