- Pflanzenporträts
Taglilien – Kultur und empfehlenswerte Sorten
Foto: ananaline/Fotolia
Farbenfroh, äußerst elegant und trotzdem anspruchslos – nirgendwo im Staudenreich ist die Fülle an Blütenfarben und -formen größer als bei den Taglilien. Gerade in den vergangenen zehn Jahren sind viele amerikanische und europäische Hybriden auf den Markt gekommen, sodass eine schier unüberschaubare Sortenvielfalt erhältlich ist. Aktuell sind 83.543 Sorten offiziell registriert.
Der botanische Name Hemerocallis bedeutet übersetzt übrigens so viel wie „Schöne des Tages“, denn die Blüten halten je nach Sorte und Witterung in der Regel nur einen Tag. Doch keine Sorge, aufgrund der überaus zahlreichen Knospen, an einer ausgewachsenen Pflanze pro Saison ca. 500, erstreckt sich die Blütezeit über mehrere Wochen.
Fotos: Offenthal Taglilien
Blume für intelligente Faule
Die Kultur der Taglilien ist relativ einfach. Schon Karl Foerster nannte Taglilien „die Blumen des intelligenten Faulen“. Das bezeichnet es ganz gut, denn Taglilien stellen keine besonderen Ansprüche an die Kultur. Sie bevorzugen einen sonnigen Standort, gedeihen aber auch im Halbschatten. Grundsätzlich gilt: Je dunkler die Blüte, desto weniger Mittagssonne sollte vorhanden sein, da die Blüten sonst regelrecht „verkochen“ können. Auch beim Boden zeigt sich die Taglilie nur wenig wählerisch. Kalkhaltig oder sauer, trocken oder feucht – es ist ihr fast egal. Für starke und gesunde Pflanzen ist jedoch ein mäßig nährstoffreicher, lockerer und gut durchlässiger Boden empfehlenswert. Gartenerde, die mit etwas Kompost angereichert und bei Bedarf durch eine Beigabe von Sand aufgelockert wird, ist optimal.
Foto: Offenthal Taglilien Taglilien können Sie von April bis Oktober pflanzen. Wichtig ist lediglich, dass der Boden zum Pflanztermin frostfrei ist und die Pflanzen nur so tief gesetzt werden, wie sie zuvor im Topf waren.
Auch was das Thema Wasser betrifft, ist die Taglilie recht bescheiden. So kommen die Pflanzen in der Regel mit den natürlichen Niederschlägen zurecht, zusätzliche Wassergaben nehmen sie aber gerne an und danken dies mit einem vermehrten Blütenflor. Wenn Sie Ihren Pflanzen etwas Gutes tun wollen, düngen Sie zur Zeit des Austriebs und dann noch einmal während der Knospenbildung mit einem handelsüblichen Gartendünger.
Blätter im Winter
Wundern Sie sich nicht, wenn einige Pflanzen im Herbst nicht einziehen, sondern teilweise oder ganz wintergrün bleiben. Letzteres ist besonders bei amerikanischen Sorten, die im milden Klima Floridas oder anderen südlichen Bundesstaaten gezüchtet wurden, der Fall.
Foto: Offenthal Taglilien Damit Sie schon beim Kauf erkennen können, wie sich die Pflanzen verhalten, werden sie in der Regel mit den Bezeichnungen „Sev“ und „Ev“ versehen. „Sev“ bedeutet „Semievergreen“, also halb-immergrün. Die Blätter sterben nur teilweise ab. Winter- bzw. immergrüne Sorten werden mit „Ev“ für „Evergreen“ abgekürzt. An diesen Taglilien stirbt so gut wie kein Laub ab.
Im Vergleich zu einziehenden Taglilien gelten Sorten der Kategorie „Sev“ und „Ev“ als empfindlicher in Bezug auf die Winterhärte. Schneiden Sie das Laub im Herbst einfach grundsätzlich ab, die Pflanzen überstehen normale Winter dann problemlos und treiben im Frühjahr wieder neu aus. In harten Wintern mit strengen Kahlfrösten sollten Sie die Pflanzen aber ggf. mit einem Winterschutz versehen.
Fotos: Offenthal Taglilien
Krankheiten und Schädlinge
Taglilien sind nur für wenige Krankheiten und Schädlinge anfällig. Manchmal kann es zu Fäulnis kommen, wenn die Pflanze bzw. ihre Wurzeln lange Zeit zu nass stehen. Ist das der Fall, sollten Sie die Taglilie ausgraben, bereits betroffene Pflanzenteile entfernen und die Pflanze vorübergehend in einen Topf pflanzen.
Foto: Offenthal Taglilien Im Frühjahr fressen manchmal Schnecken die jungen Austriebe an, was die Pflanzen durch ihr starkes Wachstum aber kompensieren. Unansehnlichere Schadbilder verursachen da schon Thripse. Sie lassen durch ihre vielen Saugstellen Laub- und Blütenblätter matt erscheinen, besonders auffällig ist dies auf den samtigen Oberflächen von dunklen Blüten.
Die größten Schäden verursacht allerdings die Taglilien-Gallmücke, denn sie legt ihre Eier in den Knospen ab. Die daraus schlüpfenden Larven fressen sich während ihrer Entwicklung durch das junge Pflanzengewebe. Dadurch verformen sich die Knospen und fallen ab. Entfernen Sie solche befallenen Knospen unbedingt so schnell wie möglich und entsorgen Sie sie im Müll. So lässt sich eine weitere Ausbreitung unterbinden.
Vermehrung auf drei Wegen
Grundsätzlich können Sie Taglilien auf drei Arten vermehren: Teilung, Bewurzeln von Sprösslingen und durch Aussaat.
Teilung: Wenn die Pflanzen zu groß sind, können Sie nach der Blüte einen oder mehrere der sogenannten Fächer abtrennen und neu einpflanzen. Dazu graben Sie am besten die ganze Pflanze aus und spülen die Wurzeln mit Wasser ab. Nun können Sie die einzelnen Fächer gut erkennen und mit einem scharfen Messer abtrennen.
Sprösslinge: Manche Taglilien bilden auch sogenannte Proliferationen, das sind Sprösslinge, die sich an den Blütenstängeln bilden. Nach der Blüte können Sie die Blütenstängel abschneiden und so weit ins Beet oder in einen Topf stecken, dass der Sprössling etwas in der Erde steckt. Die Erde leicht feucht halten, dann bewurzelt die Jungpflanze sicher.
Foto: Offenthal Taglilien Aussaat: Ob aus zufälliger oder bewusster Kreuzung, die spannendste Methode ist sicherlich die Vermehrung durch Samen. Denn die Sämlinge variieren so stark in ihren Blütenformen, dass man es kaum abwarten kann, bis ein Sämling das erste Mal blüht.
Die Aussaat erfolgt grundsätzlich im Februar/März auf der Fensterbank bei Zimmertemperatur in Aussaaterde. Getrocknete Samen müssen Sie vorher ca. drei bis sieben Tage in Wasser einweichen. Die Samen sollen wieder so rund und prall aussehen wie bei der Ernte. Nach der Aussaat erfolgt die Keimung meist innerhalb weniger Tage. Wenn die Blätter ca. 5–6 cm lang sind, sollten Sie einmal pikieren. Nach den Eisheiligen können die Pflanzen ins Freiland umziehen. Die ersten Blüten zeigen sich meist schon im darauffolgenden Jahr.
Sie sehen also, Taglilien sind recht pflegeleichte Gartenpflanzen. Für welche Sorten Sie sich entscheiden, bleibt Ihrem persönlichen Geschmack überlassen. Doch eines ist gewiss: Einmal in die bunte Welt der Taglilien eingetaucht, besteht erhöhtes Suchtpotenzial.
gvi
Empfehlenswerte Sorten
‘Autumn Concerto’, ‘Berleyer Glutauge’, ‘Blackberries and Cream’, ‘Dan Mahony’, ‘Final Touch’, ‘Frosted Vintage Ruffles’, ‘Greywoods DeNiro’, ‘Harold Steen’, ‘Majestic Dark Eyes’, ‘Mayah Liebling’, ‘New Paradigm’ (Foto rechts), ‘Noreita’, ‘Pinewood Hearts Desire’, ‘Primeval Force’, ‘Skinwalker’ und ‘Supergirl’