- Pflanzenporträts
Passionsblumen kultivieren
Blütenpracht am laufenden Meter
Foto: mauritius images/Gengis/Alamy
Den ganzen Sommer über erfreuen uns die faszinierenden Blüten der Passionsblume mit ihrem Duft und ihrem Aussehen. Ebenso werden viele Insekten von dem Nektar und Pollen, den die Blüten bereithalten, angezogen. Es gibt bis zu 530 verschiedene Arten von Passionsblumen, die eine eigene Familie bilden – die Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Sie kommen in den tropischen und subtropischen Gebieten unserer Erde vor, einige Arten eignen sich aber auch für unsere Kleingärten.
Lange Ranken, tolle Blüten
Foto: Flora Press/Arnaud Descat
Am bekanntesten ist die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea), die ursprünglich als Zimmerpflanze bekannt geworden ist. Sie bildet lange Ranken, die sich selbstständig an Rankhilfen festklammern können. Meistens werden sie an einem rund gebogenen Draht im Kreis gezogen und so im Handel angeboten.
Bei den bis zu 7 cm großen Blüten fällt ein Kranz aus unzähligen Staubblättern auf, die an der Basis dunkelviolett, im mittleren Teil weiß und am Ende blau gefärbt sind. Sie sind steril, denn sie enthalten, im Gegensatz zu den fünf fertilen Staubblättern in der Blütenmitte, keinen Pollen (siehe Kasten).
Die Blütezeit der Blauen Passionsblume reicht in ihrer Heimat Südamerika von Mai bis Juli. Allerdings belohnen alle als Kübelpflanze gezogenen Passionsblumen unsere Pflege mit einer bis in den Herbst reichenden Blüte. Voraussetzung ist, dass abgeblühte Blüten immer gleich entfernt werden. Bei der Blauen Passionsblume ist das auch nicht tragisch, denn ihre Früchte sind ohnehin nicht essbar. Von dieser Art gibt es verschiedene Zuchtformen, unter anderem ‘Constance Elliott’ mit reinweißen Blüten und ‘Pierre Pomie’ (weiß mit rosa Staubblättern).
Foto: Flora Press/Dieter Schinner
Die Winterharte Passionsblume (Passiflora incarnata) aus dem Südosten der USA bildet hingegen essbare Früchte. Ihr Kranz aus rosa bis hellviolett gefärbten sterilen Staubblättern, die am Ende gewellt sind, ragt über die Blüten- und Kelchblätter hinaus, sodass diese fast nicht mehr zu sehen sind. Die Sorte ‘Alba’ blüht reinweiß.
Foto: Flora Press/Bildagentur Beck
Eine weitere Art mit essbaren Früchten ist die Rote Passionsblume (Passiflora coccinea), auch Rote Granadilla genannt. Ihre Blüten sind leuchtend rot gefärbt, und der „Strahlenkranz“ ist an der Basis weiß. Sie stammt aus dem Amazonasgebiet und liebt Wärme.
Foto: mauritius images/Jspix/imageBROKER
Es gibt noch weitere Arten, deren Früchte essbar sind. Am bekanntesten ist die Maracuja (Passiflora edulis), auch Passionsfrucht genannt. Die viele Kerne enthaltenden Früchte werden vorwiegend zu Saft verarbeitet, lassen sich jedoch auch roh genießen, am einfachsten durch Auslöffeln. Aus den Samen gekaufter Früchte können Sie sich Pflanzen heranziehen, die genauso spektakuläre Blüten haben wie die Blaue Passionsblume.
Allerdings lohnt sich der Anbau wegen der Früchte in unserem Klima oft nicht, da die Passionsfrucht mindestens zwei Monate lang warmes und sonniges Wetter benötigt, damit die Früchte reif werden. So können Sie nur im Gewächshaus mit einer regelmäßigen Ernte rechnen. Zudem ist zur Fruchtbildung mindestens eine zweite Pflanze als Bestäuber notwendig.
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Für bestes Wachstum
Alle Passionsblumen mögen einen durchlässigen und lockeren Boden. Für die Kultur im Kübel mischen Sie einer handelsüblichen Blumenerde Tongranulat, Lavagrus oder Perlite bei. Der Standort muss hell, warm und sonnig sein. Stauende Hitze, wie z.B. an einer Wand, mögen die Pflanzen allerdings nicht. Eine gleichmäßige Wasserversorgung mit kalkarmem Wasser (Regenwasser) ist wichtig.
Um eine andauernde Blüte zu erreichen, sollten Sie die Pflanze mindestens alle zwei Wochen mit einem handelsüblichen Flüssigdünger versorgen. Da die genannten vier Arten bis zu 4 m lange Ranken ausbilden, kann das Rankgerüst ruhig etwas größer ausfallen. Am besten geeignet sind in die Erde einsteckbare Rankhilfen aus Bambus oder Kunststoff, die sich nach oben hin verbreitern.
Gut durch den Winter
Je nach Herkunft haben Passionsblumen unterschiedliche Ansprüche an die Überwinterung. Die Blaue und die Winterharte Passionsblume vertragen Temperaturen bis etwa –10 °C und können in Regionen mit mildem Klima durchaus den Winter im Freien verbringen. Dann sollten Sie allerdings im Garten ausgepflanzt sein. Nach den ersten Frösten stirbt die Pflanze oberirdisch ab. Decken Sie den Wurzelbereich mit einer dicken Laubschicht ab – so treibt die Pflanze im nächsten Frühjahr wieder aus und bildet neue Ranken.
Falls Sie diese beiden Arten im Topf kultivieren, sollten Sie sie frostfrei, hell und kühl (5–15 °C) überwintern. Das gilt ebenso für die Maracuja. Bevor Sie die Pflanzen im Herbst ins Winterquartier bringen, schneiden Sie sie am besten auf ein Drittel zurück. Um Platz zu sparen, können Sie auch das große Rankgerüst nach dem Rückschnitt vorsichtig entfernen und die Pflanze mit ein paar einzelnen in die Erde gesteckten Stäben stützen.
Die aus den Tropen stammende Rote Passionsblume können Sie hingegen bei Zimmertemperatur auf der Fensterbank überwintern. Hier verzichten Sie auf den Rückschnitt. Da trockene Heizungsluft den Befall mit Spinnmilben fördert, sollten Sie die Blätter regelmäßig mit Wasser besprühen.
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Im Frühjahr topfen Sie Ihre Passionsblumen am besten in ein etwas größeres Gefäß um und schneiden alle Seitentriebe auf fünf Augen zurück. So sorgen Sie für einen üppigen Knospenansatz. Erst nach den Eisheiligen Mitte Mai können Passionsblumen ins Freie umziehen.
Damit die Passionsblume sich allmählich an die intensive Sonneneinstrahlung gewöhnen kann, muss sie draußen ein paar Tage schattig stehen. Sonst gibt es Sonnenbrand, und die Pflanze muss neue Blätter austreiben. Das kostet zusätzliche Kraft und verzögert den Beginn der Blüte. Bei im Freiland überwinterten Pflanzen entfernen Sie ab Mitte Mai die Laubabdeckung und düngen die Pflanze mit Kompost.
Passionsblumen sind in der Kultur nicht komplizierter als andere Kübelpflanzen. Die Kultur der winterharten Arten ist sogar sehr einfach. So haben Sie in jedem Jahr wieder viel Freude an den spektakulären Blüten.
So werden Passionsblumen bestäubt
Foto: Flora Press/BIOSPHOTO/Roger Dauriac In der Mitte der Blüte befinden sich fünf fertile (Blütenstaub enthaltende) Staubblätter, die am Grund zu einer ca. 1 cm langen Säule verwachsen sind. An ihrer Basis liegt ein Kranz aus Nektar enthaltenden „Honigdrüsen“. Über den Staubblättern sitzt der eiförmige Fruchtknoten, aus dem drei Fruchtblätter herausstehen. Sie enden in einer klebrigen Verdickung, an der bei der Befruchtung der von den Insekten transportierte Blütenstaub kleben bleibt.
Claudia Heger
Fachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde