- Tiere im Garten
Nistkästen selbst bauen
Jedem Vogel sein Häuschen
Foto: mauritius images/William Leaman/Alamy
Haben Sie sich schon mal genau angesehen, wo Vögel überall nisten und wie unterschiedlich ihre Nester aussehen? Dann ist Ihnen sicher schnell klar geworden, warum besonders ein abwechslungsreicher und naturnah gestalteter Garten so viel Anziehungskraft auf Vögel ausübt. Hier haben die Tiere genügend Plätze zum Brüten und Aufziehen ihrer Jungen. Sollten die natürlichen Gegebenheiten aber mal nicht ausreichen, können Sie den Vögeln mit selbst gebastelten Nisthilfen das Leben ein wenig erleichtern. Dafür müssen Sie jedoch die unterschiedlichen Nistgewohnheiten der einzelnen Arten berücksichtigen.
Werkzeug, Material und Bearbeitung
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Mit ein wenig Holz und einfachen Werkzeugen wie Säge, Hammer, Maßband ist es nicht schwer, einen Nistkasten selbst zu bauen. Die Größe und Form der Nistkästen richtet sich dabei nach den Ansprüchen der zukünftigen Bewohner.
Die verwendeten Bretter sollten mindestens 2 cm dick sein, so schützen sie vor Temperaturschwankungen und Schwitzwasser. Leicht verarbeiten lassen sich Bretter aus Fichten-, Kiefern- oder Tannenholz. Schwerer zu verarbeiten, dafür aber haltbarer, sind Bretter aus Lärchen-, Eichen- und Robinienholz.
Die Innenseiten der Nistkästen, vor allem die Vorderwand, sollte rau, also nicht gehobelt sein. So können die Jungvögel später leichter zum Flugloch klettern. In die Bodenplatte bohren Sie vier 8 mm große Löcher zur Belüftung und als Abfluss für die Feuchtigkeit – falls doch einmal Regenwasser eingedrungen ist.
Beim Zusammenbau ist auf Genauigkeit zu achten, es sollten keine Ritzen oder Spalten entstehen. Wind und Regen könnten die Brut sonst gefährden. Mit wasserfestem Leim werden die Holzteile fugendicht. Damit alles stabil ist, schrauben bzw. nageln Sie die Bretter noch aneinander. Die dafür verwendeten Nägel oder Schrauben sollten verzinkt sein, sie rosten dann nicht. Stauchen Sie die Nägel vorher, also schlagen mit dem Hammer leicht auf die Nagelspitze. So reißt das Holz beim Einschlagen nicht.
Zum Schutz der Nistkästen verwenden viele Bastler gerne Teerpappe. Sie schadet den Vögeln zwar nicht, gilt wegen ihrer Rohstoffe aber als problematisch. Außerdem verbessert sie die Haltbarkeit der Kästen auch nur, wenn sie sorgfältig verarbeitet wird. Meist ist es besser, den Kasten mit einer haltbaren, umweltfreundlichen Farbe zu streichen. Übrigens: Eine Sitzstange unter dem Flugloch anzubringen, ist überflüssig, sie erleichtert nur Nesträubern das Herausholen der Jungvögel. Hilfreich ist es aber, ein paar Rillen unterhalb des Fluglochs in das Holz zu kratzen.
Nistkastenarten und Fluglochgrößen
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Foto: GreenTools Denmark
Für einen Meisenkasten ist ein kleines Flugloch mit 26–28 mm Durchmesser ideal. So bevorzugen die schwächeren und kleinen Arten wie Blau-, Tannen-, Hauben- und Sumpfmeise den Kasten. Sie gehen auch in solche mit größeren Fluglöchern, werden von dort aber meist von den stärkeren Arten vertrieben.
Bei einer Fluglochgröße von 32 mm Durchmesser nisten auch Arten wie Kohlmeise, Kleiber, Haus- und Feldsperlinge sowie Trauer- und Halsbandschnäpper. Die Bodengröße beträgt in beiden Fällen 140 x 140 mm, und die Lochunterkante sollte mindestens 170 mm über dem Boden sein.
Bei einem Starenkasten bohren Sie das Flugloch 45 mm groß. Stare benötigen auch einen etwas größeren Wohnraum als Meisen. Daher sollten der Boden ein Maß von 160 x 160 mm und die Seitenwände 200 x 300 x 340 mm haben. Der Kasten wird auch von Kleiber, Wendehals und Sperlingskauz genutzt.
Beim Nischenkasten, auch Nischenbruthöhle genannt, liegt die Brutmulde am hinteren Ende der Höhle und ist durch ein kleines schräges Brett abgegrenzt. Das hat den Vorteil, dass es Nesträubern erschwert wird, die Jungvögel durch das Flugloch aus dem Nest zu ziehen. Diese Kastenform wird von Haus- und Gartenrotschwanz sowie Bachstelze und Grauschnäpper genutzt. Der Kasten besitzt für einen guten Lichteinfall zwei ovale Einfluglöcher mit einem Maß von 50 x 32 mm, weitere Maße: 180 x 220 x 260 mm (B x H x T).
Foto: Elke Barg
Foto: NABU Natur Shop
Auch mit einem Halbhöhlenkasten unterstützen Sie Garten- und Hausrotschwanz sowie Grauschnäpper oder Bachstelze bei der Wohnungssuche. Der Bau ist einfacher, hier sind die Jungvögel aber nicht vor Nesträubern geschützt. Das Bodenmaß beträgt 120 x 160 mm, die Rückwand hat eine Höhe von 170 mm und die Vorderseite bis zur Öffnung 90 mm.
Wann und wie Sie Nistkästen anbringen
Neue Nistkästen sollten Sie im Herbst aufhängen. Die Vögel können sie dann im Winter als Schlafplatz nutzen. Natürlich können Sie aber auch im Frühjahr Kästen aufhängen. Grundsätzlich müssen die Kästen vor praller Sonne und Regen geschützt sein, und die Fluglöcher sollten nach Südosten oder Osten zeigen, also immer der Schlechtwetterseite (Nordwesten) abgewandt. In jedem Fall sollte sich der Nistkasten etwas nach vorne neigen, damit kein Regen eindringen kann.
In geschützten Gärten ist das Aufhängen der Nistkästen in Augenhöhe in Ordnung. Bei möglichen Störungen, z.B. durch Kinder oder Katzen, ist eine Höhe von 2,80–3,50 m zu empfehlen.
Die richtige Nistkastenreinigung
Die Mehrzahl unserer Kleinvögel baut für jede Brut ein neues Nest. Eine jährliche Reinigung und Entleerung der Nistkästen ist daher unbedingt erforderlich. Alte Vogelnester mit allem, was sich auf und in ihnen befindet, z.B. Parasiten wie Vogelflöhe, Lausfliegen, Milben sowie Vogelkot, nicht ausgebrütete Eier und Kadaver von Jungvögeln, beseitigen Sie am besten gleich nach dem Ausfliegen der Jungen (etwa Ende Mai/Anfang Juni). Dabei immer Handschuhe tragen, da Vogelflöhe, die auf Blutnahrung warten, gerne zumindest einen Probeschluck beim Menschen versuchen.
Foto: Flora Press/Redeleit & Junker/U. Niehoff Ansonsten können Sie ab Mitte September bis Mitte Oktober unbedenklich diese Arbeit vornehmen, da dann die zweite und dritte Brut ausgeflogen ist.
Säubern Sie auch die Ecken der Nisthöhle mit einem geeigneten Gegenstand gründlich. Festklebende Verschmutzungen können Sie mit heißem Wasser und einer Bürste beseitigen. Insektensprays sollten Sie grundsätzlich vermeiden. Die darin enthaltenen Insektizide töten nicht nur die Parasiten ab, sondern schädigen auch die Vögel. Notwendige Reparaturen sollten Sie am besten gleich miterledigen.
Schieben Sie diese Arbeiten aber nicht bis zum Frühjahr auf, denn saubere und ungezieferfreie Nisthöhlen werden von Meisen und Sperlingen im Herbst und Winter gerne als windgeschützte Schlafstätten genutzt. Da die Tiere in dieser Zeit sogenannte „Schlafnester“ bauen, können Sie auf einen kleinen Frühjahrsputz trotzdem kaum verzichten. Dieser sollte möglichst frühzeitig, je nach Temperaturen, erledigt sein, denn bei milder Witterung beginnen einige Singvögel bereits im März mit dem Erstgelege.
Foto: Elke BargBauanleitung für einen Meisenkasten
Benötigte Zuschnitte:
- 1x Rückwand 140 x 270 mm (A)
- 1x Boden 140 x 140 mm (B)
- 2x Seitenwand 180 x 270 x 240 mm (C)
- 1x Vorderwand 140 x 240 mm (D)
- 1x Querleiste 25 x 10 x 180 mm (E)
- 1x Dach 200 x 220 mm (F)
Zeichnungen: Elke Barg
Zeichnungen: Elke Barg
Zeichnung: Elke Barg
Günter Barg
Fachberater für Vogelschutz im Landesbund
der Gartenfreunde in Hamburg