- Pflanzenporträts
Rittersterne für die Fensterbank
Foto: Alexander/Adobe Stock
Eine der beliebtesten Zimmerpflanzen während der Winter- und Weihnachtszeit ist der Ritterstern (Hippeastrum), der umgangssprachlich auch Amaryllis genannt wird. Kein Wunder, bringt er mit seinen eindrucksvollen Blüten in der dunklen Jahreszeit doch Farbe auf die Fensterbänke. Seinen Ursprung hat der Ritterstern in den subtropischen Regionen Südamerikas, wo bis zu 100 Wildarten heimisch sind. Bei den weltweit verbreiteten Zierpflanzen handelt es sich um Nachkömmlinge einer peruanischen Wildart aus den Anden, in die im Laufe der Zeit immer wieder neue Arten eingekreuzt wurden.
Einfarbig bis gestreift
In den Wintermonaten entwickeln Rittersterne ihre bis zu 80 cm langen Blütenstiele. Jeder Stiel trägt dann drei bis vier große, meist waagerecht abstehende oder leicht hängende Trichterblüten. Der Durchmesser einer Einzelblüte kann, je nach Sorte, bis zu 30 cm betragen. Bei besonders langen Blütenstielen ist es ratsam, dass Sie einen Stab als Stütze verwenden, damit der Stiel unter dem Gewicht der Blüten nicht knickt.
Das Farbspektrum der Blüten reicht von elegantem Weiß wie bei ‘Akiko’ über zartes Rosa wie bei ‘Sweet Nymph’ bis zu kräftigem Rot bei ‘Red Cream’ und Dunkelrot bei ‘Benfica’. Selbst Sorten mit zartgelben Blüten wie ‘Yellow Star’, rot-orangefarbenen Blüten wie ‘Oranje Eos’ oder mehrfarbig gestreiften Blüten wie bei ‘Spartacus’ sind im Handel erhältlich. Auch gefüllte Sorten wie ‘Double Dragon’ werden immer häufiger angeboten.
Lose oder getopft?
Ob Ihre neue Lieblingssorte lose oder in getopfter Form erhältlich ist, hängt u.a. von der Jahreszeit ab. Ab Herbst sind Zwiebeln als lose Ware erhältlich. Pflanzen Sie sie in frische Erde, damit sie ca. sechs Wochen später blüht. Sie können die Zwiebel zunächst auch ohne Topf dekorieren, denn in der Zwiebel sind alle Nährstoffe eingelagert, die sie für eine Blütenphase benötigt. Spätestens nach der Blüte muss sie jedoch in Erde gesetzt werden, um Kraft für das nächste Jahr zu sammeln. Lose Zwiebeln erhalten Sie vor allem auf Messen, Ausstellungen, in Gartenfachcentern oder online. Dort ist auch die Auswahl an ausgefalleneren Sorten groß.
Die klassischen, eher einfachen Rittersterne in Rot, Weiß oder Rosa erhalten sie ab November in getopfter Form fast überall im Handel. Sie blühen ca. drei Wochen nach dem Kauf.
Foto: Tatiana Foxy/Adobe Stock
Pflege rund ums Jahr
- Nach der Blüte welke Blüten samt Stiel entfernen, regelmäßig gießen, erstmals mit Flüssigdünger düngen.
- Ab März/April an einen wärmeren Ort stellen, mehr gießen, alle drei Wochen düngen, damit sich die Blätter gut entwickeln.
- Ab Ende Mai möglichst ins Freie, an einen absonnigen bis halbschattigen Platz stellen. Ideale Temperatur zwischen 24 und 26 °C. Gut wässern und düngen, neue Blüten werden jetzt in der Zwiebel angelegt.
- Im August Gießen und Düngen einstellen, Laub welken und eintrocknen lassen, damit die Pflanze in die Ruhephase übergehen kann.
- Im September und Oktober eingetrocknete Blätter abschneiden, Zwiebel in trockener Erde dunkel bei ca. 16 °C z.B. im Keller ruhen lassen.
- Im November Zwiebel flach in frische, handelsübliche Zimmerpflanzenerde umtopfen. Zwiebel nur zur Hälfte mit Erde bedecken. Pflanze leicht angießen. Nächste Wassergabe erfolgt nach erstem Austrieb. Optimale Temperatur liegt tagsüber bei ca. 20 °C, nachts kann auf bis zu 16 °C abgesenkt werden. Je niedriger die Temperatur während der Blütezeit ist, desto länger hält die Blüte.
- Ab Dezember, sobald der Austrieb 10 cm lang ist, mäßig über den Untersetzer gießen, Wassergaben langsam steigern, der Verbrauch steigt mit jedem Blatt und jeder Knospe, Staunässe vermeiden.
Seit einiger Zeit in Mode, aber ökologisch eher bedenklich, sind in Wachs getauchte Zwiebeln. Damit eine solche Zwiebel nicht zum Wegwerfartikel wird, entfernen Sie nach der Blüte vorsichtig das Wachs und setzen Sie sie in frische Erde. So erhält sie eine gute Überlebenschance.
Achten Sie beim Kauf ansonsten auf möglichst große Zwiebeln, bei denen eine, besser zwei Knospen sichtbar sind. Diese Zwiebeln sind älter und blühen üppiger.
Heimat simulieren
Wie Narzissen und Tulpen gehört der Ritterstern zu den Zwiebelblumen, wodurch sich sein Lebenszyklus von dem der normalen Zimmerpflanzen unterscheidet. In seiner Heimat durchläuft der Ritterstern im Jahr drei Vegetationsphasen: Im Frühling blüht er, im Sommer wächst er, und ab Herbst befindet er sich in der Ruhephase. In diesen Phasen stellt die Pflanze unterschiedliche Ansprüche.
Damit Ihr Ritterstern auch als Zimmerpflanze regelmäßig blüht, müssen Sie diese Phasen also simulieren und die Pflegemaßnahmen entsprechend anpassen (s. Kasten). Sonst kann es passieren, dass er nur Blätter und keine Blüte ausbildet. Doch selbst, wenn Sie sich an die Empfehlungen gehalten haben, gibt es keine 100%ige Garantie, dass die Pflanze im Winter wieder blüht. Haben Sie Geduld, es kann sein, dass die Pflanze von der letzten Blüte geschwächt ist und sie erst nach zwei Jahren wieder Blüten bildet.
Die Anzahl der gebildeten Blätter bestimmt in der Regel die Zahl der für die nächste Blütezeit vorgebildeten Stiele: Nach dem vierten Blatt wird der erste, nach dem sechsten bis achten der zweite, und nach dem achten bis zehnten Blatt der dritte Blütenstiel angelegt.
Nachkommen ziehen
Rittersterne können Sie am einfachsten durch Tochterzwiebeln vermehren. Diese werden dann ausgebildet, wenn die Wachstumsbedingungen in den Sommermonaten optimal sind. Nach der Ruhephase können Sie die Tochterzwiebel vorsichtig lösen und in einen eigenen Topf setzen. Bis die erste Blüte erscheint, dauert es jedoch meist zwei bis drei Jahre. Deutlich aufwendiger, aber ebenfalls möglich, ist die Vermehrung über Samen. Bis die Pflanzen dann zum ersten Mal blühen, kann es allerdings bis zu fünf Jahre dauern.
Zwei Verwandte
Amaryllis und Hippeastrum sind zwei eng verwandte Gattungen und werden oft verwechselt. Der größte Unterschied liegt im Blütenstiel: Bei Amaryllis ist dieser massiv, bei Hippeastrum dagegen innen hohl. Die meisten im Handel angebotenen „Amaryllis“-Sorten gehören zur Gattung Hippeastrum.
Ein Ritterstern ist zwar eine etwas anspruchsvolle, aber durchaus dankbare Pflanze. Wenn Sie sich gut kümmern, werden Sie mit einer langen Lebensdauer belohnt. Rittersterne können bis zu 50 Jahre alt werden und jedes Jahr wieder blühen.
Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde