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Neophyten im Porträt: die Kultur-Heidelbeere
Foto: Breder Biologie und Merkmale
Mmmhh, lecker ... und das soll Sünde sein? Nun haben es auch die aus Amerika stammenden Kultur-Heidelbeeren (Vaccinium angustifolium x corymbosum) geschafft, auf die Fahndungsliste der Botaniker zu gelangen, da sie sich unerwünscht ausbreiten.
Verwilderte Kultur-Heidelbeeren zeigen sich variabel: Manche ähneln eher Vaccinium angustifolium, einem niedrigen Strauch (5–20 cm groß), der ausgedehnte Ausläufer bilden kann. Seine Blätter sind elliptisch, am Rande gesägt und werden ca. 2,5 cm lang. Die Früchte erreichen eine Größe von 5–7 mm.
Andere Wildwüchse kommen eher nach dem anderen „Elternteil“ Vaccinium corymbosum. Dieser Strauch wächst 1–5 m in die Höhe, hat 4–7 mm lange, unterseits behaarte Blätter, und die Früchte werden 7–12 mm groß.
Was wir Menschen schätzen, mögen auch Vögel und Säugetiere, die mit dem Beerenverzehr für die Ausbreitung der Samen sorgen. Hat sich die Pflanze erst an ihrem neuen Standort etabliert, kann sie sich über klonales Wachstum (vegetative Vermehrung z.B. über Ausläufer) ausbreiten.
Herkunft und Standort
Foto: Breder Die Kultur-Heidelbeere ist eine Zuchtform aus Arten, die aus Nordamerika stammen (s.o.): V. angustifolium und V. corymbiferum wurden beide im 18. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Die Hybridform wird seit 1929 in Deutschland im Erwerbsgartenbau kultiviert. Auch mancher Hobbygärtner schätzt sie heutzutage in seinem Garten.
Verwilderte Exemplare findet man in der Nähe der Anbauflächen in Kiefernforsten und Moorgebieten. Sie gedeihen auf moorigen und sandigen Böden mit einem niedrigen pH-Wert. Dort können sie dichte Bestände bilden, die 2–3 m hoch werden. In Hochmooren finden sich solche Bestände vor allem in Randbereichen und auf abgetorften und entwässerten Flächen.
Problematische Auswirkungen
Dichte Strauchschichten verwilderter Kultur-Heidelbeeren verdrängen lichtliebende, krautige Arten. Das ist besonders in Moorgebieten bzw. deren De- und Regenerationsstadien ein Problem, wo gefährdete, an die Bedingungen im Moor angepasste Arten zurückgedrängt werden können.
Auch verdunsten die dichten Strauchschichten viel Wasser, was zu einer erhöhten Austrocknung der moorigen Standorte – und ihrer Degeneration (Rückbildung) – führt. In Kiefernforsten können die dichten Strauchschichten die Naturverjüngung heimischer Baumarten unterdrücken und ein Hindernis für forstliche Arbeiten darstellen.
Bekämpfung
Vorbeugend sollten neue Plantagen einen Abstand von mindestens drei Kilometern zu Moorgebieten haben. Eine Bekämpfung kleinerer Bestände z.B. durch wiederholtes Zurückschneiden oder Ausgraben macht in diesen Moorgebieten nur dann Sinn, wenn dabei Störungen des empfindlichen Biotops ausgeschlossen werden können.
Weitere Informationen unter www.neobiota.de.
Christiane Breder