• Pflanzenporträts

Sauerkirschen im Garten

Kleine Bäume ganz groß

Sauerkirschen im GartenFoto: picture alliance/Caro

Obwohl Süßkirschen (Prunus avium) als Frischobst weitaus beliebter sind, ist die Sauerkirsche (Prunus cerasus) für den Garten viel besser geeignet. Sie ist im Vergleich zu den übrigen Baumobstarten recht genügsam und mit etwa 2–4 m Wuchshöhe in jedem Fall leichter im Garten unterzubringen und zu pflegen als die Süßkirsche. Der Baum hat geringere Bodenansprüche als die Süßkirsche und ist weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

Während Süßkirschen am liebsten frisch genascht werden, sind Sauerkirschen vorwiegend Verwertungsfrüchte: Saft, Gelee, Marmelade oder als ganze Frucht im Glas eingemacht für Kuchen und Desserts. Die aromatischen Früchte passen aber auch gut ins Frühstücksmüsli und in den wiederentdeckten Rumtopf.

Sauerkirschen werden in Weichseln mit färbendem Saft (etwa ‘Schattenmorelle’) und Amarellen mit farblosem Saft (z.B. ‘Ludwigs Frühe’) eingeteilt. Neben diesen „Echten Sauerkirschen“ gibt es „Bastardkirschen“, die sich in Süßweichseln mit färbendem Saft wie ‘Köröser Weichsel’ und Glaskirschen mit nicht färbendem Saft wie ‘Diemitzer’ unterteilen.

Sauerkirschen: kleine Bäume ganz großFoto: picture alliance/blickwinkel/McPHOTO/H.-R. Mueller

Obstbaum ohne Allüren

Die beste Pflanzzeit für Obstbäume ist der Herbst, von Oktober bis Dezember – das gilt auch für Sauerkirschen. Der Boden ist dann feucht, und die Bäume können vor dem Laub­austrieb im Frühjahr schon viele Wurzeln bilden. Falls Sie im Frühjahr pflanzen, erledigen Sie das möglichst früh, bereits im Februar/März.

Beim Standort ist die Sauerkirsche weniger anspruchsvoll als die Süßkirsche. Sie braucht nicht unbedingt einen vollsonnigen Platz, sondern gedeiht auch im lichten Halbschatten. Ihr Holz ist sehr frosthart, und auch die Blüten reagieren weniger frostempfindlich als die der Süßkirsche. Auch mit windigen Lagen kommen Sauerkirschen gut zurecht. Mangelnde Bodendurchlüftung und zeitweilige Vernässung verträgt die Sauerkirsche aber genauso wenig wie die Süßkirsche.

Sauerkirschen werden i.d.R. als Halbstämme (Stammhöhe 100–120 cm) im Container angeboten. Bei den Unterlagen gibt es im Gartencenter nur wenig Auswahl. Meist werden Sauerkirschen auf Süßkirschen-Unterlagen (Prunus avium Alkavo oder F12/1) verkauft. Für trockene, magere Böden gibt es Veredelungen auf der Steinweichsel (Prunus mahaleb).

Lockern Sie vor dem Pflanzen den Boden gründlich auf und mischen Sie etwa 3 l reifen Kompost ein. Bei Jungpflanzen im Container sollten Sie die Wurzeln gründlich auffasern, der Wurzelballen darf nicht in der durch den Container vorgegebenen kompakten Form in das Pflanzloch. Die Wurzeln würden sonst wochenlang im Kreis wachsen, dadurch zu wenig weit in den umgebenden Boden vordringen und zu wenig Wasser und Nährstoffe für die Pflanze erschließen.

Anfangs können Sie den jungen Baum mit einem Stützpfahl versehen, nach zwei bis drei Jahren ist der Baum standfest und braucht keinen Pfahl mehr. Wenn die Krone Schnittkorrekturen erfordert, machen Sie das frühestens ab Mai, wenn es schon so warm ist, sodass sich die Schnittwunden rasch schließen, oder im Sommer.

Die kleinen Bäume benötigen nicht viel Dünger. Es reicht, wenn Sie einmal jährlich im Februar/März etwa 3 l reifen Kompost auf der Baumscheibe verteilen.

 

GummiflussFoto: Buchter-Weisbrodt

Gummifluss

An Steinobst, vor allem an Kirsche, Pfirsich und Aprikose, tritt manchmal am Stamm oder an den Ästen eine gel­artige Masse aus, die farblos, gelblich oder braun sein kann. Dieses Phänomen heißt Gummifluss, das Baumharz wird auch „Kirschgummi“ oder „Katzengold“ genannt.
Die Ursachen sind vielfältig: Verletzungen der Rinde durch Schnitt oder Frost können ebenso wie Schädlinge und Krankheitserreger oder starke Witterungsschwankungen eine Rolle spielen. Da schwere und nasse Böden Gummifluss begünstigen, wählen Sie für Ihren Kirschbaum einen Standort mit durchlässigem Boden.

 

 

Sommerschnitt ist besser!

Schneiden Sie Steinobst, also auch die Sauerkirsche, grundsätzlich während der Vegetationszeit, frühestens ab Mai, am besten während oder nach der Ernte. Die Wunden heilen zu dieser Jahreszeit rasch, bis zum Kälteeintritt sind sie verschlossen. Pilzbefall und Gummiflussgefahr (siehe Kasten) sind weitaus geringer, wenn Sie im Sommer schneiden.

Nach dem Pflanzschnitt und dem Aufbau der Krone in den ersten Standjahren sollten Sie den Baum jährlich im Sommer auslichten. Es ist angenehmer, Äste, die ohnehin entfernt werden müssen, zur Ernte herauszuschneiden oder abzusägen und dann vom Boden aus zu pflücken, als lange auf der Leiter zu stehen.

Allerdings unterscheiden sich die Sorten im Wuchshabitus, der Schnitt kann nicht bei allen Sorten nach demselben Schema erfolgen. ‘Morellenfeuer’ und ‘Schattenmorelle’ wachsen hängend. Sie fruchten an den einjährigen Langtrieben, im Folgejahr verkahlen diese Äste, wenn man sie nicht ausschneidet. Deshalb sollten Sie solche nahezu blattlosen „Peitschentriebe“ bis zur nächsten Blattknospe zurückschneiden, um den Neuaustrieb anzuregen.

‘Koröser Weichsel’ und ‘Heimanns Rubinweichsel’ wachsen steil aufrecht, sie verzweigen sich gut und verkahlen kaum. Starker Schnitt würde zu noch mehr steilen Trieben führen, entfernen Sie deshalb nur dünne, nach innen wachsende Äste.

Der Wuchscharakter etlicher anderer Sorten liegt zwischen diesen beiden Extremen. Hier genügt es, gründlich auszulichten und einzelne Triebe einzukürzen, damit sich neue Triebe bilden.

Auf Spitzendürre achten!

Bei Sauerkirschen besteht das Madenproblem durch die Kirschfruchtfliege kaum, hier ist die Pilzkrankheit Spitzendürre (Monilia laxa) das Hauptübel: Nach der Blüte zeigen sich trockene, braune Triebspitzen, bei hohem Infektionsdruck werden ganze Astpartien braun. Befallene Triebe sollten Sie möglichst schnell abschneiden und aus dem Garten entfernen.

SpitzendürreFoto: 7monarda/Adobe Stock Spitzendürre erkennen Sie an eingetrockneten Triebspitzen.

Die bekannte alte Sorte ‘Schattenmorelle’ reagiert leider hoch anfällig auf Monilia. Es gibt aber eine ausreichend große Auswahl an weitgehend widerstandsfähigen Züchtungen.

Geeignete Sorten

Obwohl ‘Schattenmorelle’ anfällig für Spitzendürre ist, wird sie häufig angebaut, da sie sehr ertragreich ist. Ähnlich empfindlich ist ‘Köröser Weichsel’. Zu den Sorten mit mittlerer Anfäl­ligkeit zählen ‘Heimanns Rubinweichsel’, ‘Ungarische Traubige’ und ‘Ludwigs Frühe’. Deutlich wi­derstandsfähiger und somit für den Anbau im Garten besonders empfehlenswert sind ‘Achat’, ‘Morellenfeuer’, ‘Morena’, ‘Gerema’, ‘Karneol’ und ‘Safir’.

‘Achat’ und ‘Jade’ sind vergleichsweise säurearm und verlocken deshalb auch zum frisch Genießen. Auch ‘Ungarische Traubige’ schmeckt recht süß, weil hier der hohe Zuckergehalt die Säure überlagert.

Der Haupterntemonat für Sauerkirschen ist der Juli. Je nach Sorte und Standort können Sie auch schon Ende Juni mit der Ernte beginnen, so reift etwa ‘Achat’ besonders früh. Wenn die Früchte intensiv rot gefärbt sind und das Frucht­fleisch auf Fingerdruck etwas nachgibt, können Sie testen, ob sie für Ihren Geschmack bereits ausreichend fruchtig und süß schmecken.

Bei beginnender Voll- bis Überreife zeigen sich teils kleine Verbräunungen auf der Haut, dann ist es schon fast zu spät – in jedem Fall müssen die Kirschen jetzt schnell vom Baum: mit Stiel, wenn sie noch nicht zu reif sind und ein paar Tage halten sollen, ohne Stiel, wenn sie sofort verarbeitet werden können.

Umfassend nützlich

Für Süß- wie Sauerkirschen gilt: Alles ist verwertbar. Unseren Vorfahren war diese ganzheitliche Nutzung auch von Blättern, Stielen, Steinen, Holz und Harz wichtig. Kirschbaumholz liegt unverändert im Trend, die übrigen Nutzungsmöglichkeiten gerieten weitgehend in Vergessenheit.
Junge Kirschblätter ergeben in Mischungen mit Walderdbeer-, Himbeer- und Brombeerblättern einen wertvollen Kräutertee. Die Blätter eignen sich auch zum Einlegen von Gurken. Frische Blätter und Blüten können Sie Salaten, Soßen und Suppen beigeben.

Sogar die Fruchtstiele sind wertvoll. Als Teeaufguss lösen sie bei anhaltendem Husten den Schleim, zudem wirken sie entwässernd. Die Steine eignen sich zum Befüllen von Wärmekissen, und das Baumharz nutzten unsere Vorfahren als Hustenmittel.

Kirschen enthalten ausgewogene Mengen an allem, was unserem Organismus guttut. Das macht diese Steinobstart zu einem idealen Naturheilmittel etwa bei Entzündungen, Rheuma, Gicht und Gewebeschwäche. In überdurchschnittlicher Menge enthält die Kirsche Kalium und Zink.

Der dunkelrote Saft der Sauerkirsche ist reich an bioaktiven roten Anthozyan-Farbstoffen. Diese sollen Haut und Gewebe vor zellschädigenden freien Radikalen schützen und gelten zudem als effektive Helfer gegen Krebs, Thrombosen, Infarkte, Arterienverkalkung und Schlaganfälle. Je intensiver rot die Kirsche gefärbt ist, desto mehr Anthozyane enthält sie.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

Sauerkirschen mit Schwips

Wer gerne Schwarzwälder Kirschtorten backt oder Desserts ansprechend dekoriert, sollte einige Gläschen mit eingelegten Sauerkirschen bereiten. Dazu werden die mit Stiel geernteten Früchte gewaschen und der Stiel mit einer Schere bis auf 1 cm Länge abgeschnitten. Dann die Sauerkirschen vorsichtig in die Gläschen schichten, pro zehn Früchte einen halben Teelöffel Zucker zugeben und randvoll mit Kirschwasser auffüllen. Durch den Stielansatz erfolgt die Konservierung besser als entstielt. Dank der Stielchen läuft kein Saft aus, der Farbflecke hinterlassen würde, und die Kirschen sehen sehr apart aus. In 40 bis 45 Vol.-% Kirschwasser eingelegtes Obst hält sich jahrelang, schmeckt aber am besten, wenn es bis zur nächsten Ernte verbraucht wird.

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