- Tiere im Garten
Libellen am Gartenteich
Akrobaten der Lüfte
Mit ihrer außergewöhnlichen Gestalt, ihrer Farbenpracht und den flinken Flugmanövern ziehen Libellen mit Beginn des Frühsommers die Blicke auf sich. Mit etwas Glück und einem geeigneten Angebot an Gewässerlebensräumen stellen sich auch in unseren Kleingärten prächtige Libellenarten ein.
Foto: maw89/Adobe Stock
In Mitteleuropa sind ca. 80 Arten bekannt, deren Leben an bestimmte Gewässerstrukturen und Wasserqualitäten gebunden ist. Grundsätzlich unterscheidet man neun Libellenfamilien, die den zwei Unterordnungen Groß- und Kleinlibellen zugeordnet werden. Massive Lebensraumveränderungen, wie Flussbegradigungen oder Verlust der Moore, haben leider zu einer starken Gefährdung dieser Insekten beigetragen. Klimaveränderungen sorgen zudem für die Zuwanderung und Verbreitung neuer Arten.
Ein Leben in zwei Welten
Libellen durchleben eine teilweiseüber mehrere Jahre andauernde, wechselvolle Entwicklung. Während die Larven im Gewässer auf die Pirsch gehen und dabei mehrfach (bis zu 15-mal) ihr Larvenstadium wechseln, erobern die flugfähigen Libellen den Luftraum.
Gelegentlich können Sie an warmen Tagen im Frühjahr oder im Sommer die letzte Wandlung einer Libellenlarve an einem aus dem Wasser ragenden Halm beobachten. Die frisch geschlüpfte flugfähige Libelle entfaltet nach und nach ihren Körper und ihre filigranen, in der Sonne glänzenden Flügel, bevor sie sich in die Lüfte schwingt. Die Larvenhülle bleibt zurück.
Foto: André Simon/Biosphoto Das geflügelte Insekt hat eine sehr begrenzte Lebenszeit von wenigen Wochen und geht zügig auf Futter- und Partnersuche. Nach der Paarung erfolgt die Eiablage an den Stängeln unterschiedlicher Wasserpflanzen, entwederüber oder unter der Wasseroberfläche. Manche Arten werfen ihre Eier aber auch einfach im Flug ab.
Je nach Art bevorzugen die Tiere für die Eiablage unterschiedlich temperierte Areale in der Teichmitte oder am seichten Ufer. Aus den Eiern schlüpfen dann die Larven der nächsten Generation. Diese verbringen je nach Art einige Monate oder bis zu fünf Jahre im Gewässer.
Paarung der besonderen Art
In der Paarungszeit sind einige Arten bei spektakulären Paarungsrädern und Tandemflügenüber dem Gartenteich zu beobachten. Dabei umklammert das Männchen das Weibchen am Kopf, während das Weibchen seinen Hinterleib zum Begattungsorgan des Männchens führt. Um die Begattung durch andere Männchen zu verhindern, begleiten die Männchen einiger Arten ihre Auserwählte im Tandemflug zur Eiablage. Bei anderen Arten werden mögliche Konkurrenten durch Patrouillenflüge aus dem Revier vertrieben.
Fische oder Libellen im Teich?
Die unter Wasser lebenden Larven und auch die flugfähigen Insekten sind räuberisch unterwegs. Blitzschnell erbeuten die Larven mit ihrer ausklappbaren Fangmaske jede Menge Mücken- und Fliegenlarven, Wasserkäfer, Wasserflöhe, Würmer, Kleinkrebse, Kaulquappen und sogar kleine Fische. Sie selbst gehören zur Leibspeise größerer Fische, was den Gartenteichbesitzer vor die Wahl stellt: Fische oder Libellen im Teich?
Flugakrobaten im Turbogang
Das Leben der geflügelten erwachsenen Tiere spielt sich komplett in der Luft ab. Dabei erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Dank ihres außergewöhnlichen Flugapparates bewegen sie ihre beiden Flügelpaare mit etwa 30 Schlägen pro Sekunde unabhängig voneinander, was ihnen abrupte Richtungswechsel ermöglicht und– je nach Art– sogar Rückwärtsflüge zulässt.
Wellness für Libellen
Zu viel Sauberkeit und Ordnung stören die Entwicklung der Larven. Sie sollten darum bei der Teichpflege einige Grundregeln beachten:
- Foto: ibraman3012/Adobe StockSorgen Sie für Unterwasserpflanzen, die Larven brauchen sie zum Klettern und Verstecken.
- Setzen Sie Uferpflanzen, da dieüber die Wasseroberfläche hinausragenden Stängel als Ausstiegshilfe dienen und die Entwicklung zum flugfähigen Insekt erleichtern. Flugfähige Libellen nutzen sie zudem als Ansitz und zur Eiablage.
- Halten Sie Wasserflächen frei, sie sind als Jagdrevier unerlässlich.
- Die Wassertiefe sollte mind. 80 cm betragen, um ein komplettes Durchfrieren des Teichs auszuschließen.
- Verzichten Sie auf regelmäßiges Säubern, Ausheben oder Absaugen des Teichbodens.
- Vermeiden Sie zudem die regelmäßige Entnahme von Wasserpflanzen, um die Entwicklung der Libellen und Beutetiere nicht zu stören.
- Verzichten Sie auf Filter und Pumpen.
- Setzen Sie möglichst keine Fische ein, sie fressen die Larven und verschlechtern mit ihren Ausscheidungen und dem Wühlen am Gewässergrund die Wasserqualität.
- Vermeiden Sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern in Gewässernähe. Insektizide können Libellen und ihrer Beutetiere direkt abtöten, und Dünger fördert das Algenwachstum und beeinflusst den Sauerstoffgehalt des Wassers negativ.
Eine Heimat für Libellen
Foto: picture alliance/blickwinkel/W. Layer
Libellen sind an unterschiedlichen Still- und Fließgewässern zu finden, wobei ihre Ansprüche an Wasserqualität, Sauerstoffgehalt, Temperaturen etc. artspezifisch sind. Stillgewässer bzw. naturnahe Teiche mit von Wasserpflanzen gesäumten Ufern und lehmig-sandigen oder kiesigen Böden, werden jedoch von relativ vielen Arten angenommen. Durch naturnahe Gartenteiche oder andie Gartenanlage angrenzende Fließgewässer können wir den Tieren so auch in unseren Kleingärten eine Heimat bieten.
Häufige Arten im Kleingarten
Draufgängerische Schönheit
Foto: Mike Lane/Biosphoto
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), ca. 7–8 cm Körperlänge, 10–11 cm Flügelspannweite
Vorkommen: häufige Art in Europa, besiedelt alle Gewässertypen, gerne kleinere Gewässer mitüppiger Ufervegetation.
Lebensweise: Flugzeit Frühjahr bis Spätsommer. Typischer Einzelgänger mit starkem Revierverhalten in der Paarungszeit, Männchen verteidigt Revier vehement gegen Artgenossen. Guter Flieger, auch fernab von Gewässern zu finden.
Entwicklung: Weibchen legt pro Laichgang bis zu 200 Eier in morsches Holz oder treibende Pflanzenreste. Eierüberwintern, Larven schlüpfen im Folgejahr, Larvenentwicklung meistens zwei Jahre.
Besonderheiten: relativ kälteunempfindlich, fliegt bis in die späten Abendstunden, wenig scheu, außergewöhnlich schön und vielfältig gezeichnet.
Eine unter Vielen
Foto: Emile Barbelette/Biosphoto Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), ca. 3–4 cm lang, knapp 5 cm Flügelspannweite
Vorkommen: in Europa an kleinen und großen Wasserflächen weit verbreitet. Vermutlich die häufigste Libellenart und eine von zwölf Azurjungfernarten.
Lebensweise: Flugzeit Mai bis August
Entwicklung: typische Paarungsräder und Paarungsketten. Männchen stehen bei der Eiablage i.d.R. senkrecht auf der Vorderbrust der Weibchen. Eiablage bei Sonnenschein an Tausendblatt, Laichkraut und anderen Wasserpflanzen, bei günstiger Witterung ca. drei Monate Entwicklungszeit zwischen Ei und Libelle.
Besonderheiten: namensgebende Hufeisenzeichnung auf dem 2. Hinterleibsring des Männchens, auffälliges Paarungsverhalten, kurze Entwicklungszeit.
Königin der Lüfte
Foto: André Simon/Biosphoto Große Königslibelle (Anax imperator), ca. 7–8 cm lang, 10–11 cm Flügelspannweite
Vorkommen: bevorzugt im europäischen Flachland an bewachsenen Stillgewässern, flächenmäßig weit verbreitet.
Lebensweise: Flugzeit Mitte Juni bis Mitte August, lebt als Einzelgänger, ausgezeichneter Flieger, der große Strecken zurücklegt.
Entwicklung: Weibchen legt Eier in abgestorbene, an der Wasseroberfläche treibende Pflanzenteile. Eier entwickeln sich in drei Wochen, Entwicklungszeit der Larve ein bis zwei Jahre.
Besonderheiten: auffallende Erscheinung, profitiert besonders von Gartenteichen, sehr große Larven (bis ca. 5,5 cm) mit großen Augen.
Wirksames Antimückenmittel
Foto: Bruno Guénard/Biosphoto
Foto: Frank Deschandol & Philippe Sabine/Biosphoto
Plattbauchlibelle (Libellula depressa), ca. 4 cm lang, 8 cm Flügelspannweite
Vorkommen: eine der häufigsten Großlibellen in Europa, bevorzugt klare Gewässer ohneüppige Vegetation, aber mit Bodenschlamm undüber das Gewässer ragenden Pflanzenteilen, die als Ansitz dienen.
Lebensweise: Flugzeit Mai bis Anfang August, schweift als eine der ersten Libellenarten des Jahres weit umher.
Entwicklung: Weibchen wirft Eier im Flugüber bewachsene Gewässerufer ab, Larven schlüpfen nach ca. einem Monat, Larvenentwicklung zwei Jahre.
Besonderheiten: relativ breiter, abgeplatteter Hinterleib mit auffälliger Färbung (blaugraue Männchen, gelblich braune Weibchen). Larven erbeuten bis zu 130 Stechmückenlarven pro Tag, verkriechen sich gerne im Bodenschlamm und können dort Trockenzeiten von ca. sechs Wochenüberdauern.
Ulrike Brockmann-Krabbe
Fachberaterin des Landesverbandes
Westfalen und Lippe der Kleingärtner