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Physalis und ihre Schwestern

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Physalis sind vielfältig!Foto: Buchter-Weisbrodt In der großen Familie der Nachschattengewächse (Solanaceae) dominiert mit Abstand die Tomate – im weltweiten Anbau wie auch in unseren Gärten. Auch die verwandten Paprika und die Kartoffel sind beliebte Vertreter. In einigen Ländern spielen auch Auberginen, Goji-Beeren und Andenbeeren eine große Rolle.
Im Kleingarten lassen sich Physalis, Tamarillo, Pepino und Co. ähnlich leicht wie Tomaten kultivieren und bringen Vielfalt auf den Teller. Probieren Sie doch einfach mal einen der „exotischen“ Vertreter der Nachtschattengewächse aus.

 

Die Familie der Nachtschattengewächse umfasst knapp 100 Gattungen und über 2700 Arten. Darunter befinden sich Zierpflanzen, essbare Arten, Rausch- und Giftpflanzen, wobei einige auch mehreren Gruppen angehören. So ist die Engels­trompete eine Zier-, Rausch- und Giftpflanze oder die Lampionblume eine Zierpflanze, deren Früchte aber essbar sind.

Zierpflanzen: Blauer Kartoffelbaum, Engelstrompete, Korallenstrauch, Lampionblume, Petunie, Veilchenstrauch, Ziertabak

Halluzinogene Arten: Alraune, Bilsenkraut, Engelstrompete, Stechapfel, Tollkirsche

Giftpflanzen: Alraune, Bilsenkraut, Engelstrompete, Schlafbeere, Schwarzer Nachtschatten, Stechapfel, Tabak, Tollkirsche

Essbare Arten: Aubergine, Gojibeere, Kartoffel, Litschitomate, Paprika, Pepino, Physalis-Arten, Tamarillo, Tomate

LitschitomateFoto: Элис/Adobe Stock Stachelige Angelegenheit: Litschitomate

Da es nicht ganz einfach zu unterscheiden ist, welche Arten in welchem Reifestadium giftig sind, ist ein wohlüberlegter Umgang mit den Vertretern dieser Familie ratsam. Halten sich kleine Kinder im Garten auf, sollten Sie von bestimmten Arten wie dem Rotfrüchtigen und dem Gelbfrüchtigen Nachtschat­ten absehen, deren Beeren in unreifem Zustand hochgiftig sind, bei einigen Arten ist der Genuss auch bei Vollreife umstritten – also eher die bekannteren Vertreter wählen.

Vielfach enthalten auch Blätter und Blüten giftige Inhaltsstoffe. Selbst wenn von ein paar Arten bekannt ist, dass in ihren Ursprungsländern nicht nur die Früchte genutzt werden, sollten Sie prinzipiell davon Abstand nehmen, die Blätter zuzubereiten.

Einjährige Liebhaber-Arten

Unter den Nachtschattengewächsen gibt es etliche Arten, die bisher noch wenig bekannt sind. Da sie aromatische Früchte liefern und sich ähnlich wie Tomaten kultivieren lassen, lohnt sich das Ausprobieren.

Minipepino (Solanum caripense, auch Urpepino oder Tzimbal): kleine, aromatische, in Trauben hängende Früchte.

Gelbfrüchtiger Nachtschatten (Solanum villosum subsp. villosum): erbsengroße, gelbe Beeren, nur vollreif essen!

Rotfrüchtiger NachtschattenFoto: UMIT/Adobe Stock

Rotfrüchtiger Nachtschatten (Solanum villosum subsp. alatum): erbsengroße, orangerote Beeren, nur vollreif essen!

Hei Tien Tsai (Solanum guineense, auch Chichiquelite): sehr reich­tragende, südafrikanische Art mit erbsengroßen, schwarzen, süßen Beeren, Ernte von Juli bis Frostbeginn, nur vollreif essen!

JaltomateFoto: saurabh/Adobe Stock Jaltomate Jaltomate (Jaltomata): Pflanzengattung mit 60 Arten, etliche sind essbar, je nach Art erbsen- bis kirschgroße, gelbe, orange, rote oder schwarze Beeren.

Miltomate (Miltomato loco): knackige, schwarze, süße Beeren, etwas kleiner als Jaltomate.

Litschitomate (Solanum sisymbriifolium, auch Klebriger Nachtschatten): knapp 3 cm große, fruchtige, rote Beeren; sehr robust, ganze Pflanze stark bestachelt!

 

Vielfältige Physalis

Die Gattung Blasenkirsche (Physalis) umfasst über 100 Arten, von denen nur wenige genutzt werden. Typisch für alle Physalisarten sind samtige Blätter, behaarte Stängel, gelbe Blüten mit schwarzem Schlund und die wie Lampions aussehenden Hüllen, die jeweils eine Beere umschließen. Die Fruchtgröße reicht von 1–3 cm.

Die bei Vollreife je nach Art oder Sorte meist gelbe bis orangefarbene Beere enthält zahlreiche Samen. Verbleiben reife Früchte auf dem Boden, bilden sich willig neue Pflanzen. Vom Aussäen bis zur ersten Blüte vergehen gut 70 Tage, von der Blüte bis zur Fruchtreife etwa 80 Tage.

Ernten und lagern Sie die Beeren mit Hülle, da diese die Frucht me­cha­nisch und durch ihre Inhaltsstoffe – etwa Tannine und Alkaloide – schützt. Mit Hülle bleiben die Früchte bei Zimmertemperatur über 30 Tage frisch, im Kühlschrank sogar mehrere Monate. Hüllenlose Beeren halten sich bei Zimmertemperatur nur knapp zwei Wochen.

Physalis für den Garten

Die bekanntesten in unserem Klima kultivierbaren Arten sind:

AndenbeereFoto: Svetoslav Radkov/Adobe StockAndenbeere (Physalis peruviana): beliebte, gut 150 cm hohe Art mit aromatischen, orangegelben Früchten, in mehreren Ländern wichtige Erwerbskultur; in Europa die wichtigste Art.

Sortentipps:
‘Deep Orange’: orangefarbene Selektion mit milden, großen, kugeligen Früchten, deren Hülle auch bei Vollreife leicht grünlich bleibt

‘Lucie’s Big’: große Pflanzen mit großen, flachrunden, gelben, saftig-fruchtigen Beeren
‘Schönbrunner Gold’: großfrüchtige Selektion der Wiener Forschungsanstalt Schönbrunn mit goldgelben, aromatisch-süßsäuer­lichen Beeren

Ananaskirsche (Physalis pruinosa): Die essbaren Beeren sind klei­ner als Andenbeeren, die Vegetationszeit ist kürzer, der Wuchs ist mit nur 1 m Höhe kompakter, gut zur Kultur im Kübel geeignet.

Sortentipps:
‘Goldie’: Selektion mit sehr süßen, fruchtigen, recht großen, gelben, kugeligen Früchten

‘Izumii’: sehr ertragreiche, kleinwüchsige Pflanze mit kleinen, sehr süßen, ab Juli reifenden, hellgelben Früchten

Tomatillo (Physalis philadelphica): bis 2 m hohe Pflanze mit großen Beeren, die als Gemüse genutzt werden; zahlreiche Auslesen mit weißen, gelben, violetten oder lilafarbenen Beeren.

Sortentipps:
‘Deep Purple’: bei Vollreife innen tiefviolette, flachrunde Frucht mit hoher Färbekraft

‘Mexican Husk’: Auslese mit violettroten, großen, aromatisch-­sü­ßen, kegelförmigen Früchten.

‘Queen of Malinalco’: Auslese mit großen, spitz zulaufenden bis herzförmigen, hellgelben Früchten mit mild-süßlichem Geschmack

Aztekenkirsche (Physalis coztomatl): Urform der Andenbeere mit sehr kleinen, violett gepunkteten Früchten, leicht bitter.

Zwergerdkirsche/Sonnenbeere (Physalis minima): 30–40 cm hohe Pflanzen mit hellgelben, lila gesprenkelten Beeren, Reifebeginn schon im August.

Klebrige Erdkirsche (Physalis viscosa, auch Sternhaar-Blasenkirsche genannt): nur 30 cm hohe Pflanze mit essbaren, gelbgrünen Früchten.

Lampionblume (Physalis alkekengi var. franchetii): Floristik- und Gartenzierpflanze mit leuchtend hellroten Lampions, mehrjährig, winterhart, sehr kleine Beeren, reife Früchte sind essbar, aber wenig aromatisch.

So gelingt der Anbau

Je nach Klimazone wachsen Physalis ein- oder mehrjährig. Bei uns ist eine jährliche Aussaat Ende Januar bis Anfang März üblich. Die wie Tomaten behandelten Jungpflanzen kommen Anfang Mai ins Freiland. Die Anzucht aus Samen erfolgt neun bis zehn Wochen vor dem Auspflanzen. Die nach zehn bis 15 Tagen gekeimten Sämlinge wollen warm und sonnig stehen, damit sich kompakte Jungpflanzen entwickeln.

Der Platz im Garten sollte vollsonnig bis allenfalls halbschattig sein und möglichst windgeschützt. Während Tomaten humusreichen, nährstoffhaltigen Boden bevorzugen, verhindert bei Physalis ein leichter, eher magerer Boden, dass die Pflanzen zu sehr ins Kraut schießen und dann nur wenig Früchte ansetzen.
 

Pepinos tragen reich

Die großen, saftigen Früchte der Pepino (Solanum muricatum, auch Melonenbirne) schmecken melonenartig, sind fast samenlos und mit dunklen Streifen auf gelbem Grund sehr dekorativ. Die am Grund verholzte, ansonsten krautige Pflanze wird bis zu 1 m hoch und möchte einen vollsonnigen Standort und ähnlich viel Wasser und Dünger wie Tomaten. Wollen Sie nicht jährlich neue Pflanzen kaufen, können Sie Pepino in Töpfen ziehen und im Haus bei 20 °C auf der Fensterbank oder bei 4–8 °C dunkel und trocken überwintern. Nach den letzten Nachtfrösten kann sie im Frühjahr wieder ins Freie.

PepinosFoto: nutt/Adobe Stock

Nachdem die ersten Blüten erschienen sind, entfernen Sie blütenlose Äste, um die Fruchtbildung und -größe zu fördern, und geizen Sie einen Teil der Seitentriebe aus. Von der Blüte bis zur erntereifen Frucht vergehen 80 bis 100 Tage. Bei optimalen Bedingungen können Sie bis zu 5 kg je Pflanze ernten. Die Früchte sind erntereif, sobald die Grundfarbe von weißlich Grün nach Gelb umschlägt und sie leicht duften. Mit unverletzter Schale halten sie sich im Kühlschrank bis zu zwei Monate.


Gestalten Sie die Beete so, dass zahlreiche Erntegänge möglich sind, ohne die Pflanzen zu beeinträchtigen. Je nach Art und Sorte benötigen Physalis 60–100 cm Abstand. Stabilisieren Sie die Pflanzen mit Stäben, Schnüren oder Netzen, damit die Seitentriebe nicht abbrechen.

Gießen und düngen Sie verhalten, aber sehr gleichmäßig. Starke Regengüsse nach Trockenheit führen sonst zum Aufplatzen der Beeren in der geschlossenen Hülle. Wie Tomaten lieben Physalispflanzen eine Mulchschicht – sie trägt zu gleichmäßiger Bodenfeuchtigkeit bei. Schaderreger machen selten Probleme – unter ungünstigen Bedingungen können Spinnmilben oder Weiße Fliegen auftreten, in regenreichen Jahren kann Falscher Mehltau die Blätter und sogar die Hüllen befallen.

Tomatillo mit großen FrüchtenFoto: Judith/Adobe Stock Tomatillos wachsen stark und tragen große Früchte.

Viele Wochen reiche Ernte

Sobald sich die ersten Hüllen von Grün nach Gelb verfärben und strohig-trocken werden, beginnt die Ernte, je nach Sorte und Anbaubedingungen, ab August. Sie zieht sich über viele Wochen bis zum Frost hin. Einige Sorten lassen reife Früchte samt Hülle fallen, die Sie dann zeitnah aufsammeln sollten. Erwerbsanbauer erzielen bis zu 300 Früchte je Physalispflanze, doch auch im Kleingarten sind 100 Früchte keine Seltenheit. So können Sie mit wenigen Pflanzen mehrere Monate lang für exotisches Naschobst sorgen.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

 

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