- Pflanzenporträts
Paprika und Chili anbauen
Foto: bobex73/Adobe Stock
Sie können süßlich mild oder höllisch scharf sein – dabei gehören Paprika, Peperoni und Chili alle zur Pflanzengattung Capsicum aus der Familie der Nachtschattengewächse. Ihre ursprüngliche Heimat ist Mittel- und Südamerika, wo Wildformen schon vor über 9000 Jahren genutzt wurden. Mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus kamen sie schließlich nach Spanien und den Rest von Europa. Im Laufe der Jahrhunderte ist daraus eine große Vielfalt in Form- und Farbgebung entstanden. Besondere Namen spiegeln dabei oft auch die Schärfe wider: Spanischer Pfeffer, Peperoni, Jalapeño, Red Pepper oder die ‘Carolina Reaper’ (Sensenmann). Ob Sie nun eher mild oder scharf bevorzugen, der Anbau lohnt sich auch im eigenen Garten! Denn die Anzucht von der Aussaat bis zur Ernte und letztendlich Verwendung erfüllen einen mit großer Freude – manchmal spürt man diese auch noch ein zweites Mal!
Aussaat bis Ernte
Paprika und Chilis sind wahre Spätentwickler, beginnen Sie daher mit der Aussaat auf der Fensterbank schon ab Ende Februar, also etwa zehn Wochen vor dem letzten zu erwartenden Frost. Gut zur Anzucht geeignet sind dabei flache Schalen oder kleine Töpfchen, die Sie mit Anzuchterde befüllen. Verteilen Sie darauf die Samen gleichmäßig und decken Sie diese anschließend etwa 1 cm dick mit Erde ab. Zur Keimung benötigen die Samen relativ hohe Temperaturen um 25 °C. Sobald die Keimlinge etwa vier Blättchen gebildet haben, wird es Zeit zum Pikieren (Vereinzeln). Danach kultivieren Sie die Pflanzen bis zum Auspflanzen etwas kühler (20–22 °C), jedoch möglichst hell weiter. Sofern Sie zu Hause keine optimalen Anzuchtbedingungen haben, empfiehlt es sich, Jungpflanzen zu kaufen.
Foto: Kleinworth
Die vorgezogenen Jungpflanzen sollten eine gute Größe haben, bevor Sie sie ab Mitte Mai ins Freiland oder Gewächshaus pflanzen. Optimal ist ein lockerer, frischer, humoser Boden, der gut durchlässig ist und einen pH-Wert zwischen 6,0 und 6,5 hat. Paprika lieben zudem Wärme und Sonne, wählen Sie daher einen möglichst sonnigen Standort in Ihrem Garten (sechs bis acht Stunden täglich). Als Pflanzabstände empfehlen sich ca. 45–60 cm in der Reihe und 60–90 cm zwischen den Reihen.
Foto: geshas/Adobe Stock
Da Paprika und Chili zu den Starkzehrern gehören, ist eine gleichmäßige Nährstoffversorgung für eine optimale Fruchtentwicklung wichtig. Eine Grunddüngung aus Kompost oder Hornspänen liefert in der Regel genügend Nahrung für die ersten Wochen. Während der weiteren Kulturzeit benötigen die Pflanzen dann viel Stickstoff, aber auch Phosphor, Kalium und Kalzium. Letzteres vor allem, um der Blütenendfäule vorzubeugen. Halten Sie den Boden während der Wachstumsphase gleichmäßig feucht, vermeiden Sie jedoch Staunässe. Empfehlenswert ist das Mulchen mit Rasenschnitt. Als weitere Pflegemaßnahme sollten Sie die Pflanzen frühzeitig mit Stäben stützen, da die reifenden Früchte viel Gewicht mit sich bringen.
Befolgen Sie diese Schritte, steht einem erfolgreichen Anbau eigentlich nichts mehr im Wege. Nur in kühlen Sommern kann es hin und wieder passieren, dass die Pflanzen nicht recht blühen wollen. Das liegt daran, dass die Blüten erst bei konstant milden Nachttemperaturen von durchschnittlich 15 °C induziert werden. Foto: Mila Makhova/Adobe Stock Bei Paprika ist es wichtig, dass Sie die erste Blüte ganz oben (Königsblüte) entfernen, damit sich die Pflanzen verzweigen und mehr Blüten bilden.
Krankheiten und Schädlinge
Auch wenn Paprika seltener als andere Kulturen von Schaderregern heimgesucht werden, bleiben sie nicht ganz davon verschont. Besonders bei trockener Witterung im Freiland und im Gewächshaus können Blattläuse und Weiße Fliegen auftreten. Einen Befall können Sie in der Regel jedoch tolerieren.
Besonders während feuchter Witterungsphasen machen sich gerne Schnecken an den Pflanzen zu schaffen. Ihnen können Sie gut durch regelmäßiges Absammeln begegnen.
Welkekrankheiten durch einen Pilzbefall beugen Sie am besten durch frischen Boden im Gewächshaus und wechselnde Standorte im Freiland vor. Weiteren Pilzkrankheiten wie Mehltau und Rost können Sie durch eine gute Kulturführung, passenden Standort und gezielte Bewässerung vorbeugen.
Verwerten und konservieren
Foto: Medard/Adobe Stock
Die süßlichen Gemüsepaprika können Sie bekanntermaßen roh genießen oder in verschiedenen Gerichten wie Suppen, Eintöpfen, Pfannengerichten und Soßen verwenden. Blockpaprika lassen sich gut mit Reis, Couscous, Fleisch oder Gemüse füllen und dann backen oder grillen.
Um Gerichten Würze und Schärfe zu verleihen, können Sie Chilis im Ganzen mitkochen oder fein geschnitten dazugeben. Darüber hinaus können Sie die Früchte auch gut trocknen und dann zu Pulver mahlen. Oder Sie legen ganze getrockneten Chilis in Öl ein, um dieses zu aromatisieren.
Paprika, Peperoni oder Chili?
Je nach Schärfegrad, der in der Maßeinheit Scoville angegeben wird, werden die verschiedenen Capsicum-Arten und -Sorten grob in Paprika, Peperoni und Chili eingeteilt.
Paprika: Gemüsepaprika wie Block- oder Spitzpaprika sind süß. Sie haben einen Scoville-Wert nahe null, da sie wenig bis gar kein Capsaicin enthalten.
Foto: Ruslan Gilmanshin/Adobe StockPeperoni: Der Scoville-Wert von Peperoni kann je nach Sorte variieren und liegt etwa zwischen 100 und 500 Scoville.
Chili: Der Scoville-Wert bei Chilis kann je nach Sorte erheblich variieren. So gibt es milde Sorten wie ‘Anaheim’ (ab 500 Scoville) bis hin zu extrem scharfen Sorten wie ‘Carolina Reaper’ (Foto) mit bis zu 2,2 Mio. Scoville, belegt durch einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde.
Thomas Kleinworth
Bundesfachberater, Geschäftsführer und Fachberater
des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde