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Mitesser im Garten – ein „Selbst-Versuch“
Foto: Rohdich
Die großflächigen Rotkohlblätter, die sich um den Kopf bilden, wurden besonders von den Raupen des Kohlweißlings geschädigt
Nur wenige Gärtner werden Zeit und Lust haben, ihr Obst und Gemüse, wenn auch nur vorübergehend während einer Saison, Mitessern zu überlassen. Unser Autor jedoch hatte Zeit und Lust dazu und präsentiert hier exemplarisch an fünf bekannten und beliebten Nutzpflanzen das Ergebnis seiner Toleranz.
Wenn Schnecken und Raupen ungehindert „arbeiten“ können, sozusagen im Schlaraffenland leben dürfen, was kommt dann dabei heraus? Können sie tatsächlich, wie befürchtet und oft beschrieben, Unheil anrichten? Sie können es – das ist die Bilanz eines kleinen Versuchs im eigenen Garten.
Foto: Rohdich
Wenn Wirsing von 50 Raupen gleichzeitig besiedelt und angefressen wird, kann er nicht zur Ernte heranreifen. Innerhalb einer Woche wurde er so zugerichtet.
Es geht ja immer auch um Verhältnismäßigkeit, wenn man die Entscheidung treffen muss, so genannten Schädlingen „an den Kragen zu gehen“. Möchte man das konsequent tun, müsste man schon, wie in unserem Beispiel, an der Wurzel des Übels anfangen: nämlich jeden Kohlweißling, der sich den Kohlsorten nähert, abfangen.
Gefräßige Raupen
So fing es also an: Eine Woche lang waren auffallend viele dieser hübschen Schmetterlinge zu sehen, eine Woche später wimmelte es auf Wirsing, Weißkohl, Rotkohl und Kohlrabi von winzigen Raupen, die sich noch eng beisammen hielten. Nach einer weiteren Woche waren sie länger als Streichhölzer, dreimal so dick, und die Folgen ihrer Tätigkeit waren Pflanzen, die sich nicht mehr so gut erholen konnten, dass sie hätten geerntet werden können.
Foto: Rohdich
Eine Woche nach dem Einpflanzen auf dem Komposthaufen war dieses Kürbisblatt nach einer einzigen Nacht so zugerichtet. Am Morgen waren die Täter verschwunden und wurden erst in der folgenden Nacht im Licht der Taschenlampe entlarvt: Spanische Rote Wegschnecken. Diese ähneln unseren einheimischen sehr, scheinen sich aber in Gärten wohler zu fühlen als in der freien Natur.
Unsere Freundlichkeit gegenüber diesen Fressern ging nicht so weit, sie sich verpuppen und zur neuen Generation von Schmetterlingen heranwachsen zu lassen: Wir haben Sie abgesammelt und in den Gartenteich geworfen, wo Fische, Gelbrandkäfer und Libellenlarven sich über sie hermachten. Eine bessere Entsorgung als durch hungrige Mägen von Nützlingen kann es nicht geben.
Gefräßige Schnecken
Raupen waren also die einen Übeltäter, und die anderen? Schnecken! Spanische Rote Wegschnecken, Bernsteinschnecken, Ackerschnecken! Sie sind Nachtarbeiter, und will man ihre Tätigkeit beobachten, muss man sie mit der Taschenlampe suchen. Wir machten folgenden Versuch: Zehn Rote Wegschnecken sperrten wir zusammen mit einem Salatkopf in ein Terrarium – der Salat war am anderen Morgen bis auf seine Blattrippen aufgefressen.
Weil dies kein „echter Schädlingsbericht“ ist, haben wir auf die bildliche Darstellung der genannten Übeltäter verzichtet. Sie sind ohnehin den meisten bekannt. Dass wir keinen zweiten Versuch unternommen haben, ist wohl nachvollziehbar. Jedenfalls hat dieser Versuch im Kleinen ergeben, dass sich der Gärtner jener Tiere erwehren muss, wenn sie in so großer Zahl auftreten, dass die Ernte gefährdet ist.
Foto: Rohdich
Dies ist keine junge Kohlrabipflanze, sondern eine mittelalte, die von Raupen und Schnecken gemeinsam so befressen wurde, dass sie nicht größer gedeihen konnte
Walther Rohdich