- Tiere im Garten
Kröte und Co. im Garten
Kleingärten als Lebensräume für Amphibien
Sie sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall spannende Gartenbewohner und Helfer in unseren Kleingärten: Amphibien. Diese sehr alte Tiergruppe hat es geschafft, auf allen Kontinenten außer der Antarktis heimisch zu werden. In den Jahrmillionen ihrer Entwicklungsgeschichte haben die Amphibien Riesenformen hervorgebracht, etwa den 40 cm groß werdenden„Beelzebufo“. Auf seinem Speiseplan standen vor rund 70 Millionen Jahren auch Babydinos.
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Der größte heute bekannte Molch, der Japanische Riesenmolch, kann eine Größe von 1,5 m erreichen. Als Amphibien bezeichnet man die drei großen Untergruppen Froschlurche (Frösche, Kröten, Unken), Schwanzlurche (Molche, Salamander) und Schleichenlurche (sehen wie große Regenwürmer aus und leben in den Tropen und Subtropen). Dass Kleingärten wertvolle Lebensräume für Amphibien sind, zeigen drei Beispiele.
Zwischen den Welten
Schwanzlurche wie der relativ häufige Teichmolch gehen im März auf Wanderschaft zu ihrem Laichgewässer, das zum Ablaichen eine Mindesttemperatur von 8 °C haben muss. Hier werben die Männchen um die Gunst der Weibchen. Ist das erfolgreich, kommt es zurÜbergabe einer Spermatophore (Samenpaket), einige Tage später legt das Weibchen 100 bis 300 einzelne, bräunliche Eier an Wasserpflanzen ab.
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Die anfangs schwimmunfähigen Larven sind nach dem Schlupf 6–10 mm groß. Nach kurzer Zeit gehen die Larven in eine aktive Schwimmphase mit Flossensäumen am Ruderschwanzüber. Sie ernähren sich„räuberisch“ von Kleinstlebewesen, entwickeln nach einiger Zeit dünne Vorderbeine und später die Hinterbeine. Nach zwei bis drei Monaten geben die Larven das Wasserleben auf und vollziehen die Metamorphose zum Landtier. Es dauert zwei bis drei Jahre, bis sie geschlechtsreif werden.
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Bedrohter Salamander
Eine sehr seltene Amphibie ist der Feuersalamander. Diese Tiere werden nicht nur durch den Verlust ihres Lebensraumes bedroht, sondern auch durch den Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans. Experten befürchten ein Massensterben.
Auch Kleingartenvereine können den Feuersalamandern helfen zuüberleben. So gibt es etwa in Rodewisch im Vogtland eine recht große Population des Feuersalamanders. Ein Grund ist die Bauweise derüber 100 Jahre alten Gartenlauben. Diese wurden alle mit einem Lagergewölbe für Obst und Gemüse ausgestattet, das nun den Tieren als ein optimales Winterquartier dient. Die Kleingärtner des Vereins sind stolz auf ihre Feuersalamander und unternehmen alles zu deren Schutz. Natürlich spielt der angrenzende feuchte Laubwald mit seinen Quellen auch eine große Rolle.
Gartenhelfer in Nöten
Foto: Brumm Erdkröten und Frösche unternehmen jedes Jahr eine gefahrvolle Wanderung, um ihre Laichgewässer zu erreichen. Glücklicherweise wurde in den letzten Jahrzenten ihre Bedeutung für dasÖkosystem erkannt und ihre Wanderwege etwas sicherer gemacht, indem man sie mit Krötenfangzäunen lenkt und somit vor dem Straßenverkehr schützt.
Die Erdkröten kehren nach dem Ablaichen wieder in ihre angestammten Reviere zurück. Sie führen ein eher unauffälliges Leben in unseren Gärten, da sie den Tag in ihren Verstecken verbringen und erst in der Dämmerung auf Beutezug gehen. Neben dem Straßenverkehr schwächt auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern ihre Population. Die feuchte Haut der Amphibien ist besonders durchlässig für diese Stoffe.
Leider mussten wir in den letzten Jahren mit Erschrecken den rasanten Rückgang der Erdkrötenpopulation feststellen. Eine Ursache dafür sind die milden Winter: Die zu hohen Temperaturen verhindern bei denüberwinternden Erdkröten ein Herunterfahren des Stoffwechsels. Somit verbrauchen sie weiter Energie, die ihnen dann für die Wanderung zum Laichgewässer im Frühjahr fehlt. Aber auch die empfindliche Haut kann in dieser Zeit schneller von Pilzen angegriffen werden. Normalerweise erholen sich geschwächte Populationen in günstigen Jahren sehr schnell wieder, aber die Zeiten für die Kröten sind schlecht.
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Lebensquell für Amphibien
Gartenteiche sind in ihrer Summe innerhalb einer Kleingartenanlage eine Arche für viele Tierarten. Ein interessantes Beispiel hierfür ist der Fadenmolch. Diese seltene Tierart tauchte beim Bau des Kinder- und Jugendprojektes„Zum Holzbrunnen“ erstmals 2006 in einer Kleingartenanlage in Falkenstein bei Plauen auf. Der Fadenmolch nutzt die vielen kleinen Teiche, um sich verlorenen Lebensraum zurückzuerobern.
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Bereits im Frühjahr ist ein Gartenteich das erste Ziel der Amphibien für die Fortpflanzung. Für den Laich von Fröschen und Molchen ist es von Vorteil, wenn keine Fische im Teich gehalten werden. Insgesamt wirkt sich der Verzicht auf Fische förderlich auf die Artenvielfalt im Teich aus. In vielen Büchern gibt es zwar Formeln, wie viele Fische je m² im Teich gehalten werden sollten, sie haben aber nur das Wohl der Fische im Blick, nicht das der restlichen Teichbewohner – und deren Vielfalt ist enorm.
Die Erdkröten sind effiziente Helfer gegen Schneckenplagen. Sogar die Spanische Wegschnecke steht, trotz ihres bitteren Schleims, auf ihrem Speiseplan. Eine ausgewachsene Erdkröte kann bis zu 18 Nacktschnecken in einer Nacht vertilgen. Wir Kleingärtner sollten alle Möglichkeiten nutzen, den Bestand der Krötenpopulation zu schützen.
Der Garten bietet diesen Kulturfolgern alles, was sie brauchen. Die Kröte sucht sich ein geeignetes Versteck für den Tag oder gräbt sich selbst eines, oft kann man sie auch eingegraben in Hochbeeten oder dem Kompost finden. Indem Sie z.B. einen Steinhaufen aufschichten, können Sie für weitere Versteckmöglichkeiten sorgen. Kaum ist die Sonne untergegangen, geht die Kröte auf Beutezug nach Schnecken, Asseln, Spinnen und Insekten.
Foto: Brumm
Regenwürmer werden von der Kröte vor dem Verzehr durch die Finger gezogen, um Schmutzpartikel abzustreifen. Der abendliche Raubzug ist für die Kröte nicht ungefährlich, zu ihren Feinden gehören Marder, Katzen, Greifvögel, Schlangen und neuerdings auch Waschbären. Lässt sich eine Kröte nicht erwischen, so kann sie ein Alter von zehn bis zwölf Jahren erreichen.
Ganz wehrlos ist unsere Kröte aber nicht, sie verfügtüber ein giftiges Hautsekret, das bei manchem Fressfeind erhöhten Blutdruck und Lähmungen des Rückenmarks auslösen kann. Bei unseren heimischen Kröten ist dieses Gift nur schwach ausgebildet und dient mehr der passiven Abwehr von Mikroorganismen. Anders ist dies bei einigen Verwandten wie der Aga-Kröte aus Mittelamerika: Sie ist für jeden Jäger die Henkersmahlzeit.
Tommy Brumm
Präsident des Landesverbandes
Sachsen der Kleingärtner