- Pflanzenporträts
Zauberhafte Päonien
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch
Pfingstrosen sind ungeheuer faszinierende, vielgestaltige und vor allem unkomplizierte Gartenpflanzen. Über 30 verschiedene Arten kommen in Europa, Asien und Amerika vor. Im Gegensatz zu den verholzenden Strauch-Pfingstrosen ziehen die Stauden-Pfingstrosen ihre krautigen, oberirdischen Triebe im Herbst komplett ein. Der Wurzelstock überwintert gut geschützt im Boden und bildet im März/April wieder neue Triebe.
Pflanzung und Pflege
Pfingstrosen gedeihen in jedem fruchtbaren Gartenboden in vollsonniger bis lichtschattiger Lage. Am besten pflanzen Sie sie im Spätsommer/Herbst als wurzelnackte Ware. Beachten Sie dabei die Pflanztiefe: Die bereits sichtbaren Triebknospen sollen nur knapp mit Erde bedeckt sein. Im Frühling/Frühsommer können Sie Pfingstrosen auch im Topf kaufen und pflanzen. Rechnen Sie pro Pflanze mit ca. 1 m² Platzbedarf. Nach dem Pflanzen heißt es: Bitte nicht stören! Dann wird die Pfingstrose über Jahre immer üppiger.
Beim Gießen gilt: lieber zu wenig als zu viel! Nach der Pflanzung wird gründlich angegossen, im ersten Standjahr gießen Sie v.a. zur Wachstums- und Blütezeit mäßig. Später übersteht eine eingewachsene Pfingstrose dank ihrer dicken Speicherwurzeln auch längere Trockenphasen.
Foto: Model Republic/Adobe Stock
Gönnen Sie Ihrer neuen Pfingstrose eine organische Startdüngung bei der Pflanzung (Hornspäne und/oder Knochenmehl, ca. 30 g/Pflanze). Eine Erhaltungsdüngung (Mehrnährstoffdünger, wenig Stickstoff!) zweimal jährlich, und zwar drei Wochen vor und nach der Blüte, erhält die Pflanzen vital und blühfreudig.
Pfingstrosen sind grundsätzlich wenig anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Besonders in regenreichen Jahren können aber Pilzkrankheiten (z.B. Botrytis) auftreten. Entfernen Sie befallene Blätter und Triebe möglichst sofort und entsorgen Sie sie im Restmüll.
Wildarten für den Garten
Sehr früh, oft bereits Ende April, blüht die Netzblatt-Pfingstrose (Paeonia tenuifolia). Sie ist in den Steppengebieten Ost-Europas zu Hause, wo es im Sommer sehr trocken und heiß sein kann. Ihre Blüten sind leuchtend rot, ihr Laub ist sehr fein geschlitzt. Jeder Trieb trägt nur eine Blüte. Das Laub zieht meist schon im Spätsommer komplett ein. Am besten passt diese Pfingstrose in steppenartige Pflanzungen, kombinieren Sie sie z.B. mit Wildtulpen, Iris und Gräsern.
Fotos: Melinda Nagy/Adobe Stock; Flora Press/Lilianna Sokolowska
Die Veitchs Pfingstrose (Paeonia veitchii) stammt aus Zentral-China, der Mongolei und Tibet. Mit ihren tief gespaltenen Blättern und den zartrosa Blüten ist sie eine äußerst elegante Erscheinung. Pro Blütenstiel trägt sie mehrere Blüten, die sich ab Mitte Mai öffnen. Am Naturstandort kommt sie in Wäldern vor, sie verträgt also einen recht schattigen Standort.
Wertvolle Kreuzungen
Zur Gruppe der Hybrid-Pfingstrosen zählen Pfingstrosen, die von zwei verschiedenen, miteinander gekreuzten Arten abstammen. Manchmal ist sogar ein Elternteil selbst schon eine Kreuzung. Ein wichtiger Kreuzungspartner ist die relativ spät blühende Chinesische Pfingstrose (Paeonia lactiflora). Für eine Blütezeit schon ab Ende April wurden früher blühende Arten eingekreuzt.
‘Coral Charme’ kann bis zu 110 cm hoch werden. Sie entfaltet ein besonderes Farbenspiel, denn sie blüht in einem kräftigen Rosa auf, das mit jedem Tag heller wird. Schließlich verblühen die Blüten hellgelb. Sie sind halbgefüllt, bei Regenwetter können sie kopflastig werden. Stützen Sie die Triebe daher rechtzeitig mit einem Staudenring oder Stäben.
Fotos: mauritius images/Garden World Images/Sarah Lee; Olga/Adobe Stock
Die altbewährte Sorte ‘Buckeye Belle’ wurde bereits 1956 registriert und mehrfach prämiert. Das samtig dunkle Rot der halbgefüllten Blüten, ihre gute Standfestigkeit und Gesundheit suchen ihresgleichen. Kombiniert mit gelb blühenden Stauden bringt ‘Buckeye Belle’ eine fröhliche Stimmung in den Staudengarten.
Korallenrosa bis lachsrosa blüht ‘Etched Salmon’. Die duftenden Blüten, die auf standfesten Stielen stehen, sind so perfekt gefüllt und haben einen so metallisch silbrigen Glanz, dass sie fast künstlich wirken. ‘Etched Salmon’ gilt als schwierig zu vermehren – wo sie verfügbar ist, sollten Sie zugreifen!
Wer es etwas schrill mag, ist mit der prämierten Sorte ‘America’ gut beraten. Die Farbe der Blüten ist ein leuchtendes dunkles Rosa bzw. helles Rot, die Blüten sind ungefüllt, vergleichsweise riesig und haben große, etwas flatterig wirkende Blütenblätter. ‘America’ gilt als besonders gesund und schnell wachsend. Die auf bis zu 90 cm hohen, aufrechten Stielen stehenden Blüten haben einen feinen Duft.
Fotos: Flora Press/Visions; Flora Press/Christine Ann Föll
Dicht gefüllte Blütenbälle
Bauern-Pfingstrosen sind die wahren Klassiker unter den Pfingstrosen! Es handelt sich um Kreuzungen mit Anteilen der Wildarten Paeonia officinalis und/oder P. peregrina. Die Blüten sind gefüllt und weiß (‘Alba Plena’), rosa (‘Rosea Plena’) oder rot (‘Rubra Plena’). Die Bauern-Pfingstrosen blühen ab Mai mit jeweils einer Blüte pro Stiel. Selten in den Sortimenten ist ‘Lize van Veen’, eine weitere rosa blühende Sorte dieser Gruppe mit größeren Blüten.
Einfach bis anemonenblütig
Die große Gruppe der Chinesischen Pfingstrosen (Paeonia lactiflora, auch Edel-Pfingstrosen genannt) wird in frühe, mittelfrühe und spät blühende Sorten eingeteilt. Ihre Blütezeit erstreckt sich von ca. Mitte Mai bis Anfang Juli. Ein Auswahlkriterium könnte der Duft sein: von kaum wahrnehmbar bis zu stark angenehm oder auch sehr unangenehm.
Unterschieden werden die Sorten zudem nach dem Grad der Blütenfüllung, der von ganz einfach bis kompakt gefüllt reicht – in manchen Fällen hervorgerufen durch die mehr oder weniger vollständige Umwandlung von Staubblättern zu blütenblattähnlichen Strukturen (japanische und anemonenblütige Sorten). Die Sorten der Chinesischen Pfingstrose haben stets mehrere Blüten pro Blütenstiel. Die Sortenvielfalt ist riesig. Achtung, Suchtpotenzial!
‘Waltraute’ trägt bis zu vier zart duftende Blüten pro Stiel. Die Grundfarbe ist ein kräftiges Rosa mit feiner weißer Sprenkelung. Zur Mitte hin nimmt der Weißanteil zu. ‘Waltraute’ blüht mittelfrüh und wurde erst 2019 als Sorte registriert.
Fotos: mauritius images/Eugenie Robitaille/Alamy Stock Photos; ais60/Adobe Stock
Seit über 100 Jahren hält sich ‘Minnie Shaylor’ im Sortiment, eine mittelfrühe, halb gefüllte, weiß blühende Sorte. Die Blüten öffnen sich mit einem Hauch von Rosa, werden aber schnell reinweiß. Prominent leuchten die gelben Staubgefäße und die roten Fruchtblätter aus dem Zentrum der Blüte. ‘Minnie Shaylor’ ist eine zuverlässige Sorte mit gesundem, dunkelgrünem Laub.
Eine der Sorten mit japanischer Blütenform ist ‘Neon’. Die Staubgefäße sind zu schmalen, blütenblattähnlichen Strukturen verbreitert. Ihre Grundfarbe ist wie die der eigentlichen Blütenblätter dunkelrosa, und sie haben einen gelben Rand. Die Blüten wirken dadurch zweifarbig und haben eine große Leuchtkraft. Die Sorte gilt als sehr blühfreudig und ist seit 1941 auf dem Markt.
Barbara Knickmann
Diplom-Ingenieurin Landespflege,
Sammlungsmanagement Botanischer
Garten der Universität Wien
Buchtipp zum Thema
Knickmann, Barbara; Knickmann, Jürgen: „Pfingstrosen – Die schönsten Stauden- und Strauchpäonien“, Cadmos-Verlag, 2011 (antiquarisch erhältlich)